Seit langem gibt es die Warnung, die Investition in die Elektromobilität nicht komplett zu verschlafen. Der Appell ist vor allem an die Automobilindustrie, den Energiesektor und die öffentliche Hand gerichtet. Jetzt kommt ein Vorstoß von einer anderen Richtung. Der Deutsche Discounter Aldi Süd investiert nun in Schnellladesäulen und Ladeinfrastruktur. Doch wie ist es einzuschätzen, dass bereits Lebensmittelhändler im Mobilitätsmarkt mitmischen? Liegt gar die Zukunft darin, dass branchenfremde Unternehmen da anpacken, wo andere gerade schlafen? Wir haben das Vorgehen des Discounters zusammengefasst.

Eine Batterieladung vom Discounter

Die Lebensmitteldiscounter Aldi und Lidl zählen zu den reichsten Konzernen Deutschlands. Sie gestalten ganze Regionen und investieren Millionen in regionale Infrastruktur, Hochschulen und Bildungseinrichtungen. Nicht ganz uneigennützig. Die schnell wachsende Logistik braucht eine immer teurere Infrastruktur, die Städte und Gemeinden so schnell nicht bauen können. Auch qualifizierter Nachwuchs muss erst einmal ausgebildet werden. Doch warum nun Ladeinfrastruktur? Welche Motivation steckt dahinter?

Fehlende Ladesäulen Hauptgrund für Zurückhaltung beim Kauf

Die Reichweite von Elektroautos kommt noch immer nicht an das heran, was bereits vor Jahren versprochen wurde. Gleichzeitig ist die  Ladeinfrastruktur in Deutschland noch nicht hinreichend ausgebaut, wie wir bereits berichtet haben. Die Deutschen bleiben daher auch weiterhin zurückhaltend beim Kauf von reinen Elektroautos.  2017 wurden nur knapp über 25.000 E-Autos in Deutschland zugelassen.

Aldi Süd eröffnet erste von 28 geplanten Schnellladesäulen

Zusammen mit dem Technologiepartner Innogy eröffnete Aldi Süd Anfang August die erste von 28 geplanten 50-kW-Schnellladesäulen vor einer Filiale. Ziel sei es, Hauptverkehrsrouten abzudecken und so zu ermöglichen auch lange Strecken zu fahren. An den Säulen können alle gängigen Elektrofahrzeuge aufgeladen werden. Während der Öffnungszeiten kann der Dienst umsonst und ohne Registrierung genutzt werden.

Politik lobt das Vorgehen

Zur Eröffnung der Säule kam auch Mathias Samson, Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium. Seine Einschätzung äußerte er zusammenfassend: „Elektromobilität ist alltagstauglich und bietet viele Vorteile. Ich bin überzeugt, dass mehr Fahrer umsteigen würden, wenn es ein dichteres Ladenetz gäbe. Die Initiative von Aldi Süd bringt uns ein Stück weiter auf unserem Weg zu einem klimafreundlichen Verkehrssystem“. Was das Land Hessen im Zusammenhang mit der Infrastruktur plant, darüber ließ er nichts verlauten. Aber dass die Discounter nun ein Thema angehen, das eigentlich in den Ministerien höchste Priorität haben sollte, scheint hingenommen zu werden.

Lidl investiert in Carsharing

Während Aldi Süd Schnellladesäulen installiert und für Kunden zugänglich macht,  startet Lidl eine Kooperation mit Mazda. Bis Ende August 2018 will Mazda zusammen mit dem Mobilitätsdienstleister Choice 850 Carsharing-Fahrzeuge auf die Straße bringen. 150 dieser Fahrzeuge sollen ab September auf 50 ausgewählten Lidl-Parkplätzen in Nordrhein-Westfalen stationiert werden.

Discounter haben zunehmend Einfluss

Lidl und Aldi sind die führenden Lebensmittel-Discounter in Deutschland. Die Schwarz Group, zu der Lidl gehört, setzte im Jahr 2017 laut Statista rund 24,3 Milliarden Euro brutto um. Hohe Umsätze und entsprechende Gewinne ermöglichen den Konzernen Investitionen auch über die Branche hinaus.