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Quo vadis, Tech-Startups?

Quo vadis, Tech-Startups?

Quo vadis, Tech-Startups? Die Startup-Branche steht aktuell an einem Scheideweg. Gründer beklagen seit langem, wie schwer das Thema Finanzierung geworden ist. Haben junge Unternehmen bis zum letzten Jahr schnell viel Risikokapital einsammeln können, stehen sie nun vor der Herausforderung, das weitere Wachstum nachhaltig finanziell zu gestalten. Nicht zuletzt auch die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben dazu beigetragen, dass der Druck für Risikokapital-finanzierte Tech-Startups immer größer wird. In Stuttgart traf sich die nationale und internationale Startup-Szene im Rahmen des Startup-Autobahn Expo Days nun schon zum 12. Mal, um unter anderem darüber zu diskutieren, wohin der Weg der Startups und der Finanzierungsbranche zukünftig geht. 

Sind die goldenen Jahre für Tech-Startups vorbei?

Kursstürze, Entlassungswellen – auch bei vermeintlich erfolgreichen Unternehmen schlägt die aktuelle Krise auf den Weltmärkten zu. Egal ob Klarna, Gorillas oder Tesla: Startups und große Tech-Unternehmen gleichermaßen haben gerade weltweit mit großen Turbulenzen zu kämpfen. Risikokapitalgeber halten das vormals billige Geld lieber zurück, Startups schielen nicht mehr auf den nächsten großen Wachstumssprung, sondern darauf, ob sie das nächste halbe Jahr überleben werden. Wie aus der Tracking-Seite layoffs.fyi  hervorgeht, wurden seit Jahresbeginn ca. 50.000 Mitarbeitende weltweit in der Startup-Branche entlassen. Auch in dem Land  für Tech-Startups, in Israel, scheint der große Boom vorbei zu sein. Lagen die Investitionen in Tech-Startups im vergangenen Jahr noch bei 25 Milliarden US-Dollar, ging das Tempo in diesem Jahr bislang deutlich zurück. Ein Trend, der sich  allem Anschein nach so fortsetzen soll. Steigende Zinsen, der Ukraine-Krieg und vor allem der Fachkräftemangel im Software-Bereich setzen Israels Vorzeigebranche ordentlich zu. Viele Startups drosseln Ausgaben, Investoren sind wählerischer geworden.

Und obwohl Deutschland über ein großes Netzwerk von Investoren und Business Angels verfügt, das auch inzwischen weltweit anerkannt ist, haben es hier vor allem Startups in frühen Phasen nicht erst seit gestern immer schwerer, ausreichend Kapital zu generieren, um zu skalieren. Aufgrund des erhöhten Risikos in der frühen Gründungsphase, stehen den meisten Startups traditionelle Bankfinanzierungen nicht zur Verfügung – sie müssen dann auf Risikokapital zugreifen. Der deutsche Markt hat sich dafür in den letzten Jahren sehr weiterentwickelt, im internationalen Vergleich liegt Deutschland jedoch weiterhin nur im Mittelfeld. Den Großteil der Finanzierungen stellen ausländische Investoren aus USA und Asien zur Verfügung . Und auch in späteren Finanzierungsphasen haben sie meistens die Nase vorn; eine Entwicklung, die im Hinblick auf die Innovationskraft und  die Sicherung von Knowhow und Arbeitsplätzen im Inland der aktuellen Bundesregierung großes Kopfzerbrechen bereitet.

Das Startup-Ökosystem in Deutschland hat sich schnell entwickelt: bereits im Jahr 2020 arbeiteten knapp 400.000 Menschen bei einem Startup. Bis 2030 soll sich diese Zahl mehr als verdoppeln. Und auch  beim Risikokapital lag Deutschland im Europavergleich 2021 vorne: 15 Milliarden Euro wurden in Startups investiert. Gab es im Jahr 2020 in Deutschland 25 sogenannte „Unicorns“ (Startups mit einer Marktbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar), soll diese Zahl in Europa bis 2030 verdoppelt werden. Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass das realisiert  werden kann: Europa und Deutschland sollen als starker Tech-Startup-Standort erhalten und entwickelt werden. Auf Basis der EU Digital Decade 2030, einer Initiative der Europäischen Kommission unter der Leitung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, sollen Europa und Deutschland fit gemacht werden für den digitalen Wandel. Neben der Umsetzung von digitalen Diensten und dem Ausbau von schnellem Internet  auf dem Land und in Städten, steht dabei die Stärkung Europas als Gründerstandort ganz oben auf der Agenda. Die deutsche Bundesregierung hat dafür einen 10-Punkte-Plan ausgerufen, der Teil einer konsequenten Startup-Strategie ist:

  1. Finanzierung für Startups stärken
  2. Startups die Gewinnung von Talenten erleichtern und Mitarbeiterbeteiligung attraktiver gestalten
  3. Gründungsgeist entfachen, Gründungen einfacher und digitaler machen
  4. Startup-Gründerinnen und Diversität stärken
  5. Startup-Ausgründungen aus der Wissenschaft erleichtern
  6. Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte Startups verbessern
  7. Startup-Kompetenzen für öffentliche Aufträge mobilisieren
  8. Startups den Zugang zu Daten erleichtern
  9. Reallabore (Testräume für Innovation und Regulierung) stärken
  10. Startups ins Zentrum stellen

Diese Strategie soll im Sommer im Bundeskabinett verabschiedet werden, im Anschluss soll die Umsetzung sowie ein regelmäßiges Monitoring erfolgen. Wie sich allerdings bis dahin die Situation in der Branche verschärft haben könnte, bleibt abzuwarten.

Die Startup-Szene erfindet sich neu

Dass die aktuellen Krisen auf der Welt und an den Finanzmärkten alle Industrien beschäftigen, war auch auf dem 12. Expo Day in Stuttgart spürbar, der in diesem Sommer endlich wieder vor Ort im Wizemann Areal in Stuttgart stattfand. Dort trafen sich mehr als 1.000 Interessierte, und 27 Startups auf drei Bühnen, um sich über aktuelle Projekte und Zukunftsthemen auszutauschen. Startup Autobahn powered by Plug and Play ist eine Open Innovation Plattform für Tech-Startups aus Automobilindustrie, Maschinenbau, Health- und Enterprise-Branche, mit mittlerweile mehr als 30 renommierten Industriepartnern (u.a. Mercedes-Benz, Webasto, Bosch oder Deutsche Post). Ziel des Accelerators sind gemeinsame Pilotprojekte – im Rahmen des zwei Mal im Jahr stattfindenden Expo Days werden diese dann der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Im Fokus der Eröffnungs-Keynote von Ola Källenius, dem Chef der Mercedes Benz Group AG, stand dabei „Transformation and Innovation at Mercedes Benz“ mit zwei großen Herausforderungen: Decarbonisation, also die Erreichung von CO2-Neutralität, und die Digitalisierung im Fahrzeug. Mit der Entwicklung des Konzeptfahrzeugs Vision EQXX habe Mercedes mindestens 10 Jahre Vorsprung in der Industrie, die sich eines holistisches Gesamtkonzepts zur CO2-Reduktion in der Supply Chain, der Produktion und des Fahrzeugs selbst verschrieben hat. Er prognostiziert eine 100% elektrische Zukunft für den Stuttgarter Autobauer, die bis spätestens Ende 2030 Realität werden soll. Zum Thema digitalisiertes Fahrzeug sprach Källenius über die Koexistenz von Software und Hardware und das immense Innovationspotential in diesem Bereich. Hier käme die Innovation nicht selten durch Kooperation – auch beim Vision EQXX seien viele Tech-Startups beteiligt gewesen, die sich aus Pilotprojekten bei Startup Autobahn entwickelt haben, wie zum Beispiel UBQ materials aus Israel oder Ventus aus Stuttgart. „Efficiency is the new currency of the EV area“, sagt Källenius, und diese sei nur realisierbar, wenn man den Status Quo so oft wie möglich hinterfrage.

 

Tech-Startups

Ola Källenius at his keynote

 

Dass die Zusammenarbeit mit Tech-Startups für beide Seiten große Vorteile bringt, darüber sprach Tanja Rückert, CDO bei Bosch, in ihrem Panel. Natürlich müsse zunächst der strategic fit klar sein, vor allem auch aus Kundensicht. Doch welche konkreten Vorteile haben Startups und Unternehmen, wenn sie sich strategisch zusammenschließen? Für Startups: Ressourcen, Prozesse und Skalierbarkeit, für Unternehmen: Agilität und Verschlankung von Innovationszyklen.

Saori Dubourg (MoB BASF) brachte eine ganz neue Sichtweise zum Thema Nachhaltigkeit bei Startup-Finanzierungen in ihrem Vortrag „The future needs a better design“ auf die Bühne. Bis noch vor kurzem sei das Ziel gewesen, möglichst viel zu investieren („volume“) – zukünftig liegt der Fokus, in allen Bereichen, aber auch in der Finanzierung, auf dem nachhaltigen Einsatz von Ressourcen („value“). Weltweit seien Investments in ESG-Fonds auf unglaubliche 2,57 Billionen US-Dollar gestiegen – zukünftige Investment-Strategien fokussieren sich also mehr und mehr auf den sozialen und umwelttechnischen Nutzen, statt auf reines finanzielles Wachstum.

Im reinen Frauen-Panel unter der Leitung von Natascha Zeljko, Co-Founder and Chief Editor bei F10 FemaleOneZero & CURAZE, ging es darum, wie viel Chancen die aktuelle Krise mit sich bringt. Die zentrale Frage dabei war: Wie viele Firmen haben es wirklich verstanden, dass ständige Veränderung und das kontinuierliche Hinterfragen des Status Quo essentiell für den Unternehmenserfolg ist? Prof. Dr. Katharina Hölzle (Universität Stuttgart & Fraunhofer IAO) argumentierte, dass das Verständnis für Veränderung nun da sei, die radikale Umsetzung davon allerdings in vielen Unternehmen noch auf einem anderen Blatt Papier stehe. Vor allem die jüngere Generation hätte Transformation gedanklich schon verinnerlicht. Es sei nun allerdings Aufgabe der Schulen und Universitäten, diesen Menschen auch die Werkzeuge zur Umsetzung mitzugeben. Katharina Hopp (Bosch) machte deutlich, dass Innovation der einzige Weg heraus aus Krisen ist. Vor allem als Hardware-Hersteller sei Bosch gezwungen, strategische Allianzen mit Software-Startups einzugehen. Beim Thema Diversität in der Gründerszene seien Frauen immer noch unterrepräsentiert. Sie müssten noch sichtbarer werden, sich besser vernetzen und vor allem: Vorbilder finden. Nicole Büttner (Merantix Momentum) nannte hier die Unternehmerin und Gründerin Verena Pausder, die zusammen mit fünf anderen Unternehmerinnen kürzlich ihr Investment in die Frauenmannschaft des Fußballklubs 1. FC Viktoria 1889 Berlin verkündete. Ihr Ziel ist kein geringeres, als die deutsche Sportwelt nachhaltig zu verändern. 

 

Tech-Startups

Unser Fazit des Tages:

  1. das Kapital im Markt ist immer noch da, und muss verteilt werden
  2. es geht „Back to the Basics“: zukünftig werden sich nur die Tech-Startups behaupten können, deren Idee wirklich gut und auch nachhaltig erfolgreich ist
  3. eine Krise ist die beste Zeit, um ein Unternehmen zu gründen
  4. die Geschwindigkeit von Finanzierungsrunden wird sich verlangsamen von ca. 18 Monaten auf 24 bis 30 Monate
  5. Diversität in Unternehmen braucht klare Strukturen, Vorbilder und KPIs

 

Um im eigenen Unternehmen Innovation voranzutreiben, lohnt sich die Zusammenarbeit mit passenden Startups. Wir von magility helfen Ihnen dabei, die richtigen Kontakte in unserem internationalen Tech-Startup-Netzwerk zu knüpfen. Kontaktieren Sie uns jetzt – Wir beantworten gerne Ihre Fragen. 

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Startup-Ökosystem in Deutschland – Was ist zu tun?

Startup-Ökosystem in Deutschland – Was ist zu tun?

Die Bedeutung von Startups für die deutsche Volkswirtschaft nimmt zu. Die innovationsfreudigen jungen Unternehmen werden im internationalen Wettbewerb zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Auch die Politik hat das erkannt und plant mit einer Reihe von Maßnahmen die Voraussetzungen für Gründer zu verbessern und die Umsetzbarkeit von deren Ideen zu vereinfachen. Denn die richtigen Rahmenbedingungen tragen maßgeblich zu einem prosperierenden Startup-Ökosystem bei.

Wie wird eine Gründung zum Startup?

Startups sind junge Unternehmen, die mit dem Ziel ein schnelles und hohes Unternehmenswachstum zu realisieren, eine innovative Geschäftsidee verfolgen. Meist haben die Gründer eine neue Technologie oder ein neues Geschäftsmodell entwickelt, das es entweder noch nicht gibt oder das sich noch nicht erfolgreich am Markt durchgesetzt hat. Dadurch unterscheiden sich Startups von imitierenden Gründungen wie z.B. Friseursalons oder KFz-Werkstätten, die bestehende Konzepte nachahmen und auf traditionelle Art einen bestehenden Markt bedienen. Ein Startup könnte daher definiert werden als eine Unternehmensgründung, die nicht länger als drei Jahre zurückliegt, dabei den Anspruch hat einen Markt mit einem innovativen Konzept zu erschließen oder sogar einen neuen Markt zu schaffen. Laut Startupdetector werden in Deutschland im Schnitt 40 Startups pro Woche gegründet, das entspricht einem Anteil von 1,6%, bezogen auf alle inländischen Unternehmensgründungen.

 

Wo fühlen sich Startups wohl?

Viele bekannte Gründer, wie beispielsweise auch Mark Zuckerberg von Facebook oder Larry Page von Google, waren noch Studenten oder gerade erst Universitätsabgänger, als sie ihr erstes Unternehmen gründeten. Ein gut funktionierendes Universitätssystem mit engen Verbindungen zu Technologieunternehmen kann daher als eine wichtige Grundlage für ein Startup-Ökosystem angesehen werden. Gründerzentren an Universitäten, auch Inkubatoren genannt, sind ein weiterer wichtiger Faktor. Denn dort werden Gründer-Teams gerade in der kritischen Anfangsphase mit der benötigten Infrastruktur unterstützt. Dazu gehören Räumlichkeiten für Büros, Start-Finanzierungen oder fachliche Mentorenprogramme, in denen erfahrene Unternehmer bei der Ausarbeitung der Strategie unterstützen. Den US-Vorbildern, wie der Stanford University im Silicon Valley folgend, gehören solche Einrichtungen auch in Deutschland inzwischen meist zum Standard. 

 

Auch Industrie und Staat fördern Startups

Neben den Universitäten ist die Industrie ein weiterer wichtiger Förderer von Startups. Viele große Unternehmen organisieren sogenannte Accelerator-Programme, in denen junge Unternehmen in einem mehrmonatigen Programm gezielt gefördert werden um marktreife Produkte zu entwickeln. Bekannte Acceleratoren in Deutschland sind die Startup-Autobahn, unterstützt von Daimler, HP, ZF, DXC und weiteren, oder APX, unterstützt von Porsche und Axel Springer. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert den German Accelerator, der deutschen Startups dabei hilft, in den USA Fuß zu fassen und vom dortigen Technologievorsprung beim Thema Online Business zu profitieren. 

 

Venture Capital als Voraussetzung?

Fast alle Geschäftsideen benötigen Kapital für ihre Umsetzung. Die Gründer müssen ihren Lebensunterhalt sichern, ihre Mitarbeiter bezahlen und Ausgaben für Forschung und Entwicklung von Prototypen bestreiten. Je nachdem auf welche Branche sich ein Startup fokussiert, können sich die erforderlichen Beträge schnell auf mehrere Millionen Euro summieren. In Startups investiertes Geld wird Risikokapital oder englisch Venture Capital (VC) genannt. Riskant sind Investitionen in Startups vor allem darum, weil sich im Schnitt lediglich 1 bis 2 von 10 Startups nach der Gründungsphase am Markt etablieren und ihre Renditeversprechen erfüllen können. Der Kapitalbedarf eines Startups steigt in der Wachstumsphase meist rasant an, wenn z.B. für Marketingmaßnahmen zur Erhöhung des Marktanteils oder zum Aufbau eines professionellen Geschäftsbetrieb Investitionen notwendig sind. Um auf die erforderlichen finanziellen Ressourcen zugreifen zu können, ist es für Gründer daher von hoher Bedeutung, sich in einem investitionsfreudigen Netzwerk zu bewegen.

 

Deutschland im internationalen Vergleich

Um die aktuellen Bedingungen für Startups zu bewerten, lohnt sich ein internationaler Vergleich. Im Global Talent Competitive Index 2019, erhoben von INSEAD, TATA und Adecco, landet Deutschland auf dem 14. Platz. Die ersten Ränge belegen die Schweiz, Singapur und die USA. In der Gruppe der europäischen Länder steht Deutschland auf Platz 10. Ein Hinweis darauf, dass noch Potenzial nach oben besteht. Die Online-Plattform für Freelancer, Peopleperhour, hat ein Ranking nach Städten erstellt. Laut dieser Studie sind die besten Städte für Startups Wien, Tokyo und Madrid. Als erste deutsche Stadt landet Berlin auf Platz 15. Die Aussagefähigkeit solcher Erhebungen ist natürlich durch die zugrundeliegenden Methoden begrenzt und kann nicht für jedes Startup verallgemeinert werden. Doch sie können Tendenzen aufzeigen und die Regierungen der Länder zum Handeln motivieren.

 

Was sollte sich für Startups in Deutschland ändern?

Eine Studie von EY und der Deutschen Börse hat einige Kritikpunkte herausgearbeitet und Verbesserungsvorschläge formuliert. Im Vergleich der Rechtssysteme der Startup Hotspots Kalifornien, Vereinigtes Königreich (UK) und Israel deuten sich Bereiche an, in denen Deutschland noch aufholen sollte. Die Forscher der Studie untersuchten die vier Standorte nach wirtschaftlichen, steuerlichen und regulatorischen Kriterien. Deutschland habe in einzelnen Bereichen inzwischen im Ausbau seines Startup-Ökosystems signifikante Fortschritte erzielt. Der Vergleich mit Kalifornien mache aber deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich dennoch weiterhin viel Steigerungspotenzial hat. Besonders im steuerlichen und regulatorischen Bereich zeigen sich hierzulande bürokratische Hemmnisse, die sich als Standortnachteil im Wettbewerb um die besten Startup-Ökosysteme erweisen. Die Schlüsse aus der Studie können wie folgt zusammengefasst werden: In Kalifornien werden weitaus mehr Investitionen in Form von Venture Capital getätigt als in den Vergleichsregionen. Allerdings sind dort die Visa-Bestimmungen strikt und die Preise für Büroräume relativ hoch. Deutschland sollte daher für Investoren Anreize schaffen um Investitionen in Startups steuerlich attraktiver zu machen. In UK vorbildlich sind der geringe regulatorische Aufwand bei Unternehmensgründungen und die intensiven finanziellen Förderungsprogramme von staatlicher Seite. Eine Komplexitätsreduzierung der Verwaltungsprozesse für Unternehmer kann die Attraktivität des Standorts Deutschland erhöhen. Israel ist Benchmark in der digitalen Infrastruktur und beim Zusammenspiel von staatlichen Behörden, Universitäten und Wirtschaft. Eine intensivere Verflechtung dieser Akteure kann Startups sowie deren Innovationen zum Erfolg verhelfen und damit die gesamte deutsche Wirtschaftsleistung steigern. 

[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]

  • Die richtigen Rahmenbedingungen tragen maßgeblich zu einem prosperierenden Startup-Ökosystem bei.
  • Startups haben das Ziel ein schnelles und hohes Unternehmenswachstum zu realisieren und eine innovative Geschäftsidee zu verfolgen.
  • Ein gut funktionierendes Universitätssystem mit engen Verbindungen zu Technologieunternehmen kann eine wichtige Grundlage für ein Startup-Ökosystem sein.
  • Venture Capital (VC) = Risikokapital = In Startups investiertes Geld. 
  • Laut einer Studie von EY und der Deutschen Börse habe Deutschland in einzelnen Bereichen inzwischen im Ausbau seines Startup-Ökosystems signifikante Fortschritte erzielt.

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Startup-Ökosystem als Kulturfrage

Ein erfolgreiches Startup-Ökosystem ist neben den genannten strukturellen Bedingungen auch stark von einer bestimmten Kultur abhängig. Dazu gehört eine optimistische Denkweise, die sich erlaubt, auch ausgefallene Wege zu gehen. Nicht umsonst wird von einem Gründergeist gesprochen, der manchen Orten mehr zugesprochen wird als anderen. Teil davon kann laut der Studie auch die Etablierung einer ‘Kultur des Scheiterns’ nach US-Vorbild sein. Nur wer wagt, der gewinnt, aber niemand sollte für einen Versuch bestraft werden. In den USA gilt die Akzeptanz von Fehlversuchen als mitverantwortlich für den Erfolg vieler Gründer. Eine Kulturfrage könnte auch der geringe Anteil von Gründerinnen in Deutschland sein, der aktuell nur 15% beträgt. Hierin liegt ein weiteres wichtiges Potenzial, das Deutschland nutzen könnte, um aktiv das eigene Startup-Ökosystem zu stärken und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Ökonomie zu erhöhen.