von Dr. Michael W. Müller, Geschäftsführender Partner magility GmbH & Co. KG
Die klassischen Rahmenbedingungen für eine Gestaltung von Industriebauten waren Schutz vor Umwelteinflüssen, Fertigungsabläufe, logistische Materialflussprozesse, Informationsflüsse und Kosten. Um in der Zukunft als Industriebauplaner möglichst alle Potentiale für einen optimalen Kundennutzen zu heben, müssen auch unternehmensspezifische Werte und Visionen, Strategien und Ziele, Marken und Menschen sowie flexible Organisations- und Arbeitsmodelle mit beachtet werden. Zusätzlich treten bei Industriebauten Flexibilität, Agilität und Wandlungsfähigkeit sowie Lebenszykluskosten verstärkt in den Vordergrund.
Der Industriebau der Zukunft jedoch muss ein agiles System sein, denn ständiger Wandel in den Nutzungen zieht den ständigen Wandel in den Baustrukturen und der Haustechnik nach sich.
Folgende Anforderungen an den Industriebau wurden von magility im Rahmen einer Studie für die Automobilindustrie allokiert:
- Weitere Steigerung der Nutzungsfunktionalität von Gebäuden, Haustechnik und Infrastruktur
- Kontinuierliche Verbesserung der Prozessorientierung von Industriebauten bezüglich Personalfluss, Materialfluss, Informationsfluss, Medien und Sicherheit
- Förderung des Informations- und Wissensaustausches zwischen Mitarbeitenden durch Kommunikation fördernde Architektur.
- Attraktivierung der individuellen Arbeitsplätze zur Gewinnung und Bindung von hoch qualifizierten Mitarbeitenden
- Steigerung der Integrationsfähigkeit von firmenexternen Kooperationspartnern durch adäquate Raumstrukturen.
- Förderung der öffentlichen Kommunikation der unternehmsspezifischen Markenwerte und der Corporate Identity durch „Corporate Architecture“
- Erhöhung der Flexibilität in der Gebäudenutzung für sich schnell verändernde Nutzeranforderungen
- Stärkung der Adaptionsfähigkeit von Industriebauten für zukünftig steigende Komplexitätsgrade neuer technischer Einrichtungen, Betriebsmittel und IT.
- Verstärkung der Wandlungsfähigkeit des Gebäudes für größere Veränderungen in der Nutzung.
- Weitergehende Standardisierung der Bau- und Gebäudetechnik zur Erzielung von Kosten- und Skaleneffekten in Planung, Bau und Betrieb.
- Durchgängige digitale Prozesskette für Planung, Bau und Betrieb
- Deutliche Verbesserung der Gesamtkostenanteile des Industriebaus pro produziertem Fahrzeug durch Optimierung der „Total Cost of Ownership“.
Diese äußeren Anforderungen an den Industriebau stellen im Umkehrschluss auch die inneren Schlüsselerfolgsfaktoren eines Industriebaus aus Sicht der Automobilindustrie dar.
Ein Industriebau wurde in der Vergangenheit, und wird auch heute noch oft, ausschließlich als Objekt gesehen und mit statischen und visuellen Begriffen beschrieben, bewertet und diskutiert. Industriebauarchitektur hat jedoch ihren praktischen Nutzeneffekt nicht nur durch die äußere Erscheinung, sondern hat ihn im Besonderen im Inneren auf der Ebene der flexiblen aktiven Raumnutzung und auf der agil prozessualen und menschlichen Funktionsebene der Gebäudenutzer. Der Industriebauplaner strukturiert im Planungsprozess das Standortnetzwerk, den Einzelstandort, das Grundstück, das Gebäude und die Flächen. Er schafft damit eine großflächige Raumordnung, in der Menschen prozessorientiert und agil im Netzwerk arbeiten können. Industriebau definiert somit unmittelbar das äußere Umfeld für die soziale Interaktion aller Mitarbeitenden.
Trotz der ständigen Verbesserung von technischen und mobilen Kommunikationsmitteln wird der Bedarf an persönlicher direkter Kommunikation immer wichtiger. Kreativität, Produktinnovationen, agile Prozesse und Netzwerke werden immer wichtiger, um sich im Wettbewerb zu differenzieren. Hierfür soll durch den Industriebau eine zielführende räumliche Umgebung geschaffen werden, damit zwischen den richtigen Personen zur richtigen Zeit am richtigen Ort eine direkte persönliche Kommunikation stattfinden kann. Mit Programming, einem systematischen Analyse- und Planungswerkzeug des Industriebaus, das in den ersten Phasen des Gebäudeentstehungsprozesses eingesetzt wird, können die betrieblich notwendigen Kommunikationsprozesse bereits zu einem frühen Zeitpunkt erfasst, verbessert und abgesichert werden.
Das agile Management von Information und Wissen, das kooperative Sozialverhalten aller Beteiligten, unterstützt durch menschengerechte, funktionale, kommunikations- und prozessfördernde Industriebauarchitektur, ist auch zukünftig ein sich weiter verstärkender kritischer Erfolgsfaktor der hochdynamischen globalen Automobilindustrie.
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