Die Integrale Planung ist laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) eine Grundvoraussetzung für nachhaltiges Bauen. Gleich einer Kunstturnerin übt sie sich im Spagat zwischen maximaler Ressourcenschonung und Emissionsreduzierung einerseits sowie der Gewinn- und Komfortoptimierung eines Unternehmens andererseits.
Alles ist mit allem verbunden
Kleider machen Leute und moderne Fassaden spiegeln heute oft das Selbstverständnis von Unternehmen. Und wie z.B. die Kleiderbranche unterliegt auch die Architektur den Trends der Zeit. Während in den 1970er Jahren die Stahl- und Glastempel großer Unternehmen aller Branchen ohne Rücksicht auf Energieeffizienz aus dem Boden schossen, liegt heute die Vorzeigereferenz in hoch technologisierten Details, die auf den ersten Blick nicht unbedingt sichtbar sind. Doch im Gegensatz zu rein ästhetischen Elementen müssen sie zum Beispiel beim Bau von Büro- und Verwaltungsgebäuden nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) nachweisbar vorliegen. Und weil immer alles mit allem verbunden ist, ergibt sich hierdurch eine Wechselwirkung zu allen anderen Kriterien des Systems.
Ein Leben lang unter Beobachtung
Der Bau komplexer Industrie- oder Verwaltungsgebäude ähnelt heutzutage der logistischen Herausforderung wie einst beim Umzug des Münchner Flughafens. Denn integrale Planung beginnt mit der gedanklichen Entwicklung des Projekts auf dem Reißbrett, umspannt dann den kompletten Lebenszyklus der Anlage und endet erst nach der umweltgerechten Wiederverwertung oder Entsorgung ihrer Einzelteile nach deren Abbruch oder Rückbau. Von Anfang bis Ende eines solchen Lebenszyklus bleiben die einzelnen Komponenten in ihrer Abhängigkeit überschaubar, so dass Abläufe simultan wie auch iterativ optimiert werden können. Sollten Störungen auftreten, könnten diese behoben werden, bevor sich der Domino-Effekt großräumig auf andere Bereiche auswirken kann.
Notfalls redet jeder mit jedem
Damit am Ende jedoch nicht nur die Energiebilanz und die Wirtschaftlichkeit den modernen Anforderungen entsprechen, sondern die Anlage auch von ihren Nutzern akzeptiert werden kann, bedarf es der vernetzten und transparenten Zusammenarbeit aller Beteiligten von den Architekten bis zur Haustechnik. Ein Schlüssel bei der integralen Planung ist folglich gute, schnittstellenübergreifende Kommunikation.
Integrale Planung als innere Überzeugung
Integrale Planung ist jedoch laut Professor Christoph M. Achammer kein Leistungsbild, das nach traditioneller Vorgehensweise per Knopfdruck abrufbar ist. Vielmehr sieht der CEO der Vereinigung ATP in der integralen Planung eine Haltung, die gelebt werden müsse. Achammers Aussage nach ist integrale Planung
„eine Kultur, die fächerübergreifend und in gegenseitigem Verständnis über lange Zeit in unseren Büros geübt wurde und die unsere Mitarbeiter*innen mit Begeisterung leben.”
Das entsprechende Gütesiegel steht laut ATP
„für den ausgereiften integralen Planungsprozess, in dem die traditionelle Abgrenzung zwischen den einzelnen Fachbereichen nahezu vollständig aufgelöst wird.“
Es gibt genug Luft nach oben
Wie wichtig die Vernetzung aller Beteiligten an großen Bauprojekten ist, zeigt die PWC-Studie 2021 zum Umgang der Bauindustrie mit Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Corona-Pandemie. Aus der Studie geht hervor, dass Planer stärker von der Covid-19-Krise betroffen sind als die Bauunternehmen. Dennoch gaben neun von zehn Befragten an, dass sie mit Problemen in den Lieferketten ebenso zu kämpfen hätten wie mit der Verfügbarkeit von Rohstoffen. Gleichzeitig stellen rund 75% der Befragten Schwierigkeiten bei der Umstellung auf mehr digitale Zusammenarbeit fest. Immerhin sind sich fast alle Bauunternehmer und Planer darin einig, dass die Digitalisierung der Prozesse zunehmen und zur Lösung infrastruktureller Probleme beitragen wird. Beim Blick auf die eigenen Kompetenzen im digitalen Bereich sehen sich die Planer jedoch nur knapp zur Hälfte und die Bauunternehmer sogar nur zu etwa einem Drittel gut aufgestellt.
Angst vor Cyberkriminalität blockiert den digitalen Ausbau
Den Grund hierfür sieht man laut PWC-Umfrage einerseits in der unzulänglichen fachlichen Qualifikation der Mitarbeiter sowie im allgemein beklagten Fachkräftemangel. Auf der anderen Seite geht in der Baubranche aber auch die Angst vor der Cyberkriminalität um. Wir von Magility bieten mit der Magility Cyber Security GmbH deshalb maßgeschneiderte Lösungen zur Sicherstellung der Cyber Security von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen.
Auch die EU setzt auf integrale Planung
Laut Technischer Universität Wien sieht auch die Europäische Union den richtigen Weg zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft in der interdisziplinären, integralen Planung. Allerdings rügt sie die Bauverantwortlichen für deren Zögerlichkeit, so genannte „green buildings“ verstärkt in die Planung mit aufzunehmen, weil diese höhere Kosten verursache. Dabei stünden diesen höheren Kosten von rund zwei Prozent Einsparungen bei den lebenszyklischen Kosten von etwa 40 Prozent gegenüber.
Komplexere Anforderungen brauchen mehr Zeit
Mit den komplexeren Anforderungen an energieeffizientes Bauen und vernetzte Zusammenarbeit steigt auch der zeitliche Aufwand für die Planung. Nach dem Bericht der TU Wien sind die dafür erforderlichen Leistungen in den Honorarverordnungen Österreichs und Deutschlands jedoch nur teilweise unter den frei verhandelbaren Leistungen berücksichtigt. Einen großen Teil der komplexen Mehrleistungen müssen Architekt*innen demnach im Rahmen ihrer regulären Beauftragung leisten. Gänzlich unberücksichtigt bleibt die für den Erfolg eines integral geplanten Bauprojekts elementare professionelle Kommunikation zwischen allen Beteiligten.
Integrale Planung ist kein Pro Bono-Projekt
Letztlich bedeutet dies unter dem Strich für die Planer, dass sie derzeit auf den aufwändigen, nicht vergütungspflichtigen Mehrleistungen sitzen bleiben. Damit wird integrale Planung fast schon zum Privatvergnügen der Planer degradiert. Mit Blick auf die ambitionierten Klimaziele der Europäischen Union sollte darüber vielleicht noch einmal nachgedacht und das sogenannte Kaskaden-Prinzip der Honorarverordnung entsprechend angepasst werden.
Dadurch könnten unangenehme Überraschungen in Form deutlich überschrittener Kostenrahmen bei der Endabrechnung von Projekten vermieden werden und keiner müsste sich darüber wundern, wenn geplanten Kosten am Ende oft um ein Vielfaches überschritten werden.
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