von Julia Riemer | Okt. 28, 2022 | Marktentwicklung & Trends, ESG, Future Economy, Strategie im Wandel
Aufgrund des Megatrends ESG stellt sich vermehrt die Frage nach den Sustainable Development Goals (SDGs). Im aktuellen Artikel widmen wir uns diesen SDGs und zeigen auf, warum es der entscheidende Faktor für jeden Unternehmenserfolg sein wird, sich jetzt verstärkt an diesen Zielen auszurichten.
Was sind die SDGs?
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen wurden, enthalten einen Plan für die Schaffung einer besseren, nachhaltigeren Gesellschaft bis 2030.
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind eine erweiterte Version der acht Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs), die von 2000 bis 2015 die Grundlage der weltweiten Aktivitäten zur Reduzierung der extremen Armut bildeten.
Zum ersten Mal in der Geschichte konnte sich die internationale Gemeinschaft auf eine globale und umfassende Agenda für nachhaltige Entwicklung einigen, die sowohl soziale Ziele (auf der Grundlage der Millenniums-Entwicklungsziele) als auch Umweltziele umfasst.
Die Beseitigung aller Formen von Armut in allen Regionen der Welt ist das erste und sichtbarste der SDGs. Die Kreativität, das Know-how, die Technologie und die finanziellen Ressourcen der gesamten Weltgemeinschaft sind notwendig, um die SDGs in jedem Kontext zu erreichen.
Der Bedarf einer stark erweiterten SDG-Finanzierung
Das Sustainable Development Solutions Network (SDSN) hat die sechs nachfolgend genannten Investitionsprioritäten festgelegt: Bereiche, in denen große gesellschaftliche „Transformationen“ erforderlich sind, um die 17 SDGs zu erreichen:
- Bildung und Sozialschutz, um eine universelle Sekundarschulbildung (SDG 4) und Armutsbekämpfung (SDG 1) zu erreichen
- Gesundheitssysteme zur Beendigung der Pandemie und zur Erreichung der allgemeinen Gesundheitsversorgung (SDG 3)
- Kohlenstofffreie Energie und Kreislaufwirtschaft zur Dekarbonisierung und Verringerung der Umweltverschmutzung (SDG 7, SDG 12, SDG 13)
- Nachhaltige Ernährung, Landnutzung und Schutz der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme (SDG 2, SDG 13, SDG 15)
- Nachhaltige städtische Infrastruktur, einschließlich Wohnungsbau, öffentlicher Verkehr, Wasser und Kanalisation (SDG 11)
- Universelle digitale Dienste (SDG 9) zur Unterstützung aller anderen SDG-Investitionen, einschließlich Online-Bildung, Telemedizin, elektronische Zahlungen, elektronische Finanzierungen und elektronische Behördendienste.
Im Mittelpunkt jeder Transformation steht ein groß angelegtes, langfristiges öffentliches Investitionsprogramm. Die größte praktische Herausforderung für die Entwicklungsländer besteht darin, die für diese sechs vorrangigen Bereiche erforderliche zusätzliche Finanzierung zu mobilisieren.
Die Notwendigkeit einer verstärkten SDG-Finanzierung zur Verwirklichung dieser sechs Transformationen ist inzwischen allgemein anerkannt, weshalb Unternehmen jetzt unbedingt handeln sollten.
Wie können Unternehmen ihre Strategie mit dem SDG-Rahmen in Einklang bringen?
Viele Unternehmen unterstützen in ihren Organisationen das Erreichen der SDGs, unter anderem deshalb, um auch Finanzmittel von Investoren zu erhalten, die sich zunehmend um die Umwelt sorgen. In diesem Artikel wollen wir aufzeigen, wie Unternehmen die SDGs nutzen können, um wichtige Veränderungen voranzutreiben.
1. Verstehen Sie die SDGs und verknüpfen Sie die relevanten Ziele mit Ihren Geschäftsaktivitäten
Der erste Schritt für Unternehmen zur Erreichung der SDGs besteht darin, mehr über die einzelnen Nachhaltigkeitsziele, die dazugehörigen Erwartungen und KPIs zu erfahren, um zu verstehen, wie sich diese direkt und indirekt auf ihre Geschäftsaktivitäten beziehen. Hier sind nicht nur Umsatzzahlen wichtig, sondern vor allem Maßnahmen zur Umsetzung, die sich im ESG-Rating widerspiegeln.
2. Prioritäten festlegen
Unternehmen sollten die SDG-Ziele nach Prioritäten ordnen, indem sie herausfinden, welche Ziele mittel- bis langfristig die größten Auswirkungen in Bezug auf Risiken oder Chancen haben und welche Ziele das Unternehmen vorantreiben kann. Auch wenn ein Unternehmen Beiträge zu allen 17 Zielen leisten kann, ist es wichtig, sich bei der Zuweisung von Ressourcen und der Festlegung des Zeitplans zunächst auf die Ziele zu konzentrieren, deren Erreichen die größten Auswirkungen haben werden.
3. Legen Sie die Ziele fest
Sobald die wichtigsten SDGs festgelegt sind, ist es von entscheidender Bedeutung, diese Ziele mit konkreten und messbaren Geschäftszielen sowie KPIs zu verbinden, um die Entwicklung zu verfolgen und zu teilen. Häufig haben Unternehmen bereits Ziele und Initiativen, auf die sie bei der Festlegung ihrer SDG-Strategie aufbauen können. Viele Unternehmen, die sich zu wissenschaftsbasierten Zielen (SBT) verpflichtet haben, nutzen z.B. ihre validierten Ziele, um die Fortschritte bei den SDGs 7 und 13 zu verfolgen.
4. Integrieren
Die festgelegten SDG-Ziele für das Unternehmen müssen in die aktuelle Unternehmensstrategie eingebunden werden. Dabei müssen die Unternehmen z.B. Geschäftsmodelle, F&E- und Beschaffungs-Verfahren sowie Reformen der Lieferkette berücksichtigen, um den SDG-Plan nachhaltig und effektiv zu gestalten. Die aktuellen Verpflichtungen und Projekte bleiben weiterhin ein wichtiger Bestandteil. Deshalb ist es nun erforderlich, die Nachhaltigkeitsstrategie neu auszurichten, um sowohl die Geschäftsziele als auch die SDGs zu erfüllen.
5. Innovation und Zusammenarbeit
Die SDGs bieten einen Rahmen für Innovationen und fördern neue Geschäftsmodelle, Waren und Dienstleistungen, die die Erfüllung der Ziele voranbringen. Die Einhaltung des Rahmens erleichtert auch die Suche nach Partnern innerhalb und außerhalb der Branche, so dass Unternehmen auch in Partnerschaften ihre Bemühungen intensivieren und ihre Ziele schließlich erreichen können.
6. Berichten und kommunizieren
Unternehmen müssen bereit sein, ihre Fortschritte bei der Verwirklichung der SDGs zu kommunizieren. Es ist von entscheidender Bedeutung, die SDGs in den Kernprozess der Unternehmensberichterstattung zu integrieren, um Doppelarbeit zu vermeiden und um Transparenz und Zugänglichkeit ihrer Leistungen für verschiedene interne und externe Interessengruppen zu gewährleisten.
Auf diese Weise können nützliche Instrumente und Methoden gefunden werden, die es Unternehmen ermöglichen, besser zu verstehen, wie sie auf ganzheitliche Weise zu den SDGs beitragen können.
Bei der Entwicklung der IKT-Lösung für die Erfassung und Berichterstattung von SDG-bezogenen Daten wird empfohlen, auf bestehende Instrumente und Daten zurückzugreifen und Überschneidungen in verschiedenen Berichtsanforderungen wie TCFD, CDP, DJSI usw. zu nutzen. Der SDG-Kompass bietet ein Verzeichnis verschiedener Berichtsinstrumente, die bei der Offenlegung verschiedener SDGs hilfreich sein können. Unternehmen sollten sich für Instrumente entscheiden, die praktisch und effizient sind und klare und transparente Nachhaltigkeitsberichte erstellen können, die sowohl für externe als auch für interne Stakeholder zugänglich sind und einen klaren Bezug zu den relevanten SDGs aufweisen.
Magility’s Sichtweise auf die SDGs
Dieses Jahrzehnt wird für die Weltgemeinschaft eine sehr herausfordernde Zeit des Übergangs zu einer hoffentlich nachhaltigeren Zukunft sein. Unternehmen sind für die Erfüllung dieser Aufgabe von entscheidender Bedeutung, da es ihre Aufgabe ist, Innovationen voranzutreiben, bewährte Verfahren in ihren Wertschöpfungsketten einzuführen und ihre Strategie und Vision mit den Zielen der nachhaltigen Entwicklung in Einklang zu bringen.
Der finanzielle Nutzen für Unternehmen liegt auf der Hand, auch wenn die Leitlinien und Mechanismen für die Einbeziehung der SDGs und die Berichterstattung darüber noch in der Entwicklung sind. Unternehmen, die sich nicht in nennenswertem Umfang zur Nachhaltigkeit verpflichten oder ihre Geschäftsstrategie nicht an den SDGs ausrichten, werden wahrscheinlich von Stakeholdern verstärkt kritisch unter die Lupe genommen. Sie riskieren, den Zugang zu Finanzmitteln zu verlieren, und laufen Gefahr, neue Marktchancen zu verpassen, wenn Investoren beschließen, ihr Kapital in nachhaltige Unternehmen und Geschäftsmodelle zu lenken.
In einem Folgeartikel werden wir in Kürze einen Überblick zum aktuellen Stand der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung geben und die von der EFRAG Project Task Force entwickelten European Sustainability Reporting Standards (ESRS) unter die magility-Lupe nehmen. Folgen Sie uns auf LinkedIn, um unsere künftigen Artikel nicht zu verpassen!
von Julia Riemer | Dez. 20, 2021 | Future Economy, Bauindustrie, Marktentwicklung & Trends
Seit dem Beginn der Industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts realisieren sich wirtschaftliche Wachstumsprozesse immer wieder auf Kosten der Umwelt. Das in der Summe kontinuierliche Wachstum der Erdbevölkerung induziert auch das Wachstum der Wirtschaft, welches wiederum die Ressourcennachfrage antreibt. Der Planet Erde steht diesem Nachfrageanstieg allerdings mit nur begrenzt verfügbaren Mitteln entgegen. Wenn die Nachfrage ungebremst weiter wächst, werden diese nicht ausreichen, um auf Dauer eine wachsende Bevölkerung zu ernähren. Nach einer Studie von Madhumitha Jaganmohan wird bis zum Jahr 2100 die Weltbevölkerung schätzungsweise elf Milliarden Menschen erreichen. Angesichts der zunehmenden Erschöpfung der weltweiten Ressourcen ist es von entscheidender Bedeutung, diese vernünftig zu nutzen. Was das mit Energieeffizienzstandards in Gebäuden zu tun hat, erfahren Sie in diesem Artikel!

Das Instrument der Nachhaltigkeit hilft uns, die Strategien in einer modernen Welt anzupassen, um die Wirtschaft anzukurbeln, ohne die natürlichen Ressourcen zu erschöpfen. Im September 2015 wurden unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und ihre 17 nachhaltigen Ziele – die Sustainable Development Goals (SDGs) – von allen Mitgliedsstaaten angenommen. Die Ziele befassen sich mit den globalen Herausforderungen, mit denen die Menschheit in allen Lebensbereichen konfrontiert ist, und zielen darauf ab, eine nachhaltige Zukunft für alle zu erreichen. Verschiedene Akteure tragen aktiv zur Erreichung der SDGs bei; ein Beispiel dafür ist das Impact Investing – das wirkungsorientierte Investieren.
Die Rahmenkonferenz der Vereinten Nationen zum Klimawandel (UNFCC) veranstaltet jedes Jahr die Konferenz der Vertragsparteien (COP). Ziel der jährlichen Konferenz ist es, neben der Förderung nachhaltigen ressourcenschonenden Wirtschaftens, mithilfe eines ganzheitlichen Ansatzes den Klimawandel zu bekämpfen, die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre zu stabilisieren und eine Vereinbarung für die Zeit zur Erreichung der Ziele zu treffen.
Welche Maßnahmen werden gegen den Klimawandel eingesetzt?
Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen beliefen sich im Jahr 2019 auf rund 36,44 Milliarden Tonnen, was einen deutlichen Anstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit bedeutet. Die Prognosen für 2020 zeigen jedoch einen deutlichen Rückgang der Emissionen aufgrund der Auswirkungen von COVID-19. Die Region Asien-Pazifik war 2019 der größte Produzent von CO2-Emissionen. Um die Produktion von Kohlendioxid zu verringern, haben mehrere Länder begonnen, handelbare grüne Zertifikate auszugeben. Die Bepreisung von Kohlendioxid gilt als eine der wirksamsten Methoden, um Unternehmen zur Senkung der Emissionen und zur Förderung einer nachhaltigeren Produktion zu bewegen. Darüber hinaus wird die Steigerung der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen als eine weitere Möglichkeit zur Verringerung der Kohlendioxidemissionen angesehen.
Die Verringerung des Energieverbrauchs und die Eindämmung der Energieverschwendung sind für die EU von zunehmender Bedeutung. Im Jahr 2007 setzten sich die politischen Entscheidungsträger der EU das Ziel, den jährlichen Energieverbrauch der Union bis 2020 um 20 % zu senken. Im Jahr 2018 wurde mit dem Paket „Saubere Energie für alle Europäer“ als neues Ziel festgelegt, den Energieverbrauch bis 2030 um mindestens 32,5 % zu senken. Energieeffizienzmaßnahmen werden zunehmend als Mittel anerkannt, um nicht nur eine nachhaltige Energieversorgung zu erreichen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, die Versorgungssicherheit zu verbessern und die Kosten für Energieimporte zu senken, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu verbessern. Aus strategischer Sicht ist die Energieeffizienz daher von besonderer Bedeutung für die Energieunion, und die EU fördert den Grundsatz „Energieeffizienz zuerst“. Derzeit wird der künftige strategische Rahmen für die Zeit nach 2030 diskutiert.
Energieeffizienzstandards in öffentlichen Gebäuden
Aktuell fordert die Kommission die Mitgliedstaaten auf, nationale Richtziele für die Senkung des Energieverbrauchs festzulegen, führt verstärkte automatische Mechanismen zur Schließung der Lücken ein und verdoppelt die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, zwischen 2024 und 2030 neue jährliche Energieeinsparungen von 1,5 % des Endenergieverbrauchs zu erzielen. Außerdem werden beispielhafte Anforderungen für öffentliche Gebäude eingeführt, wie z. B. das Ziel, den Energieverbrauch im öffentlichen Sektor jährlich um 1,7 % zu senken, und das Ziel, mindestens 3 % der Gesamtfläche der öffentlichen Verwaltungsgebäude zu renovieren. Darüber hinaus wird vorgeschlagen, die Energiearmut zu verringern, indem schutzbedürftigen Kunden Vorrang eingeräumt wird, und Audit-Verpflichtungen und Anforderungen an die technische Kompetenz einzuführen, besonders für große Energieverbraucher. Insbesondere die Energiearmut könnte künftig ein großes Problem darstellen, wenn nicht entgegengesteuert wird: Die zu erwartende Preisexplosion bei Strom und Gas kann für Millionen EU-Bürger und Bürgerinnen zu einem existenziellen Problem werden.
Die wichtigsten Standards für die Energieeffizienz
Die Bundesregierung nutzt zwei Instrumente, um energieeffizientes Bauen zu fördern: Zuschüsse über die KfW-Bank oder das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Aus diesen beiden Instrumenten ergeben sich die wichtigsten Standards für die Energieeffizienz:
KfW-Effizienzhaus oder Energie-Effizienzhaus
Der Begriff „Effizienzhaus“ ist ein Qualitätszeichen. Entwickelt wurde es in einer Zusammenarbeit der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die KfW nutzt dieses Qualitätszeichen im Rahmen ihrer Förderprogramme „Energieeffizientes Bauen“ und „Energieeffizientes Sanieren“. Bei einem KfW-Effizienzhaus wird zwischen verschiedenen Kategorien unterschieden (z.B. KfW 100, KfW 85, KfW 70, etc.). Diese geben den maximalen prozentualen Wert des im GEG berechneten Primärenergiebedarfs des Referenzgebäudes an. Ein KfW-100-Haus entspricht also einem GEG-Neubau. Ein KfW-85-Haus darf maximal 85% des Primärenergiebedarfs des Referenzgebäudes aufweisen. Mit der Einführung der Bundesförderung für Effizienzhäuser bleiben die Standards weitgehend unverändert. Allerdings wird die Bezeichnung dann nur noch Effizienzhaus lauten.
Nullenergiehaus
Dieser Gebäudestandard bezieht sich auf die Jahresenergiebilanz des Gebäudes. In der Jahresbilanz muss ein Nullenergiehaus den Fremdbezug von Energie durch eigene Energieerzeugung (z.B. durch Photovoltaik oder Kraft-Wärme-Kopplung) kompensieren. Je weniger Heiz- und Haushaltsstrom der Haushalt benötigt, desto weniger Strom muss durch technische Anlagen erzeugt werden.
Energie-Plus-Haus
Ein Energie-Plus-Haus erzeugt im Laufe eines Jahres mehr Energie als es verbraucht. Neben dem Wärmebedarf für Heizung und Warmwasser wird auch der Haushaltsstrom berücksichtigt. Um diese hohen Anforderungen zu erfüllen, sind neben einer hochwertigen Gebäudehülle und einer effizienten Anlagentechnik auch hocheffiziente Haushaltsgeräte erforderlich. Theoretisch ist jedoch kein Stromspeicher erforderlich: Das Stromnetz wird sowohl im Energie-Plus-Haus als auch im Nullenergiehaus als saisonaler „Speicher“ betrachtet. Die Anschaffung eine solchen Speichers, vor allem in Sachen Unabhängigkeit und Energiekostenmanagement, lohnt sich heute dennoch sehr oft. Das Effizienzhaus Plus ähnelt dem Energie-Plus-Haus mit dem Unterschied, dass bei ersterem ein festgelegter Haushaltsstrom vorgegeben ist.
Passivhaus
Passivhäuser decken den größten Teil ihres Wärmebedarfs aus passiven Energiequellen wie Sonneneinstrahlung und internen Wärmequellen (Abwärme von Haushaltsgeräten und Personen). Sie sind stark gedämmt und sehr dicht gebaut, haben große, nach Süden ausgerichtete Fensterflächen und benötigen eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Nach der Definition kann der geringe Heizwärmebedarf von max. 15 kWh pro Quadratmeter und Jahr über den ohnehin notwendigen hygienischen Luftwechsel (Luftheizung) gedeckt werden. Dennoch können auch konventionelle Wärmeerzeuger und Wärmeübertragungssysteme wie Heizkörper oder Fußbodenheizungen eingesetzt werden, solange der vorgeschriebene erneuerbare Primärenergiebedarf von 60 kWh/m² nicht überschritten wird. Auch der Haushaltsstrom wird bei der Bewertung des Primärenergiebedarfs berücksichtigt.
Energieautarkes Haus
Im Gegensatz zu Null-Energie- und Energie-Plus-Häusern erreichen energieautarke Häuser nicht nur bilanziell ein hohes Maß an Unabhängigkeit: Sie decken einen großen Teil ihres Energiebedarfs tatsächlich selbst. Möglich wird dies durch saisonale Wärme- und Stromspeicher, die überschüssige Energie aus den Sommermonaten bis in den Winter hinein verfügbar machen. Wichtig sind auch energiesparende Hüllflächen, große Speichermassen im Gebäude und energieeffiziente Haushaltsgeräte.
Niedrigenergiehaus
Das Niedrigenergiehaus ist ein eingängiger Begriff, der weder gesetzlich geschützt noch durch Normen definiert ist und von Massiv- und Fertighausherstellern vor allem zu Werbezwecken verwendet wird.
Das energiesparende 3-Liter-Haus
3-Liter-Häuser sind Gebäude, die nur etwa 3 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr benötigen. Dies entspricht einem Endenergiebedarf von rund 30 kWh/m² und Jahr.
GEG-Gebäude/Referenzhaus
Nach der aktuellen Fassung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) darf bei Neubauten und energetischen Sanierungen ein gebäudespezifischer Primärenergiebedarf und ein durchschnittlicher U-Wert nicht überschritten werden. Das Referenzgebäude ist eine Möglichkeit, diese Grenzwerte rechnerisch zu ermitteln.
Förderlandschaft energieeffizienter Gebäude
Die Förderung von energieeffizienten Gebäuden ist ein zentraler Punkt im Energiekonzept der Bundesregierung. Im Rahmen der Beschlüsse des Klimakabinetts 2019 und des Bundesklimaschutzgesetzes (KSG) wurden die Konditionen attraktiver gestaltet und die Fördermittel erhöht. Dies hat eine starke Dynamik ausgelöst, die sich in den letzten Jahren in der Zahl der Anträge auf die Förderprogramme widerspiegelt. Weitere Umgestaltungen stehen mit der schrittweisen Einführung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) an. Diese wird bestehende Förderprogramme wie das CO2-Gebäudesanierungsprogramm und das Marktanreizprogramm zusammenfassen und erweitern, so dass künftig nur noch ein Antrag pro Bauvorhaben notwendig ist. Ziel des BEG ist es, einen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor auf 70 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2030 zu leisten, wobei die Förderung nur ein Baustein der Treibhausgasreduktion ist und auch weitere Verschärfungen durch EU-Vorgaben denkbar sind.
Die BEG umfasst folgende drei Teilprogramme, deren jeweilige Förderziele hier dargestellt sind:

Es bleibt also spannend, inwiefern sich die Energiestandards in Zukunft noch weiter entwickeln werden. Wir von magility werden die weiteren Entwicklungen für Sie im Auge behalten.
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