Von Dr. Michael W. Müller, Partner und Geschäftsführer magility GmbH & Co. KG

Unternehmerische Agilität wird durch Produkt-, Service- und Prozessinnovationen getragen.

Open Innovation ist eine neue Methode im Innovationsmanagement zur Steigerung der Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Hierbei werden unternehmensexterne Wissensquellen aktiv genutzt. Open Innovation fördert die Öffnung des Innovationsprozesses von Unternehmen und damit die aktive Nutzung der Außenwelt zur Vergrößerung des eigenen firmeninternen Innovationspotentials. Der Begriff Open Innovation ist zurückzuführen auf Henry Chesbrough (Haas School of Business/University of California, Berkeley, http://www.openinnovation.net). Es gibt derzeit unterschiedliche Ansätze Open Innovation in der Praxis zu operationalisieren. Die Methode bietet viel Potential die Agilität in der Produkt- und Serviceentwicklung zu steigern, Entwicklungszeiten zu verkürzen und letztendlich den finanziellen Erfolg zu steigern.
Ergänzend zu aktueller Literatur schlagen wir folgende Handlungsempfehlungen zur Erreichung von Agilität durch Open Innovation vor:
  1. Lieferanten-Innovationstage einführen, bei denen Lieferanten Beiträge zur Produkt- und Prozessverbesserung interdisziplinär diskutieren und einbringen können.
  2. Kunden aktiv in frühe Innovationsphasen einbeziehen. Dabei sind die Freiräume der Vorentwicklung für kun­denspezifische Innovationen zu nutzen. Visionäre User, Lead User, Meinungsführer sind dabei zu bevorzugen. Eine externe Moderation erhöht die Objektivität und Akzeptanz durch die Kunden.
  3. Innovationsnetzwerke entwickeln und aktiv bearbeiten. Hier werden systematisch Innovationsnetzwerke auf Basis von definierten Suchfeldern entwickelt.
  4. In der Masse liegt die Intelligenz: „Given enough eye­balls, all bugs are shallow“. Externe Innovationsplattfor­men wie http://www.innocentive.com aktiv nutzen. Hierbei müssen die Probleme zerlegt und veröffentlicht werden. Das ITEM-HSG begleitet derzeit die Schweizer Innovationsplattform Atizo (https://www.atizo.com )
  5. Innovationstage einführen mit systematischem ex­ternen Input.
  6. Knowledge Broker aktiv nutzen. Geeignet sind Hightech-Institute wie Fraunhofer, sowie Engineering Unternehmen.
  7. Den Ort der Innovation messen und Vorgaben ma­chen bezüglich externen Impulsen. Bei Procter & Gamble müssen mehr als 50 Prozent aller Innova­tion von externen Partnern stammen.
  8. Verankerung im Firmenleitbild: Der Open-Innovation-Mindset muss explizit in den Werten und dem Leitbild der Firma verankert sein und gelebt werden.
  9. Diversität und gesteuerte Fluktuation fördern. Bei Nestlé werden neue Mitarbeiter die ersten zwölf Monate als besonders wertvoll angesehen, da sie noch nicht betriebsblind sind und externe Impulse einbringen. Bei Goldman Sachs fördert dies der Chief Learning Officer und fragt dies systematisch ab. Nicht-Industrieexperten sind bevorzugt einzu­stellen.
  10. Das Top-Management muss die Open-Innovation­ Philosophie vorleben. Die meisten Unternehmen geben bereits vor, dass die Mitglieder Unternehmensleitung eine Mindestanzahl an Tagen direkt beim Kunden verbringen müssen. Bei Nokia muss das oberste Management eine bestimmte Anzahl von Tagen in Trendsetter-Communities verbringen.

Wichtig ist jedoch eine genaue Analyse der Unter­nehmensstrategie und des einzelnen Geschäftes. Nur wer nachhaltige Werte für Kunden schafft, innoviert kommerziell erfolgreich. Ansonsten entsteht nur eine große ideologisierte User-Community, wie bei zahlreichen Open-Source-Projekten bereits geschehen, aber wenig Profit für das eigene Unternehmen. Innovationsprozes­se müssen daher sorgfältig betrachtet werden auf ihre Eignung zur Öffnung. Der kulturelle Mehrgewinn von agilen offenen, veränderungsfähigen Mitarbeitern schlägt sich hierbei in den allermeisten Fällen positiv nieder und fördert den Innova­tions- und Unternehmenserfolg.