Ist es Kryptokriminalität oder die Chance auf das schnelle Geld?
Jemand findet einen alten ausrangierten USB-Stick und entdeckt ein Vermögen. Längst vergessene Ankäufe aus der Einführungsphase der Kryprowährung Bitcoin haben den glücklichen Besitzer sozusagen im Schlaf zum Multimillionär gemacht. Andere vergessen ihre Passwörter und verlieren ihre Millionen, ohne einen Cent jemals davon gesehen zu haben. Solche Geschichten regen zum Träumen an. Mit virtuellen Währungen reich werden, ohne einen Finger dafür krumm gemacht zu haben. Das wäre doch eine prima Alternative zum Geldverdienen durch Arbeit. An Kryptokriminalität denkt dabei erstmal keiner.
Die Blockchain verspricht maximale Sicherheit
Gepriesen wird vor allem die Sicherheit im dezentralen Zahlungsverkehr. Dieser erfolgt als Punktzahlung ohne Vermittler, was im echten Leben eine Bank wäre. Jede Transaktion erzeugt einen Datensatz, von dem sowohl dem Käufer als auch dem Verkäufer eine Kopie im Netz zur Verfügung steht. An die allererste Ur-Datei werden nun alle weiteren Transaktionen angehängt, so dass sich eine Kette immer neuer Datensätze bildet. Die sogenannte Blockchain entsteht. Sie bildet für jeden Nutzer detailliert die Historie einer Transaktion ab. Maximale Transparenz soll Manipulation verhindern. Für den Fall, dass diese aber dennoch jemandem gelingt, stehen theoretisch immer noch viele nicht betroffene Nutzer bereit, mit deren authentischen Kopien man die Manipulation entdecken und aussortieren kann.
Geld verlieren leicht gemacht
Aber natürlich haben auch virtuelle Medaillen eine Kehrseite, und auf der steht Scam, also eben doch Betrug. Mehr als sieben Milliarden US-Dollar sollen nach Angaben der Blockchain-Datenplattform Chainalysis im vergangenen Jahr durch Betrügereien verschwunden sein. Betrug stellt demnach den Hauptanteil an Kryptokriminalität dar und steigerte sich 2021 um 81 Prozent.
Kryptokriminalität 4.0 – Der „Enkel-Trick“ im Internet
Sind Blockchains also doch nicht so sicher, wie zuvor behauptet? Das Risiko liegt weniger in der Blockchain als im Umgang mit den Coins. Ebenso wie im echten Leben, in dem Menschen dazu gebracht werden, ihnen völlig unbekannten Personen Geld anzuvertrauen oder über ihre Verhältnisse genauestens Auskunft zu geben, so überlassen auch in der digitalen Welt gutgläubige Besitzer ihr virtuelles Geld Betrügern. Diese sammeln skrupellos den damit verbundenen monetären Wert ein und verschwinden dann auf Nimmerwiedersehen. Dabei erstellen die Betrüger einen Token an einer dezentralen Börse. An einer solchen kann Jedermann ohne KYC Prüfung (Know Your Customer) ein Token erstellen. KYC beschreibt eine Legitimitätsprüfung, bei der Banken und Krypto-Börsen die Identität ihrer Kunden überprüfen. Über die sozialen Medien versprechen die Betrüger dann große Gewinne und wecken das Interesse an ihrem Token. Menschen, die sich in der Welt der Kryptowährungen nicht auskennen, glauben oft, was ihnen in den sozialen Medien versprochen wird und investieren. Hat der Betrüger genug Liquidität erhalten, entzieht er diese aus den Liquiditätspools und der Preis des Krypto Assets stürzt ab – die Anleger schauen in die Röhre.Diese fiese Masche trägt einen Namen: Rug Pull. Der Begriff ist gleichzusetzen mit der Metapher, jemandem den Teppich unter den Füßen wegzuziehen. Bevorzugt wird diese Masche im Decentralized Finance (DeFi) angewandt.
Höchster Gewinn ohne Aufwand – aber am Ende gewinnt immer die Bank
Das Prinzip ist einfach: Per Anzeige im Internet oder mittels unaufgefordertem Direktanschreiben per Mail versprechen die Anbieter höchste Rendite bei minimalem Einsatz. Alter Hut? Darauf fällt heutzutage doch keiner mehr rein? Falsch. Heutzutage fallen mehr Menschen denn je auf die Masche rein, denn im Netz werden scheinbar Märchen wahr. Die Blockchain verspricht Sicherheit, der Kurs der virtuellen Währung steigt. Da kommt man schon mal auf die Idee, die Finger auf der Tastatur zu bewegen, um auf der Welle mitzureiten. Jetzt mal eben ein paar Freunde animieren, mitzumachen, damit der Kurs noch weiter in die Höhe getrieben wird, und schon steckt man mittendrin im gesetzlich verbotenen Schneeballsystem. Und wie ein Spielsüchtiger im Casino verdrängt man dabei die alte Weisheit, dass bei solchen Einsätzen am Ende immer die Anderen gewinnen.
Kryptokriminalität – Dem Investor bleibt nur das absolute Nichts
Dieses Ende sieht folgendermaßen aus: Der Krypto-Entwickler entzieht dem Projekt mit einem Schlag die gesamte Liquidität. Die Welle bricht, und ausnahmslos alle gutgläubigen Anleger gehen erbarmungslos unter. Die Kryptokriminalität hat gewonnen. Wer voll auf Risiko gesetzt hat, ist jetzt seine gesamten Ersparnisse los.
Träumen erlaubt – aber nur im Schlaf
Die gute Nachricht lautet: Jeder kann sich selbst schützen. Die nüchterne Erkenntnis lautet: Der größte Feind in der virtuellen wie in der realen Welt ist nicht an erster Stelle der Kriminelle, sondern man selbst, indem man freiwillig seinen Verstand ausblendet und glaubt, das eigene Geld könne sich von selbst vermehren. Verabschiedet man sich von dieser Illusion und achtet auf die folgenden Anzeichen für mögliche Kryptokriminalität, hat man gute Chancen, Besitzer seines Geldes zu bleiben.
Schritt für Schritt Kryptokriminalität entlarven
Am Anfang steht immer ein Gefühl, und zwar ein schönes: Euphorie. Kryptokriminalität triggert die Begeisterungsfähigkeit für Glücksmomente, hervorgerufen durch die fast greifbare Aussicht auf unverhofften Reichtum ohne Arbeitseinsatz. Gepaart wird die Euphorie mit einem Gefühl von Überlegenheit. Man scheint plötzlich ein „Sehender unter Blinden“ zu sein. Einer der ersten, der einen Hype erkennt und absahnt, bevor zu viele Beteiligte den Objektwert wieder sinken lassen. Das Kopfkino springt an. Es spielt den Film über ein Leben ohne Sorgen. Eine prächtige Villa, ein luxuriöses Auto, Anerkennung und Status in einer Gesellschaft, in der man sich unbedeutend und anonym fühlt – die Liste der Wunschvorstellungen variiert im Detail, wird aber in den meisten Fällen von einem starken Beweggrund angeführt: dem Wunsch nach Unabhängigkeit und Anerkennung. Beste Vorraussetzungen um zum Opfer von Kryptokriminalität zu werden.
Schritt 1: Das Kopfkino ausschalten
Mit klarem Verstand ein Projekt zu durchdenken, hat nichts mit Kopfkino gemein. Szenarien sind Gedankenkonstrukte, um mögliche Verläufe zu erkennen, aber sie haben absolut nichts mit den eigenen Emotionen oder Wünschen zu tun. Erst, wenn der Verstand das Whitepaper eines Projektes prüft, lässt er sich durch Augenwischerei und zweideutige Anspielungen auf sagenhafte Gewinne nicht mehr täuschen. Gibt es kein klar formuliertes Ziel und keine nachvollziehbaren Realisierungsansätze, ist das Projekt wahrscheinlich unseriös. Erst recht, wenn die Informationen erst nach Kontaktaufnahme oder Registrierung versprochen werden. Die einfache Faustregel lautet: Je geheimer und undurchsichtiger eine Sache ist, desto mehr riecht sie nach Betrug.
Schritt 2: Das Kind beim Namen nennen
Man recherchiert, wer genau hinter dem Projekt steht. Gibt es einen namentlich erkennbaren Verantwortlichen? Wenn diese Angabe fehlt, kann man nichts über den Anbieter herausfinden. Damit ist das Projekt wahrscheinlich unseriös, auch wenn so manches Großprojekt wie die Entwicklung der Bitcoin anonym erfolgte. Es sind gerade solche Erfolgsstorys, die Kriminelle nutzen, um ihre Anonymität zu rechtfertigen.
Schritt 3: Wozu in die Ferne schweifen?
Befindet sich der Unternehmenssitz des Anbieters im Ausland, kann man sein Recht im Zweifelsfall nur schwer vor Gericht durchsetzen. Das macht es Betrügern leicht, mit gestohlenem Geld davon zu kommen.
Schritt 4: Keine Lawine auslösen
Die Aufforderung, eigene Freunde oder Bekannte für das Projekt zu werben, ist unseriös. Auch oder gerade wenn mit einer verlockenden Belohnung geworben wird, sollte man dieser Versuchung unbedingt widerstehen. Sie grenzt an das rechtlich verbotene Schneeballprinzip, das erfahrungsgemäß nichts anderes als eine Lawine frustrierter und geprellter Geschädigter hinterlässt. So verliert man womöglich nicht nur sein Geld, sondern auch seine Freunde und seine Reputation.
Schritt 5: Professionelle Website mit Impressum
Betrüger machen sich kaum die Mühe, für viel Geld eine professionelle Website zu erstellen. Da wird eher stümperhaft Leuchtreklame ohne exaktes Impressum zusammengestellt. Die Ansage lautet: Finger weg! Wer ein seriöses Produkt bewirbt, muss dafür Geld in die Hand nehmen und sich identifizieren.
Fazit Kryptokriminalität
Wer sein Geld für sich arbeiten lassen will, muss sich sorgfältig informieren. Hinter glamourösen Anlagegeschäften mit „Traumrenditen“ in kurzer Zeit verbergen sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Betrüger. Wir bei magility als Cyber Security Experten verfolgen den Weg der Kryptowährungen, deren Chancen und Risiken sowie die damit verbundenen Geschäftsmodelle seit vielen Jahren. Kontaktieren Sie uns gerne gleich hier.