von Julia Riemer | Aug. 3, 2022 | Strategie im Wandel, Automotive, Future Economy, Marktentwicklung & Trends
In der Mobilitätsbranche finden immer wieder schnelle und disruptive Entwicklungen statt. Eine solche Veränderungen stellt die digitale Unternehmenstransformation in der Automobilindustrie dar. Zunehmende Konnektivität, das IoT, Mobility as a Service (MaaS) und Software as a Service (SaaS), die Implementierung neuer Features und Dienste oder Apps, das alles sind Elemente dieser Unternehmenstransformation. Sie evoziert gestiegene Kundenerwartungen, denen die Hersteller mit der verstärkten Ausrichtung auf die Consumer Experience folgen. Und sie erfordert neue Regularien für technische Bereiche, zu denen sich solche für die Umweltverträglichkeit der unternehmerischen Tätigkeiten gesellen. Beide zusammen sind Treiber von Investitionen in die Digitalisierung.
Automobilexperten sagen voraus, dass vernetzte Fahrzeuge, intelligente Fabriken (Industrie 4.0) und eine Fülle von zur Verfügung stehenden Kundendaten diese Entwicklung fördern. Laut dem Bericht Future of Mobility von Frost & Sullivan werden die IT-Ausgaben von 38 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 auf über 168 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 steigen.
Was können wir von der digitalen Unternehmenstransformation in der Automobilindustrie erwarten?
Ein Blick in die Historie zeigt, dass sich einige zentrale Aspekte des Kauferlebnisses in der Automobilindustrie über lange Zeit kaum verändert haben. Für den Verkauf bzw. Kauf von Neuwagen steht Händlern und Kunden schon seit langem der elektronische Handel zur Verfügung. Die meisten Kunden zogen das traditionelle Kauferlebnis dennoch dem digitalen vor. Auch die Einführung digitaler Tools wie iPads in den Ausstellungsräumen hat das Kundenverhalten kaum verändert.
Jetzt im Jahr 2022 sind Kunden aller Provenienz zunehmend bereit, ihre Einkäufe und auch Autokäufe online zu tätigen. Automobilunternehmen aller Art, ganz gleich ob sie offline, B2C oder B2B im eCommerce agieren, werden versuchen, das digitale Kauferlebnis weiter zu verbessern und sich mit den Kunden digital weiter zu vernetzen, sei es über soziale Medien, eine App oder eine Website.
Die Consumer Experience steht auch im Fokus bei der Weiterentwicklung des Automobils an sich. Das ehemals bei der Karosserie endende Auto wird zum Software Defined Car, also zum softwarezentrierten elektronischen Gerät auf Rädern, dass mit der Infrastruktur und dem Backend kommunizieren kann, KI-Anwendungen enthält, Over the Air (OTA) upgedated werden kann und mit der Funktionsweise eines traditionellen Fahrzeugs an sich, nicht mehr viel zu tun hat.
Herausforderungen der Digitalisierung in der Automobilbranche
Die meisten Initiativen zum Management des technologischen Wandels in der Automobilindustrie drehen sich um technologiegetriebene Trends und Kundenanforderungen und darum, wettbewerbsfähig zu bleiben. Trends wie die digitale Unternehmenstransformation in der Fertigung, die Sorge um die Umwelt, erhöhte Anforderungen an Softwarelösungen, Mobility-as-a-Service und Predictive Analysis bringen zahlreiche Vorteile mit sich, stellen die Branche aber auch vor mindestens ebenso zahlreiche Herausforderungen. Wir haben einige von Ihnen zusammengefasst.
Investitionen
In dem derzeit schwierigen wirtschaftlichen Klima, sind die Erhaltung der Liquidität und das Risikomanagement von besonderer Bedeutung.
Unternehmen, die in die Digitalisierung der Automobilindustrie investieren, müssen sich auf die wertvollsten Anwendungsfälle mit dem höchsten ROI konzentrieren. Die Vorhersage des ROI neuer Technologien und die Identifizierung optimaler Anwendungsfälle in der Automobilbranche werden eine der größten Herausforderungen bleiben.
Noch vor wenigen Jahren wurden autonome Fahrzeuge in der Presse als der größte Umwälzer angekündigt. Seitdem hat sich der Ausblick, vollständig autonome Fahrzeuge auf der Straße zu sehen, deutlich in die Zukunft verlagert. Eine Deloitte-Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass die meisten Verbraucher in Deutschland (67%) und Japan (61%) nicht bereit sind, mehr als 500 Dollar für die Ausstattung ihres Autos mit autonomen Fahrzeugtechnologien zu bezahlen.
Ähnlich verhält es sich mit innovativen Antriebstechnologien. 58% der deutschen und 54% der US-amerikanischen Verbraucher gaben an, dass sie nicht mehr als 500 Dollar für Motoren mit alternativen Kraftstoffen zahlen würden. Es gibt zwar Befürworter dieser technologischen Fortschritte, aber das unsichere Investitionsklima und die gleichzeitig unklare Kundennachfrage nach der Technologie gehören weiterhin zu den größten Hindernissen.
Widerstand gegen den Wandel
Die Automobilbranche könnte mehr tun, um entscheidende transformative Initiativen und Geschäftsmodelle voranzutreiben. Während die Reichweite von Elektroautos zunimmt, bleibt die Reichweitenangst ein echtes Problem. Hier müsste mehr und besser kommuniziert werden. Auch wären weiterreichende Initiativen der Automobilindustrie und ihrer Verbände für die Förderung einer weltweiten oder wenigstens landesweiten Ladeinfrastruktur denkbar. Die anhaltende Debatte darüber, ob die Ladeinfrastruktur in der Verantwortung der OEMs oder der Regierung liegen sollte, könnte dafür genutzt werden.
Während der Kfz-Ersatzteilmarkt seit langem vom B2C-E-Commerce profitiert, hat sich der digitale Handel in anderen Bereichen der Automobilindustrie nur sporadisch durchgesetzt. Die Hersteller stehen vor ähnlichen Herausforderungen.
Kundenzentrierung
Laut einer Qualtrics-Studie ist die mangelnde Kundenorientierung eine dringende Herausforderung für die digitale Unternehmenstransformation des Automobilhandels.
Ansätze zur Lösung dieses Problems sollten dafür sorgen, dass das persönliche Erlebnis beim Händler vor Ort und das digitale Erlebnis auf jedwedem Gerät ähnliche Kundenzufriedenheit hervorbringt. Die wachsende Zahl der Digital Natives ist sensibel für diese Erfahrungen, und Unternehmen müssen überdenken, wie ihre Beziehungen zu Interessenten, Kunden, Händlern, Zulieferern und Anbietern dazu beitragen können, das Gesamterlebnis des Autobesitzers zu verbessern.
[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]
- Digitale Kauferlebnisse im Allgemeinen, aber vor allem im Kontext Software-Defined Car, prägen die Unternehmenstransformation in der Automobilindustrie stark
- Der technologische Wandel kämpft mit Herausforderungen in den Bereichen Investitionen, Widerstand gegen den Wandel und Kundenzentrierung
- Fünf Trends beeinflussen die digitale Transformation in der Automobilbranche maßgeblich: Umwelt und Sustainability, Konnektivität, Autonomie, Digitaler Handel und Augmented Reality
- Obwohl der Weg hin zur Unternehmenstransformation viel erfordert, überwiegen die Vorteile, wie Innovation und Expansion
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Beispiele für die digitale Unternehmenstransformation in der Automobilbranche
Der Automobilsektor bietet schon hervorragende Beispiele für die digitale Transformation: von Produktinnovationen über betriebliche Veränderungen bis hin zu kundenorientierten Verbesserungen. Hier sind einige Beispiele für den digitalen Wandel in der Automobilindustrie:
- Tesla war lange Zeit ein Vorreiter bei der Nutzung von künstlicher Intelligenz und Big Data. Seit 2014 sammelt das Unternehmen mit Hilfe von Onboard-Sensoren Daten von Fahrern und konnte so ein drahtloses Update einspielen, das die Genauigkeit der Autopilot-Software verbesserte.
- Volvos Marke Polestar wurde als die am besten positionierte Automarke für den Online-Verkauf ausgezeichnet. Wie die Modelle von Tesla sind der Polestar 1 und der Polestar 2 nur online erhältlich. Allerdings unterhält Volvo auch spezielle „Spaces“ an physischen Standorten bei Partnerbetrieben.
- BMW hat in seinem Werk in Regensburg mit großem Erfolg eine IoT-Plattform eingeführt. Sie ermöglichte es dem Unternehmen, die für die Einführung neuer Anwendungen benötigte Zeit um 80% zu verkürzen und Probleme bei der Qualitätskontrolle um 5% zu reduzieren.
- Volkswagen ging eine Partnerschaft mit AR-basierten Anwendungsentwicklern ein, um Autoteile mit den richtigen Werkzeugen zu kennzeichnen. Dieses System, bekannt als MARTA, steigert die Effizienz der Servicetechniker.
- Ein Beispiel für die Überwindung der Beschränkungen des traditionellen Offline-Geschäfts ist TruPar, ein Großhändler für Gabelstaplerteile, der seinen Betrieb mit einer einheitlichen eCommerce-, CRM- und ERP-Integration zukunftssicher ausgerichtet hat.
- Mercedes-Benz hat erst kürzlich in Sindelfingen 200 Mio. Euro in das Electric Software Hub, auch genannt “Software-Integrationsfabrik”, investiert, mit dem Ziel, die eigene Unternehmenstransformation zu beschleunigen. Unter einem Dach werden dort viele Funktionen zu Hardware, Software, System-Integration und Testing zusammengeführt. 19 funktionsübergreifende Einheiten arbeiten dort auf 8 Ebenen und 70.000 qm Fläche am Elektrik-/Elektronik- Integrationsprozess.
Die 5 einflussreichsten Trends für die Transformation der Automobilbranche
1 Umwelt & Sustainability Themen
Die Auswirkungen menschlichen Wirtschaftens auf die Umwelt sind nach wie vor globales Thema Nummer 1. Jede Branche muss sich mit Nachhaltigkeitsthemen befassen und nachhaltige Technologien in den Fokus nehmen. Fast jede große Automarke hat bereits ein vollelektrisches Fahrzeug im Angebot. Nach Recherchen von CNN prognostiziert Volkswagen, bis 2025 1,4 Millionen Elektroautos zu verkaufen, und es ist gut möglich, dass Elektroautos bis 2040 die benzinbetriebenen Autos vollständig überholen werden:
Der Aufschwung des Online-Shoppings treibt den Absatz von elektrischen Lieferwagen an. Im Herbst 2020 bestellte Amazon 1.800 elektrische Lieferwagen bei Mercedes. Dem Trend vieler Marken, den Verkauf auch ins Internet zu verlagern, schließen sich die Automobilhersteller an, um den Kunden auch ohne den Besuch im Autohaus ein komfortables Erlebnis zu bieten.
2 Konnektivität
Von Telefonen über Fernsehgeräte bis hin zu Uhren sind die meisten unserer Geräte bereits in irgendeiner Form vernetzt, und die Produkte der Automobilindustrie holen schnell auf. Die Entwicklung der Infotainment-Systeme zum Beispiel schreitet rasant voran. Autos sind immer besser in der Lage, Sprachbefehle zu verstehen, Teile je nach Fahrverhalten auf Verschleiß zu überwachen und sich an die Persönlichkeit des Fahrers anzupassen.
Da ein digital verbessertes Fahrerlebnis mehr und mehr zum Standard wird, müssen die Automobilhersteller die Aktualisierung der Fahrzeugsysteme beschleunigen. Tesla beispielsweise ist seit langem ein Vorreiter bei der drahtlosen Aktualisierung der Fahrzeugsoftware. Die OEMs sehen in ferne aktualisierbaren Fahrzeugen einen bedeutenden Mehrwert, und es wird erwartet, dass ihre Verkaufszahlen enorm steigen werden. Die Weiterentwicklung von Over the Air Updates (OTA) wird weiter ein großes Thema bleiben wir haben erst kürzlich in einem Artikel über SUMS (Software Update Management Systems) darüber berichtet.
3 Autonomie
Maschinelles Lernen und vorausschauende Fahrtechnologien sind in der Automobilindustrie bereits weit verbreitet. In dem Maße, in dem diese Technologien voranschreiten und Systeme mit Autopilot-Rangfolge entwickelt werden, wird sich die breite Öffentlichkeit für die Idee erwärmen, Autos selbst fahren zu lassen.
Die Automobilindustrie ist extrem datengesteuert, und die Menge an Daten, die von Kameras, Sensoren und Computern übermittelt werden, nimmt täglich zu. Assistiertes Fahren wird bereits zum Mainstream, und diese Technologien werden schon bald in Automobilprodukten aller Preisklassen Einzug halten.
4 Digitaler Handel
Technologien für den digitalen Handel verändern die Automobilbranche, indem sie mehr Effizienz, Kosteneinsparungen und Personalisierung ermöglichen. Die Verbreitung neuer Tools und die Fülle der verfügbaren Daten können besser für die Kundenbetreuung genutzt werden. Ein Beispiel hierfür sind Feedback-Tabs oder Umfragen auf E-Commerce- und Social-Media-Seiten, die Informationen direkt an den Händler oder Hersteller weiterleiten können.
5 Augmented Reality
Es gibt viele Anwendungen für Augmented- und Virtual-Reality-Funktionen in der Automobilindustrie. Beim virtuellen Showrooming beispielsweise können Kunden auf einem Stuhl Platz nehmen, der einen Autositz imitiert, und so in Echtzeit erleben, wie es sich anfühlt, im Wunschauto zu sitzen. Virtuelles Prototyping und virtuelle Konfiguration können den Benutzern helfen, das Endprodukt zu visualisieren und zu verstehen, wie alle Teile miteinander verbunden sind.
Serviceabteilungen können zum Beispiel die vom Hersteller bereitgestellte Augmented-Reality-Software nutzen, um Kfz-Technikern die Arbeit zu erleichtern. Diese Technologien können nicht nur von OEMs, sondern auch von Serviceabteilungen in der Versicherungs- und Gebrauchtwagenbranche genutzt werden.
Was sind die Vorteile der digitalen Unternehmenstransformation in der Automobilindustrie?
Da sich die digitalen Technologien überall um uns herum weiterentwickeln, stehen die Hersteller zunehmend am Scheideweg: transformieren und entwickeln oder bei den bewährten Methoden bleiben? Langfristig bietet die digitale Unternehmenstransformation viele Vorteile, darunter
- Rationalisierung des Liefermanagements in der Automobilproduktion und Erleichterung einer vernetzten Lieferkette
- Innovation von Fahrzeugleistung und -design
- Expansion in neue Märkte mit dem Verkauf von Autoteilen
- Omnichannel-Erfahrungen im Vertrieb und in der Kundenbetreuung
- Unterstützung nach dem Verkauf und Überwachung der Kundenzufriedenheit
Wie kann man mit der digitalen Unternehmenstransformation beginnen?
Die Unternehmen müssen heutzutage mehr denn je der Zeit immer einen Schritt voraus sein und sich schneller als ihre Wettbewerber in die Köpfe ihrer Kunden versetzen. Sie müssen ihre aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse ermitteln und mit dem richtigen Technologiepartner zusammenarbeiten, um diese zu erfüllen. Außerdem müssen sie interne Prozesse rationalisieren, Beziehungen pflegen und ausbauen sowie Kosten senken.
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von Julia Riemer | Mai 6, 2022 | Cyber Security Management Systeme, Aktuelles von Magility, Automotive, Automotive Cyber Security, Future Economy, IoT Cyber Security, Know-how und Inspiration, Marktentwicklung & Trends, New Mobility, Strategie im Wandel
In den nächsten Jahren werden viele Länder die Regelungen R155 für Cybersicherheit und R156 für Software-Updates der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) einführen. Die neuen Vorschriften befassen sich mit dem wachsenden Risiko, das sich aus der zunehmenden Konnektivität und der digitalisierten Fahrzeugumgebung ergibt – eine große Herausforderung für Fahrzeughersteller und ihre Zulieferer. Dieser Artikel befasst sich vorrangig mit der Regelung UN-R 156 für Software-Updates sowie der Einrichtung eines Software Update Management Systems (SUMS).
UNECE-Regelung 156 – SUMS
UN-R156 schafft den Rahmen für die Typgenehmigung von Software-Updates für Fahrzeuge und für die Einrichtung eines Software Update Management Systems (SUMS). Mit einem SUMS wird sichergestellt, dass die in der UNECE Regelung 156 beschriebenen Anforderungen für die Bereitstellung von Software-Aktualisierungen eingehalten werden. Ein SUMS legt die hierfür notwendigen organisatorischen Prozesse und Verfahrensweisen fest und basiert auf dem gleichen Modell wie ein Cyber Security Management System (CSMS). Es ist die zentrale Kontrolleinheit für Software-Updates. Das Ziel dabei ist, alle Arten von Aktivitäten und Prozessen, die für die Updates unerlässlich sind, zu entwickeln, zu kontrollieren und kontinuierlich zu verbessern. Um als OEMs eine Zertifizierung für die Typgenehmigung zu erhalten, müssen alle vorgeschriebenen Typgenehmigungsparameter mit einbezogen werden. In der UNECE Verordnung 156 sind diese Parameter wie Sicherheit, Konnektivität, Informationsaustausch, Diebstahl und Umwelt in einer Checkliste für die OEMS aufgelistet. Die Erfüllung dieser Parameter ist ausschlaggebend für die Typgenehmigung. Durch die Implementierung eines SUMS können OEMs und Zulieferer sicherstellen, dass sie die Regulierung für die Auslieferung von Software-Aktualisierungen einhalten.
Die wichtigsten Inhalte aus der UN-R156
- Gemäß Absatz 2.3 der UN-R156 beschreibt der Begriff „Software-Update“ ein Paket, das zur Aktualisierung der Software auf eine neue Version einschließlich einer Änderung der Konfigurationsparameter verwendet wird.
- Gemäß Absatz 2.5 der UN-R156 ist SUMS ein systematischer Ansatz, der organisatorische Prozesse und Verfahren zur Erfüllung der Anforderungen für die Lieferung von Software-Updates gemäß UN-R156 definiert. Dabei geht UN-R156 insbesondere auf Over the Air (OTA)-Updates ein. Gemäß Absatz 2.9. der UN-R156 bedeutet ein OTA-Update jede Methode der drahtlosen Datenübertragung anstelle eines Kabels oder einer anderen lokalen Verbindung.
- Nach Absatz 6 der UN-R156 muss ein Erstausrüster für sein SUMS ein sogenanntes Übereinstimmungszertifikat von einer zuständigen Typgenehmigungsbehörde einholen. Ein Übereinstimmungszertifikat ist in der Regel bis zu drei Jahre ab dem Datum der Auslieferung gültig. Die Erstausrüster müssen rechtzeitig vor Ablauf der Gültigkeitsdauer eine neue oder eine Verlängerung der bestehenden Übereinstimmungsbescheinigung beantragen. Eine gültige Übereinstimmungsbescheinigung für das SUMS ist die wichtigste Grundlage für eine gültige Typgenehmigung.
- UN-R155 und UN-R156 legen in erster Linie Typgenehmigungsanforderungen an Erstausrüster in ihrer typischen Rolle als Inhaber der Typgenehmigung für das gesamte Fahrzeug fest. Sie erwarten also, dass ein Erstausrüster ein ordnungsgemäßes CSMS und SUMS einführt und unterhält und auf seine jeweiligen typgenehmigten Fahrzeugtypen anwendet. Ordnungsgemäße Cybersicherheit und Software-Updates betreffen dagegen in der Regel auch Zulieferteile. Daher werden die meisten Zulieferer auch in die Überlegungen zur Cybersicherheit und Softwareaktualisierung einbezogen. Dementsprechend müssen Erstausrüster und Zulieferer bei der Gewährleistung der Cybersicherheit von Fahrzeugen und ihren Komponenten eng zusammenarbeiten.

Darüber hinaus – und möglicherweise noch mehr als bisher – werden die OEMs verpflichtet sein, ihre Fahrzeuge im Feld zu überwachen, potenzielle Cybersicherheits- oder Software-Risiken zu erkennen und – falls erforderlich – Software-Updates bereitzustellen, um diese Risiken rechtzeitig zu mindern, z. B. in Form von freiwilligen Servicemaßnahmen, einem Rückruf oder vergleichbaren Maßnahmen.
Vier Schlüsselaspekte zur Umsetzung der Anforderungen des Software Update Management Systems
Um die Anforderungen des Software Update Management Systems (SUMS) umzusetzen, sind die folgenden Aktivitäten unerlässlich:
- Es sollten Ziele und Vorgaben in der Governance geschaffen bzw. erweitert werden, um die Planung und den Betrieb eines Software Update Management Systems zu ermöglichen und durch Audits umsetzbar und überwachbar zu machen.
- Daraus sollten Prozesse für das Management des SUMS abgeleitet und etabliert werden. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Themen Implementierung und Auditierung wird es wichtig, Prozesse für die Informationsverteilung und das Reporting innerhalb des Betriebsmodells zu etablieren. Ebenso bedeutsam ist es, die korrekte Ausführung des SUMS sicherzustellen und kontinuierliche Verbesserungen zu ermöglichen. Ein weiterer gewichtiger Aspekt ist auch, eine angemessene Rückverfolgbarkeit für die Prüfung und Genehmigung des Fahrzeugtyps sicherzustellen. Um dies alles sicherzustellen,müssen Risiken bei der Durchführung von Software-Updates sowie in der Organisation und Infrastruktur identifiziert und in das Risikomanagement einbezogen werden.
- Dies erfordert organisationsweite und projektspezifische Prozesse, Rollen, Verantwortlichkeiten, aber auch Werkzeuge und Technologien, die den Aufbau und die Durchführung des SUMS steuern und daraus Informationen für das Management, aber auch für die Behörden oder den technischen Dienst aufbereiten.
- Operativ beinhaltet SUMS auch die Berücksichtigung von Anforderungen an die Fahrzeugkonfiguration und deren Leistungsfähigkeit. In diesem Zusammenhang sollten die bestehenden Entwicklungs- und Einführungsprozesse überprüft werden, um insbesondere die Dokumentation und Nachvollziehbarkeit der Berücksichtigung von Fahrzeugkommunikationsprozessen, der Leistungsfähigkeit von Systemen und Komponenten, des Fahrzeugstatus, der Fehlervermeidung und der Fehlerkontrolle sicherzustellen.
Während diese Punkte vor der Umsetzung der Vorschriften für die reine Funktionalität der Fahrzeuge unverzichtbar waren, muss nun der Bedeutung einer guten Dokumentation und der Überprüfbarkeit durch die Behörden oder technischen Dienste höchste Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Hierfür sind eine gute Planung, Durchführung und Dokumentation der Kommunikation mit den Fahrzeugnutzern sowie die Validierung und Verifizierung von Software-Updates besonders wichtig.
Hohe Relevanz der Bewertung von Software-Updates für Kraftfahrzeuge
Ohne die Implementierung, den Betrieb und die Wartung eines Software Update Management Systems können Hersteller keine Typgenehmigung für Software-Update-fähige Fahrzeuge erhalten und diese nicht auf europäischen Märkten verkaufen. Hersteller und Zulieferer müssen daher den Nachweis erbringen, dass die von den UN-Regulierungen formulierten Anforderungen an das Fahrzeug und die Komponenten umgesetzt werden.
Eine effiziente und systematische Bewertung durch einen unabhängigen Dritten ist notwendig, um den Grad der Konformität eines Herstellers mit der UN-Regelung 156 und der Norm ISO 24089 zu ermitteln.
Magility kann ihrem Unternehmen dabei helfen, diese Vorschriften umzusetzen. Basierend auf unserer Erfahrung bieten wir allen unseren Kunden eine regulierungsorientierte und wertorientierte Beratung. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Oder folgen Sie uns auf LinkedIn, um keine News zu verpassen.
von Nada Welker | Juni 16, 2020 | Aktuelles von Magility, Bauindustrie, Cyber Security Management Systeme, Future Economy, New Mobility, Smart Cities
Die Entwicklung von städtischen Quartierskonzepten und den dazugehörigen Mobilitätskonzeptionen befindet sich derzeit in einem Spannungsfeld verschiedener jeweils sehr gewichtiger Einflussfaktoren. Dazu gehören Verstädterung und Urbanisierung, globale Ressourcenknappheit, durch den Klimawandel bedingte Nachhaltigkeitsziele, wachsende Bedürfnisse der Bevölkerung, technologischer Fortschritt, stetig steigende digitale Vernetzung sowie der demografische Wandel. Begriffe wie Smart City, Smart Home, Smart Mobility oder auch Smarte Mobilität, Digital Living, Silver Society, Neo-Ökologie, Cyber Security, Nachhaltigkeit 4.0 und weitere, beeinflussen längst schon die gesamte Bauindustrie sowie die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.
Megatrends im Wohnungsmarkt
Die Megatrends im Wohnungsmarkt können in drei, sich gegenseitig ergänzende, Themenfelder eingeordnet werden: den technologischen Fortschritt, die demografische Entwicklung und den gesellschaftlichen Wertewandel. Dabei entstehen Schnittstellen, die alle drei Bereiche verbinden.
Technologischer Fortschritt
Digitale Transformation, gepaart mit stetig wachsender Konnektivität, hat die Entwicklung von Städten in den letzten Jahren massiv beeinflusst. Das Internet of Things (IoT) boomt und macht auch vor der Bau- und Immobilienbranche nicht halt. Konnektivität beschreibt die zunehmende Organisation der Gesellschaft in digitalen Netzwerken. Die Vernetzung schreitet stetig weiter voran, und technologische Innovationen wie künstliche Intelligenz (KI), der neue Mobilfunkstandard 5G, moderne Datenanalysen und Quantencomputer revolutionieren die Art und Weise unseres Zusammenlebens. Informationsaustausch ist durch den Einsatz neuer Techniken (Bsp: Videokonferenzen) ortsunabhängig und in Echtzeit möglich. Dadurch verändert sich auch unsere Arbeitswelt und ein neuer Trend, betitelt mit New Work, entsteht. Der Begriff beschreibt die Aufhebung der strikten Trennung zwischen Privatsphäre und Arbeitsplatz.
Ein weiterer durch den technologischen Fortschritt entstandener Trend, sind Smart Homes und Smart Cities. Das Auto, das Haus, die Stadt – alles wird miteinander vernetzt und so ein Teil des IoT. Smart City steht für das Konzept einer modernen Stadt, in der technologischer Fortschritt es ermöglicht, städtische Planungs- und Verwaltungsprozesse mit Prozessen der Nutzung der städtischen Infrastruktur und Ressourcen zu verknüpfen. Ein Nebeneffekt dieser Vernetzung ist das zentrale Zusammenlaufen von Informationen der einzelnen Teilbereiche einer Smart City. Durch die Auswertung und den richtigen Einsatz dieser Daten, können neue Anwendungen entwickelt oder bestehende Prozesse optimiert werden. Dabei stellen datenschutzrechtliche Erfordernisse eine Herausforderung eigener Art dar. Es geht also bei Smart City um städtebauliche Konzepte, die mittels wirtschaftlicher, technischer und gesellschaftlicher Neuerungen die Lebensqualität steigern sollen. Dies geschieht unter Einbezug intelligenter nachhaltiger Verkehrslösungen und ausgerichtet an ökologischen Vorgaben. Innovationen aus den Bereichen E-Government, IoT, autonomes Fahren und Industrie 4.0 sollen als Mittel zur Erreichung dieses Zwecks dienen. Durch den Mobilfunkstandard 5G und die Cloud-Technologie sollen diese intelligent verknüpft werden, um die angesprochenen Ziele zu erreichen.
Der Begriff Smart Home beschreibt ein intelligentes Wohnkonzept, das sich durch den Einsatz von technologischen Innovationen verwirklichen lässt. In einem intelligenten Zuhause finden sich unterschiedliche vernetzte Geräte, die aus der Ferne, z.B. aus dem Fahrzeug heraus oder über eine App auf dem Mobilfunkgerät, angesteuert werden können. Dabei muss das Smart Home auch an die Lebensumstände, Bedürfnisse und den Lebensstil der Bewohner angepasst sein. Neben den adaptiven Technologielösungen gehören somit auch flexible Zonierungen und veränderbare Grundrisse zu einem Smart Home.
Demographische Entwicklung
Urbanisierung und Verstädterung nehmen weltweit zu. Immer mehr Menschen ziehen vom Land in städtische Gebiete. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis zum Jahr 2050 zwei Drittel der Erdbevölkerung im urbanen Raum leben werden. Dies führt zu einem massiven zusätzlichen Flächenbedarf in den Städten, zu steigenden Einwohnerzahlen und zunehmender Bevölkerungsdichte. Global betrachtet wächst die Weltbevölkerung laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) zudem immer noch rasant. In der Folge ergeben sich immer komplexere Anforderungen an die Gestaltung von Städten und Wohnquartieren, die nur durch integrierte digitale Innovationen zu meistern sind. Städte- und Verkehrsplaner stehen vor der großen Herausforderung, die Verkehrsinfrastruktur intelligent zu planen, um Mobilität für alle zu gewährleisten. Durch die zunehmende Vernetzung und die damit einhergehenden intelligenten Mobilitäts- und Verkehrskonzepte wird Urbanität immer mehr zum Lebensstil. Überdies entwickelt sich ein neues Altersbild, welches laut der Zukunftsinstitut GmbH schon 2025 weitgehend verbreitet sein und sich in den darauffolgenden Jahren weiter manifestieren wird. Der Megatrend, der sich hier entwickelt, nennt sich “Downaging” und wird zum Lebensgefühl der Generation 50 plus. Das Alter wird dabei vollkommen neu definiert. Negativ-Szenarien des Alterns rücken weit in den Hintergrund und werden sukzessive durch positive Altersbilder ersetzt. Durch die demographische Entwicklung ändert sich die Altersstruktur, gleichzeitig bleibt die ältere Generation länger gesund und ihre Lebenserwartung steigt. Bei der älteren Generation entwickelt sich ein völlig neuer Mindset. Lebensziele, Lebensstile und damit auch das Konsumverhalten dieser sogenannten “Silver Society” ändern sich. Individualisierung wird zum Trend, und die Grenzen zwischen Wohnmodellen und Lebensmodellen verschwimmen zunehmend. Hier wird der Einfluss auf den dritten Themenbereich, den gesellschaftlichen Wertewandel, deutlich.
Gesellschaftlicher Wertewandel
Der Individualisierungstrend betrifft neben der Silver Society auch alle anderen gesellschaftlichen Gruppen. Viele Biografien weisen in der heutigen Zeit einen maximalen Individualisierungsgrad auf. Altersstufen und Lebensphasen lassen sich nicht mehr eindeutig abgrenzen. Menschen leben heute in den unterschiedlichsten Konstellationen zusammen – oder auch getrennt. Konventionen haben sich insbesondere in der westlichen Welt über die letzten Jahrzehnte zunehmend gelockert. Viele Menschen in unserer Gesellschaft sind frei, den eigenen Lebensentwurf individuell zu gestalten sowie, bei sich verändernden Lebensumständen, diesen beliebig zu anzupassen. Das Schlagwort “Diversität leben” bringt diese Entwicklung auf den Punkt. Der Individualisierungstrend bringt neue Herausforderungen für die Entwicklung von Wohn- und Mobilitätskonzepten mit sich. Ein einflussreicher Subtrend ist dabei auch die Multifunktionalität, welche Konvergenz und funktionale Integration unterschiedlicher Lebensbereiche ermöglicht, wie z.B. Arbeiten, Wohnen, Konsum, Mobilität, Alten- sowie Kinderbetreuung. Das Erwerbs- und Privatleben wird zukünftig durch immer stärker ausgeprägte individuelle Lebensstile und -entwürfe stärker ineinandergreifen.
Auch der Begriff “Female Shift” taucht im Zusammenhang mit dem Wertewandel in der Gesellschaft auf und ist ein weiterer einflussreicher Faktor des Wohnens der Zukunft. Durch die Zunahme der Erwerbstätigkeit von Frauen ergibt sich insbesondere in den Ballungszentren eine neue ökonomische Dynamik. Der Female Shift wirkt katalytisch für die Entwicklung von Städten und Wohnquartieren in urbanen Strukturen, die neuen Lebensstilen und ihren Wohn- und Arbeitsformen entsprechen und dabei die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Altern ermöglichen.
In der zunehmend individualisierten Gesellschaft spielt auch das durch den Klimawandel induzierte wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen eine tragende Rolle. Etwa 30 Prozent CO2-Emissionen in Deutschland stammen laut Umweltbundesamt von Gebäuden. “Building on Sustainability” wird zum Trend. Die Ressourcenknappheit und neue Anforderungen sowie Regularien im Bereich Umweltschutz sind weitere Faktoren, welche Nachhaltigkeit neben der Mobilität zum Schlüsselelement ‘der Stadt der Zukunft’ machen. Laut der Studie “HEAG 2040 – Die Stadtwirtschaft von morgen” der Zukunftsinstitut GmbH werden Eco-Home-Ratings für umweltfreundliches und energieeffizientes Bauen 2025 schon Standard sein. Die Bundesregierung hat das Ziel gesetzt, bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen. (siehe https://www.bmu.de/)
Ökologie und Sustainability-Themen werden also neben der Urbanisierung und der Anforderung an intelligente Mobilitätslösungen in den kommenden Jahren den Städtebau, die Quartiersentwicklung sowie die gesamte Wohn- und Immobilienwirtschaft entscheidend beeinflussen.
Im Fokus – Smarte Mobilität im Wohnquartier
Konnektivität, Urbanisierung, Individualisierung und Nachhaltigkeitsziele beeinflussen die smarte Mobilität der Zukunft. Ein multimobiles Zeitalter steht uns bevor. Jetzt gilt es, nachhaltige Mobilitätskonzepte zu entwickeln, die beidem gerecht werden: einerseits dem Drang der Menschheit nach Individualisierung und Freiheit und damit ständig verfügbarer smarter Mobilität und andererseits der Einhaltung der Anforderungen bezüglich Nachhaltigkeit und Ökologie.
Smarte Mobilität, auch unter den Begriffen “Smart Mobility” oder “intelligente Mobilität” bekannt, beschreibt die zunehmende Vernetzung von Verkehrsmitteln, Fahrzeugen, Parkplätzen, Straßen, Ampeln, Verkehrsschildern sowie mobilen Applikationen (Apps).
Mit smarter Mobilität soll die Interaktion von Verkehrsmitteln, Infrastruktur, Gütern und Menschen vereinfacht werden. Die Intermodalität, also der kombinierte Einsatz verschiedener Verkehrsträger, spielt im Zusammenhang mit Smarter Mobilität eine maßgebliche Rolle. Smart Mobility versteht sich als Zukunftskonzept für die Fortbewegung der Bürger in den modernen Städten der Zukunft und ist das Schlüsselelement einer Smart City.
Herausforderungen für smarte Mobilitätskonzepte der Zukunft
Die Automobilindustrie befindet sich in einem kritischen Wandel. Sie verändert sich immer stärker hin zur Mobilitätsindustrie, die aufgrund der zunehmenden Konnektivität mehr und mehr Akteure aus unterschiedlichen Industrien anzieht. Die neuen Player im Mobilitätsmarkt kommen überwiegend aus der IT- und Telekommunikationsbranche. Das Kundenverhalten hat sich durch den technologischen Fortschritt, die demografische Entwicklung und den gesellschaftlichen Wertewandel verändert. Mobilität ist nun nicht mehr nur die Fortbewegung von A nach B. Statt Fahrzeugbesitz wird spontane multiple Mobilität zum Trend. Für die Anbieter im Mobilitätsmarkt ist dadurch ein neuer Weg vorgezeichnet: weg vom Hersteller hin zum Serviceanbieter. Bedingt durch die Vernetzung und die Konvergenz der Industrien entstehen Möglichkeiten für ganz neue Services und damit Chancen für innovative Geschäftsmodelle. Als Folge der neuen Mobilitätsanforderungen entstehen insbesondere in den Ballungszentren auch neue Aufgaben für die Verkehrsplanung und das Verkehrsmanagement. Auch innovative Lösungen für den Gütertransport gewinnen an Relevanz. Industrieübergreifende Zusammenarbeit sowie strategische Partnerschaften sind besonders wichtig, um den neuen Anforderungen ganzheitlicher Mobilitätskonzepte gerecht zu werden. Mobilitätsdienstleister sollten mit Kommunen, Wohnungsunternehmen, Logistikunternehmen und der Telekommunikations- und Gaming-Industrie zusammenarbeiten. So können intelligente, sozial- und umweltverträgliche Mobilitätskonzepte für Quartiere entwickelt werden, die der steigenden Nachfrage nach Dienstleistungen, die Mobilität und Service bündeln, auch bezeichnet als Mobility as a Service (MaaS), entsprechen.
Um smarte Mobilität im Wohnquartier nachhaltig etablieren zu können, müssen allerdings einige Voraussetzungen gegeben sein. Dazu gehört es, schon bestehende Mobilitätslösungen mit den neuen automatisierten Lösungen so zu vernetzen, dass ein funktionierendes und sicheres Gesamtsystem entsteht. Durch die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen und durch ständig weiterentwickelte smarte und autonome Technologien sowie die Schnittstellen der Plattformen, die den Datenaustausch aus unterschiedlichen Quellen organisieren und verarbeiten, zusammengefasst unter dem Stichwort Konvergenz, bieten sich potentielle Angriffsflächen für Cyber-Angriffe. Die Szenarien, die sich dadurch ergeben können, sind bekannt.
Ganzheitliche Cyber Security Maßnahmen über die gesamte Wertschöpfungskette und den Lebenszyklus der Produkte und Prozesse, werden deshalb zum erfolgsentscheidenden Faktor.
Cyber Security Management Systeme (CSMS), die für die Zulassung von Fahrzeugen demnächst gesetzlich vorgeschrieben sind, werden auch in der Bauindustrie und in der Immobilienbranche in Zukunft eine bedeutsame Rolle spielen. Weiter muss das Stromnetz so ausgebaut werden, dass es der zu erwartenden starken Beanspruchung durch Elektromobilitätslösungen standhält. Bei der Planung neuer Quartiere müssen die Wohnbauunternehmen ökologische Anforderungen beachten, die über den gesamten Lebenszyklus dieser Quartiere gelten. So sollten z.B. elektrische Anschlüsse für Ladesäulen oder leicht zu erreichende Plätze für Fahrzeug-Sharing-Angebote von Anfang an vorgesehen werden. Auch eine bedarfsorientierte und flächendeckende Infrastruktur für zukünftige Antriebsarten muss aufgebaut werden. Außerdem ist die Mobilität der Zukunft datenbasiert und der Schutz der Daten bei Erhebung, Verwendung und Verarbeitung muss insbesondere im Hinblick auf die DSGVO gewährleistet sein.
Smarte Mobilität für das Wohnen der Zukunft
Es gibt schon heute eine große Anzahl smarter Mobilitätslösungen. Hunderte Startups arbeiten an weiteren Innovationen für den Wohnungs- und Mobilitätsmarkt. Im Folgenden wird einer Auswahl möglicher Mobilitätslösungen dargestellt.
Flexible und digitale Verkehrs- und Parkraumlösungen
Dazu gehören zum Beispiel: Parkraummanagement, Zugangsmanagement durch smarte Terminals, Buchungs-Apps, über die freie Parkplätze mobil vergeben werden können, Administrationsplattformen mit Informationen zur Parkraumbelegung sowie Carsharing- oder Carpooling-Optionen.
E-Mobilitätslösungen
Dazu gehören zum Beispiel Ladestationen.
Car-, Bike- und Roller-Sharing Modelle
Dabei werden Fahrzeuge über mobile Plattformen (auch Apps) gemietet, gebucht, reserviert und ggf. bezahlt. Der Standort des Fahrzeugs kann mobil eingesehen werden und nach Nutzung stellt man das Fahrzeug am Zielort ab, je nach Ausgestaltung des Dienstes stationsbasiert oder unabhängig. Es gibt unterschiedlichste Modelle, z.B. auch P2P-Modelle, wobei Privatpersonen ihre Fahrzeuge für andere Personen zur Nutzung bereitstellen.
Nutzerspezifische Mobilitätsservices
Hierzu zählen Applikationen im Fahrzeug oder auf dem Mobilfunkgerät, die es z.B. ermöglichen, ortsunabhängig smarte Funktionen im Wohnraum zu steuern, wie das Schließen der Fenster, das Hochfahren der Heizung, oder das Scannen der Vorräte im Kühlschrank während des Einkaufs.
City Logistik
Hierzu gehören Konzepte zur Bündelung des städtischen Güterverkehrs wie zum Beispiel die Last-Mile Paketzustellung, kollaborative Logistik, dynamische Adress- und Kofferraumzustellung, urbane Konsolidierungszentren, Mikro-Depot-Konzepte, temporäre Ladezonen, kooperative Paketstationen und Supermärkte als Fulfillment-Center
In-Vehicle Services
Dazu gehören z.B. Navigations- und Kommunikationsdienstleistungen, Infotainment-Angebote, E-Commerce-Funktionen, Schnittstellen zum Arbeitsplatz und zum Smart Home (Virtualisierung), Sicherheitsdienstleistungen, Fernwartung sowie Condition Monitoring.
Gerade bei der Entwicklung eines neuen Quartiers empfiehlt sich die Planung von sogenannten „Mobilitätsknotenpunkten“. Dort können Verleihsysteme, Sharing-Fahrzeuge, Elektro-Ladestationen und Reparaturwerkstätten zusammengeführt werden. So wird den Mobilitätsbedürfnissen der Bewohner effizient und nachhaltig entsprochen und gleichzeitig können auf diese Weise ökologische Zielvorgaben erreicht werden.
Toyota baut die Stadt der Zukunft – Ein Praxisbeispiel
Der Automobilhersteller Toyota widmet sich neuerdings auch dem Städtebau. Am Fuße des japanischen Wahrzeichens Mount Fuji soll ab 2021 auf 175 Hektar Fläche die ‘Toyota Woven City’ (siehe https://www.woven-city.global/) entstehen. Das Zusammenleben von Stadtbewohnern mit autonomen Fahrzeugen, Robotern und stark vernetzten Gebäuden wird in diesem ‘living laboratory’ verwirklicht – nachhaltig und emissionsfrei. Der Vorteil: In einer von Grund auf neu gebauten Stadt können Verkehrswege und Häuser so konzipiert werden, dass die neuen Technologien wie im Internet-of-Things (IoT) perfekt integrierbar sind. Die Planer müssen keine Rücksicht auf historisch gewachsene Bedingungen nehmen. Dabei will Toyota nach seinem langjährigen Engagement auf dem Gebiet der Hybrid-Motoren auch erstmals auf rein batteriebetriebene Autos setzen, besonders in Verbindung mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle als Energielieferant. Wissenschaftler sollen das Projekt begleiten, um Lerneffekte für weitere Entwicklungen zu dokumentieren. Mit der Idee ist Toyota allerdings nicht alleine, sondern einfach im Trend. Auch Alphabet, die Dachgesellschaft von Google, plant z.B. eine eigene Smart City bei Toronto in Kanada (siehe https://www.sidewalktoronto.ca/).
Ausblick 2030
Die stetig steigende Akzeptanz von Mobility as a Service (MaaS)-Konzepten unterstreicht die Bereitschaft der Gesellschaft für digitale innovative Lösungen im Lebensumfeld. So ist z.B. die Anzahl registrierter Nutzer von Carsharing-Diensten laut Statista in Deutschland so hoch wie nie zuvor. Dabei werden insbesondere stationsunabhängige Carsharing-Dienste, genutzt. Anfang 2019 waren es etwa 2,5 Millionen. Seit 2008 hat sich der Wert rund verzwanzigfacht. Wichtiger als der einzelne Verkehrsträger wird künftig die intelligente Verkettung aller Angebote sein. Die smarte Mobilität der Zukunft kombiniert verschiedene vernetzte Transportmittel, die idealerweise mit den jeweils ökologisch verträglichsten Antriebstechniken ausgestattet sind, mit der digitalisierten Stadt in einem Internet of Things. Apps werden den Menschen dabei helfen, schnell und bequem zu ihren Zielen zu gelangen und zusätzlichen Komfort durch Zusatzservices ermöglichen. Leitstellen sorgen dafür, dass der Verkehr reibungslos läuft und so wenig Emissionen wie möglich produziert.
Enabler für die erfolgreiche Umsetzung smarter vernetzter Wohn- und Mobilitätskonzepte sind zum einen der Ausbau leistungsfähiger Breitbandnetze, durch die riesige Datenmengen in Echtzeit transportieren werden können. Der damit einhergehende nächste Kommunikationsstandard 5G, die Basis des IoT, ist die Voraussetzung für die Integration von z.B. autonomen Fahrzeugen in Städten oder Quartieren. Weitere Enabler sind die Schaffung sicherer Strukturen für die Datenverarbeitung gepaart mit ganzheitlichen Cyber Security Konzepten. Auch der Ausbau regenerativer Energien und ökologisch verträglicher Antriebstechniken ist eine conditio sine qua non.
Sind die Voraussetzungen in der technischen Infrastruktur geschaffen, sind auch weitere, momentan noch nicht einsetzbare Technologien in der Stadt der Zukunft denkbar. Zum Beispiel elektrische, autonome Flugtaxis, welche den städtischen Mobilitätsmix ergänzen könnten. Laut der Max-Planck-Gesellschaft arbeiten gerade rund 120 Firmen daran, diese Vision Realität werden zu lassen. Hunderte HighTech Startups arbeiten an weiteren smarten Technologielösungen für Mobilität und Wohnen und werden bei der Entwicklung von Mobilitätslösungen im urbanen Raum eine gewichtige Rolle einnehmen.
Die Bauindustrie sowie die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sind auf dem Weg in eine neue digitale Welt. In den Städten und Quartieren der Zukunft werden Dinge, Daten, Prozesse und Menschen vollständig miteinander vernetzt sein. Die Steuerung der riesigen Datenmengen übernehmen zentrale Plattformen. Smarte Mobilität rückt dabei in den Fokus.
Für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ergibt sich dadurch aktuell der dringende Handlungsbedarf, ganzheitliche unternehmensweite Digitalisierungsperspektiven zu entwickeln, die schnell umgesetzt werden können und Cyber Security von Anfang an einbinden.
Werden zugleich strategisch wichtige Partnerschaften eingegangen, stehen die Türen offen für die Nutzung der Chancen, die sich aus den technischen Innovationen in Zukunft ergeben. So wird die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft zum aktiven Mitgestalter einer effizienteren, nachhaltigeren und komfortableren Welt.
Autor:
Nada Lea Welker
CMO, Leitung Marketing & Kommunikation
nada.welker@magility.com
von magility | Nov. 21, 2019 | Aktuelles von Magility
Vom 10.-16. November 2019 fand in diesem Jahr die Agritechnica in Hannover statt. Mit über 2800 Ausstellern aus 51 Ländern, und in den vergangenen Jahren konstant hohen Besucherzahlen – um 450.000 – aus 130 Ländern hat sich die Agritechnica als die Weltleitmesse für Landtechnik etabliert. Bereits seit 1887 organisiert die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) Fachausstellungen in der Land- und Ernährungswirtschaft. Seit Mitte der 1980er Jahre werden unter dem Namen Agritechnica turnusmäßig alle 2 Jahre die neuesten Innovationen in der Agrartechnik vorgestellt. Passend zum diesjährigen Leitthema “Global Farming – Local Responsibility” zeigten die Aussteller Produkte mit zunehmender Automatisierung, Digitalisierung und weiteren innovativen Lösungen für eine lokale und nachhaltigere Produktion. Neben (teil-)elektrischen Antrieben für Traktoren zeigt sich dies vor allem in Sensormodulen für das Precision Farming. Konnektivität ist ein sichtbarer Trend im Sektor.
Innovation Award Agritechnica 2019
Auch in diesem Jahr wurden wieder die besten Innovationen mit dem Innovation Award Agritechnica ausgezeichnet. Insgesamt hatte die Fachjury über 291 Einreichungen von 148 Unternehmen aus 24 Ländern zu entscheiden. Immerhin 39 Innovationen durften sich am Ende über eine Silbermedaille freuen. Neben Innovationen in der Konstruktion der Maschinen nimmt das Thema Digitalisierung (Digitale Systeme und IT) auch in der Agrartechnik einen festen Platz ein. Die meisten eingereichten Innovationen (über 70) kamen in diesem Jahr aus diesem Bereich. Vier davon wurden mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

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Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), stellte in ihrer Rede auf dem diesjährigen Max-Eyth Abend am 11.11.2019 heraus, dass Deutschland führend bei moderner Landtechnik ist und das dies auch im digitalen Zeitalter so bleiben soll. Ihrer Meinung nach hilft die Digitalisierung, Zielkonflikte zwischen Umwelt- und Naturschutz sowie Produktivität zu lösen. Ein weiterer Meilenstein in der Digitalisierung der Landwirtschaft werden daher die vom BMEL mit insgesamt 50 Millionen Euro geförderten digitalen Experimentierfelder sein. Ausgezeichnet mit der einzigen Goldmedaille wurden die Firmen John Deere Walldorf GmbH & Co KG und der belgische Hersteller JOSKIN S.A. für ihre Gemeinschaftsentwicklung, ein eAutoPower Getriebe und intelligentes e8WD System. Es ist das erste elektrisch-mechanische leistungsverzweigte Getriebe in der Landtechnik. Durch den Einsatz von zwei E-Maschinen kann nicht nur der Fahrantrieb gewährleistet werden, sondern zusätzlich bis zu 100 kW elektrische Leistung für externe Verbraucher. Demonstriert wurde dies anhand der Elektrifizierung von zwei Achsen des angehängten Tridem-Güllefasses.
Start-ups auf der Agritechnica – das AgrifutureLab
Treffpunkt der internationalen, landtechnischen Start-up-Szene war in diesem Jahr das DLG-AgrifutureLab in Pavillion 11. Etwa 40 junge Unternehmen präsentierten dort ihre Lösungsvorschläge für zukünftige Herausforderungen in der Landtechnik und zeigen damit auch, wo die Trends hingehen. 3D-Druck, Agrarsoftware, Künstliche Intelligenz (AI), Big Data Analysen, Bildanalyse, Blockchain-Technologie, Cloud Dienste, Data Exchange, Drohnenfotografie, Pflanzenphänotypisierung, Pflanzenstress-Erkennung, Precision Farming, Robotik-Systeme, Sensortechnik und Vernetzung von Pflanzen sind nur einige Beispiele mit denen die Start-ups beim Fachpublikum und potenziellen Kunden oder Investoren punkten wollten.

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Auch große Landtechnikfirmen investieren zunehmend in Start-ups, u.a. um sich Zugang zu Kompetenzen in wichtigen Zukunftsthemen zu verschaffen. So erwarb beispielsweise das Unternehmen John Deere im Jahre 2017 das Silicon-Valley Start-Up Blue River Technology für 305 Mio.US$ und kaufte sich damit Kompetenzen im Bereich Onboard-Kameras inklusive Machine-Learning-Software ein. Dabei handelt es sich um eine Technologie, welche selbstständig zwischen Nutzpflanzen und Gräsern differenziert. Damit gekoppelte, automatisierte Sprühgeräte sind gleichzeitig in der Lage das Unkraut zu vernichten. Neben diesem immer präziseren und pflanzenindividuellen Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln im Bestand, erlebt im Zuge der Diskussionen um ein Verbot von Mitteln wie Glyphosat in der EU die mechanische Unkrautvernichtung eine Renaissance bei den Landtechnikherstellern.
Die anhaltende Automatisierung und Digitalisierung sowie der Einsatz von KI lassen die Bewirtschaftung der Felder zukünftig noch smarter werden. Sensoren für eine präzise, individuelle Feldbearbeitung steuern mittlerweile jeden Bearbeitungsschritt; ein Beispiel sind Bodenfeuchtesensoren für eine präzise Ablage von Saatgut unter individuellen Bodenbedingungen (z.B. SmartDepth der Firma Precision Planting LLC), um bereits bei der Aussaat die besten Voraussetzungen für das spätere Erntegut zu schaffen. Einsähtiefe und Ausrichtung der Körner entscheiden bereits hier über den späteren Ertrag.

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In einigen Anbaukulturen lassen sich bestimmte Arbeitsschritte bereits gänzlich automatisieren. Autonom fahrende und zunehmend praxistaugliche Maschinen sind daher auch auf der Agritechnica ein anhaltender Trend. Neben autonom fahrenden Traktoren bieten autonome Roboter mit KI Unterstützung, beispielsweise zur präzisen Unkrautbekämpfung – zu nennen wäre hier der Dino der Firma Naïo Technologies – gerade in Sonderkulturen wie z.B. Salat große Vorteile. Vor allem im Hinblick auf die Reduzierung kraftaufwendiger Handarbeit wird hier großer Mehrwert generiert.
Auch die Unterstützung aus der Luft mittels Drohneneinsatz bleibt ein Thema. John Deere stellte dazu auf der Agritechnica in seiner Future Innovation Zone die Velodrone vor, eine Kooperation mit dem Unternehmen Volocopter. Die Drohne hat einen Durchmesser von 9,2 m, wird von 18 Rotoren angetrieben und ermöglicht eine Zuladung von 200 kg. Die mit zwei Tanks mit Pflanzenschutzmittel bestückte Drohne verspricht eine Flächenleistung von 6 ha pro Stunde. Ob sich die Maschine bei einer derzeitigen maximalen Flugzeit von 30 min bewährt, wird sich zeigen müssen.
Trend zu E-Antrieben auf dem Acker
Nach wie vor ist die Elektrifizierung der Maschinen im Hinblick auf eine ressourcenschonende Landwirtschaft ein großes Thema, wie auch die Verleihung der Goldmedaille für ein elektrifiziertes Getriebe auf der diesjährigen Agritechnica zeigt. Durch die zu erbringenden höheren Leistungen der Motoren ist dies in der Agrarwirtschaft ein deutlich schwierigeres Unterfangen als in der Automobilindustrie. Trotzdem entwickeln neben der Firma Steyr (Zukunftskonzept Hybrid) auch Zulieferfirmen wie ZF Systeme zur Elektrifizierung von Traktoren. Erst im vergangenen Jahr stellte die Firma John Deere in einer Konzeptstudie einen über 400 PS starken Elektro-Traktor vor, der über ein Kabel mit Strom versorgt wird, um die bestehenden Limitierungen einer Elektrifizierung über Batterie zu umgehen.
Können die derzeit noch bestehenden technischen Begrenzungen, v.a. der Batterie, überwunden werden, ist die Landwirtschaft grundsätzlich prädestiniert für elektrische Antriebssysteme, da sie häufig elektrische Energie mit eigenen Photovoltaik- oder Biogasanlagen erzeugt. Eine Elektrifizierung der Maschinen könnte den Eigenverbrauch deutlich steigern.
Konnektivität ist Treiber für vernetzte Agrartechnik
Drei große Trends in der Agrartechnik lassen sich aus den dargestellten Entwicklungen ableiten. Unter dem Dach einer nachhaltigeren Landwirtschaft sind dies zum einen die zunehmende Sensor- und Kameratechnik, zweitens die autonomen Systeme und Roboter und drittens das Massendatenmanagement inklusive Künstlicher Intelligenz im Hintergrund. Verknüpft ist dies alles durch den Megatrend der Konnektivität. Um diese einzelnen Entwicklungen zu vereinen, zeigen sich auch auf der Agritechnica vermehrt Initiativen, die den Datenaustausch zwischen Maschinen oder Komponenten auch unterschiedlicher Hersteller und teils unterschiedlichster Formate vereinfachen sollen. Ein Beispiel ist das Konzept DataConnect das den cloudbasierten Datenaustausch zwischen u.a. Claas- und John Deere- und CNH Industrial- Maschinen gewährleisten soll.

Agritechnica 2019 © magility GmbH
Auch die agrarwissenschaftliche Forschung hat die Notwendigkeit der Konnektivität erkannt und fördert mit gut 12 Millionen Euro das EU Projekt Agricultural Interoperability and Analysis System (ATLAS) zum Aufbau einer herstellerunabhängigen Datenplattform, zur flexiblen Nutzung aller Maschinen- und Sensorsysteme sowie Datenanalysetools. Auf der einen Seite ergeben sich dadurch erhebliche Vorteile durch Entscheidungsunterstützung für die Landwirte bzw. die Feldbearbeiter, was einen wesentlichen Teil von smart farming ausmacht. Auf der anderen Seite geben die Hersteller dadurch zunehmend einen Teil ihrer Datenhoheit zugunsten eines zufriedenen Kunden auf.
Kirchheim unter Teck – magility in der Wiege der Landtechnik
Max Eyth, Dichter, aber vor allem Ingenieur und Pionier der modernen Landtechnik wurde 1836 in Kirchheim unter Teck, nur unweit des Firmensitzes von magility geboren. 1885 gründete Max Eyth die DLG, die er bis zum Jahre 1896 leitete. Die Firma magility, mit Firmensitz im Heimatort von Max Eyth, verbindet daher eine besondere Beziehung zur Landtechnik.

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Wir von magility beobachten schon seit Jahren die Entwicklungen in der Agrartechnik und sehen viele Parallelitäten zur Automobilbranche. Einige der technologischen Innovationen der vergangenen Jahre in der Agrartechnik, sei es der E-Antrieb oder die Konnektivität, finden wir in ähnlichen Ausprägungen auch im Automobilbau. So verwundert es nicht, dass beispielsweise die Innovation der diesjährigen Silbermedaillengewinner NEVONEX, eine offene sensoren- und herstellerunabhängige Datenplattform, auf einer zuverlässigen und gegen Angriffe geschützten Technologie mit End-to-End Verschlüsselung aus der Automobilindustrie basiert.
Nehmen Sie gerne mit unseren Experten Kontakt auf für einen fachlichen Austausch.
Zur Autorin:
Christa Hoffmann, unsere magility Expertin zum Thema AgTech, ist studierte und promovierte Agraringenieurin. Seit 13 Jahren beschäftigt sie sich in unterschiedlichen Rollen mit der Digitalisierung in der Land- und Ernährungswirtschaft. Neben diversen Veröffentlichungen zu dem Thema, engagiert sie sich ehrenamtlich im Beirat der Gesellschaft für Informatik in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (GIL) und ist Gastdozentin an der Universität Hohenheim im Fachgebiet Agrarinformatik.
von magility | Jan. 25, 2018 | Themenreihe Digitalisierung
Big Data ist ein Sammelbegriff für Datenmengen, die groß, komplex, schnelllebig und wenig strukturiert sind. Wir hinterlassen und generieren laufend solche unstrukturierten Daten im Netz. Genau diese Big Data sind die treibende Kraft der digitalen Transformation, sofern man sie zu nutzen und einzusetzen weiß. Insbesondere vernetzte Fahrzeuge erzeugen permanent eine Flut an digitalen Informationen. Weiß man diese Informationen intelligent zu nutzen, entstehen daraus datengetriebene Services und Geschäftsmodelle, die unser Mobilitätsverhalten in den nächsten Jahren unausweichlich prägen und verändern werden.
Datenspuren im Netz
Wir hinterlassen heute schon eine große Menge digitaler Spuren im Netz. Über Smartphones und Navigationsgeräte geben wir Auskunft über unsere Standorte, die Länge unserer Aufenthalte, unser eigenes Bewegungsverhalten, unsere Verabredungen, unserer Kontakte uvm. Datenbasierte Verkehrsplanung, vernetztes Fahren, Konnektivität von Flotten, gerade in der Logistik ist die Erhebung von Daten nichts Neues. Über Telematik werden bereits seit Jahrzehnten Verkehrs- und Flottendaten gesammelt. Allerdings bislang ohne damit gezielt Business Value zu generieren.
Digitale Transformation lässt Logistikbranche umdenken
Um Big Data zu nutzen, braucht es neue Lösungen. Diese kommen oft auch aus der Branche selber. Zum Beispiel von Schmitz Cargobull. Der bekannte Hersteller für Auflieger hat erkannt, wie wertvoll die von den Transportern generierten Daten sind und digitalisiert nun das Transportwesen. Das Ziel ist, Fleet Management sowie Transport- und Logistikprozesse zu digitalisieren. Digitale Lösungen zum Steuern und Überwachen globaler Lieferketten werden immer bedeutender aber auch stetig komplexer. Fahrzeuge, Fracht und Infrastruktur interagieren enger vernetzt. Umfassendes Datenmanagement und künstliche Intelligenz erhöhen die Auslastung der Ladekapazitäten. Deshalb hat Schmitz Cargobull das Start-up KUBIKx gegründet, dass dem Unternehmen die Zukunft weisen soll. Denn während der Bau von Fahrzeugen immer mehr nach Fernost abwandert, braucht der Industriestandort Deutschland vor allem Innovation.
Datengetriebene Geschäftsmodelle
Auf Geschäftsebene gilt es vor allem, aus den Daten einen Business Value zu generieren. Dazu braucht es Experten, die die Daten analysieren und nutzbar machen. Zudem gilt es Big-Data-Technologien auszubauen und die Ergebnisse der Analysen mehr in den Geschäftsprozessen zu verankern. „Daten sind ein wertvoller Rohstoff in unserer Zeit. Diesen Rohstoff zu nutzen, darin liegt die Herausforderung in den nächsten Jahren“, so Michael Müller, Geschäftsführer der magility GmbH über das Zukunftspotenzial von großen Datenmengen.
Mit Big Data zur digitalen Transformation
Sie interessieren sich für digitale Geschäftsmodelle? Nehmen Sie gerne Kontakt zu unseren Experten auf. Diese beraten sie gerne.