von Nada Welker | Sep. 23, 2024 | Wasserstoff, Automotive, Elektrifizierung, New Mobility, Ökosystem Strom, Strategie im Wandel
Wir von der Magility GmbH sind der festen Überzeugung, dass Wasserstoff im Schwerlastverkehr keine tragfähige Lösung darstellt. Während einige Experten, zuletzt auch VDA-Präsidentin Hildegard Müller, auf der IAA Transportation Wasserstoff immer noch als einen der vielversprechenden Wege zur Dekarbonisierung der LKW-Flotten sehen, betrachten wir diese Option nach intensiver Auseinandersetzung und Erfahrungen aus der Praxis u.a. auch mehrfachen Berechnungsszenarien und Technologiestudien für LKW-Flotten unserer Kunden aus dem Logistiksektor, als ineffizient und unrealistisch. Stattdessen setzen wir auf batterieelektrische Truck Lösungen (BET-Lösungen), die wir als den praktikablen und zukunftsfähigen Weg zur Energietransformation im Schwerlastverkehr sehen. Schon 2021 hat unser CEO, Dr. Michael Müller, Interviews zu den Herausforderungen im Bereich der Wasserstofftechnologien gegeben, was die intensive Auseinandersetzung der Magility GmbH zum Thema belegt.
Die Herausforderungen von Wasserstoff im Schwerlastverkehr
Hohe Kosten – Wir sehen in den Kostenstrukturen eine der größten Hürden für Wasserstoff im Schwerlastverkehr
- Herstellung: Die Produktion von grünem Wasserstoff ist extrem energieintensiv. Da die notwendige Elektrizität für die Elektrolyse aus erneuerbaren Energiequellen stammt, ist die Herstellung von Wasserstoff deutlich teurer als die direkte Nutzung von Strom in Batterien.
- Infrastruktur: Der Aufbau einer flächendeckenden Wasserstoff-Infrastruktur, inklusive Tankstellen und Pipelines, ist mit immensen Kosten verbunden. Die Investitionen, um eine funktionierende Versorgungskette zu schaffen, stehen in keinem Verhältnis zur bereits vorhandenen Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Fahrzeuge, die kontinuierlich ausgebaut wird.
- Fahrzeuganschaffung: Brennstoffzellenfahrzeuge sind aktuell erheblich teurer in der Anschaffung als batterieelektrische LKWs. Die hohen Anschaffungskosten und die komplizierte Technologie führen zu einem deutlichen Nachteil gegenüber den immer effizienter werdenden BET-Lösungen.
Geringe Effizienz – Der Wirkungsgrad von Wasserstofftechnologien bleibt für uns ein weiteres Hindernis
- Energieverluste: Bei der Umwandlung von Strom in Wasserstoff und der späteren Rückverwandlung in elektrische Energie über Brennstoffzellen gehen große Energieanteile verloren. Das bedeutet, dass für denselben Energiebedarf erheblich mehr Strom aufgewendet werden muss als bei einem direkten Einsatz von Batterien.
- Gesamtwirkungsgrad: Batterieelektrische LKWs haben aufgrund des Direktantriebs mit Strom einen viel höheren Wirkungsgrad. Dies macht sie sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht zu einer besseren Wahl für die Energiezukunft im Schwerlastverkehr.
Die Vorteile von BET-Lösungen
Wir bei Magility setzen auf die kontinuierliche Verbesserung der Batterietechnologie als Schlüssel für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs. Die Vorteile von BET-Lösungen sind klar!
Kosteneffizienz
- Sinkende Kosten: Durch Massenproduktion und technologische Fortschritte sinken die Preise für Batterien kontinuierlich. Die Skaleneffekte führen zu einer deutlichen Reduktion der Kosten sowohl bei den Fahrzeugen als auch bei der Infrastruktur.
- Schnelle Ladezeiten: Schnellladesysteme entwickeln sich rapide, und Ladepausen für batterieelektrische LKWs werden immer kürzer. Dieser Fortschritt mindert das Argument, dass elektrische LKWs durch lange Ladezeiten unpraktisch seien.
Technologische Reife
- Erprobte Technologie: Batterien haben sich in vielen Mobilitäts Bereichen bereits bewährt, von Pkw über Busse bis hin zu leichten Nutzfahrzeugen. Die Technologiereife und die kontinuierliche Weiterentwicklung machen batterieelektrische LKWs zu einer verlässlichen Option für Flottenbetreiber.
- Mehrfachnutzung: Nach dem Einsatz in Fahrzeugen können Batterien für stationäre Energiespeicherung genutzt werden. Dies verlängert ihre Lebensdauer und verbessert ihre wirtschaftliche Nachhaltigkeit.
Infrastrukturausbau
- Bestehendes Stromnetz: Im Gegensatz zur aufwendigen Wasserstoff-Infrastruktur gibt es bereits ein gut ausgebautes Stromnetz. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge erfolgt weltweit rasant, und immer mehr Ladestationen werden verfügbar. Mit einem intelligenten Lademanagement und dem Einsatz erneuerbarer Energien kann das Stromnetz stabil und nachhaltig betrieben werden.
Fazit: E-Mobilität als praktikable Lösung
Wir bei Magility betrachten Wasserstoff im Schwerlastverkehr als eine ineffiziente und kostenintensive Lösung, die den Anforderungen des Schwerlastverkehrs nicht gerecht wird. Die hohen Kosten, der geringe Wirkungsgrad und die nicht ausgereifte Infrastruktur sind Hindernisse, die in absehbarer Zeit nicht überwunden werden können. Im Gegensatz dazu bieten E-Lösungen eine ausgereifte, effiziente und wirtschaftlich nachhaltige Möglichkeit, die Energiewende im Schwerlastverkehr voranzutreiben. Durch die fortschreitende Entwicklung der Batterietechnologie und den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur sehen wir die batterieelektrische Mobilität als den Schlüssel zur Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs.
“Wasserstoff bleibt für uns eine Illusion – batterieelektrische LKWs hingegen eine realistische und umsetzbare Zukunftsvision.” – Jürgen Schenk, Senior Advisor Magility GmbH
Gerne stehen Ihnen unsere Experten zur Seite, um die Energietransformation im Mobilitätssektor erfolgreich zu meistern. Wir unterstützen Sie bei der professionellen und ganzheitlichen Planung Ihrer Beschaffungs-Szenarien durch dynamische Kostenanalysen. Für die Umstellung und Optimierung Ihrer Flotten entwickeln wir maßgeschneiderte Entscheidungsmatrizen, die auf den typischen Nutzungszeiträumen basieren und Ihr Management effizient entlasten. Laden Sie gerne auch gleich hier unseren Flyer zur Energietransformation im Mobillitätssektor herunter und kontaktieren Sie gerne direkt unseren Experten Jürgen Schenk unter jürgen.schenk@magility.com.
von Nada Welker | Jan. 19, 2024 | Ökosystem Strom, Automotive, Elektrifizierung, Marktentwicklung & Trends
Die Elektromobilität nimmt einen immer größeren Stellenwert im „Ökosystem Strom“ ein, stellt Unternehmen jedoch vor eine Vielzahl von Herausforderungen. Gleichzeitig eröffnet sie jedoch auch zahlreiche Chancen für innovative Lösungen und neue Geschäftsmodelle. In diesem Blogartikel werfen wir einen konzentrierten Blick auf die wichtigsten Aspekte der Elektromobilität im Stromsystem.
Herausforderungen der Elektromobilität im Ökosystem Strom in Kürze
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Netzkapazität und Stromversorgung
Die Sicherstellung ausreichender Netzkapazität ist entscheidend für zuverlässige Ladevorgänge. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, in Technologien zu investieren, die die Netzkapazität optimieren und die Integration erneuerbarer Energien fördern.
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Vielfalt der Stecker und Standards
Die Vielfalt der Stecker und Standards stellt eine Herausforderung dar. Die Kompatibilität von Ladestationen mit verschiedenen Steckertypen und Standards ist unerlässlich. Standardisierte Lösungen sind der Schlüssel, um eine breite Palette von Elektrofahrzeugen zu unterstützen.
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Ladezeiten und Geschwindigkeit
Schnelle Ladezeiten sind ein Kundenbedürfnis von höchster Priorität. Unternehmen müssen die richtige Ladegeschwindigkeit und -technologie auswählen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Hier spielen technologische Innovationen eine wichtige Rolle.
Die Standortwahl für Ladestationen ist entscheidend für den Erfolg. Unternehmen müssen Faktoren wie Zugänglichkeit, Verkehrsdichte und Parkmöglichkeiten sorgfältig berücksichtigen.
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Kosten und Wirtschaftlichkeit
Die Investition in Ladestationen ist teuer. Unternehmen müssen eine wirtschaftliche Planung durchführen, die die Nutzung und die Preise für Ladevorgänge berücksichtigt.
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Benutzerfreundlichkeit und Kundenerfahrung
Benutzerfreundliche Ladestationen, einfache Bezahlsysteme und eine positive Kundenerfahrung sind entscheidend. Die Integration von Apps und zuverlässige Systeme tragen zur Kundenzufriedenheit bei.
Die Kenntnis und Einhaltung der regulatorischen Anforderungen ist unabdingbar. Unternehmen müssen sich über Gesetze und Vorschriften im Klaren sein und diese umfassend einhalten.
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Ladeinfrastruktur für Flotten
Die Entwicklung einer effizienten Ladeinfrastruktur für Flotten erfordert eine ganzheitliche Strategie. Skalierbare Lösungen sind gefragt, um den Anforderungen von Flottenbetreibern gerecht zu werden.
Regelmäßige Wartung ist die Voraussetzung dafür, Ausfälle zu vermeiden. Unternehmen müssen gut organisierte Wartungsprozesse sicherstellen und im Bedarfsfall einen zuverlässigen Support bieten.
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Datensicherheit und Abrechnung
Die Sicherheit von Kundendaten und zuverlässige Abrechnungsprozesse sind von großer Bedeutung. Unternehmen sollten auf robuste Sicherheitsprotokolle setzen und transparente Abrechnungsverfahren implementieren.
Es ist eine Herausforderung, ausreichend Ladestationen bereitzustellen. Unternehmen müssen skalierbare Modelle entwickeln, um die steigende Anzahl von Elektrofahrzeugen zu unterstützen.
Die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen im Ökosystem Strom erfordert eine umfassende strategische Planung, technisches Fachwissen und eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Interessengruppen. Bei magility unterstützen wir Unternehmen gerne dabei, eine umfassende E-Mobilitätsstrategie zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen.
E-Fahrzeuge und E-Flotten als flexible Energiequelle im Ökosystem Strom
Elektrofahrzeuge und E-Flotten bieten nicht nur Mobilität, sondern können auch als flexible Energiequelle agieren. Durch bidirektionales Laden, auch bekannt als Vehicle-to-Grid (V2G), können sie zur Netzstabilisierung beitragen.
Herausforderungen im Bereich E-Fahrzeuge und E-Flotten
- Infrastruktur für Ladestationen: Siehe vorheriger Abschnitt.
- Ladezeiten: Erfordern sorgfältige Planung und Integration in Betriebsabläufe.
- Reichweitenangst: Immer noch haben viele Verbraucher Angst vor der begrenzten Reichweite. Leistungsfähigere Batterien sind gefragt.
- Kosten: Höhere Anschaffungskosten im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen.
- Ladeinfrastrukturkosten: Investitionen in Ladestationen und Infrastruktur.
- Technische Kompetenz: Umstellung erfordert qualifiziertes Personal und Zugang zu Fachkräften.
- Flottenmanagement: Erfordert spezielle Softwarelösungen.
- Ladeinfrastrukturmanagement: Optimale Nutzung der Infrastruktur.
- Umweltauswirkungen: Berücksichtigung von ökologischen Aspekten.
- Markenauswirkungen: Umstellung kann das Markenimage beeinflussen.
- Cyber-Sicherheit: Notwendige Sicherheitsmaßnahmen implementieren.
- Verfügbarkeit von staatlichen Anreizen: Abhängig von regionalen Förderprogrammen.
Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert strategische Planung, Investitionen in die Infrastruktur und Schulungen für Mitarbeiter. Bei magility bieten wir umfassende Beratungsdienstleistungen, um Unternehmen bei der erfolgreichen Umsetzung ihrer E-Fahrzeug-Initiativen im Ökosystem Strom zu unterstützen.
Bidirektionales Laden: Potenziale und Herausforderungen
Bidirektionales Laden (BDL) oder Vehicle-to-Grid (V2G) ist eine innovative Technologie, bei der Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz ziehen, sondern auch Energie ins Netz speisen können.
Herausforderungen beim bidirektionalen Laden
- Technische Komplexität: Erfordert spezielle Hardware in Fahrzeugen und Ladestationen.
- Batterielebensdauer: Kontrollierte Lade- und Entladevorgänge sind entscheidend.
- Standardisierung: Einheitliche Standards für Interoperabilität fehlen.
- Netzintegration: Erfordert sorgfältige Integration ins bestehende Netz.
- Sicherheit: Robuste Sicherheitsprotokolle und Hardware notwendig.
- Wirtschaftliche Anreize: Schaffung von Anreizen für Endverbraucher und Betreiber.
- Regulatorische Hürden: Anpassungen bestehender Vorschriften notwendig.
- Datensicherheit: Schutz von Nutzerdaten ist zentrale Herausforderung.
Potenziale von bidirektionalem Laden
- Netzstabilisierung: Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes.
- Lastspitzenmanagement: Reduzierung von Lastspitzen im Netz.
- Erneuerbare Integration: Effiziente Integration erneuerbarer Energien.
- Zusätzliche Einnahmequellen: Einnahmen durch Einspeisung ins Netz.
- Notstromversorgung: Nutzung von E-Fahrzeugen als Notstromquelle.
- Nachhaltigkeit: Erhöhung der Nachhaltigkeit des gesamten Energiesystems.
Unternehmen, die in die bidirektionale Ladetechnologie investieren, können nicht nur von den ökologischen Vorteilen profitieren, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Unsere Experten bei magility unterstützen Unternehmen geimeinsam mit unseren Partnern wie z.B. HIVE Power gerne bei der Erschließung der damit verbundenen Potenziale.
Bei Magility gestalten wir nicht nur aktiv Business-Ecosysteme. Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns zu vernetzen und gemeinsam über die aktuelle Stromlandschaft zu diskutieren. Bleiben Sie gespannt auf vertiefende Einblicke in unseren kommenden Blogartikeln zum Thema Electricity Ecosystem!
von Nada Welker | Sep. 11, 2023 | Aktuelles von Magility, Automotive, Marktentwicklung & Trends, New Mobility, News from Magility
Besucheransturm auf der IAA MOBILITY 2023
Die IAA MOBILITY 2023 konnte mit 750 Ausstellern aus 38 Ländern Rekordwerte bei der Internationalität von Ausstellern, Rednern, Gästen und Journalisten verzeichnen. Über 300 Weltpremieren und Neuheiten unterstreichen die Innovationskraft der Aussteller und die Bedeutung der IAA MOBILITY, zu der vom 05. bis 10. September mehr als 500.000 Besucher kamen. Das Mobilitäts-Festival begeistert somit mehr als eine halbe Millionen Menschen. Allein am Samstag waren über 100.000 Menschen auf dem Open Space Gelände der IAA MOBILITY mitten in der Münchner Innenstadt. Die internationale Berichterstattung stieg laut der IAA-Presse über 70 Prozent im Vergleich zu IAA Mobility 2021. Dabei waren 3.700 akkreditierte Journalisten aus 82 Ländern. Die hohe Internationalität zeigt sich auch bei den Besucherinnen und Besuchern: Fast 30 Prozent kamen aus 109 ausländischen Staaten.
Im Dialog: Stakeholder, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnete die IAA MOBILITY und über 500 hochkarätige internationale Rednerinnen und Redner gaben auf der IAA Conference exklusive Einblicke in die Zukunft der Mobilität. Darunter waren viele führende CEOs aus der Mobilitäts- und Techbranche, sowohl etablierter Unternehmen als auch von vielversprechenden Startups. Aber auch internationale Persönlichkeiten wie Oscar-Preisträgerin Natalie Portman, Marsmission-Anwärterin Alyssa Carson oder Sophia Kianni, Gründerin einer Klimaschutzinitiative ergriffen in München das Mikrofon.
Der intensive Dialog und die konstruktiven Debatten mit den verschiedenen Stakeholdern aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft auf dem Open Space und dem IAA Summit sind entscheidende Elemente, um die klimaneutrale Mobilität erfolgreich zu realisieren.
Die Bilder, die in den letzten Tagen aus München in die Welt gesendet wurden, dokumentieren die Entschlossenheit der Automobilindustrie, dass Deutschland auch in Zukunft Autoland bleibt, und zwar, wie von VDA-Präsidentin Hildegard Müller zusammengefasst, im Sinne des Klimas, der Menschen und des Wohlstands. Das veränderte Konzept in München hat sich in diesem Jahr also weiter erfolgreich etabliert.
Magility @ IAA Mobility 2023 – Die neue IAA Mobility aus unserer Sicht
Die IAA Mobility 2023 ist ein wichtiger Schauplatz für die internationale Automobilindustrie, um ihre neuesten Technologien und Innovationen zu präsentieren. Aus Sicht einer Automotive Technology Consulting Firma wie der Magility GmbH sind die folgenden Trends besonders hervorzuheben:
Elektromobilität
Die Elektrifizierung des Automobils ist weiterhin der wichtigste Trend in der Branche.
Die Nutzung von Elektromobilität nimmt weltweit aufgrund gesetzlicher Vorschriften und finanzieller Anreize zu. Neue Emissionsregeln in China und Europa sowie staatliche Vergünstigungen in den USA und Europa erhöhen die Attraktivität für Verbraucher, ein Elektrofahrzeug zu kaufen. Gleichzeitig ermöglichen fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme in naher Zukunft teilautonome Mobilität. Die Nutzung von Shared Mobility, vor allem durch die Gen Z, wird voraussichtlich beachtlich ansteigen. Der tendenziell zunehmende digitale und vernetzte Lebensstil der Verbraucher führt auch zu einer höheren Nachfrage nach nahtlosen Mobilitätsangeboten, insbesondere im Bereich Mikromobilität und Letzte-Meile-Transport. Die Automobilindustrie muss dieser Mobilitätsrevolution mit umfassender Konnektivität als Grundlage begegnen.
Bei der IAA Mobility 2023 wurden zahlreiche neue Elektrofahrzeuge vorgestellt, darunter auch Modelle von etablierten Herstellern wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen. Zahlreiche chinesische OEM sind maßgeblich an dem Trend beteiligt und bieten ihre E-Fahrzeuge zudem zu sehr attraktiven Preisen an. Darüber hinaus wurde auf der IAA MOBILITY die Bedeutung von Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität betont. Die Batterien der Fahrzeuge werden zu ‘virtuellen Kraftwerken’ in einem Smart Grid. Die schweizer Startup Firma Hive Power zeigt, wie Smart Grid Balancing funktioniert.
Konnektivität
Konnektivität ist ein weiterer wichtiger Trend in der Automobilindustrie. Die zunehmende Bedeutung der Konnektivität für Fahrzeughersteller besteht darin, dass Autos immer stärker zu digital vernetzten Geräten auf Rädern werden. Konnektive Fahrzeuge können mit anderen Fahrzeugen, mit der Infrastruktur und dem Internet kommunizieren, was neue Möglichkeiten für Sicherheit, Komfort und Unterhaltung bietet.
Dies erfordert eine Anpassungsleistung der traditionellen Automobilhersteller, die zunächst nicht primär Softwareunternehmen sind. Sie müssen eigenes Knowhow aufbauen und Partnerschaften eingehen, um erforderliche Fähigkeiten zu erwerben und die Komplexität von Software-definierten Fahrzeugen zu bewältigen. Investitionen in die Ermöglichung nahtlos vernetzter digitaler Erlebnisse sind notwendig, um den Anforderungen der Verbraucher gerecht zu werden. Gleichzeitig müssen die Automobilhersteller die Herausforderungen des Datenmanagements und der Cybersicherheit bewältigen, da die Datenmenge sowohl im Fahrzeug als auch außerhalb des Fahrzeugs zunimmt.
Um sich besser auf Konnektivität auszurichten, müssen Automobilhersteller die Balance zwischen den Kosten für die Entwicklung von Mobilitätsdienstleistungen und den potenziellen Einnahmen aus digitalen Angeboten finden. Sie müssen die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher in verschiedenen Märkten und Segmenten richtig einschätzen und strategisch entscheiden, wo sie ihre Schwerpunkte legen. Konnektivität ist entscheidend, um die neue Mobilität zu ermöglichen und nicht nur ein Selbstzweck. Bei der IAA Mobility 2023 wurden zahlreiche neue Konnektivitäts-Lösungen vorgestellt.
[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]
- Die IAA MOBILITY 2023 verzeichnete eine Rekordbeteiligung von 750 Ausstellern aus 38 Ländern.
- Über 300 Weltpremieren und Neuheiten wurden präsentiert.
- Die Veranstaltung zog mehr als 500.000 Besucher an, darunter über 100.000 allein an einem Samstag.
- Die internationale Berichterstattung stieg um über 70 Prozent im Vergleich zu 2021.
- Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnete die Veranstaltung, und über 500 hochkarätige internationale Redner diskutierten die Zukunft der Mobilität.
- Elektromobilität bleibt ein Schlüsseltrend, mit steigender Nutzung aufgrund gesetzlicher Vorschriften und finanzieller Anreize weltweit.
- Konnektivität wird immer wichtiger, da Autos zu digital vernetzten Geräten auf Rädern werden.
- Nachhaltige Mobilität geht über Emissionsreduktion und alternative Antriebe hinaus und umfasst die effizientere Nutzung von Verkehrsmitteln.
- Neue Projekte zu E-Kraftstoffen und CO2-Bindung könnten eine emissionsfreie Zukunft ermöglichen.
- Weitere Trends sind Software-definierte Fahrzeuge, künstliche Intelligenz und fortschrittliche Cyber Security Konzepte.
- Die Automobilindustrie befindet sich in einem massiven technologischen Wandel, wobei Elektrifizierung, Konnektivität und Software-Entwicklung die Zukunft prägen.
Nachhaltigkeit
Der Begriff „nachhaltige Mobilität“ geht über die Emissionsreduktion und die Entwicklung alternativer Antriebe hinaus. Er umfasst auch die effizientere Nutzung von Verkehrsmitteln. Im öffentlichen Personenverkehr und bei Shared Mobility kann eine bessere Auslastung dazu beitragen, die Anzahl der Fahrzeuge in städtischen Gebieten zu reduzieren. Zudem bieten Smart Cities und die Vernetzung von Fahrzeugen die Möglichkeit, Verkehrsströme intelligenter und nachhaltiger zu lenken.
Die Frage, ob wir in Zukunft völlig emissionsfrei fahren können, wird durch neue Projekte zu E-Kraftstoffen und CO2-Bindung interessant. Im Bereich der Mobilität gibt es noch viele Potenziale, um nachhaltiger zu werden und das Leben von Milliarden Menschen sowie die Umwelt zu verbessern.
Die Automobilindustrie ist sich der Herausforderungen des Klimawandels bewusst und arbeitet daran, ihre Produkte und Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Bei der IAA Mobility 2023 wurde Nachhaltigkeit als zentrales Thema betont. „Zirkuläre Wirtschaft“ ist dabei ein aktuelles Schlagwort und war auch auf der IAA MOBILITY 2023 ein herausforderndes Thema im IAA Mobility Visionary Club. Die Zirkuläre Wirtschaft verspricht eine umweltschonende Mobilität und stellt sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung für die Automobilindustrie dar. Die dahinter stehende Idee zielt darauf ab, Neues zu schaffen, ohne dabei neue Ressourcen zu verbrauchen. In ihrer konsequentesten Form bedeutet dies, so wenig wie möglich zu verschwenden und alles so zu gestalten, dass es lange Zeit wiederverwendet werden kann. Dies führt zu einem geschlossenen Kreislauf, der der Wegwerfkultur der linearen Wirtschaft entgegenwirkt. Ein solcher Ansatz ermöglicht eine nachhaltige Nutzung begrenzter Ressourcen und trägt zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei. Bei der IAA wurde auch ein neues Label für nachhaltige Fahrzeuge vorgestellt.
Weitere Trends bei der IAA Mobility 2023
Darüber hinaus waren bei der IAA Mobility 2023 auch folgende Trends zu beobachten:
Software defined Vehicle: Die Software wird zum kritischen Erfolgsfaktor der Automobilindustrie. Hier tauchen neue Anbieter für Automotive Operating Systems wie SONATUS aus Kalifornien auf.
Künstliche Intelligenz: Kunden erwarten zunehmend personalisierte Produkte und Services. Automobilhersteller und Zulieferer arbeiten daher daran, ihre Angebote mit KI zu personalisieren. Bei der IAA Mobility 2023 wurden zahlreiche neue personalisierte Produkte und Services vorgestellt. Unter anderem stellte auch die deutsche Firma XaiTeck, die mit Explainable Artificial Intelligence und Knowledge Graphen entsprechende Anwendungen definiert, ihre Innovationen vor.
Sicherheit: Sicherheit ist ein zentrales Thema für die Automobilindustrie. Bei der IAA Mobility 2023 wurden zahlreiche neue Sicherheitstechnologien vorgestellt, im Schwerpunkt Systeme für autonomes Fahren. Dazu kommen Cyber Security Firmen wie Magility Cyber Security GmbH.
Die IAA Mobility 2023 hat wieder einmal gezeigt, dass sich die Automobilindustrie in einem massiven und tiefgreifenden technologischen Wandel und internationalem Wettbewerb befindet. Elektrifizierung, Konnektivität und Elektronifizierung (Software) sind aus unserer magility-Sicht die wichtigsten technologischen Trends, die die Branche in den kommenden Jahren weiter prägen werden.
von Nada Welker | Feb. 24, 2023 | Automotive, Automotive Cyber Security, Future Economy, High Tech Trends, Internet of Things, Marktentwicklung & Trends, New Mobility, Smart Cities, Strategie im Wandel, Technologien für neue Märkte
Die Automobilindustrie befindet sich aufgrund der beständigen Weiterentwicklung bestehender und durch neu hinzukommende Technologien und Innovationen in einer Dauertransformation. In den letzten Jahren haben sich die autonomen Fahrfunktionen und viele weitere Fahrzeug- und Softwarefunktionen, die unsere Straßen sicherer und die Verkehrssituation effizienter machen sollen, rasanter entwickelt als in mehreren Jahrzehnten zuvor. Mit diesem schnellen Wandel geht eine Reihe neuer Trends einher, die sich in der Branche abzeichnen. In diesem Artikel fassen wir von Magility GmbH zusammen, was derzeit in der Automobilindustrie vor sich geht und welchen Megatrends Sie zukünftig begegnen werden.
[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]
- China ist der größte Automobilmarkt der Welt; der Absatz elektrischer Fahrzeuge verdoppelte sich im Jahr 2021
- UN-Regulations zu Schadstoffausstoß und Automotive Cyber Security sind teilweise schon aktiv oder treten bald in vielen Ländern in Kraft
- Technologien und Trends, die früher noch Zukunftsmusik waren, bestimmen heute schon maßgeblich die Aktivitäten in der Automobilindustrie – darunter u.a. Konvergenzen, Autonomes Fahren und E-Antriebe, 3D-Druck, neue Batterietechnologien
- Magility identifiziert acht Megatrends, die die Aktivitäten und die Zukunft der Automobilindustrie in den nächsten Jahren maßgeblich prägen werden
[/infobox]
Interessante Daten und Fakten

Quelle: Statista – Größte Automobilmärkte weltweit im Jahr 2021, basierend auf Neuzulassungen (in Millionen)
- Der globale Markt für autonome Fahrzeuge erreichte im Jahr 2021 eine Größe von fast 106 Milliarden US-Dollar. Es wird prognostiziert, dass dieser Markt im Jahr 2030 eine Größe von über 2,3 Billionen US-Dollar erreichen wird
- Im ersten Quartal 2019 entschieden sich 61,88 % der Autokäufer für einen Gebrauchtwagen
- Im Jahr 2021 wurden in Amerika fast 15 Millionen Autos verkauft
- Toyota Motor erwirtschaftete im Jahr 2020 einen Umsatz von fast 250 Milliarden Dollar
- Der weltweite Umsatz der Automobilindustrie wird bis 2030 fast 6,6 Billionen Dollar erreichen
- Tesla brach mit der Auslieferung von über 936.172 Elektrofahrzeugen im Jahr 2021 den Rekord
UN-Regulations prägen die Automobilindustrie nachhaltig
Da die Automobilindustrie weiter wächst, wird es immer wichtiger, die Auswirkungen auf die Umwelt zu berücksichtigen. Aus diesem Grund unterstützen viele Länder, aber auch Automobilhersteller, darunter General Motors und BMW, Teslas Forderung nach einer Kohlenstoffregulierung.

Quelle: Automotive World, 2020
Wenn die Vorschriften angenommen werden, dürfte dies eine neue Innovationswelle in der Branche zugunsten der Umwelt auslösen. Glücklicherweise wird dieses Thema von den politischen Entscheidungsträgern ernst genommen. Während der Feierlichkeiten zum Weltumwelttag kündigte die UNO ihren Plan an, sich für strengere Kohlenstoffvorschriften einzusetzen. Dies könnte einen großen Einfluss auf die Zukunft der Automobilindustrie haben. Darüber hinaus planen Regierungen auf der ganzen Welt, einschließlich der USA und Chinas, neue politische Maßnahmen, um die Einführung von Elektrofahrzeugen zu fördern und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu unterstützen.
Die drei UN-Regelungen 155, 156 und 157 sind in den kommenden Jahren für alle Unternehmen der Automobilindustrie besonders wichtig. Sie sind dazu da, einen internationalen Standard für Cybersicherheit und Software-Updates zu gewährleisten.
Die UN-Regelung 155 befasst sich mit Cybersecurity und Cybersecurity-Managementsystemen, während die UN-Regelung 156 auf Software-Updates und Software-Update-Managementsysteme abzielt. Die UN-Regelung 157 schließlich befasst sich mit automatisierten Spurhaltesystemen (ALKS) und den mit diesen verbundenen Sicherheitsrisiken. Diese Regelungen bilden eine Grundlage für Unternehmen der Automobilbranche, die sicherstellen müssen, dass ihre Fahrzeuge angemessen gegen Cybersicherheitsrisiken geschützt sind. Laut United Nations Economic Commission for Europe (UNECE) werden die Verordnungen eine wichtige Rolle bei der Minderung von Cybersicherheitsrisiken in Fahrzeugen sowie bei der Aktualisierung von automatisierten Fahrsystemen spielen. Japan hat bereits angekündigt, dass es die Verordnungen umsetzen wird, und auch die Europäische Union plant, sie verbindlich vorzuschreiben. Darüber hinaus enthalten die Verordnungen eine Reihe von Normen, die erfüllt werden müssen, um die Sicherheit von Straßenfahrzeugen zu gewährleisten. Diese sind den Normen ISO/SAE 21434 und ISO 26262 entnommen.
Frühere Zukunftstechnologien sind in der Automobilindustrie heute schon Realität
Der Wandel in der Automobilindustrie ist ein komplexer und fortlaufender Prozess, der eine Verlagerung von der traditionellen Fertigung hin zur Entwicklung softwaredefinierter Fahrzeuge beinhaltet. Dieser Wandel wurde durch den zunehmenden Wettbewerb durch neue Marktteilnehmer, wie zum Beispiel Technologieunternehmen wie Tesla und Waymo, sowie die wachsende Nachfrage nach elektrischen und autonomen Fahrzeugen vorangetrieben. Viele Technologien waren vor wenigen Jahren für den Einsatz noch Zukunftsmusik, im Jahr 2022 wurden viele davon real.
Im Jahr 2022 haben wir gesehen, dass mehr traditionelle Automobilhersteller in elektrische und autonome Fahrzeugtechnologie investieren, und Unternehmen wie General Motors und Ford große Investitionen in diesen Bereichen angekündigt haben. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich fortsetzen, da die Automobilhersteller versuchen, mit dem sich verändernden Umfeld der Branche Schritt zu halten und die Anforderungen der Verbraucher zu erfüllen, die zunehmend an nachhaltigen und hochtechnologischen Fahrzeugen interessiert sind.
Über die kommenden und fortlaufenden Veränderungen in der Automobilindustrie haben wir in unserem Magility-Blog die letzten Jahre regelmäßig informiert. Digitalisierung und Konnektivität werden eine immer wichtigere Rolle spielen, wobei die Fahrzeuge vernetzter und intelligenter werden als je zuvor. Dies wird zu einer Verlagerung vom Verkauf von Fahrzeugen hin zum Verkauf von Mobilitätsdienstleistungen führen, da die Automobilhersteller versuchen, den Kunden ein ganzheitlicheres Verkehrserlebnis zu bieten.
Schließlich ist auch der Weg zum softwaredefinierten Fahrzeug ein wichtiges Thema in der Branche, da die Fortschritte in der Technologie zu einer neuen Generation von Fahrzeugen führen, die stärker als je zuvor softwaregesteuert sind. Dies bedeutet, dass Softwareentwicklung und -engineering in der Automobilindustrie immer wichtiger werden und die Automobilhersteller neue Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln müssen, um mit diesen Veränderungen Schritt zu halten.
Insgesamt ist der Wandel in der Automobilindustrie ein fortlaufender Prozess, der durch eine Vielzahl von Faktoren angetrieben wird, darunter technologischer Fortschritt, veränderte Verbraucherpräferenzen und zunehmender Wettbewerb.
Konvergenz der Industrien
Die Konvergenz der Automobil- und Technologiebranche führt dazu, dass Fahrzeughersteller zu Softwareunternehmen werden. Da die Fahrzeuge immer vernetzter und intelligenter werden, nimmt die Bedeutung der Softwareentwicklung und -technik in der Automobilindustrie immer weiter zu. Darüber hinaus wird auch die Bedeutung der Kundenbeteiligung an der Entwicklung von Diensten und Apps in der Automobilindustrie immer wichtiger. Mit der zunehmenden Vernetzung und Intelligenz der Fahrzeuge wird die Nachfrage nach personalisierten Diensten und Apps, die auf individuelle Bedürfnisse und Vorlieben eingehen, steigen. Dies bedeutet, dass die Automobilhersteller die Kunden in den Entwicklungsprozess einbeziehen müssen, um Feedback und Anregungen einzuholen und sicherzustellen, dass die von ihnen entwickelten Dienste und Apps den Bedürfnissen ihrer Zielgruppe entsprechen.
Im Laufe des letzten Jahres standen in der Automobilindustrie große Fusionen, Übernahmen und Partnerschaften fast schon auf der Tagesordnung. Diese Deals reichen von den ganz großen wie der Übernahme von Argo AI durch Ford bis hin zu eher nischenorientierten Kooperationen wie der Partnerschaft zwischen GM und Lyft. Die Automobilhersteller haben sich auch im Bereich der Kundenbindung angestrengt und bieten mehr, teilweise auch in die Fahrzeugumgebung integrierte, Services und Zusatzleistungen. So z.B. der neue Service von Ford, der den Verbrauchern die Integration neuer Funktionen oder auch Reparaturen für ihr Fahrzeug deutlich erleichtert. Darüber hinaus setzen die Automobilhersteller zunehmend auf die Einbindung ihrer Kunden, um den Absatz und die Markentreue zu steigern. So bietet BMW beispielsweise ein „Owner’s Circle“-Programm an, das Kunden Zugang zu exklusiven Rabatten, Veranstaltungen und Seminaren verschafft. Volkswagen bietet ein „Online Owner’s Manual“ an, das den Kunden hilft, sich in den Funktionen ihres Autos zurechtzufinden, zu entscheiden, wann eine Wartung fällig ist, und sogar die Bluetooth-Verbindung ihres Autos einzurichten. Die Sync Connect-App von Ford ermöglicht es den Kunden, sich aus der Ferne mit ihrem Fahrzeug zu verbinden und den Motor zu starten, den Zustand des Fahrzeugs zu überwachen und sogar die Klimaeinstellungen zu steuern. Mit Toyotas „Toyota+Alexa„-Programm können Kunden Alexa bitten, ihr Auto zu starten, die Türen zu ent- und verriegeln oder die Lichthupe mit einfachen Sprachbefehlen zu betätigen. Nissan hat eine „Carwings“-App, mit der Kunden Zugang zu Echtzeit- und historischen Daten über ihre Fahrzeuge haben, wie Geschwindigkeit, Standort und Kraftstoffstand. Die Möglichkeiten sind schier endlos, denn die Autohersteller erforschen weiterhin innovative Wege, um ihre Kunden einzubinden.
Autonomes Fahren und Elektroantriebe
Neue Funktionen und Technologien für das autonome Fahren wurden eingeführt und in den Markt gebracht, wie die Option des vollständigen Selbstfahrens von Tesla. Zudem wurden zahlreiche Pläne der Automobilhersteller öffentlich gemacht, wie der von Volvo, in nicht allzu ferner Zukunft eine autonome Fahrfunktion der Stufe 4 anzubieten. Dank neuer Technologien und insbesondere der rasanten Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) werden selbstfahrende Fahrzeuge eine steile Entwicklungskurve haben. Im Laufe der Zeit wird die Mehrheit der neuen Fahrzeuge selbstfahrend sein oder mindestens selbstfahrende Funktionen haben. KI wird in Fahrzeugen heute schon eingesetzt für Funktionen wie automatisches Bremsen und Kollisionsvermeidung. Die selbstfahrenden Autos von Google sind ein gutes Beispiel dafür. Diese Autos sind mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet, die es ihnen ermöglichen, Hindernisse in ihrer Umgebung, wie Fußgänger und andere Autos, zu erkennen und mit dem internen Kommunikationssystem das Fahrverhalten entsprechend anzupassen.
Die Autohersteller bereiten sich darauf vor, mehr selbstfahrende Fahrzeuge auf die Straßen zu bringen. Ford zum Beispiel testet seit einem Jahr autonome Fahrzeuge auf den Straßen von Pittsburgh. Auch dies zeigt, dass Autohersteller und Technologieunternehmen große Anstrengungen unternehmen, um die heute schon theoretisch existierenden technischen Möglichkeiten in praktische Lösungen zu übersetzen.
Auch das Interesse der OEMs am aufstrebenden Markt für Elektrofahrzeuge ist sehr groß, und viele Hersteller kündigen an, in den nächsten Jahren neue E-Fahrzeugmodelle auf den Markt zu bringen.
Die Verkaufszahlen für Elektrofahrzeuge sind in den letzten Jahren weiter gestiegen, da sich immer mehr Verbraucher für nachhaltige und umweltfreundliche Fahrzeuge entscheiden. Unseren Magility-Recherchen zufolge hat sich der Absatz von Elektrofahrzeugen im Jahr 2021 sogar verdoppelt, trotz des durch die COVID-19-Pandemie verursachten Wirtschaftsabschwungs und der zunehmenden Lieferkettenschwierigkeiten. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich fortsetzen, da die Automobilhersteller mehr in die Technologie von Elektrofahrzeugen investieren und die Verbraucher sich zunehmend der Umweltvorteile dieser Fahrzeuge bewusst werden.
[infobox headline=“EV-Verkäufe haben sich in 2021 verdoppelt“]
- Mehr als 6,5 Millionen E-Fahrzeuge wurden weltweit im Jahr 2021 verkauft
- Das Absatzwachstum in 2021 basiert alleine auf dem Verkauf von E-Fahrzeugen
- Tesla hat den Status eines Mega-Tech-Unternehmens erreicht; viele neue E-Fahrzeughersteller folgten
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Die Automobilindustrie ist in hohem Maße auf Zulieferer angewiesen, um die für die Fahrzeugproduktion erforderlichen Teile und Komponenten zu bekommen. Derzeit steht die Branche vor einer Reihe von Herausforderungen im Zusammenhang mit den Zulieferern und ihrer Fähigkeit, Teile rechtzeitig zu liefern.
Eine große Herausforderung ist der Mangel an Halbleiterteilen, die für die Produktion moderner, mit fortschrittlichen Technologien ausgestatteter Fahrzeuge unerlässlich sind. Die COVID-19-Pandemie hat die globalen Lieferketten unterbrochen, was zu einer Verknappung dieser kritischen Komponenten geführt hat. Infolgedessen mussten die Automobilhersteller ihre Produktionspläne anpassen und die Produktion drosseln, was sich auf die gesamte Lieferkette ausgewirkt hat.
Neben der Halbleiterknappheit gibt es noch weitere Herausforderungen für die Zulieferer und die Automobilindustrie. Dazu gehören steigende Rohstoffkosten, Handelskonflikte und die zunehmende Nachfrage nach Komponenten für Elektrofahrzeuge.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, suchen Automobilhersteller und Zulieferer nach neuen Wegen, um die Lieferkette zu verbessern und sicherzustellen, dass die Teile pünktlich zur Verfügung stehen. Dazu gehören Investitionen in neue Technologien, die Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Zulieferern und Automobilherstellern sowie die Entwicklung alternativer Lieferkettenstrategien.
3D-Druck in der Automobilindustrie
Einer der Techniktrends, der sich in der Automobilbranche durchgesetzt hat, ist der 3D-Druck. Einige Automobilhersteller tätigen beträchtliche Investitionen in die Weiterentwicklung der 3D-Drucktechnologie. Audi und auch Porsche haben den 3D-Druck in die Produktion ihrer Fahrzeuge integriert. Durch den Einsatz des 3D-Drucks können lange Vorlaufzeiten in der Fertigung reduziert werden und die Hersteller können ihre Modelle schneller auf den Markt bringen. Viele Automobilhersteller, so auch Toyota und Honda, experimentieren derzeit mit dem 3D-Druck von Teilen für autonome Autos.
Batterien: Von Lithium über LiFePO4 bis hin zu Neuentwicklungen
Auch in der Batterietechnologie hat es Entwicklungen gegeben, die die Zukunft der Branche erheblich beeinflussen könnten. Erst gab es einen großen Hype um Lithium-Ionen-Batterien. Lithium-Ionen-Batterien sind leicht und einfach zu produzieren, was für den Einsatz z.B. in autonomen Fahrzeugen spricht. Doch auch wenn sie nach wie vor eine gute Wahl sein können, erforschen die Automobilhersteller weitere Batterietypen. Dazu gehört auch die Verwendung von Seltenerdmineralien wie bei Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePO4).
LiFePO4-Batterien eignen sich am besten für Tesla-Autos, da sie während des Ladevorgangs eine höhere Überspannungstoleranz aufweisen, länger haltbar sind, eine bessere Kältebeständigkeit aufweisen und im Vergleich zu anderen Lithiumbatterien günstiger sind. Darüber hinaus sind LiFePO4-Batterien sicherer und stabiler als Lithium-Ionen-Batterien, und sie kombinieren eine hohe Energiedichte mit langen Laufzeiten und einer gleichmäßigen Entladespannung, was sie ideal für den Einsatz in USV-Systemen macht. Zu den Nachteilen von LiFePO4-Batterien gehören eine niedrige Nennspannung, eine hohe Selbstentladungsrate, eine geringere Energiedichte, schlechte Leistung bei niedrigen Temperaturen und Schwierigkeiten beim Aufladen in einigen Geräten. Außerdem müssen LiFePO4-Batterien vor Überladung und Alterung geschützt werden.
Ein neuer Batterietyp, bei dem Nanomaterialien zur Speicherung von mehr Energie verwendet werden, könnte erhebliche Auswirkungen auf die Zukunft der Autoindustrie haben. Dieser Batterietyp wird als Batterie auf der Basis von Nanomaterialien bezeichnet. Er wurde bereits mehrfach erforscht und kommt in einigen Anwendungen, darunter auch in Elektrofahrzeugen, zum Einsatz. Dieser Batterietyp hat das Potenzial, die Automobilindustrie zu revolutionieren, indem er die notwendige Energiespeicherkapazität für die gesamte Branche bereitstellt. Die auf Nanomaterialien basierende Batterie könnte aufgrund ihrer höheren Energiespeicherkapazität auch die Kosten und Umweltauswirkungen herkömmlicher Lithium-Ionen-Batterien verringern. Darüber hinaus könnte dieser Batterietyp aufgrund seines hohen Leistungsgewichts die Entwicklung kleinerer, leichterer und effizienterer Fahrzeuge ermöglichen.
Ausblick – Megatrends in der Automobilindustrie
Wir von Magility haben acht Megatrends identifiziert, die schon heute und vor allem aber in den kommenden Jahren die gesamte Automobilindustrie mit all ihren Herstellern und Zulieferern nachhaltig beeinflussen werden:
- OEM-Transformation vom reinen Fahrzeughersteller hin zum Software-Unternehmen
- Fahrzeugentwicklung hin zum Software-defined vehicle mit Einsatz im automatisierten Fahren, für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz oder Konnektivität
- Lifecycle Management – Entwicklung verschiedener Diagnostics as a Service
- Umstellung auf Smart factories
- Herausforderung Ladeinfrastruktur für Hersteller von EVs
- Neue Anforderungen an Battery Management – mit steigendem Absatz und Nutzung von EVs
- Vertikale Integration bei der EV-Produktion
- Nachhaltigkeit im Product Lifecycle – ESG-Themen werden essenziell


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von Nada Welker | Juli 8, 2022 | Aktuelles von Magility, Automotive, Automotive Cyber Security, Cyber Security Management Systeme, Marktentwicklung & Trends, New Mobility, Strategie im Wandel, Technologien für neue Märkte
Auf dem 26. internationalen Automobil-Elektronik Kongress 2022 in Ludwigsburg, dem Top-Branchenevent für Elektronik-Experten und -Entscheider der Automobilbranche, stand der Weg zum Software-defined Car im Mittelpunkt. Was braucht es in der Automobilindustrie, um das Software-defined Car sicher, effizient und nachhaltig weiterzuentwickeln? Was sind die derzeitigen Pain Points der Automobilbranche bei dieser vielschichtigen Herausforderung? Welche Rolle spielen Regulierungen? Braucht es länderübergreifende Standards, um zum Ziel zu kommen? Und welche Rolle spielen Consumer Experiences? Wie begegnen die einzelnen Player aus der Automobilindustrie den aktuellen Herausforderungen, und warum sind Open Source Ansätze und Kooperationen jetzt ganz besonders wichtig? Viele Fragen, aber auch kontroverse Diskussionen, die den traditionsreichen Kongress im Forum am Schlosspark prägten. Trotz vieler Antworten, blieb manch eine Frage auch unbeantwortet. Das Fazit: Es gibt noch viel zu tun!
Das Software-defined Car
Bisher war und ist die Software zu großen Teilen immer noch im Fahrzeug sehr eng mit dem Hardwaremodul oder dem elektronischen Steuergerät (ECU) verbunden, das eine ganz bestimmte Funktionalität im Fahrzeug übernimmt. Die Software entwickelte sich beim „traditionellen Automobil“ während der Lebensdauer eines Fahrzeugs kaum weiter und notwendige Aktualisierungen erforderten einen Besuch in der Werkstatt. Beim Software-defined Car werden die Funktionen durch die Software und nicht mehr durch die spezifischen Hardwaremodule definiert, ähnlich wie bei Anwendungen, die wir auf unseren Smartphones oder Computern ausführen. Dadurch können die Funktionen während der gesamten Lebensdauer des Fahrzeugs weiterentwickelt und verbessert und neue Funktionen und Features im Rahmen der Hardwaregrenzen ggf. sogar hinzugefügt werden. Beim Software-defined Vehicle werden nach Bedarf neue Features und Dienste oder Apps individuell oder auch zeitlich limitiert im Fahrzeug freigeschalten. Dadurch entstehen vielfache Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle, und Software-as-a-Service wird für die Automobilnutzer greifbar. Der Wert eines Fahrzeugs kann durch nachträglich eingebrachte Features während des Lebenszyklus so sogar gesteigert werden. Die Ausrichtung der Hersteller auf die Nutzerexperience wird zu einem erfolgsentscheidenden Faktor. Daten können Over-the-Air (OTA) übertragen werden, das Fahrzeug kann mit der Infrastruktur kommunizieren, Daten sammeln und in die Cloud senden sowie Daten empfangen. Mobilitätsdienstleistungen, automatisiertes Fahren und die Weiterentwicklung von E-Mobilität werden durch Software erst ermöglicht. Das Auto entwickelt sich also weiter zu einem softwarezentrierten elektronischen Device auf Rädern. Mit der ursprünglichen Funktionsweise eines Automobils hat das nicht mehr viel zu tun. Die Automobilindustrie steckt noch immer mitten in der Transformation und muss sich in noch größerem Ausmaß für Marktteilnehmer aus und Kooperationen mit der Software- und Kommunikationsbranche öffnen.
Die wichtigsten Themen und Statements der Vortragenden
Nach der Eröffnung durch Alfred Vollmer, Chefredakteur der “Automobil-Elektronik” und Initiator des Automobil-Elektronik Kongresses, übernahm Ricky Hudi, Congress Chairman, die Moderation und übergab an den ersten Vortragenden des Tages, den Porsche-Chef Oliver Blume, der über die Zukunftsvision von Porsche sprach und dabei an die Emotionen der Zuhörerschaft appellierte. Dabei war für ihn beim Thema Software-defined car der Einsatz eines offenen Betriebssystems, das mit KI arbeitet und es dem Fahrzeug ermöglicht, sich mit verschiedenen Ökosystemen auf der ganzen Welt zu verbinden, besonders wichtig. Auch stand er klar für die Anerkennung des Faktors Mensch und hob hervor, wie wichtig es ist, die Mitarbeiter in der Transformation mitzunehmen und in den Mittelpunkt von Erfolgskonzepten zu stellen. Denn ohne motivierte Mitarbeiter, die die Vision und die Markenwerte des Unternehmens mittragen und die notwendigen Schritte auf dem Weg zum Software-defined Vehicle verstehen und verinnerlichen, sei die Transformation nicht zu meistern.
Die zukünftige Strategie bei Mercedes-Benz stand im Fokus der Keynote von Magnus Österberg, Software-Chef beim Stuttgarter Autobauer. Dabei wurde ganz klar: Mercedes-Benz beansprucht Marktführerschaft im Luxus-Segment. Das neue Betriebssystem MB.OS (soll 2024 in Serie gehen) und das Software-Entwicklungszentrum in Sindelfingen spielt für die Umsetzung der ambitionierten Ziele dabei eine entscheidende Rolle. Österberg zeigte sich aber auch kritisch: “Wir sind führend im Bereich der Elektrotechnik, aber bis zur Marktführerschaft im Bereich der Software ist es noch ein weiter Weg”.
Der größte Automobilzulieferer weltweit habe die Transformation vom reinen Hardware- hin zu einem Softwareunternehmen geschafft, sagte Mathias Pillin (President Cross Domain Computing Solutions bei Bosch). Heute sei jedoch die größte Herausforderung eines Tier-1 dem OEM klar zu machen, dass nicht nur Hardware, sondern auch Software einen eigenständigen Wert hat. Erst die Software ermögliche es, Daten aus einem vernetzten Fahrzeug in der Menge und Qualität zu verarbeiten, dass individuelle Dienste und Funktionen bereitgestellt werden können.
Dipti Vachani, SVP Automotive und IoT bei arm, sieht ein Zusammenspiel von Hard- und Software: Software-defined Cars brauchen spezifische Rechenpower und auf den Workload des Autos abgestimmte Hardware. Dafür muss die Software-Entwicklung heute schon sehr früh in den Entwicklungsprozess des Fahrzeugs eingebunden und unterschiedlichen Ansprüchen an Leistung und Kompatibilität gerecht werden. Diese Vereinbarkeit über das gesamte Fahrzeug hinweg, ist und bleibt eine große Herausforderung für Hersteller. Für sie steht die ineinandergreifende Weiterentwicklung von Hard- und Software an erster Stelle.
Podiumsdiskussion “Semiconductors: The Base of the Software-defined Car”
Moderiert von Alfred Vollmer (Automobil-Elektronik) diskutierten Jens Fabrowsky (Bosch), Calista Redmond (RISC-V International), Dipti Vachani (arm), Lars Reger (NXP) sowie Magnus Östberg (Mercedes-Benz), über die Stellung von Halbleitern im Automotive-Bereich. Zu den Berichten und Gerüchten, dass die OEMs jetzt ihre eigenen Chips bauen, äußerte sich Lars Rieger von NXP: „Lassen Sie uns ein wenig mit den Mythen aufräumen. Tesla bezieht 99 % seiner Chips von Unternehmen wie uns. Sie haben lediglich einen KI-Beschleuniger entwickelt.” Und über die Halbleiterknappheit kommentierte er: “98 % aller Halbleiter für die Automobilindustrie werden in den nächsten 15 Jahren über 20 nm liegen.” Dipti Vachani von ARM betonte, dass Innovationen durch Corona nicht nachgelassen haben und die Branche in Bewegung sei wie niemals zuvor. Magnus Östberg sprach sich dafür aus, das die Branche professioneller werden sollte beim Umgang mit Risiken. Dass Skalierung in den Fokus rücken muss, darüber waren sich alle Podiumsteilnehmer gleichermaßen klar.
User Experience als zentrales Feature des Software-defined Car
Das Fahrzeug als ultimates mobile device: ein großer Themenschwerpunkt beim Fachkongress. Laut Stephan Durach, SVP Connected Company Development bei BMW, rücke die Hardware immer stärker in den Hintergrund, während eine intuitive, natürliche Interaktion im Auto immer wichtiger wird. Bei BMW wird diese in Form eines virtuellen Assistenten oder intelligenter Navigation umgesetzt. Spannend bliebe jedoch, was zum Beispiel mit Apple’s Car Play System passieren würde, sollte es zu Interessenkonflikten beim Thema Benutzeroberfläche kommen.
Beim Thema User Experience waren sich drei Redner im Kern sehr einig: Dirk Walliser, SVP Corporate Research & Development der ZF Group brachte es in seinem inhaltlich sehr interessanten Vortrag auf den Punkt. Das Software-defined Car ist viel mehr als nur Software. Es geht vielmehr um die User Experience. Was die Kostenstruktur anginge, sei jedoch noch immer nicht klar, wer die Kosten für zusätzliche Software-Funktionen zukünftig übernehme: Der OEM oder der Kunde?
Auch bei Harman International steht die Consumer Experience im Fokus. Für Christian Sobottka, President Automotive Division, haben Kunden beim Thema Software-defined Car zurecht den Anspruch, all das, was sie auf ihrem Smartphone verwenden, innerhalb kürzester Zeit zur Nutzung auch im Auto wiederzufinden. Und Riclef Schmidt-Clausen, SVP Domain Intelligent Cockpit & Body bei Cariad, stellte fest, dass die Smartphone-Hersteller eindeutig noch die Führung bei der User Experience inne haben. Dieses Level auch in der Automobilindustrie zu erreichen, sei eine große Herausforderung.
Kollaboration als Schlüssel zum Erfolg?
Darüber, wie man diese Herausforderung schnell lösen könne, referierte Christoph Hartung (ETAS) in seinem Vortrag, der auch recht provokative Statements enthielt: Es gäbe keine hierarchischere Industrie als die Automobilindustrie, und AUTOSAR (eine Initiative zur Schaffung einer offenen Softwarearchitektur für Steuergeräte) sei 2003 gegründet worden, weil die Branche damals “tief in der Sch***” steckte. Aktuell befänden wir uns wieder in einer ähnlichen Situation mit der Weiterentwicklung der Benutzeroberfläche im Software-defined Car, so Hartung – aber die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sei in der Branche grundsätzlich da. Ähnlich, jedoch weniger provokativ, formulierte es Karsten Michels, Head of Productline bei Continental Automotive: „Zusammenarbeit ist der Schlüssel, wir sitzen alle im selben Boot.“
Calista Redmond, CEO von RISC-V International brachte das Thema Open Source Kooperationsmodell mit sehr viel Enthusiasmus auf die Bühne. RISC-V ist ein freier und offener ISA, der durch die Zusammenarbeit mit offenen Standards eine neue Ära der Prozessorinnovation ermöglichen soll.
Weitere Vorträge von hochkarätigen Referenten zu spannenden Insights bereicherten den Kongress.
Das Setting und die Stimmung
Bereits zum 26. Mal öffneten sich die Türen des Kongresses, der jedes Jahr zentraler Treffpunkt von knapp 600 Branchenexperten, vor allem aus dem Bereich Automotive Elektrik/Elektronik, ist. Das “Große Klassentreffen der Industrie”, wie der Kongress auch gerne genannt wird, findet im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg statt. Zum ersten Mal wurde die Veranstaltung ausschließlich auf Englisch gehalten – ob dies zur Qualität des Kongresses beigetragen hat, hinterfragen wir bei magility kritisch. Auch unter den Teilnehmenden wurde Kritik laut, bei einem Anteil deutschsprachiger Besucher von sicherlich mindestens 90%, ginge doch sehr viel „lost in translation“. Die Besucher konnten vor den Vortragsräumen die begleitende Fachausstellung besuchen und sich über die neuesten Entwicklungen der Aussteller aus der Branche live informieren und Kontakte knüpfen. Beim kulinarischen Networking-Event am Abend in der benachbarten Reithalle war die Stimmung gelöst; viele sahen sich zum ersten Mal nach zwei Jahren Pandemie endlich auch einmal persönlich wieder.
Aufgefallen ist uns in diesem Jahr die leicht steigende Anzahl von weiblichen Besucherinnen, sowohl auf als auch neben der Bühne. Mit einem Anteil von ca. 3% an der Gesamtbesucherzahl, ist allerdings noch reichlich Luft nach oben!

Der Frauenanteil spiegelte sich deutlich beim Besuch der Damentoiletten. Fazit dazu: Auf diesem Kongress müssen die Männer anstehen 😉
magility Insights
Wir von magility haben auf dem Kongress viele Geschäftspartner getroffen, interessante Gespräche geführt und haben uns gefreut, wieder persönlich Netzwerkarbeit betreiben zu dürfen. Der Kongress war wie immer reibungslos organisiert. Thematisch ging es mehr um das „im Fahrzeug“ und weniger um die Vernetzung und die Infrastruktur, die beim Software-defined Car für uns bei magility eine ebenso wichtige Rolle spielt. Das Thema Flotte kam uns eindeutig zu kurz und die Thematik der Vortragenden hat sich zu der Zeit vor Corona nur minimal verändert. Kooperationen sind wichtig, darüber waren sich fast alle Teilnehmenden einig. Das war auch schon vor Corona so. Kooperationen vorgestellt wurden in diesem Jahr dennoch wenige, was ein ungewollter Nebeneffekt der Corona-Pandemie mit ihren Kontakteinschränkungen sein mag.
Für uns war der Vortrag von Huawei sehr beeindruckend, in dem dargelegt wurde, was dort in den letzten 3 Jahren alles schon umgesetzt und erreicht wurde. Huawei hat erst im letzten Jahr sein erstes Elektroauto Seres Huawei Smart Selection SF5 vorgestellt und der Speed mit dem Huawei bei der Weiterentwicklung intelligenter Automotive Lösungen unterwegs ist, sollte alle anderen Marktteilnehmer aufrütteln. Die deutschen Unternehmen sprachen in den Vorträgen noch mehr davon, was umgesetzt werden sollte.
Der Weg zum Software-defined Car stellt für die deutsche Automobilindustrie ohne Zweifel eine der zentralen Herausforderungen dar, die mit Verve und unverzüglich angegangen werden muss. Wir haben hier in der Metropolregion Stuttgart die besten Voraussetzungen, die Mobilität der Zukunft auf Grundlage solider Basis mitzugestalten, wenn wir offen auf die neuen Marktteilnehmer zugehen, Kooperationen als Chance begreifen und zumindest in Teilen auf einheitliche Softwareentwicklung setzen.
Es muss nicht jeder seine eigene Suppe kochen. Zusammen haben wir hier aber die Chance, aus der Suppe ein *****Sterne-Menü zu kreieren! Let´s do great things together! Wir von magility helfen gerne dabei!