Die Fachtagung zum Thema „Energiewende im Weinbau – Neue Konzepte für mehr Nachhaltigkeit“ am Weincampus Neustadt war ein voller Erfolg. Die Veranstaltung fand am 31. Januar 2024 in der Aula des Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz als interaktives Format statt und zog eine vielfältige Gruppe von Weinexperten, Winzern und Interessierten an.

Die Teilnehmer wurden eingeladen, sich mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen, die die Energiewende für die deutsche Weinbranche mit sich bringt. Der Fokus lag auf den Problemen und Chancen für kleine und mittelständische Unternehmen im Weinbau, insbesondere im Hinblick auf Einsparpotenziale sowie Erzeugung und Speicherung erneuerbarer Energien.

Die Veranstaltung begann um 16:30 Uhr und bot nicht nur die Möglichkeit zur persönlichen Teilnahme in der Aula des DLR Rheinpfalz, sondern ermöglichte auch eine virtuelle Teilnahme über den Livestream https://schlagabtausch.ef-sw.de/.

PodiumsteilnehmerInnen

Die Podiumsdiskussion brachte renommierte Expertinnen und Experten der Weinbranche zusammen, die eingeladen waren, um ihre Perspektiven auszutauschen. Unter den Diskussionsteilnehmern waren neben Dr. Michael Müller, geschäftsführender Gesellschafter der Magility GmbH aus Wendlingen am Neckar auch Jochen Schmitt vom Weingut Egon Schmitt in Bad Dürkheim, Matthias Wolf, Geschäftsführer des Weinguts Schloss Ortenberg, Hans-Christoph Stolleis, Inhaber des Weinguts Stolleis in Neustadt an der Weinstraße, Saskia Wörthwein, Geschäftsführerin der Weinmanufaktur in Untertürkheim sowie Moritz Prinz zur Lippe, Auszubildender im Weingut Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen.

Ein wichtiges Zeichen für mehr Nachhaltigkeit in der Weinproduktion

Die Diskussion konzentrierte sich auf die Wege, wie die Weinproduktion nachhaltiger gestaltet werden kann, und beleuchtete die Rolle erneuerbarer Energien im Weinbau. Die Teilnehmer erfuhren, wie kleine und mittelständische Weinunternehmen Einsparungen realisieren und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende im Weinbau leisten können.

Die Fachtagung war kostenfrei, und die Teilnehmer mussten sich nicht im Voraus anmelden. Diese offene Struktur ermöglichte eine breite Beteiligung und trug dazu bei, dass verschiedene Perspektiven gehört wurden.

Insgesamt war die Veranstaltung ein gelungenes Forum für den Austausch von Ideen und Informationen rund um die Energiewende im Weinbau. Der Weincampus Neustadt setzt damit ein wichtiges Zeichen für mehr Nachhaltigkeit in der Weinproduktion und fördert den Dialog zwischen Experten und Praktikern der Branche.

Die Mehrdimensionalität des Weinbaus: Ein Blick auf die Ebenen des Erfolgs

Die Energiewende im Weinbau ist vielschichtig zu betrachten. Der Weinbau, eine komplexe und facettenreiche Branche, ist auf verschiedenen Ebenen von Einflüssen geprägt, die von globalen Trends bis hin zu spezifischen Anbaubedingungen reichen. Dr. Michael Müller warf in seinem Vortrag einen genaueren Blick auf die verschiedenen Ebenen, die den Weinbau maßgeblich beeinflussen und fasste diese Ebenen anschaulich für die Teilnehmenden zusammen. 

Ebene 1: Die Welt – Globale Trends und Politik

Auf der obersten Ebene geht es um die globalen Trends und um politische Entscheidungen im Weltmaßstab. Klimaveränderungen und Globalisierung sind Beispiele für Faktoren, die den Weinbau weltweit beeinflussen können. Die Branche muss sich kontinuierlich an diese Entwicklungen anpassen.

Ebene 2: Region – Klimatische Bedingungen und Gesetzgebung

Die zweite Ebene ist die Region, in der klimatische Bedingungen eine entscheidende Rolle spielen. In Deutschland sind Weinbaugebiete wie Pfalz, Mosel, Rheingau und Baden von großer Bedeutung. Hier beeinflussen Gesetze, Vorschriften, Infrastruktur und kulturelle Gegebenheiten den Weinbau. Das deutsche Weingesetz ist ein Beispiel für eine Norm mit großem Einfluss auf die Regionen. 

Ebene 3: Boden, Terroir, Topographie – Einfluss auf den Geschmack

Auf der dritten Ebene kommen Boden, Terroir und Topographie ins Spiel. Diese komplexen Faktoren beeinflussen sich gegenseitig und prägen maßgeblich den Geschmack des Weins. Jedes Weinanbaugebiet hat seine eigenen Besonderheiten, die sich auf dieser Ebene manifestieren.

Ebene 4: Weinpflanze, Weinberg – Rebsorte, Anbaumethode, Pflege

Die vierte Ebene umfasst die Weinpflanze und den Weinberg. Hier sind die Auswahl der Rebsorte, die Anbaumethode und die Pflege entscheidend. Verschiedene Rebsorten eignen sich für unterschiedliche Anbaumethoden, woraus eine vielfältige Weinlandschaft resultiert.

Ebene 5: Weinlese, Ausbau – Technik und Vinifikation

Die Weinlese und der Ausbau bilden die fünfte Ebene. Die Wahl der Lesetechnik, die Vinifikation und der Ausbau beeinflussen maßgeblich die Qualität des Weins.

Ebene 6: Marke, Marketing und Sales – Identität und Vertrieb

Auf der sechsten Ebene stehen Marke, Marketing und Sales im Fokus. Hier spielen die Markenidentität, die Marketingstrategie, die Vertriebswege und der Vertrieb eine entscheidende Rolle für den Erfolg im Markt.

Insgesamt zeigt diese hierarchische Betrachtung, dass der Weinbau eine multidimensionale Branche ist, in der auf jeder Ebene sorgfältige Überlegungen und Anpassungen notwendig sind, um Qualität und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Ein tiefes Verständnis für jede Ebene ermöglicht es Winzern, erfolgreich in diesem anspruchsvollen Umfeld zu agieren.

Zusammenfassung der Teilnehmerstimmen zur Energiewende im Weinbau

  • Einsparungen sind notwendig: Es herrschte unter den Teilnehmenden Einigkeit darüber, dass Maßnahmen zur Einsparung von Ressourcen und Energie im Weinbau unumgänglich sind.
  • Nachdenken und Umsetzungsgeschwindigkeit: Es wurde betont, dass zwar viel nachgedacht wird, aber eine schnellere Umsetzung und mehr Geschwindigkeit bei der Implementierung von Lösungen notwendig ist.
  • Zukunftsinvestition: Die Teilnehmer sahen die Anpassung an nachhaltige Praktiken als Investition in die Zukunft.
  • Bedarf an Start-ups: Es wurde der Wunsch nach mehr Unterstützung durch Start-ups geäußert, die innovative Lösungen für Winzer entwickeln können.
  • Fokus auf Weinproduktion: Die Teilnehmer betonten in der Diskussion die Wichtigkeit, sich auf die Weinproduktion zu konzentrieren und technologische Lösungen anderen zu überlassen.
  • Wissensquelle: Die Frage nach dem Erwerb von Know-how wurde aufgeworfen, und es wurde der Bedarf nach mehr Best-Practice-Austausch und Foren betont.
  • Experimentieren und Ausprobieren: Die Notwendigkeit, neue Ansätze und Technologien auszuprobieren, wurde unterstrichen.
  • Hilfe von der Politik: Die Politik wurde aufgefordert, bei Herausforderungen wie langsamen Genehmigungsprozessen, beispielsweise für Kabel im Boden, zu unterstützen.
  • Netzanpassungen: Kritik wurde an nicht passenden Netzstrukturen geäußert, und die Forderung nach Verbesserungen wurde laut.
  • Priorität für PV-Dachflächen: Die Priorisierung von Photovoltaik-Dachflächen wurde vorgeschlagen.
  • Gewinnsicherung für Winzer: Es wurde betont, dass Maßnahmen zur Nachhaltigkeit auch dazu dienen sollten, den Profit für Winzer zu sichern, um so auch die Umsetzung neuer Konzepte zu ermöglichen.
  • Handeln statt Reden: Mehrfach wurde appelliert, nicht nur zu reden, sondern aktiv Maßnahmen zu ergreifen. Der Austausch und die Zusammenarbeit wurden als Schlüsselfaktoren hervorgehoben.

Am Schluss stand der Dank für die Einblicke aus einer anderen Perspektive, die die Diskussion bereichert haben.

Magility fasst zusammen

Die Digitalisierung und Elektrifizierung im Weinbau prägen eine nachhaltige Zukunft und sind Treiber der Energiewende im Weinbau. Von der Weinlese bis zur Vermarktung ermöglichen innovative Technologien Effizienzsteigerungen, Qualitätsverbesserungen und eine aktive Unterstützung der Energiewende. Weinbauunternehmen, die intelligente Lösungen anstreben, setzen nicht nur auf umweltfreundliche Praktiken, sondern positionieren sich als Vorreiter für nachhaltigen Weinbau. Eine ganzheitliche Betrachtung entlang aller Ebenen – von der Weinlese bis zur Vermarktung – schafft einen Weg zu einem zukunftsorientierten und umweltbewussten Weinanbau. In den nächsten Tagen werden wir in unserem Blog auf die unterschiedlichen Handlungsebenen des Weinbaus genauer eingehen. Freuen Sie sich auf nähere Informationen und kontaktieren Sie uns gerne bei Fragen, Anregungen oder Projektanfragen. Wir helfen gerne weiter.