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Quo vadis, Tech-Startups?

Quo vadis, Tech-Startups?

Quo vadis, Tech-Startups? Die Startup-Branche steht aktuell an einem Scheideweg. Gründer beklagen seit langem, wie schwer das Thema Finanzierung geworden ist. Haben junge Unternehmen bis zum letzten Jahr schnell viel Risikokapital einsammeln können, stehen sie nun vor der Herausforderung, das weitere Wachstum nachhaltig finanziell zu gestalten. Nicht zuletzt auch die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben dazu beigetragen, dass der Druck für Risikokapital-finanzierte Tech-Startups immer größer wird. In Stuttgart traf sich die nationale und internationale Startup-Szene im Rahmen des Startup-Autobahn Expo Days nun schon zum 12. Mal, um unter anderem darüber zu diskutieren, wohin der Weg der Startups und der Finanzierungsbranche zukünftig geht. 

Sind die goldenen Jahre für Tech-Startups vorbei?

Kursstürze, Entlassungswellen – auch bei vermeintlich erfolgreichen Unternehmen schlägt die aktuelle Krise auf den Weltmärkten zu. Egal ob Klarna, Gorillas oder Tesla: Startups und große Tech-Unternehmen gleichermaßen haben gerade weltweit mit großen Turbulenzen zu kämpfen. Risikokapitalgeber halten das vormals billige Geld lieber zurück, Startups schielen nicht mehr auf den nächsten großen Wachstumssprung, sondern darauf, ob sie das nächste halbe Jahr überleben werden. Wie aus der Tracking-Seite layoffs.fyi  hervorgeht, wurden seit Jahresbeginn ca. 50.000 Mitarbeitende weltweit in der Startup-Branche entlassen. Auch in dem Land  für Tech-Startups, in Israel, scheint der große Boom vorbei zu sein. Lagen die Investitionen in Tech-Startups im vergangenen Jahr noch bei 25 Milliarden US-Dollar, ging das Tempo in diesem Jahr bislang deutlich zurück. Ein Trend, der sich  allem Anschein nach so fortsetzen soll. Steigende Zinsen, der Ukraine-Krieg und vor allem der Fachkräftemangel im Software-Bereich setzen Israels Vorzeigebranche ordentlich zu. Viele Startups drosseln Ausgaben, Investoren sind wählerischer geworden.

Und obwohl Deutschland über ein großes Netzwerk von Investoren und Business Angels verfügt, das auch inzwischen weltweit anerkannt ist, haben es hier vor allem Startups in frühen Phasen nicht erst seit gestern immer schwerer, ausreichend Kapital zu generieren, um zu skalieren. Aufgrund des erhöhten Risikos in der frühen Gründungsphase, stehen den meisten Startups traditionelle Bankfinanzierungen nicht zur Verfügung – sie müssen dann auf Risikokapital zugreifen. Der deutsche Markt hat sich dafür in den letzten Jahren sehr weiterentwickelt, im internationalen Vergleich liegt Deutschland jedoch weiterhin nur im Mittelfeld. Den Großteil der Finanzierungen stellen ausländische Investoren aus USA und Asien zur Verfügung . Und auch in späteren Finanzierungsphasen haben sie meistens die Nase vorn; eine Entwicklung, die im Hinblick auf die Innovationskraft und  die Sicherung von Knowhow und Arbeitsplätzen im Inland der aktuellen Bundesregierung großes Kopfzerbrechen bereitet.

Das Startup-Ökosystem in Deutschland hat sich schnell entwickelt: bereits im Jahr 2020 arbeiteten knapp 400.000 Menschen bei einem Startup. Bis 2030 soll sich diese Zahl mehr als verdoppeln. Und auch  beim Risikokapital lag Deutschland im Europavergleich 2021 vorne: 15 Milliarden Euro wurden in Startups investiert. Gab es im Jahr 2020 in Deutschland 25 sogenannte „Unicorns“ (Startups mit einer Marktbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar), soll diese Zahl in Europa bis 2030 verdoppelt werden. Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass das realisiert  werden kann: Europa und Deutschland sollen als starker Tech-Startup-Standort erhalten und entwickelt werden. Auf Basis der EU Digital Decade 2030, einer Initiative der Europäischen Kommission unter der Leitung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, sollen Europa und Deutschland fit gemacht werden für den digitalen Wandel. Neben der Umsetzung von digitalen Diensten und dem Ausbau von schnellem Internet  auf dem Land und in Städten, steht dabei die Stärkung Europas als Gründerstandort ganz oben auf der Agenda. Die deutsche Bundesregierung hat dafür einen 10-Punkte-Plan ausgerufen, der Teil einer konsequenten Startup-Strategie ist:

  1. Finanzierung für Startups stärken
  2. Startups die Gewinnung von Talenten erleichtern und Mitarbeiterbeteiligung attraktiver gestalten
  3. Gründungsgeist entfachen, Gründungen einfacher und digitaler machen
  4. Startup-Gründerinnen und Diversität stärken
  5. Startup-Ausgründungen aus der Wissenschaft erleichtern
  6. Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte Startups verbessern
  7. Startup-Kompetenzen für öffentliche Aufträge mobilisieren
  8. Startups den Zugang zu Daten erleichtern
  9. Reallabore (Testräume für Innovation und Regulierung) stärken
  10. Startups ins Zentrum stellen

Diese Strategie soll im Sommer im Bundeskabinett verabschiedet werden, im Anschluss soll die Umsetzung sowie ein regelmäßiges Monitoring erfolgen. Wie sich allerdings bis dahin die Situation in der Branche verschärft haben könnte, bleibt abzuwarten.

Die Startup-Szene erfindet sich neu

Dass die aktuellen Krisen auf der Welt und an den Finanzmärkten alle Industrien beschäftigen, war auch auf dem 12. Expo Day in Stuttgart spürbar, der in diesem Sommer endlich wieder vor Ort im Wizemann Areal in Stuttgart stattfand. Dort trafen sich mehr als 1.000 Interessierte, und 27 Startups auf drei Bühnen, um sich über aktuelle Projekte und Zukunftsthemen auszutauschen. Startup Autobahn powered by Plug and Play ist eine Open Innovation Plattform für Tech-Startups aus Automobilindustrie, Maschinenbau, Health- und Enterprise-Branche, mit mittlerweile mehr als 30 renommierten Industriepartnern (u.a. Mercedes-Benz, Webasto, Bosch oder Deutsche Post). Ziel des Accelerators sind gemeinsame Pilotprojekte – im Rahmen des zwei Mal im Jahr stattfindenden Expo Days werden diese dann der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Im Fokus der Eröffnungs-Keynote von Ola Källenius, dem Chef der Mercedes Benz Group AG, stand dabei „Transformation and Innovation at Mercedes Benz“ mit zwei großen Herausforderungen: Decarbonisation, also die Erreichung von CO2-Neutralität, und die Digitalisierung im Fahrzeug. Mit der Entwicklung des Konzeptfahrzeugs Vision EQXX habe Mercedes mindestens 10 Jahre Vorsprung in der Industrie, die sich eines holistisches Gesamtkonzepts zur CO2-Reduktion in der Supply Chain, der Produktion und des Fahrzeugs selbst verschrieben hat. Er prognostiziert eine 100% elektrische Zukunft für den Stuttgarter Autobauer, die bis spätestens Ende 2030 Realität werden soll. Zum Thema digitalisiertes Fahrzeug sprach Källenius über die Koexistenz von Software und Hardware und das immense Innovationspotential in diesem Bereich. Hier käme die Innovation nicht selten durch Kooperation – auch beim Vision EQXX seien viele Tech-Startups beteiligt gewesen, die sich aus Pilotprojekten bei Startup Autobahn entwickelt haben, wie zum Beispiel UBQ materials aus Israel oder Ventus aus Stuttgart. „Efficiency is the new currency of the EV area“, sagt Källenius, und diese sei nur realisierbar, wenn man den Status Quo so oft wie möglich hinterfrage.

 

Tech-Startups

Ola Källenius at his keynote

 

Dass die Zusammenarbeit mit Tech-Startups für beide Seiten große Vorteile bringt, darüber sprach Tanja Rückert, CDO bei Bosch, in ihrem Panel. Natürlich müsse zunächst der strategic fit klar sein, vor allem auch aus Kundensicht. Doch welche konkreten Vorteile haben Startups und Unternehmen, wenn sie sich strategisch zusammenschließen? Für Startups: Ressourcen, Prozesse und Skalierbarkeit, für Unternehmen: Agilität und Verschlankung von Innovationszyklen.

Saori Dubourg (MoB BASF) brachte eine ganz neue Sichtweise zum Thema Nachhaltigkeit bei Startup-Finanzierungen in ihrem Vortrag „The future needs a better design“ auf die Bühne. Bis noch vor kurzem sei das Ziel gewesen, möglichst viel zu investieren („volume“) – zukünftig liegt der Fokus, in allen Bereichen, aber auch in der Finanzierung, auf dem nachhaltigen Einsatz von Ressourcen („value“). Weltweit seien Investments in ESG-Fonds auf unglaubliche 2,57 Billionen US-Dollar gestiegen – zukünftige Investment-Strategien fokussieren sich also mehr und mehr auf den sozialen und umwelttechnischen Nutzen, statt auf reines finanzielles Wachstum.

Im reinen Frauen-Panel unter der Leitung von Natascha Zeljko, Co-Founder and Chief Editor bei F10 FemaleOneZero & CURAZE, ging es darum, wie viel Chancen die aktuelle Krise mit sich bringt. Die zentrale Frage dabei war: Wie viele Firmen haben es wirklich verstanden, dass ständige Veränderung und das kontinuierliche Hinterfragen des Status Quo essentiell für den Unternehmenserfolg ist? Prof. Dr. Katharina Hölzle (Universität Stuttgart & Fraunhofer IAO) argumentierte, dass das Verständnis für Veränderung nun da sei, die radikale Umsetzung davon allerdings in vielen Unternehmen noch auf einem anderen Blatt Papier stehe. Vor allem die jüngere Generation hätte Transformation gedanklich schon verinnerlicht. Es sei nun allerdings Aufgabe der Schulen und Universitäten, diesen Menschen auch die Werkzeuge zur Umsetzung mitzugeben. Katharina Hopp (Bosch) machte deutlich, dass Innovation der einzige Weg heraus aus Krisen ist. Vor allem als Hardware-Hersteller sei Bosch gezwungen, strategische Allianzen mit Software-Startups einzugehen. Beim Thema Diversität in der Gründerszene seien Frauen immer noch unterrepräsentiert. Sie müssten noch sichtbarer werden, sich besser vernetzen und vor allem: Vorbilder finden. Nicole Büttner (Merantix Momentum) nannte hier die Unternehmerin und Gründerin Verena Pausder, die zusammen mit fünf anderen Unternehmerinnen kürzlich ihr Investment in die Frauenmannschaft des Fußballklubs 1. FC Viktoria 1889 Berlin verkündete. Ihr Ziel ist kein geringeres, als die deutsche Sportwelt nachhaltig zu verändern. 

 

Tech-Startups

Unser Fazit des Tages:

  1. das Kapital im Markt ist immer noch da, und muss verteilt werden
  2. es geht „Back to the Basics“: zukünftig werden sich nur die Tech-Startups behaupten können, deren Idee wirklich gut und auch nachhaltig erfolgreich ist
  3. eine Krise ist die beste Zeit, um ein Unternehmen zu gründen
  4. die Geschwindigkeit von Finanzierungsrunden wird sich verlangsamen von ca. 18 Monaten auf 24 bis 30 Monate
  5. Diversität in Unternehmen braucht klare Strukturen, Vorbilder und KPIs

 

Um im eigenen Unternehmen Innovation voranzutreiben, lohnt sich die Zusammenarbeit mit passenden Startups. Wir von magility helfen Ihnen dabei, die richtigen Kontakte in unserem internationalen Tech-Startup-Netzwerk zu knüpfen. Kontaktieren Sie uns jetzt – Wir beantworten gerne Ihre Fragen. 

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Die EcoMotion 2021 – innovative Startups am Puls der Zeit

Die EcoMotion 2021 – innovative Startups am Puls der Zeit

Die EcoMotion fand dieses Jahr ein weiteres Mal virtuell und leider unter denkbar ungünstigen Umständen statt. Die wichtige Startup Messe in der Tech-Metropole Tel Aviv bringt jedes Jahr weltweit führende Unternehmen und Startups zusammen, die auf dem Gebiet der Smart Mobility Pionierarbeit leisten. Wir von magility waren dabei. Dieses Jahr nutzten rund 600 Startups, etliche Investoren, Branchenführer, Verbände, Hochschulen, politische Entscheidungsträger und weitere wichtige Teilnehmer, den virtuellen Raum, um verschiedene Möglichkeiten für Wissensaustausch, Networking und Geschäftsanbahnungen zu nutzen. Unter dem Motto Smart Mobility haben unzählige Interaktionen im Bereich innovativer Technologien aus den Feldern Autonomous & Connected, Mobility Services, Electrification & Energy, Drones & Aviation sowie Supply Chain stattgefunden. 

Die EcoMotion Bühnen – am Puls der Zeit

Es begann nach den Opening Words am ersten Tag mit einer virtuellen Challenge-Bühne. Hier konnten sich verschiedene Experten über aktuelle Themen der Mobilität austauschen. Die Themen wurden vorgegeben und waren in verschiedene Kernindustrien sowie Länder kategorisiert. Auf diese Weise wurden die entstehenden Diskussionen vorstrukturiert und moderiert. Auf der Startup Stage waren die High-Tech Startups mit virtuellen Ständen vertreten, deren virtuelle Räume zu festgelegten Zeiten freigeschalten waren. 

Der zweite Tag startete mit den “Opening Words” von Orlie Gruper, Executive Advisor der EcoMotion, auf der Hauptbühne. Auf dieser Bühne folgten über den Tag verteilt Fireside Chats, Interviews und Vorträge zu den wichtigsten Themen der smarten Mobilität. Auch die VDA-Präsidentin Hildegard Müller war als Speakerin vertreten und legte die Verbindungen zwischen der deutschen Automobilindustrie und dem israelischen Startup-Ökosystems dar. Die Inhalte, die folgten, betrafen den Ausbau der Infrastruktur, die neue Ära der Elektrifizierung, den Shift in das neue Zeitalter smarter Mobilität, und natürlich durfte auch eine Diskussion über die neuen Cyber Security Regularien der UNECE WP.29, welche die Automobilindustrie vor große Herausforderungen stellt, nicht fehlen. Wir von magility haben schon mehrfach darüber berichtet. Unser Startup-Partner Argus Cyber Security, eines der weltweit bekanntesten Automotive Cyber Security Unternehmen hat sich schon seit Jahren auf diese Regularien vorbereitet und die erforderlichen Maßnahmen in seinen Produkte bereits umgesetzt. 

Bahnbrechende Techniken durch Connectivity

Weiter ging es mit Beiträgen zum Autonomen Fahren, z.B. wie die Konnektivität auf die nächste Stufe gebracht werden kann und welche Rolle der Aftermarket als Zielmarkt spielt. Betont wurde bei den Vorträgen auf der EcoMotion immer wieder, wie wichtig heute Kooperationen auf den verschiedensten Feldern werden, um Innovationen zu beschleunigen. 

Auch wurde darüber berichtet, wie durch die Vernetzung von Daten, beginnend bei der Entwicklung über die Produktion bis zum Fahrzeug auf der Straße bzw. zur Beschaffenheit der Straße selbst, ein ganz neuer Bereich der Wertschöpfung erschlossen werden kann. Klar betonte wurde, wie sich die urbane Mobilität zum zentralen Thema von Startups entwickelt. Öffentlich-private Partnerschaften beschleunigen dabei zukünftige Mobilitäts- und EV-Lösungen, mehr und mehr flankiert durch politische Institutionen. 

Der elektromagnetischen Strahlung auf der Spur

Im Gespräch waren auch die zunehmenden elektromagnetischen Herausforderungen in der Automobilindustrie. Diesem ganz speziellen Feld der elektromagnetischen Strahlungen widmet sich z.B. der magility-Startup Partner VHOLA aus Israel.  

Die zum Patent angemeldete VHOLA-Technologie ermöglicht die vorausschauende Wartung der Fahrzeugleistung durch permanente Messung der magnetischen und elektromagnetischen Emissionen während der gesamten Lebensdauer eines Fahrzeugs.  Aus der permanenten Messung leitet sich ein  Algorithmus ab, der zu korrigierenden Maßnahmen für ein abstrahlendes Steuergerät führt, und dadurch auch die Exposition der Fahrgäste gegenüber hohen Magnetfeldpegeln minimiert. Die Lösung von VHOLA liefert ein kontinuierliches Magnetfeld-Feedback und gibt alle Messungen und Korrekturmaßnahmen über die Telekommunikationseinheit an den Automobilhersteller weiter, um eine kontinuierliche Verbesserung und Regulierung zu ermöglichen.

Weitere Kernthemen der EcoMotion im Überblick 

Viele weitere Kernthemen wurden auf der EcoMotion diskutiert. Dazu gehörte auch die Automotive Disruption und das israelische Smart-Mobility-Ökosystem. Die Frage, wie die Wandlung des öffentlichen Nahverkehrs hin zur Mobility as a Service  (MaaS) gelingen könne, wurde vielfach gestellt. Ganz eng damit verbunden ist die Suche nach der Gestalt der Mikromobilität in der Stadt. 

Die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen zwang der EcoMotion das Thema der Nachhaltigkeit der automobilen Lieferketten förmlich auf, wobei sich in diesem Zusammenhang die Frage stellt, wie die Logistik in all ihren Aspekten in Zukunft generell neu zu definieren ist. Smart Logistics wird zum erfolgsentscheidenden Faktor. Der Gedankenaustausch zur weiteren Verbreitung der Elektromobilität nahm ebenfalls breiten Raum ein, wobei besonders über globale Lösungsansätze für die notwendige EV-Infrastruktur gesprochen wurde, ohne deren Ausbreitung Stagnation droht. Um die aus der dargestellten Themenpalette sich ergebenden Herausforderungen meistern zu können, sind auch in 2021 enorme Investitionen in die Mobilität notwendig, wobei die Sicherheit der zusammenwirkenden Systeme von ganz zentraler Bedeutung ist. Als nur ein Beispiel sei die antivirale Technologie erwähnt, die Grundlage jeder sicheren Mobilität bereits der Gegenwart und noch mehr der Zukunft ist. Und selbstverständlich stellt sich die Frage nach dem künftigen Zusammenspiel von Cloud und Edge-Computing, deren Beantwortung auch für die Bedürfnisse von autonom fahrenden Autos der Level 4 und 5 von Bedeutung ist.

Nach einem an Vorträgen reichen Vormittag blieb auf der Main Stage Raum für B2B-Gespräche, und die Live Expo Morning Session wurde auf der Startup Bühne eröffnet. Auf der Open Stage hatten alle Community-Mitglieder der Messe die Möglichkeit, sich mit einem 20-Sekunden Video den anderen Messeteilnehmern zu präsentieren. Bei der Meet & Greet session konnte man sich in begrenzter Anzahl virtuellen Räumen zuschalten und über aktuelle Themen austauschen sowie neue Kontakte knüpfen und Kooperationen anbahnen. 

Virtuelle Messestände und Live Demos 

Auf den virtuellen Messeständen der EcoMotion konnte sich jeder mit aktuellen Informationen über die Startups eindecken, Live-Demos ansehen sowie zu bestimmten Zeiten an interaktiven Sessions teilnehmen. Über die interne B2B Area hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit den anderen zu vernetzen, Meetings einzustellen und live zu chatten. 

Auch wir von magility haben diese Möglichkeiten intensiv genutzt und viele neue Technologien und High-Tech Startups kennengelernt, über die wir im nächsten Artikel gerne berichten. 

Die Ecomotion ist und bleibt auch virtuell eine der wichtigsten Messen, um die neuesten Innovationen der Startups und die dahinterstehenden Akteure kennenzulernen, frische Impulse aufzunehmen und diese in neue Geschäftsmodelle zu integrieren, um auch in Zukunft am Puls der Zeit der smarten Mobilität zu agieren. Kontaktieren Sie uns dazu gerne.

Startup-Ökosystem in Deutschland – Was ist zu tun?

Startup-Ökosystem in Deutschland – Was ist zu tun?

Die Bedeutung von Startups für die deutsche Volkswirtschaft nimmt zu. Die innovationsfreudigen jungen Unternehmen werden im internationalen Wettbewerb zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Auch die Politik hat das erkannt und plant mit einer Reihe von Maßnahmen die Voraussetzungen für Gründer zu verbessern und die Umsetzbarkeit von deren Ideen zu vereinfachen. Denn die richtigen Rahmenbedingungen tragen maßgeblich zu einem prosperierenden Startup-Ökosystem bei.

Wie wird eine Gründung zum Startup?

Startups sind junge Unternehmen, die mit dem Ziel ein schnelles und hohes Unternehmenswachstum zu realisieren, eine innovative Geschäftsidee verfolgen. Meist haben die Gründer eine neue Technologie oder ein neues Geschäftsmodell entwickelt, das es entweder noch nicht gibt oder das sich noch nicht erfolgreich am Markt durchgesetzt hat. Dadurch unterscheiden sich Startups von imitierenden Gründungen wie z.B. Friseursalons oder KFz-Werkstätten, die bestehende Konzepte nachahmen und auf traditionelle Art einen bestehenden Markt bedienen. Ein Startup könnte daher definiert werden als eine Unternehmensgründung, die nicht länger als drei Jahre zurückliegt, dabei den Anspruch hat einen Markt mit einem innovativen Konzept zu erschließen oder sogar einen neuen Markt zu schaffen. Laut Startupdetector werden in Deutschland im Schnitt 40 Startups pro Woche gegründet, das entspricht einem Anteil von 1,6%, bezogen auf alle inländischen Unternehmensgründungen.

 

Wo fühlen sich Startups wohl?

Viele bekannte Gründer, wie beispielsweise auch Mark Zuckerberg von Facebook oder Larry Page von Google, waren noch Studenten oder gerade erst Universitätsabgänger, als sie ihr erstes Unternehmen gründeten. Ein gut funktionierendes Universitätssystem mit engen Verbindungen zu Technologieunternehmen kann daher als eine wichtige Grundlage für ein Startup-Ökosystem angesehen werden. Gründerzentren an Universitäten, auch Inkubatoren genannt, sind ein weiterer wichtiger Faktor. Denn dort werden Gründer-Teams gerade in der kritischen Anfangsphase mit der benötigten Infrastruktur unterstützt. Dazu gehören Räumlichkeiten für Büros, Start-Finanzierungen oder fachliche Mentorenprogramme, in denen erfahrene Unternehmer bei der Ausarbeitung der Strategie unterstützen. Den US-Vorbildern, wie der Stanford University im Silicon Valley folgend, gehören solche Einrichtungen auch in Deutschland inzwischen meist zum Standard. 

 

Auch Industrie und Staat fördern Startups

Neben den Universitäten ist die Industrie ein weiterer wichtiger Förderer von Startups. Viele große Unternehmen organisieren sogenannte Accelerator-Programme, in denen junge Unternehmen in einem mehrmonatigen Programm gezielt gefördert werden um marktreife Produkte zu entwickeln. Bekannte Acceleratoren in Deutschland sind die Startup-Autobahn, unterstützt von Daimler, HP, ZF, DXC und weiteren, oder APX, unterstützt von Porsche und Axel Springer. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert den German Accelerator, der deutschen Startups dabei hilft, in den USA Fuß zu fassen und vom dortigen Technologievorsprung beim Thema Online Business zu profitieren. 

 

Venture Capital als Voraussetzung?

Fast alle Geschäftsideen benötigen Kapital für ihre Umsetzung. Die Gründer müssen ihren Lebensunterhalt sichern, ihre Mitarbeiter bezahlen und Ausgaben für Forschung und Entwicklung von Prototypen bestreiten. Je nachdem auf welche Branche sich ein Startup fokussiert, können sich die erforderlichen Beträge schnell auf mehrere Millionen Euro summieren. In Startups investiertes Geld wird Risikokapital oder englisch Venture Capital (VC) genannt. Riskant sind Investitionen in Startups vor allem darum, weil sich im Schnitt lediglich 1 bis 2 von 10 Startups nach der Gründungsphase am Markt etablieren und ihre Renditeversprechen erfüllen können. Der Kapitalbedarf eines Startups steigt in der Wachstumsphase meist rasant an, wenn z.B. für Marketingmaßnahmen zur Erhöhung des Marktanteils oder zum Aufbau eines professionellen Geschäftsbetrieb Investitionen notwendig sind. Um auf die erforderlichen finanziellen Ressourcen zugreifen zu können, ist es für Gründer daher von hoher Bedeutung, sich in einem investitionsfreudigen Netzwerk zu bewegen.

 

Deutschland im internationalen Vergleich

Um die aktuellen Bedingungen für Startups zu bewerten, lohnt sich ein internationaler Vergleich. Im Global Talent Competitive Index 2019, erhoben von INSEAD, TATA und Adecco, landet Deutschland auf dem 14. Platz. Die ersten Ränge belegen die Schweiz, Singapur und die USA. In der Gruppe der europäischen Länder steht Deutschland auf Platz 10. Ein Hinweis darauf, dass noch Potenzial nach oben besteht. Die Online-Plattform für Freelancer, Peopleperhour, hat ein Ranking nach Städten erstellt. Laut dieser Studie sind die besten Städte für Startups Wien, Tokyo und Madrid. Als erste deutsche Stadt landet Berlin auf Platz 15. Die Aussagefähigkeit solcher Erhebungen ist natürlich durch die zugrundeliegenden Methoden begrenzt und kann nicht für jedes Startup verallgemeinert werden. Doch sie können Tendenzen aufzeigen und die Regierungen der Länder zum Handeln motivieren.

 

Was sollte sich für Startups in Deutschland ändern?

Eine Studie von EY und der Deutschen Börse hat einige Kritikpunkte herausgearbeitet und Verbesserungsvorschläge formuliert. Im Vergleich der Rechtssysteme der Startup Hotspots Kalifornien, Vereinigtes Königreich (UK) und Israel deuten sich Bereiche an, in denen Deutschland noch aufholen sollte. Die Forscher der Studie untersuchten die vier Standorte nach wirtschaftlichen, steuerlichen und regulatorischen Kriterien. Deutschland habe in einzelnen Bereichen inzwischen im Ausbau seines Startup-Ökosystems signifikante Fortschritte erzielt. Der Vergleich mit Kalifornien mache aber deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich dennoch weiterhin viel Steigerungspotenzial hat. Besonders im steuerlichen und regulatorischen Bereich zeigen sich hierzulande bürokratische Hemmnisse, die sich als Standortnachteil im Wettbewerb um die besten Startup-Ökosysteme erweisen. Die Schlüsse aus der Studie können wie folgt zusammengefasst werden: In Kalifornien werden weitaus mehr Investitionen in Form von Venture Capital getätigt als in den Vergleichsregionen. Allerdings sind dort die Visa-Bestimmungen strikt und die Preise für Büroräume relativ hoch. Deutschland sollte daher für Investoren Anreize schaffen um Investitionen in Startups steuerlich attraktiver zu machen. In UK vorbildlich sind der geringe regulatorische Aufwand bei Unternehmensgründungen und die intensiven finanziellen Förderungsprogramme von staatlicher Seite. Eine Komplexitätsreduzierung der Verwaltungsprozesse für Unternehmer kann die Attraktivität des Standorts Deutschland erhöhen. Israel ist Benchmark in der digitalen Infrastruktur und beim Zusammenspiel von staatlichen Behörden, Universitäten und Wirtschaft. Eine intensivere Verflechtung dieser Akteure kann Startups sowie deren Innovationen zum Erfolg verhelfen und damit die gesamte deutsche Wirtschaftsleistung steigern. 

[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]

  • Die richtigen Rahmenbedingungen tragen maßgeblich zu einem prosperierenden Startup-Ökosystem bei.
  • Startups haben das Ziel ein schnelles und hohes Unternehmenswachstum zu realisieren und eine innovative Geschäftsidee zu verfolgen.
  • Ein gut funktionierendes Universitätssystem mit engen Verbindungen zu Technologieunternehmen kann eine wichtige Grundlage für ein Startup-Ökosystem sein.
  • Venture Capital (VC) = Risikokapital = In Startups investiertes Geld. 
  • Laut einer Studie von EY und der Deutschen Börse habe Deutschland in einzelnen Bereichen inzwischen im Ausbau seines Startup-Ökosystems signifikante Fortschritte erzielt.

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Startup-Ökosystem als Kulturfrage

Ein erfolgreiches Startup-Ökosystem ist neben den genannten strukturellen Bedingungen auch stark von einer bestimmten Kultur abhängig. Dazu gehört eine optimistische Denkweise, die sich erlaubt, auch ausgefallene Wege zu gehen. Nicht umsonst wird von einem Gründergeist gesprochen, der manchen Orten mehr zugesprochen wird als anderen. Teil davon kann laut der Studie auch die Etablierung einer ‘Kultur des Scheiterns’ nach US-Vorbild sein. Nur wer wagt, der gewinnt, aber niemand sollte für einen Versuch bestraft werden. In den USA gilt die Akzeptanz von Fehlversuchen als mitverantwortlich für den Erfolg vieler Gründer. Eine Kulturfrage könnte auch der geringe Anteil von Gründerinnen in Deutschland sein, der aktuell nur 15% beträgt. Hierin liegt ein weiteres wichtiges Potenzial, das Deutschland nutzen könnte, um aktiv das eigene Startup-Ökosystem zu stärken und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Ökonomie zu erhöhen. 

Israels Startup Ecosystem – Innovationsschmiede für die Welt

Israels Startup Ecosystem – Innovationsschmiede für die Welt

Die Startup Szene ist Israel ist im weltweiten Vergleich einmalig, die pulsierende Stadt Tel Aviv ist deren Mittelpunkt. Was macht die dortige Startup Kultur so besonders?

Es geht den Firmengründern dort hauptsächlich um das Ausprobieren von Ideen und um das kreative Lösen von zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen. Es geht vorrangig nicht um den Aufbau großer Konzerne, sondern um das Gründen von innovativen Unternehmungen und das Umsetzen einer Vision. Das macht Tel Aviv heute zu einer attraktiven dynamischen Gründer-Metropole mit frischem Wind für innovative Gedanken und Vorhaben, voll von kreativen Persönlichkeiten und deren ‘pushy’ Unternehmertum.

Höchste Startup Dichte weltweit

Nirgendwo anders auf der Welt gibt es ein derartig florierendes Ecosystem für innovative Neugründungen. In Israel werden jährlich etwa 1400 neue Startups gegründet. Zwar scheitern etwa 80 Prozent davon, es bleibt aber immer noch eine beträchtliche erfolgreicher Startups bestehen von denen einige zu größeren Unternehmen heranwachsen. Viele der dort gegründeten Startup-Erfolgsunternehmen konnten in der Vergangenheit hohe Verkaufspreise durch Exits an ausländische Technologieunternehmen verzeichnen.

Wem Tel Aviv bisher noch nicht als Innovationsmotor der Startup Szene bekannt war, der muss sich spätestens jetzt mit der pulsierenden Mittelmeerstadt auseinandersetzen.

Rahmenbedingungen für den Erfolg

Warum gerade Israel? Welche Rahmenbedingungen begünstigen die zahlreichen Gründungen?

Fragt man Startup-Gründer aus Israel, erhält man häufig die Antwort, dass Israel selbst erst ein junger Staat sei und man als Israeli daher von Anbeginn an das Gründen an sich aktiv lernt. Außerdem müssten die Menschen dort stetig improvisieren, was auch der Natur des Gründens entspricht. Saul Singer, Buchautor des Werkes “Start-Up Nation Israel” fasst zusammen:

Wir sind ein kleines Land. Wir haben keine natürlichen Ressourcen. Und wir leben inmitten in einer uns feindlich gesinnten Nachbarschaft. Damit mussten wir immer klarkommen. Wir mussten diese Herausforderungen stets bewältigen – auch mit Innovationen. Lange Jahre ging es dabei vor allem um unsere Verteidigung. Erst später wurden wir zur Start-Up-Nation. Es ist ganz einfach: Wir mussten erfinderisch sein, um zu überleben.“

Lösungsorientierter Erfindergeist, das ist es, was Israel bis heute ausmacht. Der große Traum vieler junger Israelis ist es heute, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Die Welt verändernde Technologien kommen aus Israel

Singer fasst zusammen, dass Israel in seiner gesamten Geschichte, seit Gründung des Staates bis heute nur von drei Generationen geprägt wurde. Die erste Gründergeneration des Staates Israel machte die Natur bewohnbar und gründete Kibbuze. Die zweite Generation kämpfte in mehreren Kriegen gegen die arabischen Nachbarländer und die jetzige Generation führt das Land durch den Innovationsmotor der Startups. Diese Innovationen sind jedoch nicht nur für Israel wichtig, sie könnten sogar die ganze Welt verändern. Der USB Stick stammt aus Tel Aviv, genauso wie die neueste Gesichtserkennungssoftware von Apple und auch die Sicherheitssysteme gegen Cyberangriffe bei vernetzten Autos, die heute auf den Straßen rollen.

Wichtige Technologien entwickeln und sie weltweit einsetzbar machen – das ist die Vision vieler israelischer Startups. Visionär sind diese Unternehmen und deren Bescheidenheit zählt zur Erfolgsformel. Und damit sind sie wirklich sehr erfolgreich.

Markteintritt und Vertrieb entscheidende Kompetenz

magility begleitete bereits Startups aus Israel beim Wachstum der eigenen Firma. Den Markteintritt schaffen und sich erfolgreich im europäischen Markt positionieren – das steht im Mittelpunkt der Arbeit von magility für israelische Technologie Startups. Zwar bringt Israel sehr viele Startups hervor, die Märkte für die dort entwickelten Produkte liegen jedoch ausschließlich außerhalb des Landes. Daher waren die USA und die EU, im Schwerpunkt Deutschland die größten Zielmärkte.

[infobox headline=“Das Wichtigste in Kürze“]

  • Nirgendwo anders auf der Welt gibt es ein derartig florierendes Ecosystem für innovative Neugründungen als in Israel.
  • Der lösungsorientierte Erfindergeist der Israeli gilt als Rahmenbedingung für den Erfolg der Startups.
  • Ihre Vision: Wichtige Technologien entwickeln und sie weltweit einsetzbar machen.
  • Israel bringt zwar sehr viele Startups hervor, die Märkte für die dort entwickelten Produkte liegen jedoch ausschließlich außerhalb des Landes.
  • magility begleitete bereits israelische Startups aus dem Automotive Bereich, dem Maschinenbau sowie im Anwendungsfeld von Künstlicher Intelligenz.

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Europäische Unternehmen erkennen Chancen

Immer mehr deutsche und europäische Unternehmen erkennen die Chancen und Möglichkeiten durch die Zusammenarbeit mit israelischen Startups. Deutschland wird mehr und mehr Absatzmarkt und Zielmarkt für Firmenverkäufe. Doch sowohl Europa als auch die USA sind geografisch weit entfernt und unterscheiden sich auch im kulturellen Geschäftsgebaren von Israel. Deswegen brauchen israelische Startups sogenannte ‘Mittler’. Mittler kennen den Zielmarkt und haben gute Kontakte zu relevanten Entscheidungsträgern.

magility begleitete bereits israelische Startups aus dem Automotive Bereich, dem Maschinenbau sowie im Anwendungsfeld von Künstlicher Intelligenz. Internationaler Footprint, Agilität im Handeln und konsequente Markterschließung sind heute mehr denn je die Schlüsselerfolgsfaktoren für Startup Unternehmen. Durch die fortwährende Begleitung und Beratung der Startups durch magility konnten einige davon bereits hohe Verkaufspreise bei europäischen Konzernen erzielen und sich als wichtige Marktteilnehmer in den europäischen Zielmärkten etablieren.

Kontaktieren Sie uns gerne für weitere Informationen bezüglich der Begleitung von Startups und B2B Markterschließung – gerne auch außerhalb von Israel!

 

Cybersecurity im Auto: Überwachung mit Argusaugen

Cybersecurity im Auto: Überwachung mit Argusaugen

Fachartikel von Dr. Michael W. Müller

Komplexe digitale Geschäftsmodelle und Systemarchitekturen erfordern eine hohe IT-Systemsicherheit. Denn alles, was digital verwaltet und organisiert ist, kann auch durch Cyber-Angriffe gestört, verändert oder missbraucht werden. So wird auch die Automotive-Cybersecurity zunehmend zu einer erfolgskritischen Gesamtsystemfunktion, die es über den kompletten Produkt-Lebenszyklus und die Automotive-Wertschöpfungskette abzusichern gilt.

 

Bild 1: Vernetzte Fahrzeuge bieten Hackern verschiedene Zugriffsmöglichkeiten. (Quelle: magility)

 

Noch vor wenigen Jahren bedeutete Sicherheit in der Automobilindustrie Unfall- und Diebstahlprävention. Heute sind Autos extrem komplexe Systeme, in denen mehrere Computer immer größere Datenmengen in Echtzeit austauschen. Weil die Automobilhersteller immer mehr Komfort- und Infotainment-Funktionen in immer kürzerer Zeit hinzugefügt haben, kamen zu den bestehenden unsicheren Systemen ständig neue in das Gesamtsystem hinzu: Anstatt die bestehenden Systeme zu sichern, nahmen die Verantwortlichen aus Zeitdruck neue Einfallstüren in Kauf. Welche Lücken in der Automotive-Cybersecurity klaffen, verdeutlicht schon die mediale Berichterstattung über Hacking-Vorfälle in den letzten beiden Jahren. Digitale Attacken auf Automobile und ihre digitalen Systeme sind heute eine allgegenwärtige Gefahr und eine große Herausforderung für Autobesitzer, -häuser, -hersteller und -zulieferer.

Cybersecurity reflektiert die Kundenbedürfnisse Zuverlässigkeit und Privatsphäre. Diesbezüglich war 2015 ein besonders aufregendes Jahr: Mehrere Vorfälle haben den Fokus der Medien und damit der Öffentlichkeit auf sich gezogen und dadurch der Thematik zu neuem Stellenwert verholfen. Manche dieser Vorfälle haben sogar handfeste Skandale ausgelöst. Den ersten direkt auf Cybersecurity-Probleme zurückzuführenden Rückruf von Fahrzeugen vermeldete Fiat-Chrysler; das war im Jahr 2015. Hackern war es damals gelungen, ein vernetztes Fahrzeug fernzusteuern.

Auch auf den öffentlichen Security-Konferenzen Black Hat und Defcon kamen Missbrauchsfälle an die Öffentlichkeit, was eine Diskussion über die ethische Veröffentlichung von Automotive-Sicherheitslücken auslöste. Darunter befinden sich eine Man-in-the-Middle-Attacke eines vernetzten Fahrzeuges bei BMW, Volkswagens Insider-Attacke auf Emissionsregelungssysteme, das Hacking des BMW i3, um dessen Reichweite zu erhöhen, oder das Hacking der Türöffnungsfunktion der Smartphone-App von Nissan. Eine Lücke bietet auch das System Onstar von General Motors: Via App können Unbefugte mit dem Werkzeug Ownstar auf die gleichen Funktionen zugreifen und ein vernetztes Fahrzeug abfangen. Ebenso gefährlich ist der Cryptochip von Megamos, der Fahrzeuge durch Crypto-Cracking entriegelt.

 

Technische Grundlagen verstehen und verknüpfen

 

Computer und vor allem untereinander vernetzte Computer haben signifikante Beiträge zur Fahrzeugsicherheit und -funktionalität geleistet: von der Stabilitätskontrolle bis zur elektronischen Kraftstoffeinspritzung, von ADAS über das teilautonome bis zum automatisierten Fahren, von der Navigation bis zur Gefahrenabwehr. Seit diese Systeme zunehmend auf geteilten Informationen und In-Vehicle-Kommunikation beruhen, sind auch sie Cyberattacken ausgesetzt.

 

Ein digitales Mobility-Geschäftsmodell besteht aus einem Internet-basierenden Serviceangebot und einem digitalen Prozessmodell. Zusammen dienen sie der Steigerung von Effizienz und Effektivität.

Bild 2: Ein digitales Mobility-Geschäftsmodell besteht aus einem Internet-basierenden Serviceangebot und einem digitalen Prozessmodell. Zusammen dienen sie der Steigerung von Effizienz und Effektivität. (Quelle: magility)

 

Die E/E-Systeme in einem Automobil stammen für gewöhnlich von unterschiedlichen Herstellern. Diese nutzen alle dieselben Protokolle, um miteinander zu kommunizieren, obwohl sie eigentlich unabhängige Einheiten sind. Jedes Steuergerät (ECU) muss einzeln gesichert werden, abhängig von Zweck, Konstruktion und Platz im Netzwerk. So wie sich Fahrzeuge online vernetzen, steigen die Risiken exponentiell, und die große Herausforderung für OEMs besteht darin, sich Vertrauen und Kundenzufriedenheit zu verdienen. Cyber-Attacken können im Grunde auf drei Wegen stattfinden: Drahtlos über WLAN, Bluetooth oder Funkschlüssel; über Smartphones und andere Geräte, die mit dem Fahrzeug verbunden sind; sowie direkt über den CAN-Bus des Fahrzeugs via OBD2-Schnittstelle (Bild 6).

 

Bedrohungsanalyse

 

Eine detaillierte Automotive-Cybersecurity-Bedrohungsanalyse ist die Basis für die Gestaltung und Implementierung eines Cybersecurity-Konzeptes. Hierzu sind mehrere Schritte notwendig, darunter ein Audit der eingesetzten und geplanten Cybersecurity-Technologien und -Konzepte, also Fahrzeug, Backend und Internet-Cloud. Ebenfalls unverzichtbar ist eine Überprüfung der Cybersecurity-Organisation (Rollen und AKV) sowie der internen Cybersecurity-Prozesse entlang des kompletten Produktlebenszyklus‘ inklusive PLM, Produkt- und Softwarefreigaben. Ferner sind die Festlegung und Implementierung von Automotive-Cybersecurity-Standards entlang der kompletten Wertschöpfungskette vonnöten sowie vorbeugende Maßnahmen für kommende oder zu erwartende staatliche Cybersecurity-Regulierungen. Eine solche Cybersecurity-Risikoanalyse zeigt den jeweils aktuellen Handlungsbedarf auf und stellt eine gute Basis für das folgende Konzept dar.

 

Grundformen digitaler Servicemodelle

Bild 3: Die vier Grundformen digitaler Service-Modelle. (Quelle: magility)

 

Neben der Risikoanalyse lassen sich auch aktive Penetrationstests als simulierte Hackerangriffe durchführen. Diese Angriffe können auf Ebene von Komponenten wie zum Beispiel der TCU (Telematic Control Unit), des Gesamtfahrzeuges oder des Gesamtsystems aus Fahrzeug und Backend erfolgen. Hierfür ist ein tiefes Verständnis der Hard- und Software sowie der möglichen Angriffsprozedere notwendig. Die hieraus gewonnen Kenntnisse fließen wiederum in das Cybersecurity-Konzept ein. Die konsequente Auslegung der Fahrzeug-E/E-Architektur, die eingesetzten Firewalls, die Verschlüsselung des notwendigen Datenverkehrs und die laufende Überwachung des Datenverkehrs auf den Datenbussen zur Feststellung von Anomalien ermöglicht so die Überwachung des Cyber-Health-Status einer gesamten Fahrzeugflotte.

 

Sicherung von Automotive-Systemen

 

Für die Sicherung von Automotive-Systemen müssen beim Entwurf einer Automobil-Cybersecurity-Lösung folgende Rahmenbedingungen erfüllt sein:

  • Perimeter-Sicherheit, also die Isolation der kritischen elektronischen Steuergeräte des Fahrzeugs von anderen potenziell kompromittierten ECUs
  • Weitestgehende Begrenzung des Datenverkehrs von potentiell beeinträchtigten ECUs zum Rest des Fahrzeugs
  • Monitoring des CAN-Bus-Verkehrs, um fortgeschrittene Cyberattacken zu erkennen.
  • Befehle von Fernbedienungen (mit Ursprung außerhalb des Fahrzeugs) sollten nur nach entsprechender Authentifizierung zulässig sein.

Zudem muss die Sicherheitslösung dynamisch sein und auf neue Bedrohungen reagieren können. Ein minimaler Speicherplatzbedarf auf dem E/E-System bezüglich Latenz, Durchsatz, CPU, Speicher, Energieverbrauch und Bandbreite muss ebenfalls gewährleistet sein.

Digitales Prozessmodell

Bild 4: Nur durch das gezielte Zusammenwirken der einzelnen Prozessdomänen ist eine Steigerung der Effizienz möglich. (Quelle: magility)

 

All dies erfüllt das IDPS (Intrusion Detection and Prevention System) von Argus. Diese Automotive-Cybersecurity-Lösung erkennt und verhindert Cyberangriffe, ohne das Fahrzeug negativ zu beeinflussen. Durch Überwachung des Datenverkehrs auf dem CAN-Bus erkennt es Anomalien, die im Verdacht stehen, Cyber-Angriffe zu sein. Im Backend begleiten die „360 Cloud-Services” von Argus das Fahrzeug-IDPS-Modul, wobei diese Cloud-Dienste als Flotten-Frühwarnsystem dienen. Durch Big-Data-Analysen, die auf Informationen von allen mit dem IDPS ausgerüsteten Fahrzeugen in einer Flotte basieren, lassen sich neu erkannte Bedrohungen und Angriffe erkennen und analysieren. Damit lässt sich eine gesamte Fahrzeugflotte effektiv nach einem Angriff immunisieren und schützen.

 

Grundlagen Digitaler Mobility-Geschäftsmodelle

 

Eine Veränderung durch die rapid zunehmende Digitalisierung macht auch vor Automobil- und Mobilitätsindustrien keinen Halt, denn innovative Telematik-Technologien und digitale Geschäftsmodelle wirken sich unmittelbar auf die notwendige Cybersecurity der Mobilitätsanbieter aus.

Digitale Mobility-Geschäftsmodelle (Bild 1) bestehen aus einem Internet-basierenden Serviceangebot zur Steigerung der unternehmerischen Effektivität und einem digitalen Prozessmodell zum Optimieren der Effizienz. Basisanforderung hierfür sind ein durchgängiges Datenmodell sowie die Beachtung von Cybersecurity-Kriterien. Die vier Grundtypologien digitaler Mobility-Servicemodelle (Bild 3) ermöglichen dabei die Steigerung der Effektivität: das Ein-Algorithmen-Modell, das vernetzte digitale Agenten-Modell, das digitale Hub-Modell sowie das agentenoptimierte Modell.

Entwicklungsstufen digitaler Systemarchitekturen

Bild 5: Entwicklungsstufen digitaler Systemarchitekturen mit Beispielen aus der Mobilitätsindustrie. (Quelle: magility)

 

Die Prozessoptimierung (Bild 4) zur Effizienzsteigerung erfolgt schwerpunktmäßig für die Prozessdomänen Time-to-Market, Order-to-Delivery, Service, After Sales und Downstream Business sowie Corporate Functions. Dabei umfasst die Time-to-Market Forschung Produktentwicklung, Verfahrensentwicklung, Logistik- und Produktionsplanung, während es bei Order-to-Delivery um den Kundenauftragsprozess, Vertrieb und Produktion geht. Zu den Corporate Functions gehören Finance & Controlling, Human Resources und Marketing. Kritischer Erfolgsfaktor ist hier das gezielte Zusammenwirken der einzelnen Prozessdomänen und ein durchgängiges Datenmodell.

Neben der Gestaltung innovativer Geschäftsmodelle wird auch die Fähigkeit zum Design digitaler Systemarchitekturen zur Kernkompetenz von Unternehmen. Derzeit existieren bereits vier Basistypologien von Mobility-Systemarchitekturen (Bild 5): IT-Enabled Infrastructure, IT-Enabled Products, IT-Enabled Services und IT-Enabled Network-of-Enterprises. Bei den IT-Enabled Infrastructures handelt es sich um intelligente Infrastrukturen, die sich digital steuern lassen. Hierbei lassen sich ganze Standorte oder sogar der Global-Footprint eines Unternehmens erfassen und optimieren.

Der gesamte Lebenszyklus der digitalen Services muss sukzessive digitalisiert werden

Bild 6: Das Management des digitalen Service Life Cycles als kritischer Erfolgsfaktor für Unternehmen. (Quelle: magility)

 

IT-Enabled Products sind Produkte, die mit Elektrik und Elektronik, Software, Sensorik, Konnektivität und Aktuatorik ausgestattet sind. IT-Enabled Services bezeichnet skalierbare Dienstleistungen, die auf Algorithmen bauen und über Internet-basierende Netzwerkplattformen erhältlich sind. Die Meta-Netzwerkplattformen IT-Enabled Networks-of-Enterprises verknüpfen mehrere Serviceanbieter miteinander und optimieren so den Kundennutzen weiter. Neben dem Design von innovativen Geschäftsmodellen und der Fähigkeit zur Gestaltung digitaler Systemarchitekturen wird das Management des digitalen Service Life Cycles (Bild 6) zu einem kritischen Erfolgsfaktor für Unternehmen. Aufgrund der steten, schnell getakteten Veränderungen stellt es hohe Herausforderungen an das Management und die betriebliche Organisation.