Das autonome Fahren gilt als ein maßgeblicher Zukunftstrend der Automobilindustrie. Fahrzeuge werden stetig intelligenter, reagieren auf ihre Umwelt und sind zunehmend vernetzt mit Servern, die das Auto über die Verkehrssituation und den Streckenverlauf informieren. Assistenzsysteme, die das autonome Fahren bereits teilweise ermöglichen, werden in nahezu jeder neuen Generation eines Fahrzeugmodells verbaut.
Welche Arten des autonomen Fahrens gibt es?
Zur genaueren Betrachtung wird das autonome Fahren in mehreren Stufen klassifiziert. Autonomie-Stufe 0 bezeichnet den klassischen Selbstfahrer. Autonomie-Stufe 1 beschreibt das assistierte Fahren, wobei ein Abstandsregeltempomat den Fahrer im Verkehr unterstützt. Diese Funktion gehört bei nahezu allen aktuellen Fahrzeugen zum Standard. Bei Autonomie-Stufe 2 geht es bereits um eine Teilautomatisierung. Das Fahrzeug kann dabei selbst die Spur halten, Abbremsen, Beschleunigen und automatisch Einparken, wobei der Fahrer selbst aber immer noch vollständig in der Verantwortung bleibt. In höherpreisigen Modellen ist diese Autonomie-Stufe bereits weit verbreitet. Autonomie-Stufe 3 ermöglicht hochautomatisiertes Fahren. Dabei ist das Auto fähig, bestimmte Aufgaben, wie etwa eine Autobahnfahrt selbstständig zu bewerkstelligen. Der Fahrzeuginsasse kann währenddessen anderen Tätigkeiten nachgehen, wie etwa Zeitung lesen oder am Laptop arbeiten. Allerdings muss er immer noch bereit sein, das Steuer im Ernstfall zu übernehmen. Autonomie-Stufe 4 beschreibt das Vollautomatisierte Fahren. Ein aktiver Fahrer wird nicht mehr benötigt, alle Fahrzeuginsassen werden Passagiere. Die verbauten intelligenten Systeme des Autos übernehmen alle Fahraufgaben. Der Passagier befindet sich außerhalb der Verantwortung und dürfte sogar schlafen. Stufe 5 beschreibt die höchste Stufe, das Vollautonome Fahren. Das Fahrzeug bewerkstelligt jegliche Verkehrssituation und Strecke dabei vollkommen selbstständig und auch Leerfahrten ohne Insassen wären möglich.
autonomes Fahren – was sind die Vorteile?
Hier ist zuerst die Vision vom unfallfreien Fahren zu beschreiben. Noch immer gibt es in Deutschland über 3.000 Verkehrstote im Jahr. In ganz Europa sind es rund 25.000. Weltweit sollen es laut der WHO sogar deutlich über eine Million Verkehrstote pro Jahr sein. Das Autonome Fahren könnte dazu beitragen, diese Zahlen drastisch zu senken. Ein weiterer Vorteil ist die gewonnene Zeit des Fahrzeuginsassen. Hierzu ein Beispiel: Eine Person, die pro Arbeitstag 2 Stunden Wegzeit im Auto zubringt, hätte bei durchschnittlich 220 Arbeitstagen pro Jahr eine Zeitersparnis von 440 Stunden durch ein autonom fahrendes Fahrzeug. Dies summiert sich auf, immerhin 36 Zwölf-Stunden-Tage, die für andere Tätigkeiten wie z.B. Zeitunglesen oder mobiles Arbeiten genutzt werden können.
Verschiedene Ansätze führen zu autonomem Fahren
Die etablierten Autohersteller knüpfen an ihr Kerngeschäft an, entwickeln ihre Modelle auf Basis bewährter Tradition weiter und statten die Fahrzeuge mit immer fortschrittlicheren Assistenzsystemen aus. Der technologische Fortschritt könnte bereits innerhalb der nächsten oder übernächsten Fahrzeuggeneration zum Vollautomatisierten Fahren führen. Unternehmen wie die Google-Tochter Waymo oder Uber forschen und testen neben den OEMs ebenfalls am autonomen Fahren. Sie nutzen ihre Erfahrung in der Verarbeitung großer Datenmengen und statten zugekaufte Automodelle mit meist sichtbar vielen Sensoren aus. Der Taxi-Dienstleister Lyft betreibt in Kooperation mit dem Autozulieferer Aptiv zur Zeit 30 umgerüstete 5er BMWs in Las Vegas. Die vielen dafür notwendigen Sensoren sind unauffällig in die Autos integriert. Allerdings ist dabei immer ein Sicherheitsfahrer mit an Bord, und die Umrüstung kostet noch mehrere hunderttausend Euro pro Fahrzeug. Alleine in Kalifornien haben über 60 Unternehmen eine Lizenz zum Testen autonomer Fahrzeuge. Nimmt man Arizona hinzu, sollen dort insgesamt bereits über 1.200 autonome Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein.
Wo geht die Reise noch hin?
Die neuen Innovationsmöglichkeiten durch autonomes Fahren sind äußerst vielfältig. Verschiedenste Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft wollen daran teilhaben. Um die aussichtsreichsten Chancen zu identifizieren, wurde etwa jüngst das Mobility, Experience and Technology Lab (MXT) gegründet. Dahinter steckt eine Kooperation des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO mit der Unternehmensberatung McKinsey. An deren Prototypen kann man genauso wie auf den letzten Elektronikmessen erahnen, wie eine solche Zukunft aussehen kann. Audi zum Beispiel stellte ein Konzeptfahrzeug vor, in dessen Fahrgastzelle sogar Pflanzen wachsen. Das Interieur von Autos kann mit abgedunkelten Scheiben und Liegesitzen zum Schlafzimmer werden, die Windschutzscheibe zum riesigen Bildschirm. Die Themen Komfort, Entertainment und Produktivität während der Fahrt rücken immer mehr in den Fokus.
Neue Geschäftsmodelle durch autonomes Fahren
Durch die fortschreitende Vernetzung der Autos und deren wachsende Fähigkeit zum autonomen Fahren ergeben sich auch neue Geschäftsmodelle. Tesla Chef Elon Musk, oft ein Freund großer Worte und Visionen, erklärte laut Medienberichten, dass die gesamte Fahrzeugflotte des Herstellers bald so autonom fahren könne, dass Eigentümer eines Teslas ihr Fahrzeug als Robotertaxi vermieten könnten. So könnte durch das Auto, während der Zeit, in der es eigentlich ungenutzt geparkt wäre, Geld verdient werden und dieses zur Amortisation desselben beitragen. Musk erwartet sobald dieses Szenario eintritt sogar eine Verzehnfachung des Börsenwerts von Tesla, der, Stand Anfang Mai 2019, über 43 Milliarden US-Dollar beträgt. Ein weiteres Geschäftsmodell, welches sich aus dem autonomen Fahren ergibt, ist der Robomart. Das gleichnamige Start-Up aus San Francisco hat einen autonom fahrenden Supermarkt entwickelt. Bestückt werden die Fahrzeuge von der US-Supermarkt Kette Stop & Shop. Die Fahrzeuge können autonom direkt zum Kunden fahren oder an stark frequentierten Orten parken. In der Stadt Boston ist der Robomart bereits in Betrieb.
- Das autonome Fahren lässt sich in 5 unterschiedliche Stufen gliedern – vom klassischen Selbstfahrer bis zum vollautonomen Fahren.
- Themen wie dem Komfort, das Entertainment und die Produktivität während der Fahrt rücken immer mehr in den Fokus.
- Es ergeben sich neue Geschäftsmodelle durch die fortschreitende Vernetzung der Autos und wachsende Fähigkeit zum autonomen Fahren.
- Herausforderungen ergeben sich bei der technologischen Umsetzung, den hohen Kosten, dem fehlenden Vertrauen in das selbstfahrende Fahrzeug und den umfangreichen gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie den ethischen Komponenten.
Was sind die größten Herausforderungen?
Eine große Herausforderung ist immer noch die technologische Umsetzung. Ein autonom fahrendes Auto benötigt eine Menge teurer Sensoren. So sind beispielsweise in den oben genannten Robotertaxis von Aptiv 2 Kameras, 2 Computer, mehrere Antennen, 10 Radarsensoren und 9 LiDAR Sensoren verbaut. Lidar Sensoren haben eine ähnliche Funktion wie Radarsysteme, basieren aber auf der Lasertechnologie. Laut einer Studie von Deloitte sind die Nutzer allerdings kaum bereit, für ein autonom fahrendes Auto mehr zu bezahlen als für herkömmliche Autos. Auch das Vertrauen in die digitalen Autopiloten ist noch nicht besonders ausgeprägt. Die meisten fühlen sich noch sicherer, wenn sie das Steuer selbst in der Hand halten. Der Verkehr ist ein hochkomplexes Geschehen, in dem stets etwas unvorhergesehenes passieren kann, was blitzschnelle, kreative und vernünftige Reaktionen erfordert. Trotz immer besser werdender Systeme kommt es bei den aktuellen Assistenzsystemen vor, dass der Fahrer eingreifen muss. Eine weitere Herausforderung des autonomen Fahrens sind die umfangreichen gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die ethische Komponente. Fragen der Haftung müssen ganz neu gestellt werden. Wer trägt beispielsweise die Schuld an von Computern oder Künstlichen Intelligenzen verursachten Unfällen? Trotz rasanter technologischer Entwicklung bleibt also noch einiges zu tun, bis Autos völlig autonom auf unseren Straßen unterwegs sein werden.
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