Open Source ist ein Entwicklungsansatz mit Ursprung im Softwarebereich. Eine Software gilt als Open Source, wenn jeder den Quellcode einsehen, verändern, nutzen und für eigene Zwecke nach eigenen Vorstellungen erweitern darf. Der Quellcode beschreibt den Aufbau der Software und wie sie arbeitet und kann folglich als DNA einer Software bezeichnet werden. Quellcode erfordert meist sehr zeitintensive Entwicklungsarbeit. Um die eigene Leistung zu schützen, halten viele Unternehmen den Quellcode ihrer Software unter Verschluss, abgesichert durch Lizenzen. Durch Open Source hingegen entstand im Jahr 1998 eine Bewegung, die Transparenz als Vorteil erkannt hat und heute maßgeblich die Softwareentwicklung beeinflusst. Die meisten Computernutzer profitieren heutzutage von Open Source-entwickelter Software.

Die Geschichte von Open Source

Als Beginn der Open Source Kultur gilt das Jahr 1998. Damals beschloss das Unternehmen Netscape, den Quellcode seines Browsers ‘Netscape Navigator’ frei zu veröffentlichen, um im Konkurrenzkampf mit dem beliebten Microsoft Internet Explorer eine neue Strategie zu erproben. Tausende Entwickler außerhalb der Netscape Organisation wurden angesprochen und eingeladen, an der Entwicklung eines neuen Browsers mitzuarbeiten. Aus diesem Projekt entstand später die Mozilla Foundation mit Sitz im kalifornischen Mountain View, eine offiziell gemeinnützige Organisation, welche heute überwiegend durch den Betrieb des Browsers Mozilla Firefox bekannt ist. Der Open Source Ansatz verbreitete sich schnell im Silicon Valley und ist heute ein maßgeblicher Teil der Programmier-Kultur in der Software-Szene.

Was bedeutet Open Source genau?

Damit eine Software als Open Source bezeichnet werden darf, müssen mehrere Kriterien erfüllt sein. Die 1998 zum Schutz und Verbreitung der Open Source Idee gegründete Open Source Initiative definiert hierzu zehn Punkte. Die maßgeblichen drei sind:  

  1. Die Software mit ihrem Quellcode muss in lesbarer Form für jeden einsehbar vorliegen, etwa als Text oder in einer bekannten Programmiersprache. 
  2. Die Software darf nach Belieben kostenfrei genutzt, kopiert oder verbreitet werden. 
  3. Veränderungen und Erweiterung an der Software sind ohne Einschränkungen möglich und dürfen nicht durch Lizenzen verboten sein.

Bekannte Beispiele für Open Source Software sind der BrowserMozilla Firefox, die Betriebssysteme Linux und Symbian, die Blogging Plattform WordPress, die E-Commerce Plattform Magento oder die Online-Enzyklopädie Wikipedia. 

Das Gegenteil von Open Source Software ist die proprietäre Software (englisch: ‘closed source’), deren Quellcode nur für die Entwickler einsehbar ist. Beispiele für proprietäre Software sind etwa Microsoft Office oder Adobe Photoshop. In fast jeder Software Kategorie gibt es eine kostenfreie Alternative zu einer käuflichen proprietären Software. Deckt eine Software Aufgabenspektren bei Banken oder im medizinischen Bereich ab, handelt es sich aufgrund von besonders strengen Sicherheitsanforderungen aber meistens um proprietäre Software. 

Was sind die Vorteile?

Der Open Source Gedanke wurde zu einer echten Bewegung, das Prinzip des ‘Codens mit offenen Büchern’ hat sich zu einer Ehrensache unter Programmierern entwickelt.

Jeder mit dem notwendigen Verständnis der Materie darf eine Open Source Software nutzen, modifizieren, weiterverbreiten und vor allem an ihr wachsen. Wenn ein Quellcode freigegeben ist, können andere Programmierer vom Aufbau der Software lernen und dadurch ihre eigenen Fähigkeiten erweitern. Hat ein Programmierer eine Schwachstelle in der Software entdeckt, kann er diese beseitigen oder der Community melden. So können Fehler und Sicherheitslecks unter Umständen schneller beseitigt werden als durch den Kundenservice der Herausgeber einer proprietären Software. Wenn ein Programmierer ein neues Feature für eine Open Source Software entwickelt hat, kann er dieses problemlos hinzufügen und zur weiteren Bearbeitung und Nutzung freigeben. Dadurch erhält er Anerkennung in den entsprechenden Fachkreisen und kann seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Open Source Community wird dabei um einen weiteren Codeschnipsel bereichert, welcher wiederum weiterentwickelt und verbreitet werden darf. Einheitliche Programmiersprachen, globale Vernetzung in Echtzeit durch das Internet und die hohe Anzahl von Programmierern auf der ganzen Welt, sorgen für große Entwicklungsschübe bei Open Source Software. Ein Global Tribe, bestehend aus unterschiedlichsten Spezialisten, vereinigt im Ziel, durch Software die Welt zu verbessern, kann einen Output von ganz anderer Größe generieren als ein Team oder eine Abteilung eines Unternehmens. Und die Open Source Gemeinde wächst. Längst haben auch Software-Riesen wie Google die Innovationskraft des Systems Open Source erkannt und sind mit verschiedenen Initiativen, kommuniziert über die Plattform ‘Google Open Source, Teil der Szene, um von den Ideen der Crowd zu profitieren. Denn in der Szene in Verruf zu geraten, will sich kaum einer noch leisten. So hat auch SAP jüngst der Community ein Software-Framework zur Entwicklung von Web-Apps zur Verfügung gestellt und Microsoft erwarb dieses Jahr die größte Open Source Plattform Github, denn das Internet gilt als das Betriebssystem der Zukunft.

Verbesserter Innovationsprozess durch Open Source

Für die Innovationsprozesse und das Geschäftsmodell eines Unternehmens bietet der Open Source Ansatz viel Potenzial. Denn wenn bestimmte Ressourcen zur Erreichung eines Zieles in der eigenen Organisation nicht vorhanden sind, kann es sinnvoll sein, sich diese von externen Spezialisten einzuholen. Das spart eigene Kapazitäten und Ausgaben. Das Unternehmen erhält sein gewünschtes Produkt, die Open Source Community ein neues, frei verfügbares Element. Alternativ können mehrere Unternehmen, die an ähnlichen Funktionalitäten interessiert sind, sich die Entwicklung des Codes einfach und unbürokratisch aufteilen, indem jedes Unternehmen ein Feature oder eine Funktionalität beisteuert. In Summe erhalten so alle Unternehmen sämtliche Funktionen mit deutlich geringerem Kostenaufwand. Dadurch weist Open Source Ähnlichkeiten mit dem ‘Open Innovation Ansatz’ auf, bei dem eine Organisation ihre Kunden oder sogar die öffentliche Meinung zur Ideenfindung in ihren Innovationsprozess einbezieht. Open Source geht sogar noch weiter, da die Ergebnisse frei geteilt werden. Bezieht ein Unternehmen viele externe Entwickler im Rahmen eines Open Source Projektes mit ein, kann deutlich schneller entwickelt und Fehler zuverlässiger erkannt und korrigiert werden. 

Open Source – ein Prinzip, viele Branchen

Gibt ein Unternehmen sein Wissen oder seine Software frei, geschieht dies nur selten aus altruistischen Motiven. Eigene Innovationen nicht zu patentieren, kann dazu beitragen, Marktanteile zu gewinnen. Eine freigegebene Software kann unterstützen, einen Branchenstandard zu schaffen, durch dessen Verbreitung sich weitere lukrative Geschäftsmodelle ergeben. Beispiele dafür sind kostenpflichtige Zusatzprogramme oder Serviceleistungen zur Integration der Software in einen Betrieb. So kann zum Beispiel jeder mit Internetzugang die Google Suchmaschine kostenlos nutzen. Geld verdient Google dann über den Traffic der Nutzer mit Werbeanzeigen. Das Geschäftsmodell ging auf und Google wurde Weltmarktführer. Ein anderes Beispiel ist der Autohersteller Tesla. Als ‘First Mover’ in der Elektromobilität hat Tesla die meisten seiner Patente der Öffentlichkeit und damit auch der Konkurrenz zur Verfügung gestellt. Offizielle Beweggründe von Tesla dafür sind, anderen Fahrzeugherstellern zu ermöglichen, ebenfalls erfolgreiche Elektroautos zu bauen, da Tesla es nicht alleine schaffen kann, den u.a. verkehrsbedingten Klimawandel zu stoppen. Im Grunde geht es aber auch darum, dass die gesamte Ladeinfrastruktur für batteriebetriebene Autos nicht von einem Hersteller alleine aufgebaut werden kann. Würden neben Tesla andere Hersteller ebenfalls in Ladestationen investieren, wäre es auch für Tesla deutlich einfacher, seine Elektrofahrzeuge auf dem Markt zu etablieren und Marktanteile zu sichern. Diese Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil wird auch die Pflege des Open Source Ökosystems genannt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Software gilt als Open Source, wenn jeder den Quellcode einsehen, verändern, nutzen und für eigene Zwecke nach eigenen Vorstellungen erweitern darf.
  • Das Gegenteil ist die proprietäre Software (englisch: ‘closed source’), deren Quellcode nur für die Entwickler einsehbar ist.
  • Einheitliche Programmiersprachen, globale Vernetzung in Echtzeit durch das Internet und die hohe Anzahl von Programmierern auf der ganzen Welt, sorgen für große Entwicklungsschübe bei Open Source Software.
  • Es kommt zu verbesserten Innovationsprozessen: schnellere Entwicklung, zuverlässigere Fehlererkennung und -korrektur. 
  • Ob der Open Source Ansatz für ein Unternehmen geeignet ist, hängt von der Qualität des Codes sowie den Regeln des Ökosystems ab, in dem das Unternehmen agiert.

Gibt es auch Nachteile? – Chancen und Risiken 

Es gibt Fälle, in denen eine vom Unternehmen bereitgestellte Open Source Software von Wettbewerbern so genutzt wurde, dass den Initiatoren daraus ein Schaden entstand und diese die Open Source Software Lizenz im Nachhinein eingeschränkt haben. So z.B. haben die Unternehmen Radis Labs und MongoDB in der Vergangenheit Lizenzen für ihre Software korrigiert. In beiden Fällen gab es viele Kopien ihrer Entwicklungen, ohne dass die beiden genannte Unternehmen von der Freigabe ihrer Software genügend profitierten. Ob der Open Source Ansatz für das eigene Unternehmen die richtige Wahl ist, hängt folglich stark von der Qualität des Codes sowie den Regeln des Ökosystems ab, in dem das Unternehmen agiert. 

Wir von der magility haben mit der pragmatic industries GmbH einen Kooperationspartner an der Seite, der bei seinen Lösungen und Produkten stark auf Open Source Komponenten setzt und auch aktiv gemeinsam mit anderen Unternehmen in Projekten mitentwickelt. Eines davon ist z.B. das Projekt Apache PLC4X, bei dem quelloffen Schnittstellen zur Kommunikation mit Industriesteuerungen und Maschinen geschaffen werden. Dr. Julian Feinauer, CEO der pragmatic industries GmbH, ist im Projektmanagement Komitee vertreten und mit seinem Team aktiv an der Weiterentwicklung diesen Projektes beteiligt. 

Open Source bietet Unternehmen große Chancen, Eigenentwicklungen zu beschleunigen und zu verbreiten. Das Bewusstsein für die möglichen Folgen sollte jedoch immer vor Freigabe des eigenen Codes für die Open Source Community geschärft werden. Die Vor- und Nachteile können dann von Beginn an in den Entscheidungsprozess mit einbezogen und bewertet werden. Sind die Risiken abgeschätzt, kann der Open Source Ansatz zum Treiber für Innovationen und neue Geschäftsmodelle im eigenen Unternehmen werden. 

Wie stehen Sie zu Open Source und welche Erfahrungen haben sie damit gemacht? Wir freuen uns über ein Feedback!