Daimler und BMW gelten in ihrem Segment eigentlich als Rivalen. Doch seit Längerem hört man das Gerücht, dass die beiden Autobauer nun kooperieren wollen und ihre Carsharing-Töchter zusammenlegen. Die Pläne werden nun immer konkreter. Doch was veranlasst Konkurrenten zur Zusammenarbeit? Warum versuchen die Kontrahenten sich nicht alleine im Carsharing, einem als zukunftsweisend geltendem Geschäftsmodell, zu beweisen?

Carsharing: Aufstrebender Markt

Car2Go (Daimler) und DriveNow (BMW) sind nach Mitgliedszahlen die stärksten Carsharing-Anbieter in Deutschland, mit deutlichem Abstand zu Flinkster (Deutsche Bahn) auf dem dritten Platz. Flinkster hingegen hat die größte Flotte und deckt am meisten Gebiet in Deutschland ab. Vor allem in Metropolen kommen die geteilten Autos gut an. Für die Autobauer liegt der Vorteil auch darin, dass sie neue Käuferschichten erreichen oder Elektroautos in Flotte bringen, damit auch Menschen Elektromobilität erleben, die sich sonst nicht davon angesprochen fühlen.

Warum kooperieren?

Nun wurde gemeldet, dass die beiden größten free-floating Carsharing-Angebote in Kürze zusammengelegt werden. Die beiden Marken werden bestehen bleiben, die Infrastruktur dahinter aber zusammengelegt. Der Autovermieter Sixt, dem bisher Teile von DriveNow gehören, soll sich bereit erklärt haben, seine Anteile an BMW zu verkaufen. Doch warum wollen BMW und Daimler auf einem so zukunftsträchtigen Markt kooperieren, statt sich alleine zu profilieren?

Die härteste Konkurrenz sitzt im Silicon Valley

Die Antwort lautet, dass die härteste Konkurrenz eben nicht in Stuttgart oder München sitzt, sondern im Silicon Valley. Hinter den Fusionsplänen für DriveNow und Car2Go steckt auch die Erkenntnis, dass BMW und Daimler im Zweifel gemeinsame Interessen haben, die es gegen Tech-Giganten wie Uber und Google oder Tesla durchzusetzen gilt.

Selbstfahrende Roboterautos

Denn während diese Unternehmen in den letzten Jahren mit Innovation und großen technologischen Fortschritten von sich reden machen, müssen die etablierten Autogrößen darum bangen, zukünftig nur noch die Hardware zu liefern. Da Daimler und BMW aber auch in Zukunft vorne mitspielen wollen, kooperieren sie in vielen Feldern. „Die Digitalisierung verlangt Zusammenarbeit an Stellen, die vor zehn Jahren undenkbar gewesen wäre“, kommentiert Dr. Michael Müller, Geschäftsführer der magility GmbH, die geplante Kooperation.

Auch bei Kartendienst und Schnelllade-Netzwerk wird kooperiert

Ein weiteres Beispiel für die Zusammenarbeit der Autobauer ist der Kartendienst Here. Dieser gilt als Grundlage des autonomen Fahrens und wurde gemeinsam von Daimler, BMW und Audi gekauft. Auch der Aufbau eines Netzwerkes von Schnellladestationen wird als Joint Venture unter dem Namen IONITY, von Daimler, BMW, Ford und VW realisiert. 

Hohe Investitionen und Risiko

Ein Grund für die Zusammenschlüsse sind hohe Investitionen, die nötig sind. Alleine im Fall Here wurden bereits drei Milliarden investiert. Dennoch bleiben Fragen offen. So will auch die Autovermietung Sixt am Carsharing Modell beteiligt bleiben und eventuell nicht alle Anteile abtreten. Außerdem gibt es bislang noch keine flächendeckende Verfügbarkeit der Dienstleistung und das, obwohl Carsharing als zukunftsweisend gilt. Bisher gibt es den Dienst vor allem in Metropolen und selbst dort ist es bislang schwierig, hohe Gewinne damit zu erzielen.