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Konvergenzen – Zuckerbrot oder Peitsche?

Konvergenzen – Zuckerbrot oder Peitsche?

Konvergenzen sollen anspruchsvolle und zahlungskräftige Kunden sichern

Konvergenzen eröffnen einen schier unbegrenzten Markt im Bereich Mobilität. Einerseits eröffnen digitalisierte Fahrzeuge einen nahezu unbegrenzten Markt an Dienstleistungen im Bereich Mobilität. Das reicht bei Kraftfahrzeugen vom sich ständig selbst erweiternden Sicherheitssystem, wie Tesla dies mittels Datennetzen vornimmt, über eingebaute Spielekonsolen bis hin zur künstlichen Intelligenz und dem autonomen Fahren. Auf der anderen Seite sehen sich die Autohersteller auch gezwungen, die auf vielfältigste Weise stark umworbenen und durchaus anspruchsvollen Kunden mit immer leistungsfähigeren Produkten und attraktiven Serviceangeboten von ihrer jeweiligen Marke zu überzeugen. Wer sich da durch Kooperation oder Anteile bei Weltfirmen mit wohlklingenden Namen wie Apple, Microsoft oder Google schmücken kann, hofft, sich die markenbewusste und zahlungskräftige Generation von Morgen zu sichern. 

Konvergenzen mit IT-Riesen sind oft milliardenschweres Geschäft

Die Betonung liegt auf dem Wort „zahlungskräftig“. Denn alle wollen verdienen: IT-Anbieter lassen sich die Zusammenarbeit mit den Automobilherstellern oft in Milliarden-Höhe bezahlen. VW wird nach Angaben von inside-it bis 2025 rund 27 Milliarden Euro in die Digitalisierung allgemein investieren.

Microsoft und Google stellen Know How gegen Bares zur Verfügung

Nach Angaben von VW-Software-Chef Dirk Hilgenberg soll Microsoft dabei helfen, die Bereitstellung von Anwendungen beim Cloud Computing und dem Software Engineering zu beschleunigen. Dabei sollen Cloud-Dienste von Microsoft eingesetzt werden. Interessiert ist VW auch an Microsofts Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Die Gegenleistung des Wolfsburger Autobauers bleibt monetär, wie Scott Guthrie, Vizepräsident von Microsoft Cloud, betont; sein Unternehmen erhält keinen Zugriff auf die VW-Daten. 

Auch Ford ist im ersten Quartal 2021 eine 6-Jahres Kooperation im Bereich vernetztes Fahren mit dem Internetriesen Google eingegangen. Google soll für Ford zum zentralen Anbieter von Cloud-Diensten werden. Außerdem sollen ab 2023 die Infotainment-Systeme mit Android als Betriebssystem laufen. Die eigene Software Sync. von Ford, mit der die Infotainment-Systeme von Ford bis jetzt liefen, wird aufgelöst. Ford-Manager David McClelland verwies bei Verkündigung der Kooperation auf die Kompetenz von Google im Bereich maschinelles Lernen und künstlicher Intelligenz und betonte ebenfalls, dass Google keine Daten von Ford-Kunden zur weiteren Verwendung erhalten werde. 

[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]

  • Konvergenzen eröffnen einen nahezu unbegrenzten Markt im Bereich der Mobilität.
  • Fusionen mit IT-Giganten kosten die Autobauer viel Geld.
  • Autohersteller erhoffen sich durch Fusionen mit IT-Giganten, dass ein Teil der Aufmerksamkeit der IT-Giganten auf sie überspringt.
  • Einige Autohersteller entwickeln ihre eigenen Betriebssysteme nicht weiter und setzen statt dessen auf  Kooperationen. Andere gehen den umgekehrten Weg und setzen auf die Weiterentwicklung eigener Betriebssysteme, um in Zukunft unabhängig am Markt bestehen zu können.
  • Die Konvergenz findet branchenübergreifend statt. Es gibt nur wenige Grenzen, die nicht branchenübergreifend  werden.
  • Die Industrie profitiert von den innovativen Impulsen der Hightech-Startups.
  • magility vernetzt Unternehmen mit Technologieexperten aus aller Welt.

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Zusammenarbeit ist gut – Eigenständigkeit ist besser?

Auch wenn die deutschen Autokonzerne gerade erst auf das Zugpferd Konvergenz aufgesprungen sind und die Zusammenarbeit mit Softwareentwicklern suchen – es scheint nicht so recht in ihrer Natur zu liegen, langfristig auf Unabhängigkeit zu verzichten. Ford gibt die eigene Software Software Sync. auf und steigt auf Android um. Daimler und VW aber arbeiten derzeit mit Hochdruck an eigenen Betriebssystemen, mit denen sie auch ohne Zutun von Amazon oder Google künftig am Markt bestehen können.

Experten aus drei Konzernmarken entwickeln neues Betriebssystem

Das Kind hat bei VW auch schon einen Namen: VW.OS wird von rund 5000 Experten aus den Häusern VW, Porsche und Audi entwickelt. Hierfür wurde das Unternehmen Car.Software.Org neu gegründet, dessen Mitarbeiterzahl sich in den nächsten vier Jahren noch einmal verdoppeln soll.

Vom Smartphone zum Elektrofahrzeug

In China ist unterdessen einer der weltweit größten Smartphone-Hersteller am Start. Xiaomi steigt in das Geschäft mit intelligenten Elektrofahrzeugen ein. Gründer und CEO Lei Jun will in den nächsten zehn Jahren rund 10 Milliarden Dollar in eine Tochtergesellschaft investieren und sich damit gegen Wettbewerber auf einem Markt behaupten, der sich nach Aussage von Dan Ives, Analyst bei der Investmentfirma Wedbush, in den nächsten zehn Jahren auf 5 Billionen Dollar beläuft. Dagegen wirken die übrigen Produkte im Bauchladen Xiaomis wie Peanuts. Der chinesische Gigant stellt nebenbei elektrische Zahnbürsten und Rasierer, Glühbirnen, Uhren, Überwachungskameras und Motorroller her.

Startups mischen mit 

Neben klassischen Konvergenzen spielen auch Startups mit Ihren High-Tech Entwicklungen zunehmend auf den Industrie-Märkten eine tragende Rolle. Es entstehen vermehrt ganze Startup-getriebene Industriesegmente. Die Investitionen in sogenannte “Industrial Tech-Firmen” haben sich laut Speedinvest europaweit von 2014 bis 2020 nahezu verneunfacht. Wir von magility begleiten seit vielen Jahren High-Tech Startups bei ihrem Markteintritt in den EMEA-Raum. Unsere Kunden aus der Industrie profitieren von den Innovationsimpulsen unserer High-Tech Startups. Wir bringen klassische Unternehmen mit den passenden Technologien und Fachkräften aus der High-Tech Welt zusammen. Kommen Sie gerne auf uns zu, wenn Sie Ihr internationales Netzwerk passend zu dem Geschäftsmodell Ihres Unternehmens ausbauen möchten. Wir helfen Ihnen gerne dabei. 

Social Intranet und der Digital Workplace

Social Intranet und der Digital Workplace

Die rasante Entwicklung von sozialen Online-Plattformen wirkt sich auch auf die Anforderungen an Intranet-Lösungen für Unternehmen aus. Eine moderne Form der Plattformen in diesem Bereich sind sogenannte Social Intranets. Dabei werden die Vorteile eines Intranets mit denen eines Social-Networks in einer Software kombiniert. Neben Anwendungen für Enterprise Resource Planning (ERP) und Customer Relationship Management Systeme (CRM) wird das Social Intranet zur dritten wichtigen Software-Säule in Unternehmen. Die zunehmende Digitalisierung in allen Lebensbereichen macht vor dem Arbeitsplatz nicht halt. Neue Kommunikationskanäle und Plattformen führen schrittweise zum Digital Workplace. 

Welche Vorteile bietet ein Social Intranet?

Ein Social Intranet hat viele Ähnlichkeiten mit einem sozialen Netzwerk wie Facebook oder LinkedIn. Der größte Unterschied ist die Geschlossenheit nach außen. Denn alle in einem Intranet gespeicherten Informationen sind ausschließlich für die Mitarbeiter eines Unternehmens bestimmt. Charakteristisch für ein Social Intranet ist, dass jeder Mitarbeiter ein persönliches Profil hat. Dieses Profil ist eingebettet in eine Organigramm-Struktur. Alle Mitglieder der Organisation können die hierarchische Struktur des Unternehmens und die Zuständigkeiten einer Person einsehen. So kann für jedes Anliegen schnell der richtige Ansprechpartner recherchiert und kontaktiert werden. Je größer eine Organisation, desto wichtiger werden einfache Wege um internes Wissen zu transferieren, Informationen auszutauschen und Komplexität vor allem im Bereich der Recherche zu reduzieren. Charakteristisch für ein Social Intranet ist auch eine integrierte Chat- oder Videofunktion, über die sich Mitarbeiter weltweit in Echtzeit effizient austauschen können. Dies soll zu einer Verringerung der Email-Flut führen, durch die viele Mitarbeiter in ihrem Workflow gestört werden. Weiter ist es möglich in einem Social Intranet virtuellen Gruppen beizutreten, in denen sich aufgaben- und projektabhängig Mitarbeiter global zusammenschließen und austauschen können. Auch dabei bestehen die Vorteile in der raschen und geordneten sowie ortsunabhängigen Kommunikation.

Social Intranet erhöht Produktivität und Übersicht

Ein Social Intranet bietet einen gemeinsamen Datenraum, auch Project Space genannt, in dem Wissen und Informationen aller Art geteilt werden können. Je nach Projekt können das Pläne, Bilder, Aufgaben, Prozesse, Datenbanken für Knowledge Management oder Tutorials sein. Ein benutzerfreundlich gestalteter gemeinsamer Datenraum trägt stark zu einer Reduzierung der Komplexität bei, die entsteht, wenn Teams aus unterschiedlichen Standorten z.B. für ein gemeinsames Projekt synchronisiert werden müssen. Jeder Mitarbeiter kann jederzeit alle benötigten Informationen schnell online abrufen, sinnvollerweise auch von Mobilgeräten wie Smartphones und Tablets. Wenn alle für die beruflichen Aufgaben eines Mitarbeiters notwendigen Informationen durch einen Internetzugang verfügbar sind, spricht man auch von einem Digital Workspace. Theoretisch wird dadurch das physische Zusammenkommen eines Teams in einem Büro überflüssig, zumindest aus Sicht des Informationsaustausches. Mitarbeiter in der Produktion oder im Außendienst profitieren von diesen Vorteilen in gleichem Maße. Auch die Integration von Freelancern ist durch eine dynamische Steuerung von Zugriffsrechten möglich.

Unternehmenskultur und Arbeitsleistung

Zusätzlich kann das Social Intranet um viele weitere Funktionen erweitert werden, z.B. die Arbeitszeiterfassung. Loggt sich ein Mitarbeiter in das System ein, ist er präsent und für die anderen Teammitglieder verfügbar. Loggt er sich aus, dann ist für Kollegen und den Arbeitgeber klar ersichtlich abwesend. Das verringert Redundanzen, weil ein separates System zur Arbeitszeiterfassung überflüssig wird. Das Social Intranet kann auch zur Stärkung der Unternehmenskultur beitragen, denn im gemeinsamen Datenraum können sogenannte Erfolgsstories firmenweit geteilt werden. So können Kollegen auch ortsunabhängig voneinander lernen und zu besseren Leistungen motiviert werden. Dadurch ergeben sich auch gezieltere Möglichkeiten für den Einsatz von E-Learning Angeboten, die in der gesamten Organisation kontinuierliche Lerneffekte schaffen können.

Social Intranet – Akzeptanz und Kritik 

Der nachhaltige Erfolg der Einführung eines Social Intranets im Unternehmen wird maßgeblich von der Akzeptanz des neuen Systems durch die Mitarbeiter beeinflusst. Dabei spielt das Design und die Benutzerfreundlichkeit (usability) des Systems eine große Rolle. Wer privat die Nutzung von Messenger Diensten wie Whatsapp und Netzwerken wie Facebook gewohnt ist, tut sich schwer, im Beruf Kompromisse beim Intranet einzugehen. Damit motivierter gearbeitet werden kann, sollte ein unternehmensinternes Netzwerk in seiner Funktionsweise stets den neuesten technischen Möglichkeiten entsprechen und stetig weiterentwickelt werden. Software Anbieter haben das erkannt und bieten regelmäßig aktualisierte Lösungen im Corporate Design an. Durch neue Arbeitsformen wie Homeoffice und durch die Internationalisierung von Projektteams, gewinnen internetgestützte Kollaborationsplattformen vermehrt an Bedeutung. 

Laut Umfragen in Unternehmen gibt es allerdings vielfach die Befürchtung, dass durch den vermehrten Einsatz von digitalen Technologien im Arbeitsalltag der zwischenmenschliche Human Touch verloren geht. Das sollten Manager bei der Einführung eines Social Intranets beachten und dafür sorgen, dass die Software nicht kontraproduktiv zur Unternehmenskultur arbeitet und wichtige Face-to-Face Kontakte möglich bleiben. 

[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]

  • Die rasante Entwicklung von sozialen Online-Plattformen wirkt sich auf die Anforderungen an Intranet-Lösungen für Unternehmen aus.
  • Der Unterschied eines Intranets zu sozialen Netzwerken ist die Geschlossenheit nach außen: alle gespeicherten Informationen sind ausschließlich für die Mitarbeiter bestimmt.
  • Intranets bieten die Möglichkeit für eine rasche, ortsunabhängige Kommunikation durch eine integrierte Chat- bzw. Videofunktion.
  • Digital Workspace = Alle Informationen für die Aufgaben eines Mitarbeiters sind durch einen Internetzugang verfügbar.
  • Durch das Homeoffice und die Internationalisierung von Projektteams, gewinnen internetgestützte Kollaborationsplattformen vermehrt an Bedeutung. 

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Wachsender Markt und Künstliche Intelligenz

Im Kern geht es beim Social Intranet also um “communication und collaboration features”. Der Markt für Social Software am Arbeitsplatz soll sich laut Gartner von 2,7 Milliarden Euro in 2018 auf 4,8 Milliarden Euro in 2023 fast verdoppeln. Unterschiedliche Ansätze und Hintergründe der Marktteilnehmer führen zu einem großen heterogenen Angebot von Leistungen in diesem Bereich. Als führend wird oft das Unternehmen Slack mit seiner gleichnamigen Software genannt. Auch Google und Microsoft ergänzen ihre Cloud-Services verstärkt um Kollaborationstools. Cisco erweitert seine Kollaborationssoftware Webex um Künstliche Intelligenz und hat dafür das Start-Up Voicea aufgekauft. Das 2016 im Silicon Valley gegründete Voicea hat einen intelligenten Enterprise Voice Assistant (EVA) entwickelt, der Meetings, Telefonaten und Chats zugeschaltet werden kann. EVA fertigt unter anderem automatisch Transkripte oder Notizen an und teilt sie mit dem Team. Das Cisco Marketing verspricht dadurch einen Produktivitätsgewinn von 6 Stunden pro Woche und Mitarbeiter. Vor diesem Hintergrund darf angenommen werden, dass noch viele spannende Innovationen in diesem Bereich zu erwarten sind.

Wie ist ihr Unternehmen in diesem Bereich aufgestellt? Kontaktieren Sie gerne unsere magility Experten für einen fachlichen und beidseitig inspirierenden Austausch

Open Source als Kooperationsmodell

Open Source als Kooperationsmodell

Open Source ist ein Entwicklungsansatz mit Ursprung im Softwarebereich. Eine Software gilt als Open Source, wenn jeder den Quellcode einsehen, verändern, nutzen und für eigene Zwecke nach eigenen Vorstellungen erweitern darf. Der Quellcode beschreibt den Aufbau der Software und wie sie arbeitet und kann folglich als DNA einer Software bezeichnet werden. Quellcode erfordert meist sehr zeitintensive Entwicklungsarbeit. Um die eigene Leistung zu schützen, halten viele Unternehmen den Quellcode ihrer Software unter Verschluss, abgesichert durch Lizenzen. Durch Open Source hingegen entstand im Jahr 1998 eine Bewegung, die Transparenz als Vorteil erkannt hat und heute maßgeblich die Softwareentwicklung beeinflusst. Die meisten Computernutzer profitieren heutzutage von Open Source-entwickelter Software.

Die Geschichte von Open Source

Als Beginn der Open Source Kultur gilt das Jahr 1998. Damals beschloss das Unternehmen Netscape, den Quellcode seines Browsers ‘Netscape Navigator’ frei zu veröffentlichen, um im Konkurrenzkampf mit dem beliebten Microsoft Internet Explorer eine neue Strategie zu erproben. Tausende Entwickler außerhalb der Netscape Organisation wurden angesprochen und eingeladen, an der Entwicklung eines neuen Browsers mitzuarbeiten. Aus diesem Projekt entstand später die Mozilla Foundation mit Sitz im kalifornischen Mountain View, eine offiziell gemeinnützige Organisation, welche heute überwiegend durch den Betrieb des Browsers Mozilla Firefox bekannt ist. Der Open Source Ansatz verbreitete sich schnell im Silicon Valley und ist heute ein maßgeblicher Teil der Programmier-Kultur in der Software-Szene.

Was bedeutet Open Source genau?

Damit eine Software als Open Source bezeichnet werden darf, müssen mehrere Kriterien erfüllt sein. Die 1998 zum Schutz und Verbreitung der Open Source Idee gegründete Open Source Initiative definiert hierzu zehn Punkte. Die maßgeblichen drei sind:  

  1. Die Software mit ihrem Quellcode muss in lesbarer Form für jeden einsehbar vorliegen, etwa als Text oder in einer bekannten Programmiersprache. 
  2. Die Software darf nach Belieben kostenfrei genutzt, kopiert oder verbreitet werden. 
  3. Veränderungen und Erweiterung an der Software sind ohne Einschränkungen möglich und dürfen nicht durch Lizenzen verboten sein.

Bekannte Beispiele für Open Source Software sind der Browser Mozilla Firefox, die Betriebssysteme Linux und Symbian, die Blogging Plattform WordPress, die E-Commerce Plattform Magento oder die Online-Enzyklopädie Wikipedia. 

Das Gegenteil von Open Source Software ist die proprietäre Software (englisch: ‘closed source’), deren Quellcode nur für die Entwickler einsehbar ist. Beispiele für proprietäre Software sind etwa Microsoft Office oder Adobe Photoshop. In fast jeder Software Kategorie gibt es eine kostenfreie Alternative zu einer käuflichen proprietären Software. Deckt eine Software Aufgabenspektren bei Banken oder im medizinischen Bereich ab, handelt es sich aufgrund von besonders strengen Sicherheitsanforderungen aber meistens um proprietäre Software. 

Was sind die Vorteile?

Der Open Source Gedanke wurde zu einer echten Bewegung, das Prinzip des ‘Codens mit offenen Büchern’ hat sich zu einer Ehrensache unter Programmierern entwickelt.

Jeder mit dem notwendigen Verständnis der Materie darf eine Open Source Software nutzen, modifizieren, weiterverbreiten und vor allem an ihr wachsen. Wenn ein Quellcode freigegeben ist, können andere Programmierer vom Aufbau der Software lernen und dadurch ihre eigenen Fähigkeiten erweitern. Hat ein Programmierer eine Schwachstelle in der Software entdeckt, kann er diese beseitigen oder der Community melden. So können Fehler und Sicherheitslecks unter Umständen schneller beseitigt werden als durch den Kundenservice der Herausgeber einer proprietären Software. Wenn ein Programmierer ein neues Feature für eine Open Source Software entwickelt hat, kann er dieses problemlos hinzufügen und zur weiteren Bearbeitung und Nutzung freigeben. Dadurch erhält er Anerkennung in den entsprechenden Fachkreisen und kann seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Open Source Community wird dabei um einen weiteren Codeschnipsel bereichert, welcher wiederum weiterentwickelt und verbreitet werden darf. Einheitliche Programmiersprachen, globale Vernetzung in Echtzeit durch das Internet und die hohe Anzahl von Programmierern auf der ganzen Welt, sorgen für große Entwicklungsschübe bei Open Source Software. Ein Global Tribe, bestehend aus unterschiedlichsten Spezialisten, vereinigt im Ziel, durch Software die Welt zu verbessern, kann einen Output von ganz anderer Größe generieren als ein Team oder eine Abteilung eines Unternehmens. Und die Open Source Gemeinde wächst. Längst haben auch Software-Riesen wie Google die Innovationskraft des Systems Open Source erkannt und sind mit verschiedenen Initiativen, kommuniziert über die Plattform ‘Google Open Source, Teil der Szene, um von den Ideen der Crowd zu profitieren. Denn in der Szene in Verruf zu geraten, will sich kaum einer noch leisten. So hat auch SAP jüngst der Community ein Software-Framework zur Entwicklung von Web-Apps zur Verfügung gestellt und Microsoft erwarb dieses Jahr die größte Open Source Plattform Github, denn das Internet gilt als das Betriebssystem der Zukunft.

Verbesserter Innovationsprozess durch Open Source

Für die Innovationsprozesse und das Geschäftsmodell eines Unternehmens bietet der Open Source Ansatz viel Potenzial. Denn wenn bestimmte Ressourcen zur Erreichung eines Zieles in der eigenen Organisation nicht vorhanden sind, kann es sinnvoll sein, sich diese von externen Spezialisten einzuholen. Das spart eigene Kapazitäten und Ausgaben. Das Unternehmen erhält sein gewünschtes Produkt, die Open Source Community ein neues, frei verfügbares Element. Alternativ können mehrere Unternehmen, die an ähnlichen Funktionalitäten interessiert sind, sich die Entwicklung des Codes einfach und unbürokratisch aufteilen, indem jedes Unternehmen ein Feature oder eine Funktionalität beisteuert. In Summe erhalten so alle Unternehmen sämtliche Funktionen mit deutlich geringerem Kostenaufwand. Dadurch weist Open Source Ähnlichkeiten mit dem ‘Open Innovation Ansatz’ auf, bei dem eine Organisation ihre Kunden oder sogar die öffentliche Meinung zur Ideenfindung in ihren Innovationsprozess einbezieht. Open Source geht sogar noch weiter, da die Ergebnisse frei geteilt werden. Bezieht ein Unternehmen viele externe Entwickler im Rahmen eines Open Source Projektes mit ein, kann deutlich schneller entwickelt und Fehler zuverlässiger erkannt und korrigiert werden. 

Open Source – ein Prinzip, viele Branchen

Gibt ein Unternehmen sein Wissen oder seine Software frei, geschieht dies nur selten aus altruistischen Motiven. Eigene Innovationen nicht zu patentieren, kann dazu beitragen, Marktanteile zu gewinnen. Eine freigegebene Software kann unterstützen, einen Branchenstandard zu schaffen, durch dessen Verbreitung sich weitere lukrative Geschäftsmodelle ergeben. Beispiele dafür sind kostenpflichtige Zusatzprogramme oder Serviceleistungen zur Integration der Software in einen Betrieb. So kann zum Beispiel jeder mit Internetzugang die Google Suchmaschine kostenlos nutzen. Geld verdient Google dann über den Traffic der Nutzer mit Werbeanzeigen. Das Geschäftsmodell ging auf und Google wurde Weltmarktführer. Ein anderes Beispiel ist der Autohersteller Tesla. Als ‘First Mover’ in der Elektromobilität hat Tesla die meisten seiner Patente der Öffentlichkeit und damit auch der Konkurrenz zur Verfügung gestellt. Offizielle Beweggründe von Tesla dafür sind, anderen Fahrzeugherstellern zu ermöglichen, ebenfalls erfolgreiche Elektroautos zu bauen, da Tesla es nicht alleine schaffen kann, den u.a. verkehrsbedingten Klimawandel zu stoppen. Im Grunde geht es aber auch darum, dass die gesamte Ladeinfrastruktur für batteriebetriebene Autos nicht von einem Hersteller alleine aufgebaut werden kann. Würden neben Tesla andere Hersteller ebenfalls in Ladestationen investieren, wäre es auch für Tesla deutlich einfacher, seine Elektrofahrzeuge auf dem Markt zu etablieren und Marktanteile zu sichern. Diese Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil wird auch die Pflege des Open Source Ökosystems genannt.

[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]

  • Eine Software gilt als Open Source, wenn jeder den Quellcode einsehen, verändern, nutzen und für eigene Zwecke nach eigenen Vorstellungen erweitern darf.
  • Das Gegenteil ist die proprietäre Software (englisch: ‘closed source’), deren Quellcode nur für die Entwickler einsehbar ist.
  • Einheitliche Programmiersprachen, globale Vernetzung in Echtzeit durch das Internet und die hohe Anzahl von Programmierern auf der ganzen Welt, sorgen für große Entwicklungsschübe bei Open Source Software.
  • Es kommt zu verbesserten Innovationsprozessen: schnellere Entwicklung, zuverlässigere Fehlererkennung und -korrektur. 
  • Ob der Open Source Ansatz für ein Unternehmen geeignet ist, hängt von der Qualität des Codes sowie den Regeln des Ökosystems ab, in dem das Unternehmen agiert.

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Gibt es auch Nachteile? – Chancen und Risiken 

Es gibt Fälle, in denen eine vom Unternehmen bereitgestellte Open Source Software von Wettbewerbern so genutzt wurde, dass den Initiatoren daraus ein Schaden entstand und diese die Open Source Software Lizenz im Nachhinein eingeschränkt haben. So z.B. haben die Unternehmen Radis Labs und MongoDB in der Vergangenheit Lizenzen für ihre Software korrigiert. In beiden Fällen gab es viele Kopien ihrer Entwicklungen, ohne dass die beiden genannte Unternehmen von der Freigabe ihrer Software genügend profitierten. Ob der Open Source Ansatz für das eigene Unternehmen die richtige Wahl ist, hängt folglich stark von der Qualität des Codes sowie den Regeln des Ökosystems ab, in dem das Unternehmen agiert. 

Wir von der magility haben mit der pragmatic industries GmbH einen Kooperationspartner an der Seite, der bei seinen Lösungen und Produkten stark auf Open Source Komponenten setzt und auch aktiv gemeinsam mit anderen Unternehmen in Projekten mitentwickelt. Eines davon ist z.B. das Projekt Apache PLC4X, bei dem quelloffen Schnittstellen zur Kommunikation mit Industriesteuerungen und Maschinen geschaffen werden. Dr. Julian Feinauer, CEO der pragmatic industries GmbH, ist im Projektmanagement Komitee vertreten und mit seinem Team aktiv an der Weiterentwicklung diesen Projektes beteiligt. 

Open Source bietet Unternehmen große Chancen, Eigenentwicklungen zu beschleunigen und zu verbreiten. Das Bewusstsein für die möglichen Folgen sollte jedoch immer vor Freigabe des eigenen Codes für die Open Source Community geschärft werden. Die Vor- und Nachteile können dann von Beginn an in den Entscheidungsprozess mit einbezogen und bewertet werden. Sind die Risiken abgeschätzt, kann der Open Source Ansatz zum Treiber für Innovationen und neue Geschäftsmodelle im eigenen Unternehmen werden. 

Wie stehen Sie zu Open Source und welche Erfahrungen haben sie damit gemacht? Wir freuen uns über ein Feedback!

IoT in der Immobilien-Branche – Investitionsanreize für Internetgiganten

IoT in der Immobilien-Branche – Investitionsanreize für Internetgiganten

Die US-amerikanischen Internetgiganten verstärken ihr Engagement im Immobilien-Bereich. Nachdem Google im Jahr 2018 weltweit 9 Milliarden Dollar in Niederlassungen und Rechenzentren investiert hat, sind nach Unternehmensangaben für 2019 alleine in den USA 13 Milliarden Dollar für Investitionen in diesem Bereich eingeplant. Auch Amazon will die Digitalisierung von Haushalten vorantreiben.

Was sind die Hintergründe?

Die Google übergeordnete Holding Alphabet verfügt aktuell über mehr als 100 Milliarden Dollar an Barreserven. In der Vergangenheit hat Google immer wieder Firmenakquisitionen in Milliardenhöhe durchgeführt. Derzeit scheint allerdings eine andere Mittelverwendung geplant zu sein: Der Suchmaschinenkonzern investiert in neue Büroflächen und Rechenzentren, um das wichtige Kerngeschäft weiter auszubauen. Außerdem plant Google 2019 mehrere Zehntausend Mitarbeiter einzustellen, wodurch ein entsprechend großer Raumbedarf entsteht. 

Rasantes Wachstum erhöht Nachfrage für Immobilien

Der Unternehmenssitz von Google trägt den Namen ‘Googleplex’ und befindet sich in Mountain View, Kalifornien. In direkter Nachbarschaft hat Google nun für eine Milliarde Dollar einen benachbarten Business Park erworben. Der Expansion des Headquarters steht damit nichts mehr im Wege. Google kaufte bereits 2018 für 2,6 Milliarden Dollar das Gelände Chelsea Market in New York im Stadtteil Manhattan, einer der umfangreichsten Immobiliendeals des letzten Jahres in den USA. Der größte Standort des Unternehmens befindet sich in Zürich, auch dieser wird derzeit deutlich ausgebaut.

Investitionen gegen hausgemachte Wohnungsnot

Es gibt noch mehr Gründe, welche die Tech-Unternehmen anspornen, vermehrt in Immobilien zu investieren. Facebook, Google und Amazon versuchen, dasselbe hausgemachte Problem zu lösen. Mit dem rasanten Wachstum der Internetgiganten steigt auch der personelle Bedarf an hochqualifizierten Mitarbeitern. Rund um die Unternehmenszentralen im kalifornischen San Francisco hat schon lange ein intensiver Preisanstieg sowie eine deutliche Gentrifizierung stattgefunden. Durch die hohe Nachfrage und die ebenso hohen Gehälter der Angestellten werden nicht nur Alteingesessene vertrieben, auch für die eigenen Mitarbeiter übersteigt der Bedarf längst den Bestand an verfügbarem Wohnraum. Die Tech-Konzerne investieren mit steigender Tendenz in Wohnungen und Bauland, allen voran Google. Immer wieder aufkommende Proteste von der Bevölkerung gegen die Digitalkonzerne unterstreichen die Dringlichkeit dieser Investitionen. In Berlin etwa musste Google in 2018 Pläne für einen Start-Up Campus aufgeben, nachdem sich mehrere Bürgerinitiativen gegen dieses Vorhaben gebildet hatten, die sich schlussendlich durchsetzten.

Smart City vom Reißbrett – die Zukunft des Wohnens?

Google investiert sogar über den eigenen Bedarf hinaus. Im kanadischen Toronto plant das Unternehmen Sidewalk Labs, wie Google eine Tochter der Alphabet Holding, eine Smart City zu errichten. Vorgesehen ist ein ganzer Stadtteil, der mit den neuesten Technologien ausgestattet einen Ausblick auf die Zukunft des Städtebaus geben soll. Laut Sidewalk Labs soll die am Wasser gelegene Smart City nach Fertigstellung im Jahr 2040 44.000 Jobs generiert haben und dem Staat 4,3 Milliarden Kanadische Dollar (2,9 Milliarden Euro) an jährlichen Steuereinnahmen in die Kasse spülen. Der neue Stadtteil soll hochvernetzt gestaltet sein und sich u.a. durch eine innovative Verkehrsführung auszeichnen. Geplant ist außerdem die Einbindung selbstfahrender Autos schon bei der Stadtentwicklung. Auch soziale Themen werden mit einbezogen, so soll 40% des neuen Wohnraums unter dem aktuellen Marktpreisniveau angeboten werden.

Amazon’s Alexa – von Haus aus

Der Handelsriese Amazon investiert noch aus weiteren Gründen in Immobilien. Mit seiner Sprachsoftware Alexa und seinen zahlreichen Smart Home Anwendungen treibt die Firma das eigene Geschäft voran. Vor einigen Monaten gab der Handelsriese eine Zusammenarbeit mit Lennar bekannt, dem größten Immobilienunternehmen der USA. In von Lennar gebaute Häuser kann nun von Anfang an das komplette “Connected Home”-Angebot von Amazon integriert werden. Über Alexa sowie Mobile-Apps kann der Bewohner Licht, Musik, Rollläden und vieles mehr ansteuern. Das Haus lässt sich aus beliebiger Entfernung heraus online verriegeln und die Bilder der Videoüberwachung können über ein mobiles Gerät, wie etwa ein Smartphone oder Tablet, von jedem ans Netz angebundenem Ort der Welt aus angesehen werden. Auch der Kühlschrank ist vernetzt und bestellt zu Neige gehende Vorräte automatisch nach. Amazon spricht dabei von der Integrated Home Automation, der Verwirklichung des Internet-of-Things zuhause.

[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]

  • Einige US-amerikanischen Internetgiganten verstärken ihr Engagement im Immobilien-Bereich.
    • Beispielsweise Google investiert mit steigender Tendenz in Immobilien und Bauland.
  • Das Unternehmen „Sidewalk Labs“ plant eine Smart City umzusetzen, welche nach Fertigstellung im Jahr 2040 44.000 Jobs generieren und dem Staat 2,9 Milliarden Euro an Steuereinnahmen einbringen soll.
  • Amazon arbeitet in Kooperation mit dem Immobilienunternehmen Lennar an der „Integrated Home Automation“, der Verwirklichung des Internet-of-Things zuhause.
  • Trotz der Fortschritte befürchten Datenschützer eine manipulative Überwachung, was zu einer massiven Einschränkung der Privatsphäre führen würde.

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Fortschritt trotz Kritik

Nachdem die Internetgiganten die Onlinewelt fast oligarchisch erobert haben, können wir aktuell also auch ein intensiviertes Engagement im Immobilienmarkt beobachten. Die Chancen, die sich dabei ergeben, sind groß. Datenschützer wachen allerdings mit Argusaugen über dieser Entwicklung. Sie befürchten eine manipulative Überwachung und dadurch die massive Einschränkung der Privatsphäre. Die Konzerne werden sich davon sicherlich nicht aufhalten lassen. Es bleibt also wie immer auf dem Weg in eine digitalisierte Zukunft spannend, wohin die Entwicklung geht und wie das Ergebnis am Ende tatsächlich aussieht. 

Wo sehen Sie das Potenzial dieser Entwicklungen? Wir tauschen uns gerne mit Ihnen über aktuelle Trends und innovative Geschäftsmodelle aus und diskutieren sowohl die Chancen als auch die Risiken die sich daraus ergeben. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf.

 

Sprachsteuerungssysteme – Künstliche Intelligenz verhilft zum Durchbruch

Sprachsteuerungssysteme – Künstliche Intelligenz verhilft zum Durchbruch

„Liebes Auto, bitte rufe Stefan Mayer an!“ „Tut mir leid, ich kann die Adresse Eierstraße leider nicht finden.“ Solche Dialoge mit Sprachsteuerungssystemen sind den meisten Menschen genauso bekannt wie leidig. Die Möglichkeiten von Spracheingabe waren immer so verlockend wie begrenzt. Nur ganz bestimmte Begriffe in festgelegter Reihenfolge, langsam und unnatürlich gesprochen wie von einem Roboter und ganz ohne Nebengeräusche führten zum Erfolg. Die neueste Generation dieser Sprachsteuerungssysteme ist ihren Vorgängern einen großen Schritt voraus. Erstmals sind so etwas ähnliches wie natürliche Gespräche mit diesen Systemen möglich und mehrere gesprochene Wege führen zum Ziel.

ASR und NLU – Begriffe die man kennen sollte

Bei der automatischen Spracherkennung “ASR” (Automatic Speech Recognition) werden Computerhardware und softwarebasierte Techniken zur Erkennung und Verarbeitung der menschlichen Stimme verwendet. ASR wird verwendet um die Wörter zu identifizieren, die eine Person gesprochen hat, oder um die Identität der in das System sprechenden Person zu authentifizieren. Natural Language Verständnis “NLU” (Natural Language Understanding) ist ein Zweig der künstlichen Intelligenz, der Computersoftware verwendet, um die Eingabe in Form von Sätzen im Text- oder Sprachformat zu verstehen. ASR verwandelt Sprache also zu Text – kann es folglich “lesen”. NLU versteht aber erst die Bedeutung dahinter.

Was brachte den Durchbruch?

Der große Beschleuniger der Technologie war die Verlagerung der Spracherkennungssoftware in die Cloud. Den Anfang machte damals Apple mit der Einführung des Spracherkennungsassistenten “Siri” auf den iPhones. Amazon zog mit „Alexa“ nach. Auch Google mit seinem „Google Assistant“, Samsung mit „Bixby“ und Microsoft mit „Cortona“ sind neben anderen kleineren Herstellern die Haupttreiber der Entwicklung. Wird der Sprachassistent mit einem Codewort aktiviert und eine Frage gestellt, dann wird diese Anfrage zu einem Server des Anbieters gesendet, wo nach Analyse durch eine künstliche Intelligenz eine wahrscheinlich passende Antwort generiert und zurück beim Fragesteller über einen Lautsprecher ausgegeben wird. Internet basiertes maschinelles Lernen ist die technische Voraussetzung für ein möglichst natürliches Erlebnis mit Sprachsteuerung. Ein Zusammenspiel von Deep Learning, Cloud Computing, Neuronalen Netzwerken und künstlicher Intelligenz führt hierbei zu immer besseren Ergebnissen.

Welche Anwendungsmöglichkeiten ergeben sich?

Grundsätzlich geht es bei der Nutzung von Spracherkennung schon lange nicht mehr um das bloße Diktieren von Text, sondern darum, einen Computer zu steuern und ihn mit bestimmten Services zu beauftragen. Die Sprache wird hierbei zu einer weiteren Schnittstelle, welche die Interaktion von Mensch und Gerät erleichtern und verbessern soll. Anstatt sich in einem Auto umständlich durch verschachtelte Menüs klicken zu müssen, genügt ein einziger gesprochener Satz, um z.B. die Navigation mit einer neuen Zielführung zu beauftragen. Das spart Zeit, Nerven und es lenkt den Fahrer im Zweifel deutlich weniger vom Verkehrsgeschehen ab. Auch bei Betrachtung der Angebote von Amazon oder Google steht eine vereinfachte Nutzung der eigenen Dienste im Mittelpunkt. So lassen sich Suchanfragen zu Sportereignissen, Nachrichten oder dem Wetter durchführen, Musiktitel abspielen, Bestellungen aller Art aufgeben sowie Anrufe und Textnachrichten versenden und empfangen. Vereinfacht zeichnet sich folgendes Szenario für Spracherkennungen ab: MBUX kann alles was ein Mercedes kann, Google Home kann alles was Google kann und Alexa kann alles was Amazon kann.

Potenzierte Nutzungsmöglichkeiten durch Integration von Drittanbietern

Besonders spannend wird es, wenn die Sprachsteuerungssysteme “offen” sind auch die Geräte von Drittanbietern zu steuern. Smart Home ist hier ein wichtiges Stichwort. Dabei geht es darum, möglichst alle Funktionen eines Haushalts per Sprachbefehl zu steuern: Heizung, Licht, Rollläden, Musik, Backöfen, die Kaffeemaschine, die Verriegelung der Türen, den Staubsaugroboter oder die Überwachungskameras. Wöchentlich werden weltweit neue Produkte lanciert, die sich durch die zentralen Sprachsteuerungssysteme der großen Hersteller im wahrsten Sinne des Wortes ansprechen lassen. Somit sind Sprachsteuerung und das Internet of Things zwei große Technologietrends, die sich gegenseitig verstärken.

Integrierte Sprachassistenten im Fahrzeug

Neben Assistenten für reines Infotainment, die über das Smartphone funktionieren, also ohne direkten Zugriff auf das Fahrzeug wie beispielsweise Apple CarPlay und der Sprachassistent Chris von German Autolabs, spielen integrierte Sprachassistenten, die Zugriff auf das Fahrzeug haben eine immer wichtiger werdende Rolle in der Automobilbranche. Zu diesen integriertem Sprachassistenten zählen z.B. MBUX “Hey, Mercedes!” von Daimler unter Mitwirkung der Firma Nuance, der Sprachassistent Casey von Bosch sowie Android Auto von Volvo. Auch Amazons virtueller und sprachgesteuerter Assistent Alexa geht unter die Autofahrer. Alexa ist “offen” und steht auch anderen Hardwareherstellern zur Verfügung.

So hat zum Beispiel VW eine Partnerschaft mit dem Online-Händler Amazon angekündigt und Anfang des Jahres (2018) skizziert, wie man aus dem Auto heraus mit Hilfe von Alexa daheim die Jalousien öffnen oder die Vorräte im Kühlschrank überprüfen kann. Continental zeigte in Las Vegas ein neu entwickeltes Infotainmentsystem, das in Zukunft sowohl mit der On-Board-Diagnose des Autos verbunden als auch mit der Alexa Sprachsteuerung ausgestattet sein soll. Ford integriert Amazon Alexa per Software-Update in allen Autos mit Sync 3 Entertainment System – vorerst aber nur in den USA. Seat hat Alexa in den Ibiza, den Leon, den Ateca und Ende August auch in den Arona geholt. BMW und Mini haben Alexa seit Mitte 2018 in alle neuen Modelle integriert. Beispielsweise kann der Autofahrer das aktuelle Kinoprogramm oder das Wetter am Zielort erfragen, die Lieblings-Playlist abspielen oder shoppen – einfach per Sprachbefehl in die Cloud. Heute sind Sprachsteuerungssysteme schon in 55 Millionen Autos (Statista) sowie in der Headunit integriert. Auch im Aftersalesbereich spielt die Integration von Alexa eine immer größere Rolle. Laut einer Veröffentlichung der FAZ im Januar 2019 hat Amazon die Marke von 100 Millionen verkauften Geräten mit seiner Sprachassistentin Alexa an Bord geknackt. In der StudieAn outlook on INTELLIGENCE in 2024 finden sich weitere Informationen und Zahlen zum Thema Sprachassistenten.  

Welche Einschränkungen gibt es?

Neben den vielen bereichernden Möglichkeiten von Spracherkennungssoftware gibt es noch einige Hindernisse zu überwinden. So ist es für die Erkennung eindeutiger Befehle immer noch hinderlich, wenn Anweisungen kontextbasiert erfolgen, wenn undeutlich gesprochen wird oder der eigene lokale Akzent allzu dominant ausgeprägt ist. Sehr vereinzelt verbreiten sich ab und an Zeitungsmeldungen über fehlgeleitete Sprachbefehle, so wurde laut Businessinsider einmal angeblich das Gespräch eines Ehepaares aufgenommen und automatisch per Email versandt. Noch deutlicher werden die Risiken bei Betrachtung der Datensicherheit. Die Hersteller beteuern zwar, dass Daten erst nach Aktivierung durch das Codewort an die eigenen Server gesendet werden. Kritische Konsumenten werden dennoch hellhörig, wenn beispielsweise Google durch personalisierte zielgenaue Werbung seine Umsätze erzielt. Je mehr ein digitaler Assistent über seinen Nutzer weiß, desto besser funktioniert er. Es gibt hier also einen klassischen Zielkonflikt zwischen dem Sammeln von persönlichsten Daten und der reibungslosen Funktionalität eines Produktes welches den Alltag erleichtern soll.

[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]

  • “ASR” (Automatic Speech Recognition) wird zur automatischen Spracherkennung und Verarbeitung der menschlichen Stimme verwendet.
  • “NLU” (Natural Language Understanding) ist ein Zweig der künstlichen Intelligenz, um die Eingabe in Form von Sätzen im Text- oder Sprachformat zu verstehen. 
  • Für ein möglichst natürliches Erlebnis mit Sprachsteuerung ist die technische Voraussetzung das Internet basierte maschinelle Lernen. 
  • Die Sprache wird zu einer weiteren Schnittstelle, welche die Interaktion von Mensch und Gerät erleichtern und verbessern soll.
  • Integrierte Sprachassistenten, die Zugriff auf das Fahrzeug haben spielen eine immer wichtiger werdende Rolle in der Automobilbranche.
  • Gefahren werden bei der Datensicherheit deutlich: Je mehr ein digitaler Assistent über seinen Nutzer weiß, desto besser funktioniert er.

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Was erwartet uns noch in der Zukunft?

Die künstliche Intelligenz der digitalen Assistenten soll den Nutzer beobachten, von ihm lernen und sich ihm anpassen. Nur so kann das entstehen was wir von einer Menschlichen Stimme erwarten: Nähe. Nur so kann aber auch das entstehen was viele fürchten: der gläserne Mensch, vollkommene Überwachung und das Vorhersagen sowie die Beeinflussung unserer Gedanken und Handlungen. Gleichzeitig erhöht sich dadurch die Effizienz der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Denn nur mit Intuition ist ein gegenseitiges menschliches Verstehen möglich. Wir alle versuchen die Gedanken unseres Gegenübers zwischen den gesprochenen Zeilen zu lesen. Warum sollten wir es also fürchten, wenn unser guter alter Gehilfe Computer dasselbe tut? Vielleicht darum, weil diese Dienste und Services jemandem gehören der mit unseren Daten sein Geld verdienen will. Die Angst vor der finanziellen Ausschlachtung des eigenen Lebens bleibt also. Vielleicht ist dies aber auch die angemessene nächste Stufe – hin zu neuer Lebensqualität mit digitalen Helfern.

Was sprechen die Zahlen?

Laut einer von Tracticta erhobenen und von Statista im August 2016 veröffentlichten Studie, steigen die weltweiten Nutzer virtueller digitaler Assistenten von 390 Millionen im Jahr 2015 auf 1831 Millionen Nutzer bis zum Jahr 2021 an. Für das Jahr 2019 wurde die Zahl der weltweiten Nutzer von virtuellen digitalen Assistenten dabei auf rund 1,4 Milliarden prognostiziert. Laut Handelsblatt wurden im Jahr 2018 weltweit bereits 7,5 Milliarden Dollar mit Spracherkennungssoftware umgesetzt. 2015 waren es laut einer von Horizont veröffentlichten Erhebung von Tracticta (Horizont Nr. 9, 02.03.2017, Seite 18) noch 17,7 Millionen US-Dollar. Laut des Artikels im Handelsblatt lassen weitere Studien von Canalys und IDC einen Anstieg auf 27,8 Milliarden Dollar im Jahr 2022 erwarten. Das entspräche einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von über 20%.

Neben der Sprachsteuerung in Fahrzeugen und den Services von Google, Apple und Amazon zählt auch der Gesundheitsbereich zu einer Industrie, der bedeutend zum Wachstum beiträgt. Auch bei mobilen Bankgeschäften ist die Authentifizierung über die Stimme ein Trend. Viele Experten nehmen inzwischen an, dass der gesamte Customer Service Bereich branchenübergreifend vor einer Revolution durch sprechende künstliche Intelligenzen steht.

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