Kirchheim/Teck ist eine historische Fachwerkstadt. Die einheitliche Wirkung der Altstadt ist auf eine Katastrophe zurückzuführen: den Stadtbrand vom 3. August 1690. In den Jahren danach haben die Kirchheimer eine unglaubliche Aufbauleistung vollbracht. In kürzester Zeit errichteten sie ihre Stadt von Neuem. Bis auf das Rathaus sind nahezu alle historischen Gebäude, die sich heute noch in der Innenstadt befinden, in den zehn Jahren zwischen 1690 und 1700 entstanden. Die Besucher schätzen das besondere Flair Kirchheims. Wer einmal da war, kommt gerne wieder. Gastronomie, Läden, der Markt, Veranstaltungen wie das Weindorf oder das Sommernachtskino im August – das alles ist Zeichen einer lebendigen Tradition. Hinzu kommt die Umgebung: Die prägende Burg Teck war zwar bereits im Bauernkrieg 1525 in Flammen aufgegangen. Aber im 19. und 20. Jahrhundert wurden an alter Stätte und auf alten Fundamenten neue Gebäude errichtet. Die Teck ist ein beliebtes Ausflugsziel in der atemberaubenden Mittelgebirgslandschaft der Schwäbischen Alb. Diese bietet ideale Möglichkeiten für Erholung und für sportliche Betätigung – sei es beim Wandern, Laufen, Radfahren, Klettern und auch beim Wintersport.

Max Eyth – ein Kirchheimer sorgt für Innovationen im Dampfzeitalter

Zur Tradition gehört in Kirchheim aber auch immer schon die Innovation. Im 19. Jahrhundert steht dafür der Name Max Eyth: Der gebürtige Kirchheimer war als Vertriebsingenieur von Fowler & Co., Leeds, dafür verantwortlich, dass damals High Tech aus Europa weltweit Verbreitung finden konnte – das Dampfpflügen und die Seilschifffahrt.

Beides war damals Inbegriff einer revolutionären Technik. Bis heute gibt es in Kirchheim immer wieder historische Vorführungen eines alten Gespanns von Dampflokomobilen. Sie beeindrucken durch eine solide Mechanik, die sogar nach 150 Jahren noch reibungslos funktioniert – wenn auch mit viel Fauchen und Zischen beim Dampfablassen. 

 

Kirchheims innovatives Potenzial im 21. Jahrhundert

Sehr viel geräuschloser zeigt Kirchheim im 21. Jahrhundert wiederum großes innovatives Potenzial: Statt um große Dampfmaschinen geht es heute um smarte Lösungen, um Sensoren, künstliche Intelligenz und das Internet of Things (IoT). Die Digitalisierung sorgt für weltweite Vernetzung, auch ohne dass man deswegen – wie einst Max Eyth – zwingend persönlich um die ganze Welt reisen müsste.

Dialog Semiconductor arbeitet von Kirchheim aus an der Welt von morgen

So hat seit über 30 Jahren in Kirchheim-Nabern ein Global Player wie Dialog Semiconductor seine Verwaltungszentrale. Produkte, Patente und Mitarbeiter des Halbleiterherstellers aus Kirchheim sind so bedeutend und so begehrt, dass Ende 2018 sogar Apple Teile des Geschäftsbereichs übernommen hat. Die anwendungsspezifischen integrierten Mixed-Signal-Schaltungen, die Dialog Semiconductor herstellen lässt, kommen im Multimedia- und Hörfunkbereich ebenso zum Einsatz wie im Mobilfunk und in der Automobilindustrie.

Ob  kabelloses Laden, Datenspeicherung und -protokollierung, Gebäude- und Fabrikautomation oder auch vernetzte Medizin – Dialog Semiconductor arbeitet heute von Kirchheim aus bereits an der Welt von morgen.

Lehner Sensorsysteme liest die Kommunikation von Pflanzen mit

Die Lehner Sensorsysteme mit Sitz in Kirchheim unter Teck präsentiert heute bereits die “Welt der Sensortechnik von morgen”. Sensoren für die Medizintechnik, für die Grafische Industrie oder für Sondermaschinen gehören – ebenfalls seit über 30 Jahren – zu den innovativen Produkten des Kirchheimer Unternehmens. Geschäftsführer Dr. Lars Lehner hat inzwischen noch eine weitere Branche erschlossen: die Biotechnologie. Ähnlich wie Max Eyth im 19. Jahrhundert ist Lehner dabei, die Landwirtschaft zu revolutionieren – allerdings nicht mit der gewaltigen Kraft großer Dampfmaschinen. Vielmehr gehen die Sensoren ganz nahe an die einzelne Pflanze heran und analysieren deren Bedürfnisse. Abgefangen werden die Signale, die innerhalb der Pflanze von unten nach oben oder auch von oben nach unten wandern, die also zwischen Wurzel, Stengel, Blatt, Blüte oder Frucht Informationen vermitteln. Durch die akribische Auswertung umfangreicher Daten lässt sich anhand dieser Signale erkennen, welchen Bedarf die Pflanzen haben und unter welchem Stress sie leiden. Passgenau können so – auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Pflanze hin, die sie für sich selbst intern kommuniziert – Temperatur, Licht, Wasser und Nährstoffe reguliert werden. Selbst ein drohender Schädlingsbefall oder eine Krankheit der Pflanze lassen sich aus den Daten, die die Sensoren liefern, herauslesen – lange, bevor diese Schäden für den Landwirt oder den Gärtner sichtbar werden. Wenn man den Schädling oder die Krankheit erst einmal sieht, ist es meistens schon zu spät, um gegenzusteuern. Die Sensoren aus Kirchheim dagegen liefern rechtzeitig die Information, wann die Pflanze wogegen geschützt werden muss. Smarte Sensorik – made in Kirchheim – sichert also die Zukunft der Landwirtschaft.

Pragmatic industries lässt Maschinen mit Menschen sprechen

Für die “Abrundung” sorgt die pragmatic industries GmbH aus Kirchheim, die Dr. Julian Feinauer 2017 gegründet hat. Wenn Lehner die Arbeit Max Eyths unter anderem in der Landwirtschaft fortschreibt und ins 21. Jahrhundert “übersetzt”, nimmt sich pragmatic industries die Maschinen vor und hört in sie hinein. Es geht darum, “Daten intelligent zu nutzen und ihr volles Potenzial auszuschöpfen – um den Mittelstand durch vorausschauendes Messdatenmanagement im internationalen Wettbewerb zu stärken”. Das “Digital Cockpit” von pragmatic industries bringt Industrie 4.0 in den Maschinenpark jedes Herstellers. Es ermöglicht, “dass sämtliche Maschinen- und Produktionsdaten gespeichert, ausgewertet und visualisiert aufbereitet werden”. Somit lässt sich schnell auf Veränderungen reagieren, und Prozesse können kontinuierlich verbessert werden. Das “Digital Cockpit” geht also ganz ähnlich vor wie die Pflanzen-Sensoren der Lehner GmbH: Es “rückt die Kommunikation zwischen Menschen und Maschinen immer mehr in den Fokus”. Auch dabei geht es um die akribische Auswertung umfangreicher Daten. Wie Lehner für die Landwirtschaft, übernimmt pragmatic industries für den Maschinenbau die aufwendige Arbeit beim “Abgreifen der Daten für jede Maschine” und bei der anschließenden “Erstellung von aussagekräftigen Analysen”. Es geht darum, “gerade bei komplexen physikalischen oder chemischen Produktionsprozessen mit einer Vielzahl an Einflussgrößen die Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen”.

Bei magility hört man metaphorisch “das Gras wachsen”

Alle diese Entwicklungen hat die Magility GmbH aus Kirchheim stets im Blick. Sie steht vielen innovativen Unternehmen beratend zur Seite – vor allem in den Bereichen Automotive, Maschinenbau und Bau. Innovation und Vernetzung sind wichtige Bestandteile, um die Transformation der Industrie erfolgreich begleiten und fortführen zu können. Zum Internet of Things gehört zwingend auch das Stichwort Cyber Security, auf das magility von Anfang an ein besonderes Augenmerk legt. Auch hier gilt es, durch eingehende Analyse Gefahren zu erkennen, um ihnen rechtzeitig begegnen zu können. Mit dem Internet der Dinge wiederum verhält es sich bei magility ähnlich wie mit den Pflanzen-Sensoren oder mit dem “Digital Cockpit”: Aufgabe ist es, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und sie – lange bevor sie für alle sichtbar werden – sensorisch oder nahezu seismographisch abzugreifen. Hören, wie das Gras wächst: Das war schon immer eine Metapher für Vorsprung durch Know-how. Magility hat dieses Know-how zu bieten und steht damit in bester Kirchheimer Tradition.