von magility | Aug. 13, 2018 | Know-how und Inspiration, Themenreihe Digitalisierung
Das Notrufsystem eCall ist seit März 2018 Pflicht in allen Neuwagen in Europa. eCall ist ein fahrzeuginterner Assistent, der Unfälle mit Standortangabe schnellstmöglich an lokale Rettungskräfte weiterleiten soll. Ziel ist, die Sicherheit im Straßenverkehr deutlich zu erhöhen und die Zeit bis zum Eintreffen von Rettungskräften am Unfallort zu verkürzen. Durch eine automatische Auslösung des Notrufs können bei schweren Unfällen hoffentlich mehr Menschenleben gerettet werden. Das klingt zunächst höchst attraktiv.
Das eCall System ist datenschutzrechtlich geprüft und soweit – theoretisch – in Ordnung. Allerdings machen Automobilhersteller bis dato das Ausmaß an Datensammlung über die eCall Funktion nicht publik. Es ist daher fraglich was genau mit den generierten Daten geschieht, sofern sie erst einmal erfasst sind.
Schnittstelle zum Internet problematisch
Für die Datenerfassung zur Ermöglichung eines eCalls ist es bereits heute in allen in Europa zugelassenen Neufahrzeugen Pflicht, ein zusätzliches Steuergerät, eine Antenne, ein GPS Empfänger sowie ein GSM-Modul ab Werk zu verbauen. Diese Grundausstattung rüstet ein Fahrzeug nicht nur für die Ermöglichung des eCalls aus, vielmehr bietet sie die Grundlage für Zusatzdienstleistungen im Fahrzeug. Und genau diese Zusatzdienste geben Grund zur Sorge um die eigenen Daten.
Zusatzleistungen bergen Risiko des Datenmissbrauchs
Für die Übermittlung der Daten an den Notfalleinsatz ist eine Schnittstelle zum Internet nötig. Über diese Schnittstelle können auch andere Daten über Fahrzeug, Fahrverhalten und weitere signifikante Daten wie Fahrstrecke, bevorzugte Standorte oder etwa ob Sicherheitsgurte angelegt sind an Fahrzeughersteller übermittelt werden. Die Daten des einzelnen Fahrers können dadurch hoch kommerzialisiert werden, was datenschutzrechtlich durchaus kritisch zu betrachten ist. Insbesondere Versicherungsunternehmen oder Vertragswerkstätten können von den Daten profitieren, die auf Basis der gesammelten Daten Verträge deutlich individualisierter anbieten können (beispielsweise “Pay-as-you-drive”-Verträge).
Offene Schnittstelle als Stellhebel für Selbstbestimmung?
Allerdings hat der Fahrer des Autos dabei keinerlei Kontrolle mehr, was genau mit seinen persönlichen Daten passiert und wer davon profitiert. Aktuell ist noch unklar ob eine manuelle Deaktivierung der Datenaufzeichnung in absehbarer Zeit umsetzbar sein wird. Die Funktionalitäten sind tief im Bordsystem verbaut und können, zumindest derzeit, nicht einfach ausgeschaltet werden. Daher wird an unterschiedlichen Stellen diskutiert, eine offene Schnittstelle ins Fahrzeug einzubauen, damit die Endnutzer selbst bestimmen können, mit wem und vor allem wann sie ihre Daten teilen. Dies wäre ein wichtiger Schritt weg vom gläsernen Autofahrer hin zu persönlicher Selbstbestimmung. Andernfalls sind Endnutzer an die Angebote des Automobilherstellers gebunden, die dieser mit im System verbaut hat. So wäre beispielsweise denkbar, dass nach einem Unfall nur Abschlepper vom Hersteller zur Verfügung ständen oder Fahrer gezielt für Reparaturen in Vertragswerkstätten gelotst werden. Eine derartiges Daten Monopol würde sog. Drittanbieter deutlich benachteiligen oder sogar ausschließen und Automobilherstellern eine Übermacht an Verkaufsrecht geben.
Sicheres Fahren messbar machen
Der magility Partner DEKRA arbeitet aktuell an einem Safety-Index. Auf Basis von generierten Daten aus Fahrzeugen, welche Telematik unterstützte Technik verbaut haben, soll gemeinsam mit dem Startup Pace Telematics ein Standard entwickelt werden, der sicheres Autofahren messbar machen soll. Wer sich bereit erklärt seine Daten zur Verfügung zu stellen kann mit einem Vorteil rechnen. Dorthin sollte der aktuelle Trend bei der Datensammlung und -verwertung gehen.
von magility | Juli 6, 2018 | Know-how und Inspiration, Themenreihe Digitalisierung
Quantified Self – oder die totale Vermessung?
Im Jahr 2012 machte erstmals die “Quantified Self” Bewegung in Deutschland die Runde. Darunter versteht man die gesundheitliche Optimierung des eigenen Körpers durch Datenerhebung. Doch nicht nur der eigene Körper wird vermessen – letztlich geht es darum, alle Erlebnisse des alltäglichen Lebens digital aufzuzeichnen. Sogenannte vernetzte Wearables machen dies möglich. Wearables, das sind kleine Sensoren, die Bewegung, Blutdruck, Herzschlag, Körpertemperatur, Schwitzverhalten aber auch Umgebungsgeräusche aufzeichnen und digital speichern. Das eigene Leben wird für die Ewigkeit in digitale Tafeln gemeißelt. Genannt wird dieses digitale Protokollieren der verschiedensten Aspekte des Lebens auch “Lifelogging”. Ist Lifelogging attraktiv und welchen Mehrwert bringt es uns?
Zunächst stellen wir fest, dass die meisten Anhänger der digitalen Selbstvermessung Technikbegeisterte mit Hang zur Datenliebe sind. Durch die eigene Vermessung scheint irrationales und paradoxes Verhalten der Vergangenheit anzugehören, der Mensch wird Objekt der radikalen Selbstoptimierung und scheinbar endlich berechenbar. Das klingt erst einmal verlockend, doch sind vernetzte Wearables tatsächlich langfristig attraktiv?
Smarte technologische Lösungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nachhaltige Verbesserungen bringen und den Menschen durch Übung oder Aktivität sowie durch echte Interaktion herausfordern, entweder im Zusammenspiel Mensch zu Mensch oder Mensch zu Maschine. Jede Technologie bringt große Veränderungen mit sich. Bei vernetzten Wearables ist genau zu prüfen ob tatsächlich eine intelligente Verbesserung des Lebens erreicht wird.
Diskriminierung durch Daten
Jede Technologie verändert eine Gesellschaft. Die Sammlung von Gesundheitsdaten hat auch Folgen für die “Nicht-Nutzer” der Technologie. Durch die Verarbeitung von Daten durch Wearables eröffnet sich eine neue Dimension der Diskriminierung. An der Hochschule Furtwangen forscht Dr. Stefan Selke zu diesen Themen. Er kritisiert, dass “Daten aus Menschen (diskriminierbare) umrisslose `numerische Objekte`” machen. Solange man Lifelogging als persönliches Hobby betreibt, scheint es unproblematisch. Doch das ändert sich sobald alle Schlecht-Vermessenen und Unangepassten im realen Leben aussortiert werden. Als Beispiel seien hier Raucher oder Übergewichtige zu benennen, die im Gesundheitssystem benachteiligt werden.
Fahrzeugversicherungen setzen schon länger Sensorsysteme ein, die Daten zu Fahrverhalten erfassen. Zielführend ist dabei, konformes Autofahren zu vermessen, in der Folge zu optimieren und letztlich mit geringeren Versicherungsbeiträgen zu prämieren.
Vergessen kann man vergessen
Durch die digitale Aufzeichnung des gesamten Lebens wird eine Art Tagebuch der Nutzer erstellt. Endet das in der totalen Überwachung oder geht es nur um reine Selbstoptimierung? Selke betrachtet es nüchtern, Die Hauptmotive des Lifeloggings seien Kontrollwille, Verbesserung, Kosteneinsparung und Sicherheitserwägungen. Das schon seit dem Jahr 2001 bestehende Forschungsprojekt MyLifeBits von Microsoft versucht eine Software zu entwickeln, durch die erhobenen Lebensdaten strukturiert und so für den Einzelnen verfügbar gemacht werden. MyLifeBits hat sich das Ziel gesetzt, sowohl bewusste als auch unbewusste Daten zu sammeln, die man im Laufe seines Lebens generiert. Dies reicht von Sinneswahrnehmungen wie Sehen und Hören über die CO2-Konzentration in der Atemluft bis zu Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera. Jegliche Sensorik wird dabei mit einbezogen.
Einsatz von Wearables in der Automobilindustrie
Der Einsatz von biometrischen Wearables beim Autofahren wird sich innerhalb des nächsten Jahrzehnts voraussichtlich vervielfachen. Schon heute nutzt bereits ein Drittel der “neuen Autofahrenden” Technologien zur Erfassung von Körperdaten wie beispielsweise Fingerabdruckerkennung, Iris-, Sprach- und Gestenerkennung, Herzschlag-, Gehirnwellen- und Augenlidüberwachung sowie Stress- oder Pulserkennung – um nur einige zu nennen. Cloud-basierte Systeme, die zum automobilen Ökosystem hinzustoßen, ermöglichen die Verknüpfung von Körperdaten und Fahrerlebnis. Dadurch verbessert sich insbesondere die Sicherheit, aber auch das Fahrerlebnis wird so individuell wie noch nie. Gleichzeitig entstehen daraus neue Geschäftsmodelle wie beispielsweise “device as a service” oder “health as a service”.
Das nun zu Valeo gehörende Unternehmen Gesticon unterstreicht den zunehmenden Einsatz von Wearables in das automobile Erlebnis. Gesticon entwickelt Software zur 3D Erkennung von Gesten und übersetzt diese in Computerbefehle.
[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]
- Wearables sind kleine Sensoren, die beispielsweise Bewegung, Blutdruck, Herzschlag, aber auch Umgebungsgeräusche aufzeichnen und digital speichern.
- Das digitale Protokollieren der verschiedensten Aspekte des Lebens wird auch “Lifelogging” genannt.
- Durch die Verarbeitung von Daten durch Wearables eröffnet sich eine neue Dimension der Diskriminierung.
- Das Forschungsprojekt „MyLifeBits“ hat sich das Ziel gesetzt, sowohl bewusste als auch unbewusste Daten zu sammeln, die man im Laufe seines Lebens generiert.
- Der Einsatz von biometrischen Wearables beim Autofahren wird sich innerhalb des nächsten Jahrzehnts voraussichtlich vervielfachen.
- Wearables, die mit dem Internet verbunden sind, sind angreifbar – Hacker könnten Datenprofile manipulieren und so das digitale Spiegelbild verzerren.
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Wem gehören die Daten
Brauchen wir heutzutage in Anbetracht einer derartigen Datenfülle noch Privatsphäre im Umgang mit Daten? Oder bringt uns die blinde Verfügbarmachung eigener Daten womöglich drastische Vorteile durch smarte Technologien?
Wohl kaum – Datenschutz ist elementares Thema bei der Durchsetzung von wirklich smarten Technologien. Smart sind sie allerdings nur dann, wenn sie für die Menschen echten Mehrwert generieren und sichergestellt ist, dass Nutzer durch “Life-Data” nicht angreifbar werden. Jedoch sind Wearables, die mit dem Internet verbunden sind, angreifbar – Hacker könnten Datenprofile manipulieren und so das digitale Spiegelbild verzerren. Wenn dies dann praktische Implikationen im Alltag des echten Menschen auslöst und dieser echte Mensch dadurch rational diskriminiert wird entsteht daraus ein reales Problem.
Sicherheit, insbesondere die unserer Daten, ist daher das entscheidende Merkmal für den Erfolg von Technologien bei Wearables, im Internet of Things und in der “Connected World”.
magility entwickelt die passenden digitalen Geschäftsmodelle dazu. Es bleibt also wie immer spannend!
von magility | Aug. 18, 2017 | Themenreihe Digitalisierung
Die Angriffe auf Unternehmen gehören mittlerweile zum Alltag. Millionenfache Identitätsdiebstähle zeigen, dass Cyber-Angriffe auf die IT-Strukturen professioneller und komplexer werden. Da es sich längst nicht mehr um Einzelfälle handelt müssen Unternehmen umdenken und sich Gedanken über umfangreiche Sicherheitskonzepte machen.
„Der Digitalisierungsdruck ist momentan enorm hoch. Um nicht überholt zu werden neigen Unternehmen dazu, Technologien schnell einzuführen, ohne die Risiken genau abschätzen zu können. Das führt zu immensen Problemen“, kommentiert Dr. Michael Müller, Geschäftsführer der magility GmbH und Cyber Security-Experte die aktuelle Lage.
IT-Sicherheit ist wichtig
Eine aktuelle Studie hat drei Kernergebnisse ermittelt, die einen Überblick über die aktuelle Lage der Cyber Security in Unternehmen geben.
- Die digitale Sorglosigkeit ist vorüber. Fast alle Unternehmen haben eine umfangreiche IT- Sicherheitsstrategie oder arbeiten aktuell daran. Potenzial nach oben bleibt aber beim Mittelstand. Hier hat die IT-Sicherheit noch nicht höchste Priorität. Doch noch ist Cyber Security auf allen Chefetagen angekommen. Aber die Sensibilität dafür steigt und das Thema gewinnt fast überall an Relevanz.
- Auf operativer Ebene funktioniert die Datensicherheit. Bei der Vernetzung mit Lieferanten und Geschäftspartnern regeln die Unternehmen Mindestsicherheitsmaßnahmen vertraglich und schützen sich damit vor unangenehmen Überraschungen. Über verschiedene Maßnahmen wird bei Mitarbeitern Bewusstsein zur Bedeutung von IT-Sicherheit geschafft. Noch Potenzial liegt aber in der Vernetzung einzelner Maßnahmen und das frühzeitige Erkennen von Gefahren.
- Sicherheit an erster Stelle. Fast immer. Werden neue Technologien in Unternehmen etabliert müssen IT- und Sicherheitsrisiken geklärt und eingeschätzt werden sagen zwei von drei IT-Chefs. Jeder Dritte gibt aber auch an, neuen Technologien auch dann eine Chance zu geben wenn die Risiken noch nicht abzuschätzen sind.
„Die Sicherheit steht an erster Stelle. Wir empfehlen unseren Kunden aus der Industrie deshalb, sich Gedanken über ein wirksames Sicherheitskonzept zu machen. Die Digitalisierung vereinfacht viele Prozesse in Unternehmen enorm. Um die Datensicherheit zu gewähren muss die IT-Infrastruktur gut geschützt werden. Mit unserem Cyber Security Management System wird Sicherheit im ganzen Unternehmen greifbar gemacht“, so unser Experte Michael Müller.
Über die Studie: Im Auftrag eines Beratungsunternehmens wurden im April 2017 mehr als 205 IT-Entscheider aus Unternehmen ab 500 Mitarbeitern aus den Branchen Banken, Versicherungen, sonstige Finanzdienstleister, Energieversorger, Automotive, sonstiges verarbeitendes Gewerbe, Telekommunikation und Medien sowie öffentliche Verwaltung befragt.
Bei Fragen rund um das Thema Cyber Security stehen wir Ihnen gerne zur Seite.