Der digitale Wandel bietet immense Chancen zur Verbesserung der Mobilität in Afrika. Der südliche Nachbarkontinent von Europa hat nach Schätzungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung mit etwa 2,5% pro Jahr noch bis über das Jahr 2100 hinaus das weltweit höchste Bevölkerungswachstum. Auch Afrikas Städte sind die im weltweiten Vergleich am schnellsten wachsenden. Daraus entstehen neue Mobilitätsanforderungen sowie neue Aufgaben für die Verkehrsplanung und das Verkehrsmanagement. Diese Entwicklung schafft großes Potenzial für Startups und neue Geschäftsmodelle wie Mobility as a Service (MaaS).
Bekannte Player treffen auf afrikanische Startups
Die etablierten Mobilitätsdienstleister MyTaxi und Uber sind bereits in einigen afrikanischen Ländern vertreten. Es entwickeln sich aber auch rasant einheimische Startups mit innovativen Ideen. Die Mobilitätsplattform Generation.e aus Südafrika hat sich zum Ziel gesetzt, eine vernetzte und nachhaltige Gesellschaft zu fördern. Anfang Oktober organisierte Generation.e die Messe Smarter Mobility Africa (SMA) mit rund 100 Ausstellern in Pretoria. Der größte Sponsor des Events war BMW. Der deutsche Autohersteller will von den vielen Ideen einer gut ausgebildeten jungen Generation vor Ort profitieren und sich an den vielen Chancen in Afrika beteiligen. Auf der SMA präsentierten sich südafrikanische Startups wie der E-Scooter-Hersteller Ewizz, der E-Ladestationen-Betreiber GridCars oder der Fahrradtaxi-Pioneer Mellowcabs. Ebenfalls vertreten waren zahlreiche NGOs (Non-Governmental Organizations) mit dem Anspruch, Umweltbelange zu vertreten, sowie Beratungen, aber auch große etablierte Unternehmen wie Shell, Deloitte, Jaguar Land Rover oder Toyota. Auch der Zuliefer Bosch organisierte in Kooperation mit der Founders Factory einen afrikanischen Mobility Start-up Demo Day, der kürzlich in der ersten Novemberwoche 2019 stattfand.
Das digitale Afrika – konzentriert in der Silicon Savannah
An der afrikanischen Ostküste entsteht in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gerade die Silicon Savannah. In Anlehnung an das kalifornische Silicon Valley sind dort die innovativsten Mobility Startups konzentriert. Der Accelerator Transformative Urban Mobility (TUMI) hat zur Zeit acht Startups unter Vertrag, welche sich zum Ziel gesetzt haben, das kenianische Verkehrswesen in das digitale Zeitalter zu transferieren. Im Juni diesen Jahres veranstaltete TUMI den Urban Mobility Summit in Nairobi, Hauptsponsor war dabei Uber. Das teilnehmende Startup An Nisa Taxi bietet einen Fahrservice von Frauen für Frauen an. Das junge Unternehmen will dem Sicherheitsbedürfnis weiblicher Fahrgäste entgegen kommen und gleichzeitig die Berufschancen für Frauen in einer männlich dominierten Branche verbessern. My Ride Africa bietet eine Bewertungsplattform für öffentliche Verkehrsmittel an. In Kenia wird der Nahverkehr hauptsächlich von privat betriebenen Minibussen abgedeckt, sogenannten Matatus. Fahrgäste können mit der “My Ride Africa App” einzelne Minibusse bewerten. So erhalten die Kunden ein Kriterium für die Auswahl der zuverlässigsten Fahrzeuge. Die Plattform will dadurch einen Beitrag zur Verbesserung der mangelhaften Verkehrssicherheit leisten und die Transportqualität mittelfristig erhöhen. Eine ebenso große Rolle wie die Minibusse spielen in Kenia die Motorradtaxen. Das Startup RideSafe bietet einen Health Service auf Blockchain Basis für diese Fortbewegungsmittel an. Motorradchauffeure können sich von RideSafe Fertigkeiten in Erster Hilfe zertifizieren lassen. Bei einem Unfall zeigt die RideSafe App die am nächsten gelegene medizinische Versorgungsstelle an. Mit einem Klick können die Verletzten dort angekündigt werden, so dass umgehend Vorbereitungen für deren Einlieferung und medizinische Versorgung getroffen werden können.
Auch Logistics ist Teil von Mobility
Neben der Personenbeförderung gewinnen auch innovative Lösungen für den Transport von Waren an Relevanz. In der kongolesischen 12-Millionen-Einwohner-Metropole Kinshasa expandiert zur Zeit das Food Delivery Startup CongoEats. In der App des 2017 gegründeten Unternehmens können Restaurants ihre Gerichte anhand von Bildmaterial präsentieren. Kunden können über die App Lieferungen anfordern, Tische reservieren und ihr Essen online bezahlen. Über das zweite Projekt der jungen Firma, eCongo können, ähnlich wie bei Amazon, Produkte von mehreren Händlern bestellt werden. Wieviel Potenzial noch in weiteren Entwicklungen steckt, zeigen die Zahlen: Bei beiden Projekten sind die monatlichen Bestellungen noch dreistellig. Das ebenfalls 2017 gegründete nigerianische Logistik Startup Kobo360 dagegen hat jüngst 30 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt und ist auch für DHL tätig. Über eine App werden LKW-Fahrer und Unternehmen vernetzt und so Angebot und Nachfrage effizient zusammen gebracht. Der Konkurrent Lori Systems geht ähnlich vor. Beide haben die Ambition, die Warenlieferkette in Afrika digital und disruptiv zu revolutionieren.
- Der digitale Wandel bietet immense Chancen zur Verbesserung der Mobilität in Afrika.
- Die Mobilitätsplattform Generation.e aus Südafrika hat sich zum Ziel gesetzt, eine vernetzte und nachhaltige Gesellschaft zu fördern.
- Es etablieren sich rasant afrikanische Startups mit innovativen Ideen.
- BMW will als Sponsor von den vielen Ideen profitieren und sich an den Chancen in Afrika beteiligen.
- Die Logistik Startups haben die Ambition, die Warenlieferkette in Afrika digital und disruptiv zu revolutionieren.
- Mobilität ist in Afrika für den Aufbau von Märkten, den Zugang zu Jobs und Ausbildung sowie für die Verbesserung der medizinischen Versorgung ein Schlüsselfaktor.
Sicherheit, Vernetzung und Mobilität gehören in Afrika zusammen
Weil sich die Bedingungen in Afrika beispielsweise stark von denen in Europa unterscheiden, gibt es dort auch viele Geschäftsmöglichkeiten, die mit relativ geringer Komplexität auskommen. So bietet das Startup CladLight Sicherheitswesten für Motorradfahrer an, die über LEDs gut sichtbar anzeigen, wenn gebremst oder geblinkt wird. Eine sicherlich auch für westliche Märkte gute Idee. Neue Mobilitätsansätze verbessern auch die medizinische Versorgung. Das US-Startup Zipline hat einen Drohnenlieferdienst für Medizinbedarfe entwickelt. In Ruanda und Ghana werden so bereits täglich auf Abruf Arzneien schnell und sicher geliefert, auch in entlegene Gebiete. Die Drohne wirft ihre Ladung per Fallschirm ab. Langwierige und umständliche Fahrten über schlecht ausgebaute Straßen entfallen und Hindernisse wie Berge und Flüsse können so einfach überflogen werden. Ein weiteres Startup namens BRCK bringt das W-Lan in Verkehrsbusse, Restaurants, Schulen und Dörfer, damit so viele Menschen wie möglich kostengünstig Zugang zu den modernen IT-Standards bekommen. Allgemein lässt sich feststellen: Mobilität ist in Afrika für den Aufbau von Märkten, den Zugang zu Jobs und Ausbildung sowie für die Verbesserung der medizinischen Versorgung ein Schlüsselfaktor. Die Möglichkeiten für neue Geschäftstätigkeiten in Afrika sind zur Zeit so divers wie der Kontinent an sich. Wer tagesaktuell den Entwicklungen der afrikanischen Startup-Szene folgen möchte, kann dies zum Beispiel auf disrupt-africa.com oder https://techcrunch.com/tag/africa/ tun.
Haben Sie bereits Erfahrungen mit Mobilität und Digitalisierung in Afrika gesammelt? Melden Sie sich gerne bei Ihren magility-Beratern für einen Austausch.