Die fortgeschrittene Digitalisierung durch Big Data, KI und Co. hat gezeigt: Die Medizin der Zukunft ist datengetrieben, smart und vernetzt. Digital Health, auch Smart Health oder Digitale Gesundheit genannt, birgt enorme Chancen für den gesamten Gesundheitssektor. Nicht nur die Behandlung von Krankheiten soll durch den Einsatz von smarten Technologien in Zukunft schneller und wirksamer gestaltet werden. Smart Health Technologien haben auch das Potential die Kosten im Gesundheitswesen zu reduzieren. Welche Smart Health-Trends haben sich bereits etabliert und welche sind in den nächsten Jahren zu erwarten?

Die Telemedizin ist gekommen, um zu bleiben

Spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie kommt die Telemedizin häufiger zur Anwendung, schafft sie doch die Möglichkeit zum Kontakt zwischen Arzt und Patient, ohne dass diese physisch im selben Raum anwesend sein müssen. Digitale Sprechstunden ermöglichten ärztliche Konsultation und Diagnostik während der Corona-Pandemie ohne sich dem Ansteckungsrisiko auszusetzen.Die Kommunikation bei der Telemedizin erfolgt über elektronische Geräte wie z.B. Smartphones oder Laptops – Voraussetzung ist eine stabile Internetverbindung sowie eine Software, die Videokonferenzen ermöglicht. Nicht nur Patienten mit schwereren Krankheiten, sondern auch solche, die längere Anfahrten für den Arztbesuch auf sich nehmen müssen, profitieren vom Komfort, den die Telemedizin mit sich bringt.

Auch für den ländlichen Raum sieht das Bundesministerium für Gesundheit eine Chance in der Telemedizin zur langfristigen Sicherung der Gesundheitsversorgung. Aufgrund des Ärztemangels auf dem Land droht dort in den kommenden Jahren eine medizinische Unterversorgung. Schätzungen zufolge soll der Markt der Telemedizin bis zum Jahr 2030 global auf circa 430,1 Milliarden Euro anwachsen. Doch bedeutet das, dass Sprechstunden mit dem Arzt zukünftig nur noch im Wohn- oder Schlafzimmer stattfinden? Fakt ist, dass digitale Konsultationen als solche physische Behandlungen nicht zur Gänze ersetzen können. Die Telemedizin dient daher vor allem als Ergänzung zur herkömmlichen Diagnostik und Behandlung und zur Entlastung von Ärzten. 

Alle Patientendaten auf einen Blick

Seit dem 1. Januar 2021 kann ein Patient, so die Theorie, medizinische Informationen und Krankheitsverläufe in einer elektronischen Patientenakte (ePA) ablegen. Dazu gehören frühere Diagnosen, Rezepte und Informationen über Impfungen und Allergien. Im Idealfall wird die ePA in Form einer App von der jeweiligen Krankenversicherung bereitgestellt und kann per Smartphone mit digitalen Dokumenten befüllt werden. Die zentrale Aufbewahrung der Daten erleichtert die Behandlung von Patienten, insbesondere wenn zur Konsultation verschiedene Ärzte herangezogen werden, und vermeidet wiederholte Untersuchungen, die aufgrund fehlender Gesundheitsdaten heute leider noch gehäuft auftreten. Anfängliche Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes hat das Bundesministerium für Gesundheit aus dem Weg geräumt: Die Nutzung der ePA ist freiwillig, und der Patient kann selbst entscheiden, welche Daten in der Akte gespeichert werden sollen. Die Daten werden verschlüsselt hinterlegt und können nur von freigeschalteten Ärzten oder anderen von Patienten autorisierten Leistungserbringern eingesehen werden. Der Zugriff kann jederzeit zeitlich und inhaltlich eingeschränkt werden. Doch nicht nur die ePA wird in der Welt der Smart Health zukünftig die Ärzte digital über den Gesundheitszustand ihrer Patienten informieren.

Jetzt kommt das Internet of Medical Things 

Das Internet of Medical Things  (IoMT) integriert medizinische Geräte in eine vernetzte Infrastruktur, durch die Ärzte die Gesundheitsdaten ihrer Patienten auch aus der Ferne verfolgen können. Besonders der Markt für Gesundheits-Wearables hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt und wächst stetig weiter. Produkte wie Fitbits und andere Smartwatches sind inzwischen für viele zum alltäglichen Accessoire geworden. Sie haben sich in kurzer Zeit von einfachen Schrittzählern zu Geräten entwickelt, die eine Reihe von Gesundheitskennzahlen wie Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffsättigung im Blut über einen längeren Zeitraum messen können. Ärzte können diese Daten, wenn der Nutzer diese autorisiert hat, nutzen, um Krankheiten akkurat zu diagnostizieren oder frühzeitig zu erkennen.

Robert Havasy, Senior Director der Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS), sagt, dass sich Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzkrankheiten über einen langen Zeitraum oft aufgrund eines ungesunden Lebensstils entwickeln. Wearables könnten daher zur Prävention vor diesen Krankheiten beitragen.

Smart Health und Wearables der Zukunft 

Auch andere Arten von Wearables, die Gesundheitsdaten liefern sollen, oder sogar Teil der Therapie sind, werden bald erwartet. Die Fraunhofer-Gesellschaft forscht bereits seit längerer Zeit an smarter Kleidung, die die medikamentöse Behandlung von Patienten erleichtern soll. Intelligente Fasern in der Kleidung geben dabei die nötigen Wirkstoffe, ähnlich wie ein Schmerzpflaster, an die Haut ab. Ein anderes Beispiel ist der “Baby-Schlafanzug”, der im Rahmen eines Forschungsprojekts der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) entstanden ist. Säuglinge, die nach der Geburt an Gelbsucht leiden, werden mit Kurzwellenlicht behandelt. Forschende an der Empa haben nun Leuchtpyjamas entwickelt, die die bisherige Behandlung der Säuglinge im Inkubator unter Blaulicht ersetzen können und eine Genesung mit der körperlichen Nähe zur Mutter ermöglichen. Dies sind nur 2 Beispiele, die aufzeigen, was in Zukunft möglich sein wird. 

Computerlinguistik wird Teil der Diagnoseverfahren

Ein weiterer aufkommender Trend im Bereich der Smart Health ist die Verarbeitung natürlicher Sprache, auch als Computerlinguistik bezeichnet, welche in der Automobilindustrie für Sprachsteuerungssysteme schon länger verwendet wird. Sie ist eine Form der künstlichen Intelligenz, die sich auf die Analyse von gesprochener und geschriebener Sprache konzentriert. Mit der zunehmenden Verwendung von elektronischen Patientenakten und der darin gespeicherten großen Menge an Informationen ist die Entschlüsselung der Daten und die Extraktion verwertbarer Informationen von großer Bedeutung. Laut ForeSee Medical liegen allerdings 80% der Daten, die über elektronische Aufzeichnungen gewonnen werden, unstrukturiert vor, was eine schnelle und zuverlässige Diagnose bremst. Algorithmen können die entscheidenden Informationen in wenigen Augenblicken isolieren und so bei der Diagnose unterstützen. Der Einsatz von Computerlinguistik im Gesundheitswesen befindet sich derzeit noch in einem frühen Stadium, soll jedoch in den nächsten Jahren weiter zunehmen. 

Wie vernetzt man Smart Health mit denen, die nicht vernetzt sind?

Wenn Smart Health die Gesundheit der Menschen durch effizientere Diagnosestellung und Therapiefindung und die eigene Einflussnahme auf die Gesundheit mithilfe von Wearables langfristig verbessern kann, könnte dies auch zur erheblichen Entlastung des Gesundheitssystems beitragen. 

Die größte Herausforderung besteht derweil darin, Smart Health auch denjenigen zugänglich zu machen, die die entsprechenden Technologien nicht bedienen können oder erst gar nicht über die elektronischen Mittel verfügen. Wie kann die ältere Generation zum Beispiel an die neuen Technologien im Gesundheitswesen herangeführt werden und deren Vorteile nutzen? Denn gerade diese Gruppe scheint hinsichtlich des zunehmenden Krankheitsaufkommens im Alter von einer verbesserten Qualität der Gesundheitsversorgung durch Smart Health am meisten profitieren zu können. Vor der Vernetzung verschiedener Generationen und Bevölkerungsschichten mit Smart Health liegt also noch ein steiniger, aber notwendiger Weg, da der Einsatz intelligenter Technologien im Gesundheitswesen nur so weiter zunehmen wird. Doch wenn dies gelingt, sind die Aussichten vielversprechend. 

XAI (eXplainable artificial intelligence) – Für die magility einer der Megatrends 2023! 

XAI (Explainable Artificial Intelligence) auf deutsch erklärbare künstliche Intelligenz oder auch erklärbares Maschinenlernen, ist ein Neologismus, der in der Forschung und im Bereich des Maschinenlernens schon seit etwa 2004 verwendet wird. XAI kann als technische Disziplin beschrieben werden, die operative Methoden findet und zur Verfügung stellt, durch die AI-Systeme erklärt werden können. XAI kann transparent machen, wie eine Software, sei sie dynamisch oder linear programmiert, ein Problem löst. Auf diese Weise können Methoden wie das Deep Learning für den Anwender nachvollziehbar und kontrollierbar werden.

In der letzten Zeit ist der Begriff XAI nicht nur in den Medien immer präsenter geworden. Auch in den Weiterentwicklungen von Smart Health Anwendungen wird XAI immer wichtiger und kann zur Diagnose von Krankheiten und sogar zu Krankheitsverläufen Modelle mit hoher Vorhersagegenauigkeit liefern. 

magility, Smart Health und XAI

Wir von magility haben vertiefte Expertise in Smart Health und XAI und verfügen über das notwendige fachliche Know-How und die passenden Experten, um Sie in diesem herausfordernden Themenfeld beraten und unterstützen zu können. Viele spannende Szenarien sind durch Smart Health Technologien und XAI in Zukunft möglich und werden durch die immer weiter entwickelten digitalen Health-Innovationen realistische Perspektiven. Seien Sie gespannt auf unsere weiteren Entwicklungen im Jahr 2023 in unserem Smart Health Geschäftsbereich. 

Welche Chancen sehen Sie für Smart Health? Melden Sie sich gerne bei unseren magility Experten für einen fachlichen Austausch.

Das Wichtigste in Kürze

  • Smart Health soll die Qualität der Gesundheitsversorgung mithilfe innovativer Zukunftstechnologien langfristig verbessern und Kosten reduzieren. 
  • Der Markt der Telemedizin wächst. Ärztliche Sprechstunden werden in Zukunft zunehmend digital geführt. Physische Behandlungen ersetzen sie hingegen nicht.
  •  Verschlüsselt und zugriffsbeschränkt: Die elektronischen Patientenakte ermöglicht seit dem 01. Januar 2021 die sichere Zusammenführung aller Gesundheitsdaten eines Patienten. 
  • Medizinische Geräte werden im Rahmen des Internet of Medical Things (IoMT) Teil des Netzes und ermöglichen die ärztliche Überwachung aus der Ferne. 
  • Wearables wie Smartwatches haben sich bereits als IoMT-Geräte etabliert.
  • Smarte Kleidung könnte bald als medikamentöse Behandlung zum Einsatz kommen.  
  • Computerlinguistik wird Teil der Diagnoseverfahren.
  • XAI eröffnet im Bereich Smart Health neue Möglichkeiten und kann zur Diagnose von Krankheiten und sogar zu Krankheitsverläufen Modelle mit hoher Vorhersagegenauigkeit liefern.