von Nada Welker | Mai 2, 2023 | Automotive, Digital Twin, ESG, Future Economy, Marktentwicklung & Trends, New Mobility, Strategie im Wandel
Nachhaltige Mobilität ist einer der Automotive Megatrends 2023, wenn nicht sogar des aktuellen Jahrzehnts. Umweltschutz stand noch nie so sehr im öffentlichen und politischen Fokus, wie jetzt: Im Rahmen des letzten Weltumwelttages kündigte die UNO ihre Pläne für strengere Vorschriften zur CO2-Reduktion an; viele Länder, darunter China und die USA, präsentieren ihre Pläne zur Förderung von Elektrofahrzeugen. Im Oktober 2022 beschloss das EU-Parlament eine Reduzierung der CO2-Emissionen von Neufahrzeugen bis zum Jahr 2030 in Höhe von 55% bei PKW bzw. 50% bei leichten Nutzfahrzeugen wie Transporter und Vans gegenüber 2021. Bis 2035 muss diese Reduktion bei 100% liegen – heißt: neue PKW und Transporter müssen emissionsfrei sein. Für LKW mit mehr als 16 Tonnen liegt die geplante Reduktion bei 30% ab 2030; allerdings ist zu erwarten, dass noch striktere Regelungen folgen werden. Als Beitrag zum Naturschutz, als Wettbewerbsvorteil und für ein positives ESG Rating ergreifen viele Unternehmen Maßnahmen, um den Vorschriften für Nachhaltigkeitsreportings und der Reduktion von CO2 gerecht zu werden.
Für die Automobilindustrie mit ihren PKW- und LKW-Herstellern und anderen Stakeholdern bedeuten die neuen EU-Ziele in erster Linie große Veränderungen – aber auch eine große Chance auf Innovation und radikale, nachhaltige Transformation der eigenen Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsprozesse. Deutsche PKW-Hersteller begegnen der Herausforderung nachhaltige Mobilität hauptsächlich mit der Weiterentwicklung des Elektromotors auf Basis der Batterie- und Brennstoffzellentechnologie: Mercedes Benz möchte bereits ab 2030 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr auf den Markt bringen, Opel sogar schon ab 2028.
Dass die Umsetzung von Regulierungen und der Einsatz von nachhaltiger Mobilität schon heute auch in der betriebseigenen Flotte möglich ist, zeigt das Beispiel der Bridging IT GmbH. Bereits 2011 begann der IT-Dienstleister damit, einzelne Fahrzeuge durch E-Fahrzeuge zu ersetzen. 2015 besaß das Unternehmen die bis dato größte E-Flotte in Deutschland – und diese wächst immer weiter.
Soweit so gut. Doch wie sieht es bei Frachtflotten aus? Schließlich haben die großen Brummer auf zwei bis vier Achsen einen enormen CO2-Ausstoß vorzuweisen – mit 141,3 Millionen Tonnen CO2-Emissionen in 2020 ist Deutschland deutlich EU-Spitzenreiter bei Transporten auf der Straße. Und das ist alles andere als nachhaltig.

CO2-Emissionen von Straßentransporten in der EU in 2020 (Quelle: https://www.statista.com/statistics/1236750/road-transportation-greenhouse-gas-emissions-eu/)
Truck Fleet to Zero – wie ein Logistikunternehmen nachhaltige Mobilität erfolgreich umsetzt
Erstmals am 44. Internationalen Wiener Motorensymposium vom 26.4.-28.4.2023 in Wien in ausführlicher Ausarbeitung erschienen.
Dass es auch anders geht, nämlich nahezu klimaneutral, zeigt die Firma Mosolf Transport Solutions GmbH aus Kirchheim/Teck. Der führende Technik- und Logistikdienstleister für die Automobilindustrie möchte in einem umfassenden Transformationsprojekt einen Teil seiner Flotte auf E-Trucks umstellen. Die Ergebnisse der ersten Projektphase in enger Zusammenarbeit mit der Magility GmbH stellte Geschäftsführer Egon Christ nun auf dem 44. Wiener Motorensymposium vor.
Impressionen vom Symposium in der Bildergalerie
Nachhaltige Mobilität stellt Logistiker vor große Herausforderungen
Der Wechsel zu neuen Antriebstechnologien birgt unzählige große Herausforderungen: Er muss nicht nur schnell und einfach möglich sein – im Vergleich zur bestehenden Dieseltechnologie muss eine neue Technologie vor allem vergleichbar robust, haltbar und verlässlich sein. Es dürfen sich unter keinen Umständen Risiken im operativen Bereich oder Nachteile im Wettbewerb oder bei den Kosten ergeben. Beim Einsatz von E-Mobilität kommen weitere Faktoren wie der Aufbau einer betrieblichen und der Nutzung der öffentlichen Ladeinfrastruktur, die Frage nach staatlichen Förderprogrammen zum Aufbau dieser Strukturen und zur Erneuerung der Flotte hinzu. Betrieblich gesehen kommen bei der technischen Transformation Wirtschaftlichkeitsbewertungen, Risikoverständnis und Risikomanagement in der TCO-Rechnung in der Umsetzung zum Tragen. Die Komplexität der Veränderung wird zeitgleich auch von externen Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel sich verändernde Anschaffungskosten der Fahrzeuge, aktuell schwer zu kalkulierende Energiekosten, aber auch stark volatile Faktoren wie Maut, Steuergesetze, THG-Regulierungen und Förderrichtlinien.
Wie Transformation gelingen kann
Das Design-to-Quality Modell
Aufgrund der Komplexität der Herausforderungen setzte Mosolf auf einen strukturierten Transformationspfad, der die wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen zuverlässig abbildet, bewertet und verfolgbar macht. Dabei wurde ein Design-to-Quality-Modell verwendet, das verschiedene Technologien und Energieoptionen bewertet und es auf die wichtigsten Parameter reduziert.

Gesamtbewertungsmodell auf der Grundlage eines „Design to Quality“-Designs (Quelle: Mosolf/Magility GmbH, 2023)
Um die Gesamtbetriebskosten zu kalkulieren, wurde ein Gesamtkostenmodell für die Anschaffungskosten und die Betriebskosten entwickelt. Von besonderer Relevanz sind hierbei auch: die Aufwendungen für die Ladeinfrastruktur, Förderprogramme, Einsatzprofile, Ladung, Wartung und Verschleiß sowie Steuern, Versicherungen und Mautkosten.
Die Ergebnisse des Gesamtmodells zeigten Überschneidungen zwischen den Technologieoptionen über die Betriebszeit der Fahrzeuge auf, aus denen dann eine Entscheidungsmatrix erstellt wurde. Wichtigster Parameter im Kostenmodell für die Anschaffungskosten der Fahrzeuge war dabei die Kostenentwicklungskurve der Batterietechnologien – diese hat den größten Einfluss auf die Kostensenkung. Auch Skaleneffekte reduzieren die Kosten für elektrische Antriebe und Ladetechnologien massiv.

Kostenentwicklungskurve für Batteriesysteme von 2009 bis 2030 (Quelle: Mosolf/Magility GmbH, 2023)
Klar zu erkennen war, dass sich seit 2009 eine eindeutige Richtung der Kostenentwicklung bei Batterien abzeichnet. Diese Analyse stützte sich auf mehr als 20 Quellen und Studien. Weitere Erkenntnisse wurden beispielsweise aus einer dynamischen Kostenberechnung gewonnen. Dabei wurden Technologien (Diesel-, Brennstoffzellen- und batterieelektrische Fahrzeuge) und ihre Potenziale auch für die Zukunft mithilfe von verschiedenen CADRs und CAGRs prognostiziert:
- unterschiedliche Reichweiten
- verschiedene Technologien und Architekturen
- verfügbare Förderprogramme
- Emissionsanforderungen
Erkenntnisse zur nachhaltigen Mobilität für Logistikunternehmen
Insgesamt konnten in Projektphase 1 viele wertvolle Erkenntnisse zu einem Transformationsprozess hin zum Einsatz von batteriebetriebenen Fahrzeugen gewonnen werden:
- Durch die dynamische Kostenbetrachtung können Beschaffungsszenarien professionell und ganzheitlich geplant werden.
- Entscheidungsmatrizen helfen dem Management, die Umstellung ihrer Flotten entlang der typischen Nutzungszeiträume zu optimieren.
- Neue Batterietechnologien und Fahrzeugarchitekturen werden weitere Kostenreduktionen ermöglichen.
- Mit der Ladetechnologie MCS (megawatt charging system) können schon jetzt deutliche Verkürzungen in den Ladezeiten erreicht werden. Die Ladetechnologie für LKW mit mehr als 16 Tonnen wird sich dynamisch weiterentwickeln.
- In Anbetracht der nicht unerheblichen Herausforderungen, war es unabdingbar, den Entscheidungsprozess durch ein professionelles Chancen- und Risikomanagement zu unterstützen, das frühzeitig Aufschluss über Risiken und Chancen des Projektes geben kann.
Traditionelle Entscheidungsprozesse funktionieren bei dieser Art von Transformation nur selten gut – moderne Entscheidungsprozesse sind weitreichender und komplexer, da eine größere Auswahl an Technologien zur Verfügung steht und Chancen, Potenziale und Risiken bewertet werden müssen. Bei der Entscheidung für oder gegen elektrische Antriebe und nachhaltige Mobilität müssen Unternehmen auch abwägen, ob sie ihre eigene Infrastruktur aufbauen oder externe Optionen nutzen wollen. Staatliche Subventionen und die Verantwortung für unternehmerisches Handeln spielen dabei natürlich ebenfalls eine große Rolle.
Der neue Entscheidungsfindungsprozess für die Transformation hin zu Elektromobilität umfasst die Abbildung zukünftiger Kostentrends mithilfe digitaler Zwillinge, die Risiken und Schwankungen der Energiekosten vorhersehen. Die Investitionskosten werden stark von den Anwendungsfällen beeinflusst, die bestimmen, wann die Kostenparität erreicht wird. Der Grad der Ambition für die Transformation kann langsam, mittel oder schnell sein.
Nachhaltige LKW-Mobilität ist schon heute Realität
Fest steht: Geschäftsmodelle werden jetzt in Richtung Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit entwickelt. Bei Mosolf ist der erste Schritt getan: Die ersten Elektro-Lkw sind beschafft und die Ladeinfrastruktur ist aufgebaut. Der Testbetrieb hat begonnen und die nächste Beschaffungswelle ist in Planung.
Möchten auch Sie den Weg zu nachhaltiger Mobilität beschreiten? Unsere Experten unterstützen Sie gerne bei Ihrem Transformationsprojekt!
von Nada Welker | März 31, 2023 | Künstliche Intelligenz, Digital Twin, Future Economy, Internet of Things, Marktentwicklung & Trends
Metaverse – Metaversum – das neueste Schlagwort in der Technologiebranche und aktuell in aller Munde. Aber worum handelt es sich dabei genau? Ist es eine neue virtuelle Welt, eine neue Realität, die unser Leben und Arbeiten verändert, oder nur eine Modeerscheinung, die bald wieder verschwinden wird? In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf diese neue Technologie, ihre Einsatzmöglichkeiten und ihre Auswirkungen auf die Zukunft.
Was ist das Metaversum?
Am 28. Oktober 2021 benannte sich Facebook in Meta um, was die langfristige Vision des Unternehmens widerspiegelt, einen gemeinsamen virtuellen Raum zu schaffen, der Menschen aus der ganzen Welt miteinander verbindet. Aber das macht Facebook als sozialer Mediengigant doch längst schon, oder? Nun, ja – Aber lassen Sie uns versuchen, darüber hinaus zu denken.
Stellen Sie sich vor, Sie betreten eine virtuelle Welt, die aussieht und sich anfühlt wie die reale Welt. Sie können Städte erkunden, Geschäfte besuchen und mit anderen Nutzern interagieren. Sie können Konzerte besuchen, Filme ansehen oder Spiele spielen. Sie können Ihr eigenes virtuelles Haus einrichten, es dekorieren und Freunde einladen. Sie können sogar an virtuellen Arbeitstreffen und Konferenzen teilnehmen, ohne Ihr Haus zu verlassen. Der Einfachheit halber kann man sich ein Metaversum als die nächste Generation des Internets vorstellen.
Welche Technologien sollen im Metaversum eingesetzt werden?
Um das Metaversum zu verwirklichen, ist wichtig zu verstehen, dass mehrere neue Technologien nebeneinander existieren müssen: Darunter beispielsweise Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Head Mounted Displays (HMDs), AR Cloud, Internet of Things (IoT), 5G, künstliche Intelligenz (AI) und vieles mehr. Meta hat bereits stark in diese Technologien investiert und entwickelt Hardware wie seine Oculus VR-Headsets, während AR-Brillen und Armbandtechnologien in Arbeit sind. Laut Statista wird erwartet, dass der Marktwert solcher Virtual Reality- und Extended Reality-Sets von 31 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 52 Milliarden US-Dollar im Jahr 2027 ansteigen wird, was einer bemerkenswerten jährlichen Wachstumsrate von 13,7 % entspricht.

Quelle: Statista
Es gibt jedoch auch andere wichtige Innovationen, die das Metaversum zu einem strategischen Technologietrend machen können:
1. Web3: Web3 ist ein neuer Stapel von Technologien, der die Entwicklung dezentraler Webanwendungen ermöglicht. Es gibt den Nutzern die Kontrolle über ihre eigene Identität und ihre Daten, eine Funktion, die für das Metaverse entscheidend ist.
2. Räumliches Rechnen (Spatial Computing): Dies ist eine weitere wichtige Innovation, die den Weg für das Metaversum ebnet. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die die physische und die digitale Welt nahtlos miteinander verbindet. Diese Technologie ermöglicht es den Nutzern, mit virtuellen Umgebungen auf eine natürlichere und intuitivere Weise zu interagieren, als es je zuvor möglich war.
3. Digitaler Zwilling einer Person (DToP): Dies ist eine weitere aufregende neue Innovation, die ein einzigartiges Individuum widerspiegelt und eine nahezu in Echtzeit synchronisierte Multipräsenz darstellt. Diese Technologie ermöglicht es Personen, an mehreren Orten gleichzeitig anwesend zu sein, sowohl in digitalen als auch in physischen Räumen.
4. Digitaler Zwilling eines Kunden (DToC): Ähnlich wie DToP ist DToC ein dynamisches virtuelles Abbild eines Kunden, das Verhalten simuliert und lernt, es zu emulieren und zu antizipieren. Diese Technologie ermöglicht die Schaffung hochgradig personalisierter Erlebnisse im Metaverse, bei denen es sich bei den Kunden um Einzelpersonen, Personas, Gruppen von Menschen oder sogar Maschinen handeln kann.
Wer wird das Metaversum besitzen?
Während die jüngste Umbenennung von Facebook in Meta und die Ankündigung erheblicher Investitionen in den Aufbau des Metaverse dieses Konzept sicherlich in den Vordergrund gerückt hat, haben auch andere Tech-Giganten wie Microsoft, Google, Nvidia, Qualcomm und Amazon ihr Interesse an der Erforschung des Potenzials des Metaverse bekundet. Darüber hinaus arbeiten auch kleinere Startups und Spielefirmen an der Entwicklung von Metaverse-Plattformen. Was wir wissen, ist, dass Meta als einzelnes Unternehmen nicht Eigentümer des Metaverse sein wird. Wie die Eigentumsverhältnisse und die Verwaltung des Metaverse in Zukunft aussehen werden, ist eine offene Frage, auf die es bisher keine klaren Antworten gibt.
Welche Chancen bieten sich für die Automobilbranche?
Man kann sich leicht vorstellen, wie sich das Metaverse in der Spiele- und Unterhaltungsindustrie durchsetzen wird. Aber es hat auch das Potenzial, über diese Sektoren hinauszugehen und die Automobilindustrie zu revolutionieren.
Einer der wichtigsten Bereiche, in denen das Metaversum einen bedeutenden Einfluss haben könnte, ist die Entwicklung und Erprobung autonomer Fahrzeuge. Die Möglichkeit, eine virtuelle Welt zu schaffen, in der autonome Fahrzeuge in einer Reihe unterschiedlicher Szenarien getestet werden können, würde im Vergleich zu physischen Tests viel Zeit und Ressourcen sparen. Das Metaverse kann auch eine virtuelle Umgebung bieten, um den Prototyping-Prozess bei der Entwicklung eines Fahrzeugs zu beschleunigen und digitale Zwillinge zur Optimierung der Produktionsprozesse einzusetzen. Die virtuelle Fabrik von BMW beispielsweise nutzt die Omniverse-Software von NVIDIA, mit der digitale Zwillinge für jedes hergestellte Fahrzeug erstellt werden können. Auch andere OEMs wie Hyundai haben sich mit Unity, einer Plattform für die Entwicklung von Spielen, zusammengetan, um eine Meta-Fabrik aufzubauen, d.h. einen digitalen Zwilling des physischen Werks des Unternehmens, der von einer Metaverse-Plattform unterstützt wird.
Darüber hinaus könnte das Metaversum genutzt werden, um den Kunden beim Kauf eines Fahrzeugs ein noch intensiveres Erlebnis zu bieten. Laut einer kürzlich von McKinsey und Co. durchgeführten Umfrage besuchten die Kunden in den Vereinigten Staaten im Durchschnitt nur zwei Ausstellungsräume, bevor sie ein Fahrzeug kauften – im Jahr 2007 waren es noch fünf. Dieser Trend könnte für einen virtuellen Ausstellungsraum genutzt werden, in dem die Kunden mit verschiedenen Modellen interagieren und ihre Fahrzeuge sogar nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten können. Dies könnte das Erlebnis beim Autokauf revolutionieren und es für die Verbraucher ansprechender und individueller machen. Obwohl ein Kunde immer das tatsächliche Auto vor dem Kauf persönlich in Augenschein nehmen möchte, hat diese Technologie die Chance, Autohäuser neu zu erfinden.
Revolutionierung der Automobilindustrie und Transformation der Zukunft
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Metaversum das Internet, wie wir es kennen, revolutionieren wird – auch in der Automobilindustrie. Seine Auswirkungen werden in vielerlei Hinsicht zu spüren sein, von der Entwicklung über die Herstellung und den Vertrieb bis hin zu den Kundendienstleistungen. Die Akteure der Branche, die sich das Metaverse zu eigen machen und seine Möglichkeiten zur Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen nutzen, werden zweifellos einen Wettbewerbsvorteil gegenüber denjenigen haben, die hinterherhinken. Das Metaversum wird neue Einnahmequellen schaffen, das Kundenerlebnis verändern und neue Geschäftsmodelle ermöglichen, die bisher unvorstellbar waren. Auf dem Weg in eine Zukunft, in der die Technologie die Grenzen zwischen der physischen und der digitalen Welt verwischt, wird das Metaverse eine immer zentralere Rolle bei der Gestaltung der Art und Weise spielen, wie wir miteinander interagieren. Die Frage ist nicht, ob das Metaverse die Welt verändern wird, sondern vielmehr, wie schnell und effektiv sich die Akteure der Branche an diese neue Realität anpassen werden. Die Zukunft ist aufregend, und das Metaversum ist zweifellos eine der wichtigsten Triebkräfte, die sie prägen werden.
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von magility | Aug. 2, 2019 | Internet of Things, Future Economy
Bereits seit etwa zwei Jahren ist ein Begriff im Umlauf, der für die digitale Modernisierung von Produktion und Geschäftsprozessen steht: der Digitale Zwilling. Grundsätzlich geht es dabei darum, physische Objekte der Produktion sowie die zugrunde liegenden Prozesse in all ihren Eigenschaften digital zu simulieren. Herstellungsprozesse, die bisher aufwendige Versuche mit Prototypen voraussetzten und dabei einen großen Zeitaufwand und hohe Kosten verursachten, können durch den Digitalen Zwilling am Computer realitätsnah, einfach und kostengünstig durchgeführt werden.
Welche Technologien stehen dahinter?
Der Digitale Zwilling (Englisch: Digital Twin), gilt als eine Schlüsseltechnologie der Industrie 4.0. und ist damit essentiell für die Zukunft der industriellen Produktion. Ausgangsbasis ist die Bestückung aller Maschinen einer Anlage oder sogar einer ganzen Fabrik mit Sensoren, die detaillierte Informationen in Echtzeit über den aktuellen Zustand der Produktion an ein Backend senden. Dort werden die Daten, auch Reports genannt, zusammengeführt und verknüpft. Für eine skalierbare Datenübertragung sorgen Wlan, LTE oder für Prozessdaten Feldbus-Systeme wie etwa EtherCAT. Um die dabei anfallenden großen Datenmengen auch verarbeiten zu können, werden zumeist Methoden und Techniken aus dem Big-Data-Bereich verwendet.
Auf eine detaillierte Auflösung kommt es an
Der Digitale Zwilling ist im Grundsatz die Weiterentwicklung von schon bestehenden Vorgehensweisen wie etwa der technischen Zeichnung. Im Entwicklungssektor der Automobilindustrie gehört die Arbeit mit virtuellen Prototypen bereits zum Standard. Dies stellt einen maßgeblichen Fortschritt dar. Die Exaktheit der digitalen Kopie ist ausschlaggebend für die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten solcher Simulationen. Das Ideal besteht darin, die Realität so genau wie möglich in einer Software abzubilden. Daher stammt auch der vielsagende Begriff ‘Zwilling’. Ein digitaler Zwilling ist nicht identisch mit seinem analogen Verwandten, aber er soll ihm möglichst nahe kommen. Wichtig ist: Je mehr Informationen über eine Maschine oder einen Prozess und dessen Auswirkungen im System erfasst werden, desto präziser sind auch die berechneten Vorhersagen, die sich daraus ergeben. Sprechen wir von einem Produkt wie etwa einem Werkstück, so sind es nicht bloß die Abmessungen, die von Bedeutung sind, sondern auch die Materialeigenschaften wie Verschleißdauer, thermische Stabilität oder die Interaktion mit hinzugefügten Bauteilen. Je mehr Parameter für den jeweiligen Gegenstand oder Prozess digital erfasst werden, umso aussagekräftiger werden die darauf aufbauenden weiteren Anwendungsmöglichkeiten. Die Qualität eines Digitalen Zwillings kann daher mit einem Foto verglichen werden, das mit zunehmender Auflösung auch mehr Details abbildet. Insider sprechen daher von der Granularität und der Datendichte, welche das Verwendungspotenzial eines Digitalen Zwillings bestimmt.
Der Digitale Zwilling bringt Vorteile
In der Produktion können Digitale Zwillinge über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts entlang der Wertschöpfungskette genutzt werden. Bereits in der Produktentwicklung können mit rein digital erstellten Prototypen alle nötigen Anforderungen getestet werden. Die aufwendige und kostspielige Herstellung physischer Prototypen entfällt. Der Digitale Zwilling kann wie sein analoges Ebenbild getestet und seine spätere Verwendung simuliert werden. Auch die Effizienz und Qualität der realen Produktion kann durch den Einsatz von digitalen Zwillingen gesteigert werden. Dies gilt genauso für die Planung von zugehörigen Lieferungen und Dienstleistungen in der analogen Produktion. Die Begleitung von Herstellungsprozessen durch digitale Zwillinge ermöglicht kürzere Anlaufzeiten, geringere Ausfallraten und eine frühzeitige Erkennung möglicher Probleme. Zulieferer oder Kunden können von Anfang an in den Entwicklungsprozess miteinbezogen werden, um die Erfüllung ihrer Anforderungen direkt digital zu erproben und zu optimieren.
Industrie 4.0 und die Smart Factory
Die Zukunft der Produktion ist also eng verbunden mit dem Digitalen Zwilling. Die intelligente und vernetzte Fabrik wird zur Smart Factory. Wenn jede Maschine und alle Informationen, die beispielsweise von Tanks oder dem Lager kommen können, in einem System zusammengeführt werden, zunehmend auch in der Cloud, dann wird vom Internet-of-Things (IoT) gesprochen. Der Digitale Zwilling ist ein wichtiger Teilbereich der fortlaufenden Weiterentwicklung technologischer Trends, die in dieser Innovation zusammen finden. Die baldige Einführung des schnellen Mobilfunkstandards 5G wird die Vernetzung und Digitalisierung in der Industrie noch weiter beschleunigen.
Der Digitale Zwilling und die Organisation
Über den Einsatz in der Produktion hinaus, ist die Übertragung der gesamten unternehmerischen Organisation und ihrer Prozesse in den digitalen Raum ein weiteres Anwendungsfeld des Digitalen Zwillings. Man spricht dabei vom DTO, dem Digital Twin of Organisations. Ähnlich wie bei der Business Intelligence, geht es dabei um alle live erfassten Operationen, die beispielsweise durch Produktion, Zulieferer, Kundenbestellungen und Mitarbeiter angestoßen werden. Ziel ist die Ermöglichung einer Vogelperspektive auf die Organisation. Auch der Faktor Zukunft kann somit verstärkt berücksichtigt werden. Denn die digitale Spiegelung des Unternehmens erlaubt das Durchspielen, Messen und Auswerten unterschiedlicher Szenarien, was die Entscheidungsgrundlagen für das organisatorische Handeln maßgeblich beeinflusst.
Welche Szenarien sehen Sie für die Aufstellung Ihres Unternehmens im digitalen Zeitalter als entscheidend an? Setzen Sie sich gerne mit uns zu einer Diskussion in Verbindung.