von Nada Welker | Okt. 13, 2023 | Startups, Aktuelles von Magility, High Tech Trends, Technologien für neue Märkte
Am 20. September 2023 war die Geschäftsführung der Magility GmbH in unserer neuen Nachbarschaft zur öffentlichen Einweihungsfeier des Deep Tech Start-Ups BATENE eingeladen. BATENE hat im historischen Neckarspinnerei Quartier (NQ) in Wendlingen am Neckar seine Hightech-Labore eröffnet. Mit seiner innovativen BATENE fleece™ Technologie möchte BATENE neue Standards in der Energiespeicherung setzen und damit die Zukunft der Energieversorgung maßgeblich beeinflussen. Die BATENE Technologie soll Batterien mit erhöhter Kapazität, kürzeren Ladezeiten, längerer Lebensdauer und verbesserter Sicherheit ermöglichen. Sie reduziert laut BATENE nicht nur die Herstellungskosten, sondern trägt auch zur Ressourcenschonung bei, was insbesondere die Elektromobilität, Solarenergie und auch viele andere Anwendungsbereiche vorantreibt. Damit revolutioniert BATENE Batterietechnologie.
High-Tech trifft auf Kunst, Musik und klimaneutrales Energiekonzept in historischem Gewand
Nach einem lockeren Empfang mit musikalischer Begleitung, einer Ausstellung zur BATENE Technologie, zur Quartiersentwicklung des Neckarspinnerei Areals mit klimaneutralem Energiekonzept und beeindruckender Kunst von Dieter Urban, eröffnete Prof. Dr. Martin Möller, Mitgründer und CEO von BATENE den offiziellen Teil des Abends und erzählte den Gästen aus Politik und Wirtschaft vom Start der BATENE im schönen Neckarspinnerei Areal.
Die BATENE GmbH
Die BATENE GmbH wurde im März 2022 von einem Team erfahrener Wissenschaftler gegründet, das zuvor acht Jahre lang in der Max-Planck-Gesellschaft geforscht hat. Schon sechs Monate nach dem Abschluss der Seed-Investitionsrunde hat BATENE seine Labore auf dem Gelände der Neckarspinnerei fertiggestellt. In einem der historischen Industriegebäude des Neckarspinnerei Quartiers wurden hochmoderne Reinraumlabore eingerichtet, die eine Fläche von 1.200 m² umfassen. Die Wahl dieses über 160 Jahre alten Standorts für die modernen Labore unterstreicht für Prof. Möller das Nachhaltigkeitsengagement des BATENE-Teams. Die Renovierung des historischen Gebäudes ermöglicht deutliche Energieeinsparungen im Vergleich zu einem Neubau und in Zukunft, sobald die Wasserkraftwerke saniert und wieder in Stand gesetzt sind, auch die Nutzung umweltfreundlicher Wasserkraft für die Energieversorgung.
Hier im historischen Neckarspinnerei Quartier in der Metropolregion Stuttgart legt BATENE den Grundstein für die Markteinführung der BATENE fleece™ Technologie und den Bau einer Pilotanlage zur Herstellung von Batteriezellen.
70 Prozent der Batterien werden heute in China gefertigt. Bis 2030 werden wir im Vergleich zu heute mindestens eine Verzehnfachung des Bedarfs an Batterien haben. Mit den derzeitigen Technologien werden wir an die Grenzen der Ressourcen-Kapazitäten kommen, so Möller. Die Ressourcen werden dafür nicht ausreichen, und eine neue, effizientere Batterietechnologie muss her. “Wenn wir hier in Deutschland jetzt nicht handeln und neue Batterietechnologien entwickeln, werden es andere machen. Wir müssen weiter investieren, damit wir weiterkommen.” Mit seinem Statement “Wer soll es sonst tun, wenn nicht wir in Deutschland”, gab er weiter an den Beiratsvorsitzenden Prof. Joachim Spatz, der dem Publikum den Hintergrund der BATENE Technologie erläuterte.
Die BATENE fleece™ Technologie
Die herkömmlichen Batterien, wie Lithium-Ionen-Akkumulatoren, stoßen aufgrund ihres gestapelten Aufbaus laut BATENE an ihre Speichergrenzen. Vor 8 Jahren wurde die Basis für die BATENE Batterie durch die Weiterentwicklung von Metallfasern in der Forschung der Max-Planck Gesellschaft geschaffen. Vor 5 Jahren hat das Team dann die Möglichkeiten für den Einsatz der Metallfasern in der Batterietechnologie entdeckt. 2022 folgte die Ausgründung der BATENE.
Die BATENE fleece™ Technologie basiert auf einem innovativen 3D-Metallnetzwerk, in welchem Metallfasern zu einem Metallvlies verwoben werden und herkömmliche Batterieelektroden ersetzen sollen. Das Metallvlies ersetzt die einzelnen Metallschichten in einer Standardbatterie und durchzieht das gesamte Aktivmaterial der Batteriezelle. Das Ergebnis sind Elektroden mit hoher elektrischer Leitfähigkeit und einer Dicke von ca. zwei Millimetern. Dies erhöht den Anteil des für die Energiespeicherung entscheidenden Aktivmaterials der Batterie. Eine bis zu 80%ige höhere Energiedichte ist dabei denkbar. Darüber hinaus verringert das Metallvlies den elektrischen Widerstand der Elektroden, was deutlich schnellere Lade- und Entladeraten ermöglicht. Dies wiederum führt zu Batterien mit erhöhter mechanischer Stabilität, was ihre Sicherheit und Lebensdauer erheblich verbessert. Das Metallvlies erlaubt also signifikante Leistungssteigerungen für sämtliche Aktivmaterialien und bietet damit ein enormes Potenzial für bestehende und zukünftige Batteriegenerationen einschließlich Lithium-Metall- und Feststoff-Batterien sowie Natrium-Ionen-Batterien und verbraucht dabei wesentlich weniger Ressourcen.
Wäre 2030 die BATENE fleece™ Technologie weltweit in jeder Batterie verbaut, könnten weltweit 1 Million Tonnen Metall, was etwa einem Wert von 7 Mio Euro entspricht und weitere Produktionskosten von 200 Milliarden Euro eingespart werden.
Das begeisterte auch Andreas Decker, Geschäftsführer der HOS, welcher im Anschluss als nächster Redner auf die Quartiersentwicklung und das klimaneutrale Energiekonzept der Neckarspinnerei einging.
Hand in Hand die Zukunft gestalten
Für ihn sind BATENE und die HOS ein “perfect match”. Ein hoch innovatives Startup trifft auf ein innovatives Quartier, das gesundes Wohnen und Arbeiten möglich machen möchte. Das Neckarspinnerei Quartier, das auf eine 160 jährige Geschichte zurückblickt, soll jungen und dynamischen Unternehmen Platz bieten, sich in einem energieneutralen und nachhaltigen Rahmen weiterzuentwickeln. Wichtig ist für ihn, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und alle, die sich im Neckarspinnerei Quartier ansiedeln, Hand in Hand mit der HOS sowohl ihre eigenen Entwicklungen als auch die Vision der HOS für das Neckarspinnerei Quartier vorantreiben. Denn mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen erreichen alle Beteiligten mehr. Auf der IBA 2027 möchte Andreas Decker mit der Umgestaltung des NQ zu einem gemischt genutzten Stadtquartier zum Leuchtturm Projekt werden – so wie für Ihn BATENE heute schon ein Leuchtturmprojekt ist, das für Ihn ganz sicher das Potential hat, internationale Strahlkraft zu entwickeln.
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut spricht von Technologietransfer
“Hier in BW hat Fortschritt Tradition. Das zeigt auch BATENE hier in Wendlingen. Wir wollen auch in Zukunft Industrievorreiter sein und Wertschöpfung in BW erzeugen.” Die Verbindung eines High-Tech Startups wie BATENE in den alten Gemäuern eines vergangenen Traditionsunternehmens ist für Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg, sehr passend. BATENE baue die Brücke vom Alten zum Neuen. Die Antwort, die wir auf Dekarbonisierung und Digitalisierung geben müssen, sei nicht nur, Co2 einzusparen, sondern vor allem Technologien zu fördern. “Fördermittel müssen technologieoffen bleiben”, so Hoffmeister-Kraut.
„Batterien spielen eine Schlüsselrolle bei der Reduzierung unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, der Anpassung an geopolitische Veränderungen und der Umsetzung effektiver Klimapolitik – Die BATENE GmbH trägt dazu bei, Baden-Württemberg als führenden Standort für Batterietechnologie zu etablieren.“
Das Land Baden Württemberg will laut Hoffmeister-Kraut Forschung & Entwicklung unterstützen und dafür Sorge tragen, dass Technologietransfer stattfindet. Deshalb hebt sich Baden-Württemberg im Vergleich zur Bundesebene in der Startup Förderung deutlich ab. Unterschiedliche Förderprogramme sind für Tech-Startups möglich. Z.B. Invest BW, das auch an BATENE 800.000 Euro Fördermittel frei gemacht hat.
Frau Hoffmeister-Kraut drücktet ihren Stolz auf BATENE aus. Sie sei überzeugt, dass BATENE die Welt der Batterietechnologie verändern wird.
Prof. Möller bedankte sich bei Ministerin Hoffmeister-Kraut und betonte, dass über BW Invest viele Gesprächspartner und wertvolle Kontakte für die BATENE entstanden sind.
Ausgründungen aus der Wissenschaft fördern
Dr. Simone Schwanitz, Generalsekretärin der Max-Planck-Gesellschaft übernimmt das Wort und spricht über den Erfolg der Max-Planck-Gesellschaft.
Die Max-Planck-Gesellschaft ist eine Forschungsorganisation, die grundlegende wissenschaftliche Forschung in den Bereichen Natur-, Lebens- und Geisteswissenschaften betreibt. Sie wurde 1948 gegründet und ist aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft hervorgegangen. Die Gesellschaft kann auf eine beeindruckende Bilanz von 30 Nobelpreisträgern zurückblicken, alleine 5 davon in den letzten Jahren. Mit ihren 85 Instituten und Einrichtungen ist sie ein weltweit anerkanntes Symbol für die deutsche Wissenschaft. Zusätzlich zu ihren fünf Auslandsinstituten unterhält sie 20 Max Planck Center in Zusammenarbeit mit renommierten Partnern wie der Princeton University in den USA, Sciences Po in Frankreich, dem University College London und der Universität Tokio in Japan. Die Max-Planck-Gesellschaft wird jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert und erhielt im Jahr 2022 eine Grundfinanzierung in Höhe von etwa 1,98 Milliarden Euro.
Max-Planck-Innovation für den Transfer ins Business
Die Max-Planck-Innovation, 100 %ige Tochter der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ist für die Übertragung von Technologien aus den Forschungseinrichtungen der MPG verantwortlich. Die MPG ist bekannt für ihre führende Grundlagenforschung in Deutschland und weltweit. Oft bilden die Ergebnisse dieser Spitzenforschung die Grundlage für innovative Produkte und Dienstleistungen, die durch Lizenzvergaben oder die Gründung von Unternehmen umgesetzt werden. Max-Planck-Innovation spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung dieses Prozesses, indem sie den Transfer von Forschungsergebnissen in wirtschaftlich und gesellschaftlich nützliche Projekte fördert.
Momentan hat das Max Planck Institut 300 DirektorInnen unter Vertrag, die ein Forschungsbudget erhalten, über das sie mit absoluter Freiheit verfügen können, um ihre Forschungen voranzutreiben. Dr. Simone Schwanitz sagt: “So ebnen wir bei der Max Planck den WissenschaftlerInnen den Weg, ihre Forschung voranzutreiben und fördern so auch den Weg von der Wissenschaft in die Wirtschaft.”
Die Max Planck Förderstiftung plant ein Accelerator Programm
Auf Dr. Schwanitz folgte Dr. Horst Goß, Vorstand der Max-Planck-Förderstiftung (MPF), als Redner. Er führte aus, dass die Max-Planck-Förderstiftung eine unabhängige und gemeinnützige Gruppe von Unterstützern repräsentiert, die sich für die Förderung der Spitzenforschung der Max-Planck-Gesellschaft einsetzt. Dank großzügiger Zuwendungen von engagierten Zustiftern und Spendern, ist sie in der Lage, wegweisende und innovative Projekte in den Bereichen Natur- und Geisteswissenschaften an Max-Planck-Instituten zu ermöglichen. Die zielgerichtete Unterstützung der Max-Planck-Förderstiftung hat bereits zu bedeutenden Fortschritten in der Forschung geführt und hat dazu beigetragen, die Arbeit von Nobelpreisträgern in Deutschland zu unterstützen. Er betonte, dass auch Venture Capital für Ausgründungen aus der Forschung immens wichtig ist. Die MPF selbst verwaltet 600 Mio Euro. Für ihn ist BATENE ein perfektes Beispiel für eine Ausgründung aus der Forschung mit viel Potential. Im nächsten Jahr will die MPF ein Accelerator Programm starten, um den Wissenschaftlern zu helfen, ins Unternehmertum zu starten. Dazu wurde auch der Deep Tech Venture Capital Fond eröffnet, der Deep Tech Ausgründungen unterstützen soll.
Bevor die Teilnehmer die Möglichkeit bekamen, die BATENE Forschungs- und Entwicklungslabore zu besichtigen und den Abend bei Netzwerkgesprächen mit Flying Dinner und Musik ausklingen zu lassen, gab es noch eine kleine passende Anekdote zum Standort.
Die spinnen in der Neckarspinnerei – schon seit mehr als 200 Jahren
Die Familie Otto erwarb in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts den Standort des heutigen Neckarspinnerei Quartiers und baute dort ihr Textilunternehmen auf. Die Geschichte der Neckarspinnerei erstreckt sich also auf über mehr als 200 Jahre. Im Jahr 1816 wurde der Spinnereibetrieb zusammen mit einer Türkisch-Rot-Garnfärberei von einem jungen Unternehmer namens Immanuel Friedrich Otto gegründet. In den späten 1850er Jahren übergab er den Betrieb an seinen Sohn Heinrich Otto. Dieser führte im Jahr 1861 eine entscheidende Veränderung durch und baute eine neue Fabrik in Unterboihingen, die als das neue Hauptwerk fungierte. Diese Fabrik wurde nach den modernsten Standards errichtet und nutzte die Wasserkraft des Neckars als Energiequelle. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich die Textilfabrik zu einem auf einzigartigem Gelände befindlichen innovativen Unternehmen, das kontinuierlich erweitert wurde und bis zum Jahr 2020 noch in Betrieb war.
Es war der Großvater von Max Planck, welcher damals die Familie Otto aus seiner Stellung bei der Stadt Wendlingen heraus unterstützte. Heute spinnt BATENE, eine Ausgründung der Max-Planck-Gesellschaft, hier Metallfasern für Batterien. So schließt sich ein Kreis!
Auch wir von der Magility GmbH “spinnen” hier neuerdings an unserem neuen Standort im NQ an unseren innovativen Ideen für unsere Kunden und bieten High-Tech Beratung zu den Themen Dekarbonisierung und Ressourcenoptimierung mit dem Fokus auf Elektrifizierung und Elektronifizierung am Puls der Zeit. Dazu bald mehr! Kontaktieren Sie uns gerne, um gleich mehr zu erfahren! Wir freuen uns auf Sie!
von Nada Welker | Juni 1, 2022 | Marktentwicklung & Trends, Future Economy, Themenreihe Digitalisierung
NFTs – Non-Fungible Token
Non-Fungible Token – kurz: NFT sind dabei, eine zentrale Rolle in der Welt der Bits and Bytes einzunehmen. Warum? Ganz einfach: Sie sind kryptografisch eindeutig, überprüfbar, unteilbar und unersetzbar und damit im wahrsten Sinn des Wortes einzigartig. Und damit ruft man Sammler auf den Plan, denn was einzigartig ist, möchten viele Menschen besitzen. In Zahlen ausgedrückt: Der Umsatz mit NFTs konnte sich im Jahr 2021 um den Faktor 250 steigern – von 100 Millionen auf 25 Milliarden Dollar. Das ist eine Zahl mit neun Nullen.
Kleider machen Token
Bildlich gesprochen verfügt ein Token über einen gut sortierten Kleiderschrank. Je nachdem, ob es ein Wirtschaftsgut repräsentiert oder sich als Vermögensgegenstand zeigt, legt das Token sozusagen den jeweiligen Umhang um. Es nimmt aber auch gerne die Erscheinungsform eines realen Gutes an oder lässt sich im Zusammenhang mit einer Blockchain repräsentativ mit der Nutzung als Vermögenswert verknüpfen.
Austauschbar und eingesperrt
Im Kontext finanzieller Transaktionen tritt sozusagen die Lower Class unter den Token auf. Sie befähigen ihre Besitzer dazu, Handlungen oder Operationen innerhalb eines geschlossenen Systems vorzunehmen, wie es zum Beispiel eine Blockchain darstellt. Oder sie verhindern das Vorhaben, falls jemand auf die Idee kommt, einen Datensatz in der Kette zu manipulieren. Allerdings sind Token im Gegensatz zu Coins immer nur innerhalb eines geschlossenen Systems unterwegs. Bezogen auf eine Kryptowährung sind alle Token fungibel, also austauschbar.
NFT – Einzigartig und speziell
Bei den NFT ist genau das nicht der Fall. Non-fungible Token sind nicht austauschbar. Sie repräsentieren ein ganz konkretes Asset und sind damit einzigartig. Mit den gewöhnlichen Token verbindet sie nur noch die Technik der Speicherung auf der Blockchain. Womit wir wieder beim Sammeln sind. NFT eignen sich hervorragend für alles, was es nur in limitierter Auflage gibt. Zum Beispiel digitale Sammelkarten, Charaktere in Spielen, virtuelle Besitztümer und ganze Landstriche in virtuellen Welten oder die sogenannte Krypto-Kunst.
Das Kunstwerk ist tot – es lebe das NFT
Kürzlich musste mal wieder ein Kunstwerk des britischen Straßenkünstlers Banksy herhalten, um sich von einer Künstlergruppe namens „Burnt Banksy“ vor laufender Kamera verbrennen lassen. Titel des Bildes: „Morons“. Sein Wert: 85.000 Euro. Allerdings wurde das Bild vor seiner Zerstörung digitalisiert und in ein NFT umgewandelt. Die vom Meister selbst eingerichtete Institution „Pest Control“ hatte das Original als solches verifiziert und verwahrt nun das Echtheitszertifikat so lange, bis das NFT ersteigert ist. Dann wird es dem glücklichen Besitzer zusammen mit dem kryptografisch eindeutigen, überprüfbaren, unteilbaren und unersetzbaren einzigartigen Code des NFTs übergeben. Vielleicht ist das Banksys Antwort auf Walter Benjamins Fragestellungen zum Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.
Ein weiteres Beispiel eines NFT-Kunstwerkes: Die Collage des Künstlers Mike Winkelmann “Everydays – The First 5.000 Days”, bestehend aus 5.000 winzigen Abbildungen von digitalen Bildern.

© Ascannio-stock.adobe.com
Das Metaversum wächst
Andere Projekte greifen nach den Sternen eines durch die Nutzer kontrollierten, dezentralen Online-Ökosystems. Das Web 3.0 soll die Macht der wenigen Giga-Plattformanbieter auflösen und blockchainbasiert auf voneinander unabhängige Rechner verteilt sein. Jeder User ist dann ein Teil des Web 3.0 und hat zu jeder Zeit die absolute Kontrolle über seine Daten. Einige Startups mit dieser Vision präsentieren sich derzeit als vielversprechende Objekte für Investoren.
WWW für Kryptowährung
Eines dieser Projekte stammt aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und nennt sich Nexus. Hier soll ein komplettes Ökosystem mit groß angelegten Produkt- und Dienstleistungspaketen entstehen. Das Besondere daran sind die Treuepunktdienste, mit deren Hilfe Kunden zu Fans werden sollen. Die Betreiber versprechen sich dadurch eine möglichst lebenslange Bindung der User an eine Marke oder Produktphilosophie. Auch Nexus stellt Generative NFT mit Signaturen von Künstlern, Sportlern und anderen Prominenten zur Verfügung. Darüber hinaus sollen aber auch Mystery-Boxen mit seltenen Sammlerstücken ausgegeben werden. Ein übergeordnetes Ziel ist eine verbesserte Blockchain-Technologie, mit der der virtuelle Punktzahlungsverkehr schneller bewältigt werden kann. Die Lieblingsvorstellung nicht nur in den Vereinigten Arabischen Emiraten: ein weltweit vernetztes Zahlungssystem für sämtliche, also auch kleine Transaktionen. Möglich könnte dies durch die gesetzliche Einführung einer Kryptowährung auf nationaler Ebene werden. Länder wie Dänemark, Malta oder die Schweiz sehen zumindest kein Problem bei der Bezahlung in Kryptowährung. El Salvador hat den Bitcoin sogar als weltweit erstes Land zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt.
Lernen – Handeln – Spielen
Wer sich sicher und versiert im Web 3.0 bewegen und Vermögenswerte in Kryptowährung schaffen will, muss lernen und üben. Wo könnte dies besser gelingen als unter fachkundiger Anleitung im virtuellen Raum? Man begebe sich also auf Erkundungstour in den digitalen Wolkenkratzer von Bloktopia. Dort befindet man sich in einem immersiven, auf dem Polygon-Netzwerk betriebenen Metaverse mit 21 Stockwerken, auf die ein limitiertes Angebot von 21 Millionen Bitcoin verteilt ist. Auf den einzelnen Ebenen bekommen die Anleger einiges geboten: Sie können ihre Skills in speziellen Einrichtungen durch direkten Zugriff auf Bildungs- und Lerntools prominenter Insider in der Kryptografie verbessern. Ausprobieren lässt sich das Gelernte zum Beispiel durch den An- und Verkauf von Immobilien oder das Nutzen anderer Einnahmequellen wie Token Staking, Werbung oder Spiele. Dass diese Anlageform eine zeitgemäße Idee ist, kann man an den vielen Nachfragen im Netz erkennen.
Rollentausch
Basiert auf einer Ethereum-Blockchain ist Illuvium ein Multiplayer-Rollenspiel in einer 3-D-Open World, deren Spezies Illuvials sind. Jeder Illuvial ist als Non-Fungible-Token einzigartig. Sein Wert kann gesteigert werden, wenn ihn sein Besitzer durch geschicktes Taktieren im Kampf verbessert und hochlevelt. Dabei kommt der ILV-Token ins Spiel, mit dem Spieler für ihre Leistungen belohnt werden. Das könnte belanglos sein, zählte der ILV nach Angaben von blockchainwelt nicht zu den 200 wertvollsten Kryptowährungen dieser Tage mit einer Marktkapitalisierung von rund 350 Millionen Euro.
Ausblick – Werden NFTs Teil einer neuen Startup-Finanzierungsstrategie?
Noch sind es nur digitalisierte Kunstwerke sowie digitale Assets die mit NFTs erworben werden können. Warum nicht auch Startup-Ideen in Form von NFT-Anteilen dem Markt zu Verfügung stellen? Wir von magility beobachten die Entwicklungen genau und sind gespannt, was der neue „NFT-Markt“ in Zukunft noch bringt. Beschäftigen Sie sich gerade mit diesem Thema und sind an einem Austausch interessiert? Wir von magility freuen uns über Ihre Anregungen und Ihre Sichtweisen zu den aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich. Kontaktieren Sie uns gleich hier.
von Nada Welker | Mai 22, 2021 | Startups, Automotive, New Mobility
Die EcoMotion fand dieses Jahr ein weiteres Mal virtuell und leider unter denkbar ungünstigen Umständen statt. Die wichtige Startup Messe in der Tech-Metropole Tel Aviv bringt jedes Jahr weltweit führende Unternehmen und Startups zusammen, die auf dem Gebiet der Smart Mobility Pionierarbeit leisten. Wir von magility waren dabei. Dieses Jahr nutzten rund 600 Startups, etliche Investoren, Branchenführer, Verbände, Hochschulen, politische Entscheidungsträger und weitere wichtige Teilnehmer, den virtuellen Raum, um verschiedene Möglichkeiten für Wissensaustausch, Networking und Geschäftsanbahnungen zu nutzen. Unter dem Motto Smart Mobility haben unzählige Interaktionen im Bereich innovativer Technologien aus den Feldern Autonomous & Connected, Mobility Services, Electrification & Energy, Drones & Aviation sowie Supply Chain stattgefunden.
Die EcoMotion Bühnen – am Puls der Zeit
Es begann nach den Opening Words am ersten Tag mit einer virtuellen Challenge-Bühne. Hier konnten sich verschiedene Experten über aktuelle Themen der Mobilität austauschen. Die Themen wurden vorgegeben und waren in verschiedene Kernindustrien sowie Länder kategorisiert. Auf diese Weise wurden die entstehenden Diskussionen vorstrukturiert und moderiert. Auf der Startup Stage waren die High-Tech Startups mit virtuellen Ständen vertreten, deren virtuelle Räume zu festgelegten Zeiten freigeschalten waren.
Der zweite Tag startete mit den “Opening Words” von Orlie Gruper, Executive Advisor der EcoMotion, auf der Hauptbühne. Auf dieser Bühne folgten über den Tag verteilt Fireside Chats, Interviews und Vorträge zu den wichtigsten Themen der smarten Mobilität. Auch die VDA-Präsidentin Hildegard Müller war als Speakerin vertreten und legte die Verbindungen zwischen der deutschen Automobilindustrie und dem israelischen Startup-Ökosystems dar. Die Inhalte, die folgten, betrafen den Ausbau der Infrastruktur, die neue Ära der Elektrifizierung, den Shift in das neue Zeitalter smarter Mobilität, und natürlich durfte auch eine Diskussion über die neuen Cyber Security Regularien der UNECE WP.29, welche die Automobilindustrie vor große Herausforderungen stellt, nicht fehlen. Wir von magility haben schon mehrfach darüber berichtet. Unser Startup-Partner Argus Cyber Security, eines der weltweit bekanntesten Automotive Cyber Security Unternehmen hat sich schon seit Jahren auf diese Regularien vorbereitet und die erforderlichen Maßnahmen in seinen Produkte bereits umgesetzt.
Bahnbrechende Techniken durch Connectivity
Weiter ging es mit Beiträgen zum Autonomen Fahren, z.B. wie die Konnektivität auf die nächste Stufe gebracht werden kann und welche Rolle der Aftermarket als Zielmarkt spielt. Betont wurde bei den Vorträgen auf der EcoMotion immer wieder, wie wichtig heute Kooperationen auf den verschiedensten Feldern werden, um Innovationen zu beschleunigen.
Auch wurde darüber berichtet, wie durch die Vernetzung von Daten, beginnend bei der Entwicklung über die Produktion bis zum Fahrzeug auf der Straße bzw. zur Beschaffenheit der Straße selbst, ein ganz neuer Bereich der Wertschöpfung erschlossen werden kann. Klar betonte wurde, wie sich die urbane Mobilität zum zentralen Thema von Startups entwickelt. Öffentlich-private Partnerschaften beschleunigen dabei zukünftige Mobilitäts- und EV-Lösungen, mehr und mehr flankiert durch politische Institutionen.
Der elektromagnetischen Strahlung auf der Spur
Im Gespräch waren auch die zunehmenden elektromagnetischen Herausforderungen in der Automobilindustrie. Diesem ganz speziellen Feld der elektromagnetischen Strahlungen widmet sich z.B. der magility-Startup Partner VHOLA aus Israel.
Die zum Patent angemeldete VHOLA-Technologie ermöglicht die vorausschauende Wartung der Fahrzeugleistung durch permanente Messung der magnetischen und elektromagnetischen Emissionen während der gesamten Lebensdauer eines Fahrzeugs. Aus der permanenten Messung leitet sich ein Algorithmus ab, der zu korrigierenden Maßnahmen für ein abstrahlendes Steuergerät führt, und dadurch auch die Exposition der Fahrgäste gegenüber hohen Magnetfeldpegeln minimiert. Die Lösung von VHOLA liefert ein kontinuierliches Magnetfeld-Feedback und gibt alle Messungen und Korrekturmaßnahmen über die Telekommunikationseinheit an den Automobilhersteller weiter, um eine kontinuierliche Verbesserung und Regulierung zu ermöglichen.
Weitere Kernthemen der EcoMotion im Überblick
Viele weitere Kernthemen wurden auf der EcoMotion diskutiert. Dazu gehörte auch die Automotive Disruption und das israelische Smart-Mobility-Ökosystem. Die Frage, wie die Wandlung des öffentlichen Nahverkehrs hin zur Mobility as a Service (MaaS) gelingen könne, wurde vielfach gestellt. Ganz eng damit verbunden ist die Suche nach der Gestalt der Mikromobilität in der Stadt.
Die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen zwang der EcoMotion das Thema der Nachhaltigkeit der automobilen Lieferketten förmlich auf, wobei sich in diesem Zusammenhang die Frage stellt, wie die Logistik in all ihren Aspekten in Zukunft generell neu zu definieren ist. Smart Logistics wird zum erfolgsentscheidenden Faktor. Der Gedankenaustausch zur weiteren Verbreitung der Elektromobilität nahm ebenfalls breiten Raum ein, wobei besonders über globale Lösungsansätze für die notwendige EV-Infrastruktur gesprochen wurde, ohne deren Ausbreitung Stagnation droht. Um die aus der dargestellten Themenpalette sich ergebenden Herausforderungen meistern zu können, sind auch in 2021 enorme Investitionen in die Mobilität notwendig, wobei die Sicherheit der zusammenwirkenden Systeme von ganz zentraler Bedeutung ist. Als nur ein Beispiel sei die antivirale Technologie erwähnt, die Grundlage jeder sicheren Mobilität bereits der Gegenwart und noch mehr der Zukunft ist. Und selbstverständlich stellt sich die Frage nach dem künftigen Zusammenspiel von Cloud und Edge-Computing, deren Beantwortung auch für die Bedürfnisse von autonom fahrenden Autos der Level 4 und 5 von Bedeutung ist.
Nach einem an Vorträgen reichen Vormittag blieb auf der Main Stage Raum für B2B-Gespräche, und die Live Expo Morning Session wurde auf der Startup Bühne eröffnet. Auf der Open Stage hatten alle Community-Mitglieder der Messe die Möglichkeit, sich mit einem 20-Sekunden Video den anderen Messeteilnehmern zu präsentieren. Bei der Meet & Greet session konnte man sich in begrenzter Anzahl virtuellen Räumen zuschalten und über aktuelle Themen austauschen sowie neue Kontakte knüpfen und Kooperationen anbahnen.
Virtuelle Messestände und Live Demos
Auf den virtuellen Messeständen der EcoMotion konnte sich jeder mit aktuellen Informationen über die Startups eindecken, Live-Demos ansehen sowie zu bestimmten Zeiten an interaktiven Sessions teilnehmen. Über die interne B2B Area hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit den anderen zu vernetzen, Meetings einzustellen und live zu chatten.
Auch wir von magility haben diese Möglichkeiten intensiv genutzt und viele neue Technologien und High-Tech Startups kennengelernt, über die wir im nächsten Artikel gerne berichten.
Die Ecomotion ist und bleibt auch virtuell eine der wichtigsten Messen, um die neuesten Innovationen der Startups und die dahinterstehenden Akteure kennenzulernen, frische Impulse aufzunehmen und diese in neue Geschäftsmodelle zu integrieren, um auch in Zukunft am Puls der Zeit der smarten Mobilität zu agieren. Kontaktieren Sie uns dazu gerne.
von Nada Welker | Apr. 26, 2021 | Internet of Things, Future Economy, Startups, Technologien für neue Märkte
Konvergenzen sollen anspruchsvolle und zahlungskräftige Kunden sichern
Konvergenzen eröffnen einen schier unbegrenzten Markt im Bereich Mobilität. Einerseits eröffnen digitalisierte Fahrzeuge einen nahezu unbegrenzten Markt an Dienstleistungen im Bereich Mobilität. Das reicht bei Kraftfahrzeugen vom sich ständig selbst erweiternden Sicherheitssystem, wie Tesla dies mittels Datennetzen vornimmt, über eingebaute Spielekonsolen bis hin zur künstlichen Intelligenz und dem autonomen Fahren. Auf der anderen Seite sehen sich die Autohersteller auch gezwungen, die auf vielfältigste Weise stark umworbenen und durchaus anspruchsvollen Kunden mit immer leistungsfähigeren Produkten und attraktiven Serviceangeboten von ihrer jeweiligen Marke zu überzeugen. Wer sich da durch Kooperation oder Anteile bei Weltfirmen mit wohlklingenden Namen wie Apple, Microsoft oder Google schmücken kann, hofft, sich die markenbewusste und zahlungskräftige Generation von Morgen zu sichern.
Konvergenzen mit IT-Riesen sind oft milliardenschweres Geschäft
Die Betonung liegt auf dem Wort „zahlungskräftig“. Denn alle wollen verdienen: IT-Anbieter lassen sich die Zusammenarbeit mit den Automobilherstellern oft in Milliarden-Höhe bezahlen. VW wird nach Angaben von inside-it bis 2025 rund 27 Milliarden Euro in die Digitalisierung allgemein investieren.
Microsoft und Google stellen Know How gegen Bares zur Verfügung
Nach Angaben von VW-Software-Chef Dirk Hilgenberg soll Microsoft dabei helfen, die Bereitstellung von Anwendungen beim Cloud Computing und dem Software Engineering zu beschleunigen. Dabei sollen Cloud-Dienste von Microsoft eingesetzt werden. Interessiert ist VW auch an Microsofts Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Die Gegenleistung des Wolfsburger Autobauers bleibt monetär, wie Scott Guthrie, Vizepräsident von Microsoft Cloud, betont; sein Unternehmen erhält keinen Zugriff auf die VW-Daten.
Auch Ford ist im ersten Quartal 2021 eine 6-Jahres Kooperation im Bereich vernetztes Fahren mit dem Internetriesen Google eingegangen. Google soll für Ford zum zentralen Anbieter von Cloud-Diensten werden. Außerdem sollen ab 2023 die Infotainment-Systeme mit Android als Betriebssystem laufen. Die eigene Software Sync. von Ford, mit der die Infotainment-Systeme von Ford bis jetzt liefen, wird aufgelöst. Ford-Manager David McClelland verwies bei Verkündigung der Kooperation auf die Kompetenz von Google im Bereich maschinelles Lernen und künstlicher Intelligenz und betonte ebenfalls, dass Google keine Daten von Ford-Kunden zur weiteren Verwendung erhalten werde.
[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]
- Konvergenzen eröffnen einen nahezu unbegrenzten Markt im Bereich der Mobilität.
- Fusionen mit IT-Giganten kosten die Autobauer viel Geld.
- Autohersteller erhoffen sich durch Fusionen mit IT-Giganten, dass ein Teil der Aufmerksamkeit der IT-Giganten auf sie überspringt.
- Einige Autohersteller entwickeln ihre eigenen Betriebssysteme nicht weiter und setzen statt dessen auf Kooperationen. Andere gehen den umgekehrten Weg und setzen auf die Weiterentwicklung eigener Betriebssysteme, um in Zukunft unabhängig am Markt bestehen zu können.
- Die Konvergenz findet branchenübergreifend statt. Es gibt nur wenige Grenzen, die nicht branchenübergreifend werden.
- Die Industrie profitiert von den innovativen Impulsen der Hightech-Startups.
- magility vernetzt Unternehmen mit Technologieexperten aus aller Welt.
[/infobox]
Zusammenarbeit ist gut – Eigenständigkeit ist besser?
Auch wenn die deutschen Autokonzerne gerade erst auf das Zugpferd Konvergenz aufgesprungen sind und die Zusammenarbeit mit Softwareentwicklern suchen – es scheint nicht so recht in ihrer Natur zu liegen, langfristig auf Unabhängigkeit zu verzichten. Ford gibt die eigene Software Software Sync. auf und steigt auf Android um. Daimler und VW aber arbeiten derzeit mit Hochdruck an eigenen Betriebssystemen, mit denen sie auch ohne Zutun von Amazon oder Google künftig am Markt bestehen können.
Experten aus drei Konzernmarken entwickeln neues Betriebssystem
Das Kind hat bei VW auch schon einen Namen: VW.OS wird von rund 5000 Experten aus den Häusern VW, Porsche und Audi entwickelt. Hierfür wurde das Unternehmen Car.Software.Org neu gegründet, dessen Mitarbeiterzahl sich in den nächsten vier Jahren noch einmal verdoppeln soll.
Vom Smartphone zum Elektrofahrzeug
In China ist unterdessen einer der weltweit größten Smartphone-Hersteller am Start. Xiaomi steigt in das Geschäft mit intelligenten Elektrofahrzeugen ein. Gründer und CEO Lei Jun will in den nächsten zehn Jahren rund 10 Milliarden Dollar in eine Tochtergesellschaft investieren und sich damit gegen Wettbewerber auf einem Markt behaupten, der sich nach Aussage von Dan Ives, Analyst bei der Investmentfirma Wedbush, in den nächsten zehn Jahren auf 5 Billionen Dollar beläuft. Dagegen wirken die übrigen Produkte im Bauchladen Xiaomis wie Peanuts. Der chinesische Gigant stellt nebenbei elektrische Zahnbürsten und Rasierer, Glühbirnen, Uhren, Überwachungskameras und Motorroller her.
Startups mischen mit
Neben klassischen Konvergenzen spielen auch Startups mit Ihren High-Tech Entwicklungen zunehmend auf den Industrie-Märkten eine tragende Rolle. Es entstehen vermehrt ganze Startup-getriebene Industriesegmente. Die Investitionen in sogenannte “Industrial Tech-Firmen” haben sich laut Speedinvest europaweit von 2014 bis 2020 nahezu verneunfacht. Wir von magility begleiten seit vielen Jahren High-Tech Startups bei ihrem Markteintritt in den EMEA-Raum. Unsere Kunden aus der Industrie profitieren von den Innovationsimpulsen unserer High-Tech Startups. Wir bringen klassische Unternehmen mit den passenden Technologien und Fachkräften aus der High-Tech Welt zusammen. Kommen Sie gerne auf uns zu, wenn Sie Ihr internationales Netzwerk passend zu dem Geschäftsmodell Ihres Unternehmens ausbauen möchten. Wir helfen Ihnen gerne dabei.
von Nada Welker | Feb. 9, 2021 | Themenreihe Digitalisierung, Automotive, Internet of Things, New Mobility, Startups, Technologien für neue Märkte
Smart Logistics, dahinter steht der datengesteuerte Ansatz, alle an der Supply-Chain beteiligten Akteure zu vernetzen, um Warenströme zu beschleunigen und effizienter zu gestalten. Smart Logistics entsteht im Wesentlichen durch Innovationen bei Transportation Management Systemen, Warehouse Management Systemen und Supply Chain Planning.
Was ändert sich und warum?
Die größten Veränderungen in der Logistik werden durch die Integration künstlicher Intelligenz (KI) erwartet. Im September 2020 tagte in Dortmund der Zukunftskongress Logistik. Der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML), Prof. Michael ten Hompel gab sich zuversichtlich, dass durch den Einsatz von KI Lieferketten selbstständig in Echtzeit und auf allen Ebenen vernetzt werden können. So könnten autonome Devices Verträge verhandeln und Bezahlvorgänge eigenständig abschließen. Das Fraunhofer IML arbeitet bereits mit der “Silicon Economy” an einer digitalen Plattform-Ökonomie, welche als Umgebung für diese neuen Technologien fungieren soll.
Die Logistikbranche wird laut Prof. Michael ten Hompel von KI besonders profitieren und bei deren Einsatz ganz vorne mitspielen. Diese Prognose wird auch durch die aktuelle Strategie von DHL untermauert. Der Logistikdienstleister hat im September 2019 sein drittes Innovationszentrum eröffnet, nach Troisdorf und Shanghai diesmal in Chicago. Dort arbeiten Mitarbeiter, Kunden und Wissenschaftler gemeinsam an der digitalen Zukunft der Logistik, der Smart Logistics. DHL setzt bereits autonome und kollaborative Roboter in seinen Versandzentren ein. KI soll Routen optimieren und die Automatisierung vorantreiben. Den nächsten Schritt hat das Unternehmen bereits angekündigt: die Entwicklung einer digitalen Plattform zur Steuerung und Überwachung aller Sendungen. Denn die Erwartungen der Marktteilnehmer an Lieferzeiten sowie Prozessverbesserungen bei den Zustellungen sind groß, und die Konkurrenz, die mittlerweile überwiegend aus dem Online-Sektor kommt, schläft nicht. So integrieren z.B. die beiden E-Commerce-Riesen Amazon und Alibaba über ihre Plattformen ganze Lieferketten. Andere Logistikdienstleister können daran zwar als Partner partizipieren, noch viel wichtiger ist es aber, dass sie selbst intelligente Infrastrukturen aufbauen, um in Zukunft nicht in die volle Abhängigkeit der Online-Riesen zu schlittern.
Großer Innovationsdruck bei Smart Logistics durch Online-Händler
Die großen Online-Händler Amazon und Alibaba mischen an den Entwicklungen in der Smart Logistics also bereits kräftig mit und vergrößern ihre Marktanteile dabei stetig. Alibaba etwa hat mit seinem eigenen Logistikdienstleister Cainiao große Pläne. Cainiao Network betreibt eine Plattform, die alles von der Digitalisierung und Standardisierung, von Frachtbriefen bis hin zur Routenoptimierung für Kuriere, übernimmt. Erst kürzlich nahm Cainiao die ersten Containerbuchungen an. Insbesondere bei den Lieferzeiten einen neuen Standard zu setzen, das hat sich das chinesische Unternehmen auf die Fahne geschrieben. Ende 2020 wurde bekannt, dass Cainiao künftig auch nach Japan expandiert. Der Versand soll durch die Expansion insbesondere durch eine stärkere logistische Infrastruktur bis zu 40 Prozent verbessert, sowie die Sendungsdauer stark verringert werden.
Der größte chinesische Wettbewerber von Cainiao, JD.com, strebt innerhalb Chinas für ausgewählte Produkte Lieferungen innerhalb von 30 Minuten an. JD.com setzt dabei auf Smart Logistics mittels KI, um die Entfernung zwischen den Einzelhandelsgeschäften, die im Partnernetzwerk registriert sind, den eigenen Lagern und Distributionszentren sowie den Kunden zu bestimmen. Liegt ein Offline-Shop aus dem Netzwerk näher am Kunden als die eigenen Lager erfolgt die Auslieferung von dort. Im Netzwerk befinden sich bereits über 20.000 Partner, überwiegend Einzelhändler aus China. Zusätzlich kooperiert JD.com mit der US-Handelskette Walmart, die mit über 170 Filialen im Netzwerk von JD.com vertreten ist. Im 3. Quartal 2020 baute JD.com, mit Anteilen an dem Logistikunternehmen Kuayue-Express, seine Logistiksparte mit dem Ziel aus,Technologieaktivitäten sowie Service Erweiterungen für Drittanbieter weiterzuentwickeln und ein integriertes Lieferantenmanagement zu ermöglichen.
Neuartige digitale Plattformen, die KI nutzen, automatisierte Vertriebszentren sowie neue Geschäftsmodelle für die Auslieferung der Waren sind also die Enabler für die kurzen Lieferzeiten.
“Last Mile” als wichtigster Erfolgsfaktor?
Der Weg einer Ware vom Vertriebszentrum zum Kunden wird in der Logistik als “Last Mile” umschrieben. Innovationen in diesem Bereich könnten zukünftig über die Marktführerschaft in der Logistik für Endkunden entscheiden. Ein Trend ist der Aufbau vieler kleiner Versandlager, die wie ein Netz über ganze Länder verteilt werden, um die Wege zum Endkunden so kurz wie möglich zu halten. Amazon unterhält bereits 175 solcher sogenannten “fulfilment center”. Um die Lagerbestände vorausschauend zu überwachen, werden die Lagerdaten in einem gemeinsamen Datenraum mit den Händlern und Herstellern in Echtzeit vernetzt. Die Auslieferung selbst hat noch hohes Optimierungspotential. Ein präzises Tracking der Zustellfahrzeuge könnte dem Kunden minutengenau die Lieferung auf dessen Smartphone ankündigen. Die Berücksichtigung einer vom Kunden vorgegebenen Zustellzeit und vereinfachte Retouren sollen bald schon besser umgesetzt werden.
Spezialisten für Routenführung, wie etwa Uber Freight, die Cargo Sparte von Uber, reifen hier zusätzlich zu Konkurrenten für die Logistikdienstleister heran. In Deutschland widmen sich zudem einige Startups erfolgreich dem Thema “Last Mile” und führen Blitzauslieferungen für namhafte Großunternehmen aus. Gute Beispiele hierfür sind Tiramizoo und Liefery oder Parcello.
Autonome Fahrzeuge, die Infrastruktur und der Staat ermöglichen den Fortschritt
Um innovative Konzepte wie den Einsatz autonomer Lieferfahrzeuge oder Lieferdrohnen ein- und umzusetzen, ist ein intensiver Austausch mit den staatlichen Stakeholdern wie Kommunen sowie Lizenzgeber unumgänglich. Die Fähigkeit eines Staates, das Funktionieren von autonomen Fahrzeugen zu gewährleisten, kann daher zukünftig zu einem volkswirtschaftlichen Schlüsselerfolgsfaktor werden. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zum Beispiel haben das erkannt und investieren massiv in ihre Infrastruktur, um sie für die autonome Zukunft des Lieferverkehrs tauglich zu machen. Bis 2030 soll dort ein Viertel der Fahrzeuge autonom auf den Straßen unterwegs sein. Im seit 2018 jährlich von KPMG erstellten Autonomous Vehicles Readiness Index 2020 positionierten sich die VAE inzwischen auf Platz 8, Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr von Platz 8 auf Platz 14 abgerutscht.
Der Wettbewerb in der Logistik wird politisch
Inzwischen erreicht der Wettbewerb in der Logistik eine neue Dimension. Wo sich US-Konzerne mit chinesischen Konzernen messen, da wird es heutzutage schnell politisch. Die US-Regierung, unterstützt von vielen Regierungen aus der EU, kämpfte bis Ende September 2019 erfolgreich im Weltpostverein für fairere Regeln im internationalen Postverkehr. Der Weltpostverein, englisch Universal Post Union (UPU), gegründet 1874 mit Sitz in Genf, ist die drittälteste internationale Organisation der Welt. Nach einem geheimen und komplizierten Mechanismus wird dort festgelegt, wie viel eine Sendung von einem Land in das andere kostet. Denn im Empfängerland einer Sendung ist nicht mehr die Post, bei der die Sendung aufgegeben wurde zuständig, sondern die für das Gebiet der Zustellung verantwortliche. Dieser Service muss bezahlt werden. Damit es aber durch die weltweit differierende Kaufkraft nicht zu großen Ungleichgewichten im internationalen Postverkehr kommt, ordnet der Weltpostverein seine 192 Mitgliedsländer in vier Kategorien ein. Je niedriger die Kategorie, desto weniger musste ein Land für eine internationale Sendung bezahlen. Dieses eigentlich sinnvolle System hatte dazu geführt, dass eine Sendung von China (laut UPU ein Schwellenland) in die USA nur ein Viertel so viel kostet wie eine Sendung innerhalb der USA. Diese Rechnung kann so auch auf die EU übertragen werden. Daraus ergaben sich massive Preisvorteile für chinesische E-Commerce Händler. Der Deutsche Verband für E-Commerce und Versandhandel rebellierte.
Jedes Jahr werden etwa 70 Millionen kleine Warensendungen von China nach Deutschland geschickt. Dabei entgingen den deutschen Postunternehmen bisher mindestens 100 Millionen Euro jährlich an Porto-Einnahmen. Ebenso entgingen den einheimischen Händlern potenzielle Umsätze durch Wettbewerbsverzerrung. Da die USA mit dem Austritt aus dem Weltpostverein gedroht hatten, fanden die Mitgliedsländer im September 2019 auf einem außerordentlichen Treffen einen Kompromiss: Industriestaaten dürfen jetzt höhere Beträge für die Weiterleitung von internationalen Sendungen in Rechnung stellen.
Spannende Startup-Bewegungen bei Smart Logistics trotz Corona
Man sollte vermuten, dass die Corona-Beschränkungen gerade für den Logistikbereich einen eher bremsenden Effekt haben. Die Entwicklungen bei den Logistik-Start-ups sprechen eine andere Sprache. Viele neue Start-up Gründungen konnten im Corona-Jahr 2020 in der Logistikbranche verzeichnet werden. Auch Ludwig Hausmann, Partner bei McKinsey & Company, äußerte sich am KLU Logistic Innovators Day dazu positiv. “Die Dynamik der Start-up-Finanzierung hat sich durch Covid-19 beschleunigt.“ Die gesamte Finanzierung für Logistik habe sich von 2019 auf 2020 um 25 Prozent gesteigert.
Smart Logistics gehört die Zukunft
Der Fluss der Waren von der Quelle zum Ziel hängt von der Integration mehrerer Elemente wie Schiffe, Lastwagen und Flugzeuge, Bestell- und Informationssysteme und vor allem von Menschen und deren Regelwerken sowie politischen Entscheidungen ab. Ein Netzwerk, das alle Beteiligten intelligent und bestenfalls in Echtzeit verbindet und koordiniert, ist die Voraussetzung für den Erfolg von Smart Logistics. Die Logistik wird auf unterschiedlichen Ebenen zu einem wachsenden Erfolgsfaktor. Welche Chancen und Risiken sehen Sie vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen für Ihr Unternehmen? Sprechen Sie uns gerne für einen fachlichen Austausch an.