von Nada Welker | Juni 1, 2023 | Startups, Aktuelles von Magility, Interview, Know-how und Inspiration
Wie können Start-ups, Mittelstand und Politik noch besser zusammenarbeiten, um einerseits jungen Unternehmen bessere Grundlagen für die Gründung zu schaffen und andererseits mittelständische Unternehmen in der Region zu stärken?
Dieses Thema war Schwerpunkt bei der Veranstaltung „Start-up meets Mittelstand“ am 26.05.2023 in Wendlingen am Neckar. MdL Dr. Natalie Pfau-Weller (CDU) lud Referenten und Interessierte aus Politik und Wirtschaft in das eindrucksvolle Neckarspinnerei Quartier ein. Gemeinsam mit unserem Partner-Unternehmen Magility Cyber Security GmbH (MCS), das bereits mit anderen Unternehmen im Quartier angesiedelt ist, besuchten Magility-CEO Dr. Michael Müller, COO Dr. René Schellenberger, CMO Nada Lea Welker und Dino Munk, Geschäftsführer MCS, die Veranstaltung und konnten viele spannende Eindrücke gewinnen.
Stimmung bei Gründern ist gemischt
Dass eine massive Krise am Start-up Markt herrscht, wurde schon im vergangenen Jahr deutlich: 2022 ging die Anzahl der Gründungen deutlich zurück, und auch 2023 ist die Verunsicherung groß – nicht zuletzt auch durch die Pleite der Silicon Valley Bank im Frühjahr 2023. In der Podiumsdiskussion, moderiert durch Gastgeberin Dr. Pfau-Weller, sah Thanh Nguyen, Co-Gründerin und Geschäftsführerin beim Batterie-Start-Up Batene, die Situation dennoch nicht ganz so schwarz. Sie konnte mit ihrem Start-up, das eine innovative Technologie für bestehende und zukünftige Batterietechnologien und nachhaltige elektrische Energie für jedermann anbietet, 2022 in einer ersten Finanzierungsrunde direkt 10 Millionen Euro von Investoren einsammeln. Ihr Erfolgsrezept? Problemlösungskompetenz, Anpacken und der innere Antrieb, die Welt ein kleines Stück besser machen zu wollen.
Adrian Thoma, Geschäftsführer beim Innovations-Ökosystem Gründermotor, beschäftigt sich täglich mit Gründern und Gründungen und weiß, dass deren Probleme oft auch schon an den Universitäten und Schulen beginnen. Auf viele Gründungsideen würde man im Studium nicht vorbereitet, deshalb probiere man oft das Konzept von trial and error und orientiere sich interaktiv am Markt. Seiner Erfahrung nach, helfe ein Business Plan nur bedingt; stattdessen brauche es gesunden Pragmatismus.
Thoma und Nguyen waren sich einig, dass aktiver Austausch in Communities, mit anderen Gründern, Netzwerken und das Synergieen finden Grundnahrungsmittel für den Erfolg eines jungen Unternehmens seien.
Auch der Mittelstand hat zu kämpfen
Krisen hatte die Welt in den letzten Jahren ausreichend zu bekämpfen – dass Meckern dabei nicht weiterhilft, unterstrich Bettina Schmauder vom Autozentrum Schmauder und Rau. Als Zwei-Mann-Unternehmen im Jahr 1994 von ihrem Mann gegründet, hat das Unternehmen seit einigen Jahren den Fokus und sein Geschäftsmodell hin zu neuen Antriebstechnologien und dem Ansatz eines Mobilitätszentrums verschoben. Mit Erfolg. Natürlich habe es auch den Mittelstand in der vergangenen Zeit hart getroffen, doch wer sich in guten Zeiten gut aufstelle, sich ein positives Mindset bewahre und die immer mehr verfügbaren öffentlichen Hilfen nutze, könne gut auch durch Durststrecken kommen, so Schmauder. Sie lobte auch den Austausch auf Verbandsebene, ist sie doch selbst aktiv als Vorsitzende im BdS Kirchheim/Teck. Für sie sei eine erfolgreiche Region die, in der es eine gute Mischung aus Industrie und kleinen Unternehmen gibt, die die „Würze“ geben.
Wie können Start-ups und Mittelstand dem Fachkräftemangel entgegenwirken?
Als besonders herausfordernd für Start-ups und Mittelstand sehen sowohl Nguyen als auch Schmauder den aktuellen Fachkräftemangel. Menschen zu finden, die wirklich für ein Thema brennen, Biss haben und motiviert sind, brauche es unbedingt für den Erfolg eines Start-ups; sie zu finden sei aber sehr viel schwieriger geworden, so Nguyen. Bettina Schmauder steht mit ihrem Unternehmen vor den gleichen Herausforderungen und sagt deshalb ganz klar, dass Unternehmen viel mehr in die eigenen, vorhandenen Mitarbeitenden investieren müssen. Neue Mitarbeitende zu rekrutieren, koste ein Vielfaches von dem, was man zahlen würde, um auf die Wünsche der Mitarbeitenden einzugehen, so Schmauder.
Ob die explizite Förderung von Frauen dazu beitrüge, mehr qualifizierte Mitarbeiter zu finden, fragte Dr. Pfau-Weller? Da sind Nguyen und Schmauder skeptisch: Gemischte Teams würden am besten funktionieren und sowieso sei nicht das Thema Frauenförderung wichtig, sondern Familienförderung. Vor allem für sie als Gründerin, betonte Thanh Nguyen, sei es viel wichtiger, dass ein System geschaffen wird, das es vor allem Frauen ermöglicht, Familie und Arbeit besser zu verbinden.
Förderungen – nur für Start-ups relevant?
Beim Thema Förderung stehen fast immer Start-ups im Fokus, der Mittelstand brauche jedoch genau so Förderungen und Anreize, meint Bettina Schmauder. Sie merke zwar, dass die Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten zugenommen haben. Die bürokratischen Hürden seien dennoch immer noch sehr hoch – sie würde sich wünschen, dass die Prozesse vereinfacht würden.
Tobias Vogt, MdL, Mittelstandspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Baden-Württemberg und Gesellschafter der FAVO Holding GmbH Unternehmensgruppe in Bönnigheim, bekräftigte, dass die Agenda 2010 dahingehend ein “Turbo” war. Durch Reformstau bestehe die Gefahr, dass Deutschland immer mehr abgehängt wird. Er wünsche sich, dass mehr Gewerbegebiete ausgewiesen werden können, damit sich mehr Unternehmen ansiedeln. Dass das zum Problem wird, läge nicht nur unbedingt an der Verwaltung: Trotz positiver Gemeinderatsbeschlüsse, würden immer mehr Vorhaben durch Bürgerinitiativen und -proteste dann doch wieder eingestampft. “Wir müssen wieder mehr über das Machen diskutieren, und nicht über das Nichtmachen”, so Vogt. Innovative Start-ups in der Region anzusiedeln, habe weiterhin für ihn Priorität.
Und was wünschen sich die Start-ups von der Politik? Thanh Nguyen hat da eine klare Vorstellung: Ideen aus dem universitären Umfeld schneller und leichter in die Wirtschaft bringen zu können.
Wie Start-ups und Mittelstand erfolgreich zusammenarbeiten können
Dass Start-ups und Mittelstand auch erfolgreich zusammenarbeiten können, vor allem beim Thema Digitalisierung, zeigen viele nationale und internationale Beispiele. Welche Möglichkeiten gibt es konkret, Synergieen erfolgreich gemeinsam zu heben?
- Kooperationen: Mittelständische Unternehmen nutzen das Know-how von Start-ups für innovative Lösungen und profitieren von deren Erfahrung und Ressourcen.
- Investitionen: Mittelständische Unternehmen investieren direkt oder über Risikokapitalfonds in Start-ups, um Unterstützung zu bieten und potenzielle Renditen zu erzielen.
- Inkubatoren und Acceleratoren: Mittelständler nutzen diese Einrichtungen, um Start-ups zu unterstützen und von ihren Innovationen zu profitieren.
- Gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte: Mittelständische Unternehmen kooperieren mit Start-ups, um gemeinsam innovative Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln.
- Lieferanten- und Vertriebspartnerschaften: Mittelständler binden Start-ups als Lieferanten oder Vertriebspartner ein, um beidseitigen Nutzen zu erzielen.
- Co-Working und Co-Creation: Mittelständische Unternehmen bieten Start-ups Räumlichkeiten oder Coworking Spaces an, um enge Zusammenarbeit und Wachstum zu fördern.
Zukunftsmusik oder schon Realität? Neckarspinnerei Quartier
Ein kreatives Umfeld ist wie geschaffen für die Arbeit von innovativen Start-ups und Unternehmen aus dem Mittelstand, die sich neu erfinden möchten. Das denkmalgeschützte Areal in Wendlingen am Neckar soll gemeinschaftlich und mit Unterstützung der HOS-Gruppe zu einem lebendigen, zukunftsweisenden, gemischt genutzten Quartier entwickelt werden. Es soll das Vorzeigeprojekt für urbanes Zusammenleben und Arbeiten, für neue Mobilität und neue Quartierskonzepte werden.
Die Magility Cyber Security GmbH (MCS) war eines der ersten Unternehmen, die in die Büroräume im Areal eingezogen sind. Geschäftsführer Dino Munk gibt uns in einem Kurzinterview Einblick in die Arbeit und das Zusammenleben vor Ort.
Herr Munk, Sie sind mit der MCS bereits seit mehr als einem Jahr am NSQ vertreten. Was ist Ihr bisheriger Eindruck?
Das NSQ ist schon jetzt ein Schmelztiegel junger Unternehmen. Wir haben am Standort, im sogenannten Pentagon-Gebäude, viele verschiedene Unternehmen aus produzierendem Gewerbe, Start-ups mit innovativen Ideen und uns, die MCS, als zukunftsorientierte Cyber Security-Beratung. Entsprechend sehen wir auf dem Campus hier die unterschiedlichsten Talente – Menschen mit Produktions-, Logistik-, Entwicklungs-, Innovations-, Finance- oder Beratungshintergrund, um nur einige zu nennen. Das NSQ wird mit weiterem Ausbau ein Anziehungspunkt für weitere Talente, Firmen und Büros werden. Wir fühlen uns hier sehr wohl und ich bin sehr gespannt, wie sich das Areal weiter entwickeln wird.
Das Areal greift ja auch viele moderne Konzepte auf, wie zum Beispiel die Verknüpfung von Leben und Arbeiten. Wie schnell wird sich das Ihrer Meinung nach in die Realität umsetzen lassen?
Das ist ein super spannendes und vor allem zukunftsweisendes Thema, das wir heute im NSQ bereits in Angriff nehmen. Das Quartier wird in den nächsten Jahren Anziehungspunkt für weitere Talente, Firmen und Büros werden, und mit seinen geplanten Wohneinheiten auch den “fließenden Übergang” zwischen Wohnen und Arbeiten aufgreifen. Die komplette Erschließung und Entwicklung wird sicher noch einige Jahre dauern, dennoch gibt es viele konkrete Ideen und Planungen, die das Gebiet auch bereits kurz- und mittelfristig sehr interessant machen werden. Das gesamte Areal wird ein Vorzeigeprojekt dafür sein, wie sich modernes Leben und Arbeiten mit der Umnutzung und Sanierung von historischen Gebäuden vereinbaren lässt und welche besondere Atmosphäre dabei entstehen kann.
Bei der Magility GmbH beraten wir Sie zu Ihrem konkreten Innovationsvorhaben in den Bereichen alternative Mobilität, Industrie 4.0, künstliche Intelligenz, Konnektivität und ESG. Kontaktieren Sie gerne unsere Experten für ein Gespräch!
Sie möchten sich das zukunftsweisende Neckarspinnerei Quartier live anschauen und sich dazu noch zu einer ganzheitlichen Cyber Security Strategie für Ihr Unternehmen mit Experten austauschen? Dino Munk (dino.munk@magility-mcs.com) freut sich über Ihre Kontaktaufnahme.
von Nada Welker | Juli 18, 2022 | Startups, Automotive, High Tech Trends, Know-how und Inspiration, Marktentwicklung & Trends, Strategie im Wandel
Quo vadis, Tech-Startups? Die Startup-Branche steht aktuell an einem Scheideweg. Gründer beklagen seit langem, wie schwer das Thema Finanzierung geworden ist. Haben junge Unternehmen bis zum letzten Jahr schnell viel Risikokapital einsammeln können, stehen sie nun vor der Herausforderung, das weitere Wachstum nachhaltig finanziell zu gestalten. Nicht zuletzt auch die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben dazu beigetragen, dass der Druck für Risikokapital-finanzierte Tech-Startups immer größer wird. In Stuttgart traf sich die nationale und internationale Startup-Szene im Rahmen des Startup-Autobahn Expo Days nun schon zum 12. Mal, um unter anderem darüber zu diskutieren, wohin der Weg der Startups und der Finanzierungsbranche zukünftig geht.
Sind die goldenen Jahre für Tech-Startups vorbei?
Kursstürze, Entlassungswellen – auch bei vermeintlich erfolgreichen Unternehmen schlägt die aktuelle Krise auf den Weltmärkten zu. Egal ob Klarna, Gorillas oder Tesla: Startups und große Tech-Unternehmen gleichermaßen haben gerade weltweit mit großen Turbulenzen zu kämpfen. Risikokapitalgeber halten das vormals billige Geld lieber zurück, Startups schielen nicht mehr auf den nächsten großen Wachstumssprung, sondern darauf, ob sie das nächste halbe Jahr überleben werden. Wie aus der Tracking-Seite layoffs.fyi hervorgeht, wurden seit Jahresbeginn ca. 50.000 Mitarbeitende weltweit in der Startup-Branche entlassen. Auch in dem Land für Tech-Startups, in Israel, scheint der große Boom vorbei zu sein. Lagen die Investitionen in Tech-Startups im vergangenen Jahr noch bei 25 Milliarden US-Dollar, ging das Tempo in diesem Jahr bislang deutlich zurück. Ein Trend, der sich allem Anschein nach so fortsetzen soll. Steigende Zinsen, der Ukraine-Krieg und vor allem der Fachkräftemangel im Software-Bereich setzen Israels Vorzeigebranche ordentlich zu. Viele Startups drosseln Ausgaben, Investoren sind wählerischer geworden.
Und obwohl Deutschland über ein großes Netzwerk von Investoren und Business Angels verfügt, das auch inzwischen weltweit anerkannt ist, haben es hier vor allem Startups in frühen Phasen nicht erst seit gestern immer schwerer, ausreichend Kapital zu generieren, um zu skalieren. Aufgrund des erhöhten Risikos in der frühen Gründungsphase, stehen den meisten Startups traditionelle Bankfinanzierungen nicht zur Verfügung – sie müssen dann auf Risikokapital zugreifen. Der deutsche Markt hat sich dafür in den letzten Jahren sehr weiterentwickelt, im internationalen Vergleich liegt Deutschland jedoch weiterhin nur im Mittelfeld. Den Großteil der Finanzierungen stellen ausländische Investoren aus USA und Asien zur Verfügung . Und auch in späteren Finanzierungsphasen haben sie meistens die Nase vorn; eine Entwicklung, die im Hinblick auf die Innovationskraft und die Sicherung von Knowhow und Arbeitsplätzen im Inland der aktuellen Bundesregierung großes Kopfzerbrechen bereitet.
Das Startup-Ökosystem in Deutschland hat sich schnell entwickelt: bereits im Jahr 2020 arbeiteten knapp 400.000 Menschen bei einem Startup. Bis 2030 soll sich diese Zahl mehr als verdoppeln. Und auch beim Risikokapital lag Deutschland im Europavergleich 2021 vorne: 15 Milliarden Euro wurden in Startups investiert. Gab es im Jahr 2020 in Deutschland 25 sogenannte „Unicorns“ (Startups mit einer Marktbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar), soll diese Zahl in Europa bis 2030 verdoppelt werden. Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass das realisiert werden kann: Europa und Deutschland sollen als starker Tech-Startup-Standort erhalten und entwickelt werden. Auf Basis der „EU Digital Decade 2030„, einer Initiative der Europäischen Kommission unter der Leitung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, sollen Europa und Deutschland fit gemacht werden für den digitalen Wandel. Neben der Umsetzung von digitalen Diensten und dem Ausbau von schnellem Internet auf dem Land und in Städten, steht dabei die Stärkung Europas als Gründerstandort ganz oben auf der Agenda. Die deutsche Bundesregierung hat dafür einen 10-Punkte-Plan ausgerufen, der Teil einer konsequenten Startup-Strategie ist:
- Finanzierung für Startups stärken
- Startups die Gewinnung von Talenten erleichtern und Mitarbeiterbeteiligung attraktiver gestalten
- Gründungsgeist entfachen, Gründungen einfacher und digitaler machen
- Startup-Gründerinnen und Diversität stärken
- Startup-Ausgründungen aus der Wissenschaft erleichtern
- Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte Startups verbessern
- Startup-Kompetenzen für öffentliche Aufträge mobilisieren
- Startups den Zugang zu Daten erleichtern
- Reallabore (Testräume für Innovation und Regulierung) stärken
- Startups ins Zentrum stellen
Diese Strategie soll im Sommer im Bundeskabinett verabschiedet werden, im Anschluss soll die Umsetzung sowie ein regelmäßiges Monitoring erfolgen. Wie sich allerdings bis dahin die Situation in der Branche verschärft haben könnte, bleibt abzuwarten.
Die Startup-Szene erfindet sich neu
Dass die aktuellen Krisen auf der Welt und an den Finanzmärkten alle Industrien beschäftigen, war auch auf dem 12. Expo Day in Stuttgart spürbar, der in diesem Sommer endlich wieder vor Ort im Wizemann Areal in Stuttgart stattfand. Dort trafen sich mehr als 1.000 Interessierte, und 27 Startups auf drei Bühnen, um sich über aktuelle Projekte und Zukunftsthemen auszutauschen. Startup Autobahn powered by Plug and Play ist eine Open Innovation Plattform für Tech-Startups aus Automobilindustrie, Maschinenbau, Health- und Enterprise-Branche, mit mittlerweile mehr als 30 renommierten Industriepartnern (u.a. Mercedes-Benz, Webasto, Bosch oder Deutsche Post). Ziel des Accelerators sind gemeinsame Pilotprojekte – im Rahmen des zwei Mal im Jahr stattfindenden Expo Days werden diese dann der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Im Fokus der Eröffnungs-Keynote von Ola Källenius, dem Chef der Mercedes Benz Group AG, stand dabei „Transformation and Innovation at Mercedes Benz“ mit zwei großen Herausforderungen: Decarbonisation, also die Erreichung von CO2-Neutralität, und die Digitalisierung im Fahrzeug. Mit der Entwicklung des Konzeptfahrzeugs Vision EQXX habe Mercedes mindestens 10 Jahre Vorsprung in der Industrie, die sich eines holistisches Gesamtkonzepts zur CO2-Reduktion in der Supply Chain, der Produktion und des Fahrzeugs selbst verschrieben hat. Er prognostiziert eine 100% elektrische Zukunft für den Stuttgarter Autobauer, die bis spätestens Ende 2030 Realität werden soll. Zum Thema digitalisiertes Fahrzeug sprach Källenius über die Koexistenz von Software und Hardware und das immense Innovationspotential in diesem Bereich. Hier käme die Innovation nicht selten durch Kooperation – auch beim Vision EQXX seien viele Tech-Startups beteiligt gewesen, die sich aus Pilotprojekten bei Startup Autobahn entwickelt haben, wie zum Beispiel UBQ materials aus Israel oder Ventus aus Stuttgart. „Efficiency is the new currency of the EV area“, sagt Källenius, und diese sei nur realisierbar, wenn man den Status Quo so oft wie möglich hinterfrage.

Ola Källenius at his keynote
Dass die Zusammenarbeit mit Tech-Startups für beide Seiten große Vorteile bringt, darüber sprach Tanja Rückert, CDO bei Bosch, in ihrem Panel. Natürlich müsse zunächst der strategic fit klar sein, vor allem auch aus Kundensicht. Doch welche konkreten Vorteile haben Startups und Unternehmen, wenn sie sich strategisch zusammenschließen? Für Startups: Ressourcen, Prozesse und Skalierbarkeit, für Unternehmen: Agilität und Verschlankung von Innovationszyklen.
Saori Dubourg (MoB BASF) brachte eine ganz neue Sichtweise zum Thema Nachhaltigkeit bei Startup-Finanzierungen in ihrem Vortrag „The future needs a better design“ auf die Bühne. Bis noch vor kurzem sei das Ziel gewesen, möglichst viel zu investieren („volume“) – zukünftig liegt der Fokus, in allen Bereichen, aber auch in der Finanzierung, auf dem nachhaltigen Einsatz von Ressourcen („value“). Weltweit seien Investments in ESG-Fonds auf unglaubliche 2,57 Billionen US-Dollar gestiegen – zukünftige Investment-Strategien fokussieren sich also mehr und mehr auf den sozialen und umwelttechnischen Nutzen, statt auf reines finanzielles Wachstum.
Im reinen Frauen-Panel unter der Leitung von Natascha Zeljko, Co-Founder and Chief Editor bei F10 FemaleOneZero & CURAZE, ging es darum, wie viel Chancen die aktuelle Krise mit sich bringt. Die zentrale Frage dabei war: Wie viele Firmen haben es wirklich verstanden, dass ständige Veränderung und das kontinuierliche Hinterfragen des Status Quo essentiell für den Unternehmenserfolg ist? Prof. Dr. Katharina Hölzle (Universität Stuttgart & Fraunhofer IAO) argumentierte, dass das Verständnis für Veränderung nun da sei, die radikale Umsetzung davon allerdings in vielen Unternehmen noch auf einem anderen Blatt Papier stehe. Vor allem die jüngere Generation hätte Transformation gedanklich schon verinnerlicht. Es sei nun allerdings Aufgabe der Schulen und Universitäten, diesen Menschen auch die Werkzeuge zur Umsetzung mitzugeben. Katharina Hopp (Bosch) machte deutlich, dass Innovation der einzige Weg heraus aus Krisen ist. Vor allem als Hardware-Hersteller sei Bosch gezwungen, strategische Allianzen mit Software-Startups einzugehen. Beim Thema Diversität in der Gründerszene seien Frauen immer noch unterrepräsentiert. Sie müssten noch sichtbarer werden, sich besser vernetzen und vor allem: Vorbilder finden. Nicole Büttner (Merantix Momentum) nannte hier die Unternehmerin und Gründerin Verena Pausder, die zusammen mit fünf anderen Unternehmerinnen kürzlich ihr Investment in die Frauenmannschaft des Fußballklubs 1. FC Viktoria 1889 Berlin verkündete. Ihr Ziel ist kein geringeres, als die deutsche Sportwelt nachhaltig zu verändern.

Unser Fazit des Tages:
- das Kapital im Markt ist immer noch da, und muss verteilt werden
- es geht „Back to the Basics“: zukünftig werden sich nur die Tech-Startups behaupten können, deren Idee wirklich gut und auch nachhaltig erfolgreich ist
- eine Krise ist die beste Zeit, um ein Unternehmen zu gründen
- die Geschwindigkeit von Finanzierungsrunden wird sich verlangsamen von ca. 18 Monaten auf 24 bis 30 Monate
- Diversität in Unternehmen braucht klare Strukturen, Vorbilder und KPIs
Um im eigenen Unternehmen Innovation voranzutreiben, lohnt sich die Zusammenarbeit mit passenden Startups. Wir von magility helfen Ihnen dabei, die richtigen Kontakte in unserem internationalen Tech-Startup-Netzwerk zu knüpfen. Kontaktieren Sie uns jetzt – Wir beantworten gerne Ihre Fragen.
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von Nada Welker | Mai 22, 2021 | Startups, Automotive, New Mobility
Die EcoMotion fand dieses Jahr ein weiteres Mal virtuell und leider unter denkbar ungünstigen Umständen statt. Die wichtige Startup Messe in der Tech-Metropole Tel Aviv bringt jedes Jahr weltweit führende Unternehmen und Startups zusammen, die auf dem Gebiet der Smart Mobility Pionierarbeit leisten. Wir von magility waren dabei. Dieses Jahr nutzten rund 600 Startups, etliche Investoren, Branchenführer, Verbände, Hochschulen, politische Entscheidungsträger und weitere wichtige Teilnehmer, den virtuellen Raum, um verschiedene Möglichkeiten für Wissensaustausch, Networking und Geschäftsanbahnungen zu nutzen. Unter dem Motto Smart Mobility haben unzählige Interaktionen im Bereich innovativer Technologien aus den Feldern Autonomous & Connected, Mobility Services, Electrification & Energy, Drones & Aviation sowie Supply Chain stattgefunden.
Die EcoMotion Bühnen – am Puls der Zeit
Es begann nach den Opening Words am ersten Tag mit einer virtuellen Challenge-Bühne. Hier konnten sich verschiedene Experten über aktuelle Themen der Mobilität austauschen. Die Themen wurden vorgegeben und waren in verschiedene Kernindustrien sowie Länder kategorisiert. Auf diese Weise wurden die entstehenden Diskussionen vorstrukturiert und moderiert. Auf der Startup Stage waren die High-Tech Startups mit virtuellen Ständen vertreten, deren virtuelle Räume zu festgelegten Zeiten freigeschalten waren.
Der zweite Tag startete mit den “Opening Words” von Orlie Gruper, Executive Advisor der EcoMotion, auf der Hauptbühne. Auf dieser Bühne folgten über den Tag verteilt Fireside Chats, Interviews und Vorträge zu den wichtigsten Themen der smarten Mobilität. Auch die VDA-Präsidentin Hildegard Müller war als Speakerin vertreten und legte die Verbindungen zwischen der deutschen Automobilindustrie und dem israelischen Startup-Ökosystems dar. Die Inhalte, die folgten, betrafen den Ausbau der Infrastruktur, die neue Ära der Elektrifizierung, den Shift in das neue Zeitalter smarter Mobilität, und natürlich durfte auch eine Diskussion über die neuen Cyber Security Regularien der UNECE WP.29, welche die Automobilindustrie vor große Herausforderungen stellt, nicht fehlen. Wir von magility haben schon mehrfach darüber berichtet. Unser Startup-Partner Argus Cyber Security, eines der weltweit bekanntesten Automotive Cyber Security Unternehmen hat sich schon seit Jahren auf diese Regularien vorbereitet und die erforderlichen Maßnahmen in seinen Produkte bereits umgesetzt.
Bahnbrechende Techniken durch Connectivity
Weiter ging es mit Beiträgen zum Autonomen Fahren, z.B. wie die Konnektivität auf die nächste Stufe gebracht werden kann und welche Rolle der Aftermarket als Zielmarkt spielt. Betont wurde bei den Vorträgen auf der EcoMotion immer wieder, wie wichtig heute Kooperationen auf den verschiedensten Feldern werden, um Innovationen zu beschleunigen.
Auch wurde darüber berichtet, wie durch die Vernetzung von Daten, beginnend bei der Entwicklung über die Produktion bis zum Fahrzeug auf der Straße bzw. zur Beschaffenheit der Straße selbst, ein ganz neuer Bereich der Wertschöpfung erschlossen werden kann. Klar betonte wurde, wie sich die urbane Mobilität zum zentralen Thema von Startups entwickelt. Öffentlich-private Partnerschaften beschleunigen dabei zukünftige Mobilitäts- und EV-Lösungen, mehr und mehr flankiert durch politische Institutionen.
Der elektromagnetischen Strahlung auf der Spur
Im Gespräch waren auch die zunehmenden elektromagnetischen Herausforderungen in der Automobilindustrie. Diesem ganz speziellen Feld der elektromagnetischen Strahlungen widmet sich z.B. der magility-Startup Partner VHOLA aus Israel.
Die zum Patent angemeldete VHOLA-Technologie ermöglicht die vorausschauende Wartung der Fahrzeugleistung durch permanente Messung der magnetischen und elektromagnetischen Emissionen während der gesamten Lebensdauer eines Fahrzeugs. Aus der permanenten Messung leitet sich ein Algorithmus ab, der zu korrigierenden Maßnahmen für ein abstrahlendes Steuergerät führt, und dadurch auch die Exposition der Fahrgäste gegenüber hohen Magnetfeldpegeln minimiert. Die Lösung von VHOLA liefert ein kontinuierliches Magnetfeld-Feedback und gibt alle Messungen und Korrekturmaßnahmen über die Telekommunikationseinheit an den Automobilhersteller weiter, um eine kontinuierliche Verbesserung und Regulierung zu ermöglichen.
Weitere Kernthemen der EcoMotion im Überblick
Viele weitere Kernthemen wurden auf der EcoMotion diskutiert. Dazu gehörte auch die Automotive Disruption und das israelische Smart-Mobility-Ökosystem. Die Frage, wie die Wandlung des öffentlichen Nahverkehrs hin zur Mobility as a Service (MaaS) gelingen könne, wurde vielfach gestellt. Ganz eng damit verbunden ist die Suche nach der Gestalt der Mikromobilität in der Stadt.
Die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen zwang der EcoMotion das Thema der Nachhaltigkeit der automobilen Lieferketten förmlich auf, wobei sich in diesem Zusammenhang die Frage stellt, wie die Logistik in all ihren Aspekten in Zukunft generell neu zu definieren ist. Smart Logistics wird zum erfolgsentscheidenden Faktor. Der Gedankenaustausch zur weiteren Verbreitung der Elektromobilität nahm ebenfalls breiten Raum ein, wobei besonders über globale Lösungsansätze für die notwendige EV-Infrastruktur gesprochen wurde, ohne deren Ausbreitung Stagnation droht. Um die aus der dargestellten Themenpalette sich ergebenden Herausforderungen meistern zu können, sind auch in 2021 enorme Investitionen in die Mobilität notwendig, wobei die Sicherheit der zusammenwirkenden Systeme von ganz zentraler Bedeutung ist. Als nur ein Beispiel sei die antivirale Technologie erwähnt, die Grundlage jeder sicheren Mobilität bereits der Gegenwart und noch mehr der Zukunft ist. Und selbstverständlich stellt sich die Frage nach dem künftigen Zusammenspiel von Cloud und Edge-Computing, deren Beantwortung auch für die Bedürfnisse von autonom fahrenden Autos der Level 4 und 5 von Bedeutung ist.
Nach einem an Vorträgen reichen Vormittag blieb auf der Main Stage Raum für B2B-Gespräche, und die Live Expo Morning Session wurde auf der Startup Bühne eröffnet. Auf der Open Stage hatten alle Community-Mitglieder der Messe die Möglichkeit, sich mit einem 20-Sekunden Video den anderen Messeteilnehmern zu präsentieren. Bei der Meet & Greet session konnte man sich in begrenzter Anzahl virtuellen Räumen zuschalten und über aktuelle Themen austauschen sowie neue Kontakte knüpfen und Kooperationen anbahnen.
Virtuelle Messestände und Live Demos
Auf den virtuellen Messeständen der EcoMotion konnte sich jeder mit aktuellen Informationen über die Startups eindecken, Live-Demos ansehen sowie zu bestimmten Zeiten an interaktiven Sessions teilnehmen. Über die interne B2B Area hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit den anderen zu vernetzen, Meetings einzustellen und live zu chatten.
Auch wir von magility haben diese Möglichkeiten intensiv genutzt und viele neue Technologien und High-Tech Startups kennengelernt, über die wir im nächsten Artikel gerne berichten.
Die Ecomotion ist und bleibt auch virtuell eine der wichtigsten Messen, um die neuesten Innovationen der Startups und die dahinterstehenden Akteure kennenzulernen, frische Impulse aufzunehmen und diese in neue Geschäftsmodelle zu integrieren, um auch in Zukunft am Puls der Zeit der smarten Mobilität zu agieren. Kontaktieren Sie uns dazu gerne.
von Nada Welker | Apr. 26, 2021 | Internet of Things, Future Economy, Startups, Technologien für neue Märkte
Konvergenzen sollen anspruchsvolle und zahlungskräftige Kunden sichern
Konvergenzen eröffnen einen schier unbegrenzten Markt im Bereich Mobilität. Einerseits eröffnen digitalisierte Fahrzeuge einen nahezu unbegrenzten Markt an Dienstleistungen im Bereich Mobilität. Das reicht bei Kraftfahrzeugen vom sich ständig selbst erweiternden Sicherheitssystem, wie Tesla dies mittels Datennetzen vornimmt, über eingebaute Spielekonsolen bis hin zur künstlichen Intelligenz und dem autonomen Fahren. Auf der anderen Seite sehen sich die Autohersteller auch gezwungen, die auf vielfältigste Weise stark umworbenen und durchaus anspruchsvollen Kunden mit immer leistungsfähigeren Produkten und attraktiven Serviceangeboten von ihrer jeweiligen Marke zu überzeugen. Wer sich da durch Kooperation oder Anteile bei Weltfirmen mit wohlklingenden Namen wie Apple, Microsoft oder Google schmücken kann, hofft, sich die markenbewusste und zahlungskräftige Generation von Morgen zu sichern.
Konvergenzen mit IT-Riesen sind oft milliardenschweres Geschäft
Die Betonung liegt auf dem Wort „zahlungskräftig“. Denn alle wollen verdienen: IT-Anbieter lassen sich die Zusammenarbeit mit den Automobilherstellern oft in Milliarden-Höhe bezahlen. VW wird nach Angaben von inside-it bis 2025 rund 27 Milliarden Euro in die Digitalisierung allgemein investieren.
Microsoft und Google stellen Know How gegen Bares zur Verfügung
Nach Angaben von VW-Software-Chef Dirk Hilgenberg soll Microsoft dabei helfen, die Bereitstellung von Anwendungen beim Cloud Computing und dem Software Engineering zu beschleunigen. Dabei sollen Cloud-Dienste von Microsoft eingesetzt werden. Interessiert ist VW auch an Microsofts Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Die Gegenleistung des Wolfsburger Autobauers bleibt monetär, wie Scott Guthrie, Vizepräsident von Microsoft Cloud, betont; sein Unternehmen erhält keinen Zugriff auf die VW-Daten.
Auch Ford ist im ersten Quartal 2021 eine 6-Jahres Kooperation im Bereich vernetztes Fahren mit dem Internetriesen Google eingegangen. Google soll für Ford zum zentralen Anbieter von Cloud-Diensten werden. Außerdem sollen ab 2023 die Infotainment-Systeme mit Android als Betriebssystem laufen. Die eigene Software Sync. von Ford, mit der die Infotainment-Systeme von Ford bis jetzt liefen, wird aufgelöst. Ford-Manager David McClelland verwies bei Verkündigung der Kooperation auf die Kompetenz von Google im Bereich maschinelles Lernen und künstlicher Intelligenz und betonte ebenfalls, dass Google keine Daten von Ford-Kunden zur weiteren Verwendung erhalten werde.
[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]
- Konvergenzen eröffnen einen nahezu unbegrenzten Markt im Bereich der Mobilität.
- Fusionen mit IT-Giganten kosten die Autobauer viel Geld.
- Autohersteller erhoffen sich durch Fusionen mit IT-Giganten, dass ein Teil der Aufmerksamkeit der IT-Giganten auf sie überspringt.
- Einige Autohersteller entwickeln ihre eigenen Betriebssysteme nicht weiter und setzen statt dessen auf Kooperationen. Andere gehen den umgekehrten Weg und setzen auf die Weiterentwicklung eigener Betriebssysteme, um in Zukunft unabhängig am Markt bestehen zu können.
- Die Konvergenz findet branchenübergreifend statt. Es gibt nur wenige Grenzen, die nicht branchenübergreifend werden.
- Die Industrie profitiert von den innovativen Impulsen der Hightech-Startups.
- magility vernetzt Unternehmen mit Technologieexperten aus aller Welt.
[/infobox]
Zusammenarbeit ist gut – Eigenständigkeit ist besser?
Auch wenn die deutschen Autokonzerne gerade erst auf das Zugpferd Konvergenz aufgesprungen sind und die Zusammenarbeit mit Softwareentwicklern suchen – es scheint nicht so recht in ihrer Natur zu liegen, langfristig auf Unabhängigkeit zu verzichten. Ford gibt die eigene Software Software Sync. auf und steigt auf Android um. Daimler und VW aber arbeiten derzeit mit Hochdruck an eigenen Betriebssystemen, mit denen sie auch ohne Zutun von Amazon oder Google künftig am Markt bestehen können.
Experten aus drei Konzernmarken entwickeln neues Betriebssystem
Das Kind hat bei VW auch schon einen Namen: VW.OS wird von rund 5000 Experten aus den Häusern VW, Porsche und Audi entwickelt. Hierfür wurde das Unternehmen Car.Software.Org neu gegründet, dessen Mitarbeiterzahl sich in den nächsten vier Jahren noch einmal verdoppeln soll.
Vom Smartphone zum Elektrofahrzeug
In China ist unterdessen einer der weltweit größten Smartphone-Hersteller am Start. Xiaomi steigt in das Geschäft mit intelligenten Elektrofahrzeugen ein. Gründer und CEO Lei Jun will in den nächsten zehn Jahren rund 10 Milliarden Dollar in eine Tochtergesellschaft investieren und sich damit gegen Wettbewerber auf einem Markt behaupten, der sich nach Aussage von Dan Ives, Analyst bei der Investmentfirma Wedbush, in den nächsten zehn Jahren auf 5 Billionen Dollar beläuft. Dagegen wirken die übrigen Produkte im Bauchladen Xiaomis wie Peanuts. Der chinesische Gigant stellt nebenbei elektrische Zahnbürsten und Rasierer, Glühbirnen, Uhren, Überwachungskameras und Motorroller her.
Startups mischen mit
Neben klassischen Konvergenzen spielen auch Startups mit Ihren High-Tech Entwicklungen zunehmend auf den Industrie-Märkten eine tragende Rolle. Es entstehen vermehrt ganze Startup-getriebene Industriesegmente. Die Investitionen in sogenannte “Industrial Tech-Firmen” haben sich laut Speedinvest europaweit von 2014 bis 2020 nahezu verneunfacht. Wir von magility begleiten seit vielen Jahren High-Tech Startups bei ihrem Markteintritt in den EMEA-Raum. Unsere Kunden aus der Industrie profitieren von den Innovationsimpulsen unserer High-Tech Startups. Wir bringen klassische Unternehmen mit den passenden Technologien und Fachkräften aus der High-Tech Welt zusammen. Kommen Sie gerne auf uns zu, wenn Sie Ihr internationales Netzwerk passend zu dem Geschäftsmodell Ihres Unternehmens ausbauen möchten. Wir helfen Ihnen gerne dabei.
von magility | Jan. 10, 2020 | Know-how und Inspiration
Die Bedeutung von Startups für die deutsche Volkswirtschaft nimmt zu. Die innovationsfreudigen jungen Unternehmen werden im internationalen Wettbewerb zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Auch die Politik hat das erkannt und plant mit einer Reihe von Maßnahmen die Voraussetzungen für Gründer zu verbessern und die Umsetzbarkeit von deren Ideen zu vereinfachen. Denn die richtigen Rahmenbedingungen tragen maßgeblich zu einem prosperierenden Startup-Ökosystem bei.
Wie wird eine Gründung zum Startup?
Startups sind junge Unternehmen, die mit dem Ziel ein schnelles und hohes Unternehmenswachstum zu realisieren, eine innovative Geschäftsidee verfolgen. Meist haben die Gründer eine neue Technologie oder ein neues Geschäftsmodell entwickelt, das es entweder noch nicht gibt oder das sich noch nicht erfolgreich am Markt durchgesetzt hat. Dadurch unterscheiden sich Startups von imitierenden Gründungen wie z.B. Friseursalons oder KFz-Werkstätten, die bestehende Konzepte nachahmen und auf traditionelle Art einen bestehenden Markt bedienen. Ein Startup könnte daher definiert werden als eine Unternehmensgründung, die nicht länger als drei Jahre zurückliegt, dabei den Anspruch hat einen Markt mit einem innovativen Konzept zu erschließen oder sogar einen neuen Markt zu schaffen. Laut Startupdetector werden in Deutschland im Schnitt 40 Startups pro Woche gegründet, das entspricht einem Anteil von 1,6%, bezogen auf alle inländischen Unternehmensgründungen.
Wo fühlen sich Startups wohl?
Viele bekannte Gründer, wie beispielsweise auch Mark Zuckerberg von Facebook oder Larry Page von Google, waren noch Studenten oder gerade erst Universitätsabgänger, als sie ihr erstes Unternehmen gründeten. Ein gut funktionierendes Universitätssystem mit engen Verbindungen zu Technologieunternehmen kann daher als eine wichtige Grundlage für ein Startup-Ökosystem angesehen werden. Gründerzentren an Universitäten, auch Inkubatoren genannt, sind ein weiterer wichtiger Faktor. Denn dort werden Gründer-Teams gerade in der kritischen Anfangsphase mit der benötigten Infrastruktur unterstützt. Dazu gehören Räumlichkeiten für Büros, Start-Finanzierungen oder fachliche Mentorenprogramme, in denen erfahrene Unternehmer bei der Ausarbeitung der Strategie unterstützen. Den US-Vorbildern, wie der Stanford University im Silicon Valley folgend, gehören solche Einrichtungen auch in Deutschland inzwischen meist zum Standard.
Auch Industrie und Staat fördern Startups
Neben den Universitäten ist die Industrie ein weiterer wichtiger Förderer von Startups. Viele große Unternehmen organisieren sogenannte Accelerator-Programme, in denen junge Unternehmen in einem mehrmonatigen Programm gezielt gefördert werden um marktreife Produkte zu entwickeln. Bekannte Acceleratoren in Deutschland sind die Startup-Autobahn, unterstützt von Daimler, HP, ZF, DXC und weiteren, oder APX, unterstützt von Porsche und Axel Springer. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert den German Accelerator, der deutschen Startups dabei hilft, in den USA Fuß zu fassen und vom dortigen Technologievorsprung beim Thema Online Business zu profitieren.
Venture Capital als Voraussetzung?
Fast alle Geschäftsideen benötigen Kapital für ihre Umsetzung. Die Gründer müssen ihren Lebensunterhalt sichern, ihre Mitarbeiter bezahlen und Ausgaben für Forschung und Entwicklung von Prototypen bestreiten. Je nachdem auf welche Branche sich ein Startup fokussiert, können sich die erforderlichen Beträge schnell auf mehrere Millionen Euro summieren. In Startups investiertes Geld wird Risikokapital oder englisch Venture Capital (VC) genannt. Riskant sind Investitionen in Startups vor allem darum, weil sich im Schnitt lediglich 1 bis 2 von 10 Startups nach der Gründungsphase am Markt etablieren und ihre Renditeversprechen erfüllen können. Der Kapitalbedarf eines Startups steigt in der Wachstumsphase meist rasant an, wenn z.B. für Marketingmaßnahmen zur Erhöhung des Marktanteils oder zum Aufbau eines professionellen Geschäftsbetrieb Investitionen notwendig sind. Um auf die erforderlichen finanziellen Ressourcen zugreifen zu können, ist es für Gründer daher von hoher Bedeutung, sich in einem investitionsfreudigen Netzwerk zu bewegen.
Deutschland im internationalen Vergleich
Um die aktuellen Bedingungen für Startups zu bewerten, lohnt sich ein internationaler Vergleich. Im Global Talent Competitive Index 2019, erhoben von INSEAD, TATA und Adecco, landet Deutschland auf dem 14. Platz. Die ersten Ränge belegen die Schweiz, Singapur und die USA. In der Gruppe der europäischen Länder steht Deutschland auf Platz 10. Ein Hinweis darauf, dass noch Potenzial nach oben besteht. Die Online-Plattform für Freelancer, Peopleperhour, hat ein Ranking nach Städten erstellt. Laut dieser Studie sind die besten Städte für Startups Wien, Tokyo und Madrid. Als erste deutsche Stadt landet Berlin auf Platz 15. Die Aussagefähigkeit solcher Erhebungen ist natürlich durch die zugrundeliegenden Methoden begrenzt und kann nicht für jedes Startup verallgemeinert werden. Doch sie können Tendenzen aufzeigen und die Regierungen der Länder zum Handeln motivieren.
Was sollte sich für Startups in Deutschland ändern?
Eine Studie von EY und der Deutschen Börse hat einige Kritikpunkte herausgearbeitet und Verbesserungsvorschläge formuliert. Im Vergleich der Rechtssysteme der Startup Hotspots Kalifornien, Vereinigtes Königreich (UK) und Israel deuten sich Bereiche an, in denen Deutschland noch aufholen sollte. Die Forscher der Studie untersuchten die vier Standorte nach wirtschaftlichen, steuerlichen und regulatorischen Kriterien. Deutschland habe in einzelnen Bereichen inzwischen im Ausbau seines Startup-Ökosystems signifikante Fortschritte erzielt. Der Vergleich mit Kalifornien mache aber deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich dennoch weiterhin viel Steigerungspotenzial hat. Besonders im steuerlichen und regulatorischen Bereich zeigen sich hierzulande bürokratische Hemmnisse, die sich als Standortnachteil im Wettbewerb um die besten Startup-Ökosysteme erweisen. Die Schlüsse aus der Studie können wie folgt zusammengefasst werden: In Kalifornien werden weitaus mehr Investitionen in Form von Venture Capital getätigt als in den Vergleichsregionen. Allerdings sind dort die Visa-Bestimmungen strikt und die Preise für Büroräume relativ hoch. Deutschland sollte daher für Investoren Anreize schaffen um Investitionen in Startups steuerlich attraktiver zu machen. In UK vorbildlich sind der geringe regulatorische Aufwand bei Unternehmensgründungen und die intensiven finanziellen Förderungsprogramme von staatlicher Seite. Eine Komplexitätsreduzierung der Verwaltungsprozesse für Unternehmer kann die Attraktivität des Standorts Deutschland erhöhen. Israel ist Benchmark in der digitalen Infrastruktur und beim Zusammenspiel von staatlichen Behörden, Universitäten und Wirtschaft. Eine intensivere Verflechtung dieser Akteure kann Startups sowie deren Innovationen zum Erfolg verhelfen und damit die gesamte deutsche Wirtschaftsleistung steigern.
[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]
- Die richtigen Rahmenbedingungen tragen maßgeblich zu einem prosperierenden Startup-Ökosystem bei.
- Startups haben das Ziel ein schnelles und hohes Unternehmenswachstum zu realisieren und eine innovative Geschäftsidee zu verfolgen.
- Ein gut funktionierendes Universitätssystem mit engen Verbindungen zu Technologieunternehmen kann eine wichtige Grundlage für ein Startup-Ökosystem sein.
- Venture Capital (VC) = Risikokapital = In Startups investiertes Geld.
- Laut einer Studie von EY und der Deutschen Börse habe Deutschland in einzelnen Bereichen inzwischen im Ausbau seines Startup-Ökosystems signifikante Fortschritte erzielt.
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Startup-Ökosystem als Kulturfrage
Ein erfolgreiches Startup-Ökosystem ist neben den genannten strukturellen Bedingungen auch stark von einer bestimmten Kultur abhängig. Dazu gehört eine optimistische Denkweise, die sich erlaubt, auch ausgefallene Wege zu gehen. Nicht umsonst wird von einem Gründergeist gesprochen, der manchen Orten mehr zugesprochen wird als anderen. Teil davon kann laut der Studie auch die Etablierung einer ‘Kultur des Scheiterns’ nach US-Vorbild sein. Nur wer wagt, der gewinnt, aber niemand sollte für einen Versuch bestraft werden. In den USA gilt die Akzeptanz von Fehlversuchen als mitverantwortlich für den Erfolg vieler Gründer. Eine Kulturfrage könnte auch der geringe Anteil von Gründerinnen in Deutschland sein, der aktuell nur 15% beträgt. Hierin liegt ein weiteres wichtiges Potenzial, das Deutschland nutzen könnte, um aktiv das eigene Startup-Ökosystem zu stärken und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Ökonomie zu erhöhen.